Eiyuden Chronicle Hundred Heroes hätte fantastisch sein können - ist es aber leider nicht ...
Nach vielen Jahren Arbeit, 4,5 Millionen Dollar auf Kickstarter und noch mehr Liebe zum RPG-Genre ist der spirituelle Nachfolger der Suikoden-Serie jetzt bereit für sein nächstes Abenteuer. Unser Test zu Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes!
Ein super Beispiel steckt im ersten Dörfchen direkt beim Start. Hier tummeln sich ein 3D-Pferd mit butterweichen Idle-Animations-Loops und ein Meerschweinchen mit fünf Sprite-Frames im selben Bildschirmabschnitt. Ob euch diese allgegenwärtige Diskrepanz freut oder stört: Geschmackssache. Aber die Diskrepanz ist auf jeden Fall da.
Eine Handvoll Problemchen
Hundred Heroes hat, würde ich sagen, fünf Probleme. Drei davon sind nicht so dramatisch, die restlichen beiden verursachen aber Plagen und Schmerzgefühle. Weichproblem Nummer 1 kommt aus dem eben angesprochenen großen visuellen Kontrast zwischen den 2D-Sprites und den 3D-Hintergründen.
Diese nicht immer perfekte Harmonie führt bisweilen dazu, dass sich die Engine bei der Kollisionsabfrage zwischen den Spielfiguren und der Spielwelt verrennt - und bei der Grafik gleich noch mit dazu.
Bestes Beispiel: die Gleise der Loren in der verlassenen Mine ziemlich früh im Spiel. Wer hier über die Tracks läuft - und da werdet ihr kaum drum herumkommen - wird merken, dass nicht nur eure Spielfiguren regelmäßig im Spurt nach oben zucken, sondern deren Füße auch immer wieder mal durch die Gleise clippen.
Ähnliche Probleme gibt es auch mit Treppen und Brücken im Spiel, aber hey: Das juckt mich eigentlich nur deswegen, weil ich dafür bezahlt werde, dass es mich juckt. Euch als Spielern dürfte das wahrscheinlich vollkommen wurscht sein und das wahrscheinlich auch mit Recht.
Ich hab' nicht Pause gedrückt!
Das zweite Problem, das ich vielleicht durchwinken kann, sind die technischen Bugs. Von denen gab es leider auch reichlich. Am schlimmsten waren drei Momente, in denen ich fast sicher war, das Spiel sei im Hardlock, also bei laufendem Bildschirm abgestürzt, ohne ins Betriebssystem zu crashen.
War aber nicht so, in allen drei Fällen hatte Hundred Heroes nur jeweils einen Hänger aus der Hölle bei ununterbrochener Musik und eingeblendeten Charakteren. Nach zwischen zwei und fünf Minuten ging es dann doch immer weiter.
Quelle: PC Games Man kann es niemanden verübeln, der hier frustriert auf den Reset-Button drischt. Bonuspunkte dafür, dass jeder der drei Hänger mitten in einem episch-dramatischen Moment passiert ist, was natürlich total die Emotionen und das Feuer aus diesen eigentlichen Höhepunkten der präsentierten Storyline genommen hat.
Warum winke ich das dann durch? Weil ich glaube, dass Rabbit & Bear Studios diese Probleme noch rausgepatcht bekommt. Aaaaaber: Nach allem, was ich so sehe und höre, ist die Switch-Version des Spiels wohl noch eine ziemliche Bruchlandung. Wenn ihr auf ein anderes System ausweichen könnt, tut das.
Wenn nicht oder es unbedingt die Switch-Version sein soll, dann wartet mal lieber noch einen Monat ab - sonst versaut ihr euch womöglich das erste (und damit wie in jedem Rollenspiel beste) Durchspielen.
Schaut ab und zu bei uns vorbei und forscht nach, ob neue Patches für die Switch rausgekommen sind und/oder wir sonst Entwarnung geben können. Es wird halt echt Zeit für neue Nintendo-Hardware, das muss man mittlerweile einfach so sagen ...
Anleitung, manchmal in Sanskrit
Das dritte Passt-schon-Problem ist die Spielerführung. Hundred Heroes schwankt bemerkenswert stark dazwischen, euch beim Aufspüren eures nächsten Ziels entweder in Watte zu packen oder euch komplett im Stich zu lassen. Exponat 1: die Aufgaben auf der Minimap.
Es kann sein, dass euch das neue Eiyuden Chronicle einen Questmarker ins Spiel setzt, der sich gerade mal fünf Meter entfernt von euch befindet und an dem ihr unmöglich vorbeilaufen könnt, solange ihr nicht mit Gewalt die Hilfestellung zu sabotieren versucht.
Quelle: PC Games Das Spiel bringt euch aber auch immer wieder mal in Situationen Marke "finde mehr Soldaten" - ohne euch zu verraten, wie und wo ihr das anstellen sollt.
Im Ergebnis macht man dann den RPG-Shuffle aus den 90er-Jahren: Man rennt so lange durch die Dörfer und Botanik, bis man über die eine Lösung oder den einen ansprechbaren NPC stolpert, den Hundred Heroes für den nächsten logischen Schritt hält. Kann sein, dass ihr kurz nach Gründung einer gewissen Festung verstehen werdet, was gemeint ist.
Exponat 2: diffizile Rätsel mit Frustgefahr. Perfektes Beispiel: Nach drei vier Stunden habt ihr eine Lore in der Hand und braucht mehr Gewicht in dem guten Stück. Beim zweiten Mal, wenn ihr euch dieses Gewicht organisieren möchtet, müsst ihr diese Zusatzladung an der exakt richtigen Stelle abholen - sonst triggert die Lösung der Aufgabe nicht.
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