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Special Simon Lebek - Autor
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Wozu braucht man überhaupt noch das Fernsehen? Eigentlich nur noch für die Oscars, den Tatort und die WM, ansonsten schauen viele mittlerweile fast alles auf Tablets und Smartphones - und bestimmen durch ihr Sehverhalten stärker mit als je zuvor. Goldene Zeiten für Fans und Anbieter? WIDESCREEN fühlt den Puls der neuen Medienlandschaft.

House of Cards House of Cards Dramatik ungemein erhöht
Fest steht, dass House of Cards ein Hit ist. Für Sam Forman, einen der Autoren der Serie, war die Arbeit daran eine ganz neue Erfahrung: "Wir haben auf Anhieb einen Auftrag für zwei Staffeln bekommen, nicht mal einen Pilotfilm mussten wir vorzeigen. In der Regel bestehen die Sender auf einem Pilotfilm." Doch Netflix brach mit allen Traditionen. Für die sechs Autoren wurde ein Haus in Venice Beach angemietet und in ein Büro umgewandelt. "Wir waren nur wenige Meter vom Strand entfernt", so Forman, "aber wir haben den Strand nur einmal zu Gesicht bekommen. Wir saßen zehn Monate im Writer's Room und haben die Handlung entwickelt." Überall, so erklärt Forman, waren Schreibtafeln, Tabellen und Karteikarten verteilt. Statt einer Serie im herkömmlichen Sinne entwickelten die Autoren eine zusammenhängende, dreizehnstündige Geschichte. "Wir brauchten keine Cliffhanger am Ende der Folgen, weil wir wussten, dass jeder die gesamte Staffel in einem Rutsch sehen konnte." Dadurch entstand eine neue Art der Zuschauerbindung und die Dramatik der Serie wurde ungemein erhöht. Wenn es nach Forman ginge, hätte man die gesamte Serie als eine einzige Datei online gestellt, die der Zuschauer nach Belieben anschauen kann. "Die Tatsache, dass es überhaupt noch Folgen im herkömmlichen Sinne gibt", sagt Forman, "erklärt sich nur, weil es für Verkäufe ins Ausland, an normale TV-Sender, notwendig war." Die fertigen Drehbücher wurden von David Fincher betreut (der inzwischen eine US-Version der britischen Serie Utopia für den Sender HBO angekündigt hat), aber es hatte jeder Input, auch die Hauptdarsteller Kevin Spacey und Robin Wright. "Wir haben selbst während des Drehs noch an den Skripts gearbeitet", so Forman.

Kehrseite der Medaille Breaking Bad Breaking Bad
Die lang erwartete zweite Staffel scheint jedoch ein Opfer des eigenen Erfolgs geworden zu sein. Produzent und Showrunner Willimon ist in Hollywood bekannt für seine krankhafte Liebe zum Detail – und für seinen schlechten Charakter. Willimon greift immer wieder wie ein Besessener in die Arbeit seiner Kollegen ein oder er feuert sie einfach. In Staffel 2 von House of Cards hat er die Zügel fester in der Hand als je zuvor und der Zuschauer blickt kaum noch durch. Es scheint, dass sich Willimon und manch andere der heutigen Fernsehmacher, besonders in der Internetbranche, mittlerweile mehr für die Fan-Reaktionen in Blogs und auf Twitter interessieren als für das Innenleben ihrer Figuren. Denn das ist die Kehrseite der Medaille: Wer zu sehr aufs Publikum hört, schreibt nicht mehr von Herzen. Manche Serien werden lange nach ihrem Haltbarkeitsdatum künstlich am Leben gehalten, denn solange damit Geld zu machen ist, ist der Inhalt oft zweitrangig. Doch es ist nicht abzustreiten, dass die Fans eine wichtige Rolle spielen. Nur so ist beispielsweise der Erfolg von Breaking Bad zu erklären: Wäre die Serie bei den Fans auf Netflix nicht so erfolgreich gewesen, so meinte Schöpfer Vince Gilligan, wäre sie schon viel früher abgesetzt worden.

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