Eiyuden Chronicle Hundred Heroes hätte fantastisch sein können - ist es aber leider nicht ...

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Test Benjamin Kegel - Autor Lukas Schmid - Brand / Editorial Director
Eiyuden Chronicle Hundred Heroes hätte fantastisch sein können - ist es aber leider nicht ...
Quelle: 505 Games

Nach vielen Jahren Arbeit, 4,5 Millionen Dollar auf Kickstarter und noch mehr Liebe zum RPG-Genre ist der spirituelle Nachfolger der Suikoden-Serie jetzt bereit für sein nächstes Abenteuer. Unser Test zu Eiyuden Chronicle: Hundred Heroes!

Exponat 3: neue Gameplay-Elemente, ohne den Willen, sie ausreichend zu erklären. Wie bereits geschrieben, kredenzt euch Hundred Heroes immer wieder neue Spielmechaniken. Das ist ja erst mal sehr schön, sorgt für Frische, Dramatik und Abwechslung. Diese Spielelemente sind oft komplex. Gleichzeitig scheut sich das neue Eiyuden Chronicle aber davor, euch mit den dafür eigentlich nötigen tiefgreifenden Anleitungen zu konfrontieren.

Ja, es tut das, um euren Spielfluss nicht zu unterbrechen, man versteht die guten Intentionen. Aber im Ergebnis führt das nur dazu, dass euch Hundred Heroes erbarmungslos in eine harte Lernkurve rennen und ahnungslos zurücklässt. Frust, die Dritte. Kurzum: Dieses Spiel braucht ganz dringend ein schönes Wiki. Das wird es mit seiner starken Fanbase aber auch bekommen, insofern winke ich auch diesen Stolperstein durch.

Passiv statt massiv

Doch damit erreichen wir die zwei anderen Probleme, von denen ich leider nicht glaube, dass das neue Eiyuden Chronicle sie entweder weggepatcht bekommt oder das sie dem Spiel mangels Schmerzwirkung egal sein können.

Die erste satte Schelle ins Gesicht kommt von den Kämpfen. So ungern ich es sage: Ich habe 95 % der - klassisch RPG-zufallsgenerierten - Gefechte auf der Weltkarte und in den Dungeons im Automatik-Modus verbracht. Ich war zu oft einfach zu gelangweilt.

Zwischensequenz in Dorf Quelle: PC Games Dabei hat Hundred Heroes viele Spielmechaniken, um die Waffengänge spannender zu machen: Verschiedene physische und elementare Angriffstypen schmettern auf mehrstufige Rüstungs-Panzersysteme und Resistenzen. Über Runen rüstet ihr eure Wunschcharaktere mit Fähigkeiten und Magie aus, die dann im Kampf über sich automatisch aufbauende Fähigkeitspunkte bzw. MP als limitiertem Treibstoff verwendet werden können.

Die Fähigkeiten schmiegen sich ganz gut in die Kämpfe ein, die Balance aus konstantem Generieren deren Ressourcenpunkte und das Entfesseln von Einzel- oder Gruppen-Spezialattacken passt. Magie auf der anderen Seite ist gerade in den ersten 20 Stunden fast ausschließlich für Bosskämpfe reserviert - MP lassen sich einfach zu schwierig generieren und gerade Gruppenheil- oder Angriffszauber sind verflucht teuer.

Auch das Party-Gefechtslayout mit (üblicherweise) drei Charakteren in der Front als Vorhut, drei in der Nachhut im Schutzbereich, einem Helfer und Dienern bietet auf dem Papier eigentlich viele Optionen zum Feinjustieren und Fachsimpeln mit anderen Eiyuden-Liebhabern - aber dieses Set-up regelt man eigentlich einmal, und das war es dann auch.

Danach läuft der Laden, von speziellen Gefechten mit speziellen Gimmicks einmal abgesehen, und das eben in der Regel im Automatik-Modus.

Das ist aber wohl auch exakt so gewollt, Hundred Heroes bietet nämlich einen gigantischen Einstellungsumfang zum exakten Verhalten jedes einzelner eurer Krieger ohne eure konstant leitende Hand. Das neue Eiyuden Chronicle möchte euch einen Großteil seiner Freude auf dem Schlachtfeld dadurch bereiten, dass ihr das bestmögliche passive Set-up zusammenstellt und dann ohne euer großes Zutun laufen lasst.

Kampfbildschirm Quelle: PC Games Das muss man in einem RPG mögen. Oder halt auch nicht. Dann hat man aber wenig Freude. Stellt das Spiel zum Start auf den schweren Modus um, wäre mein Tipp.

Lös' doch mal einer die Handbremse

Die für mich erbarmungslosesten Spaßvernichter sind aber die Ladezeiten und Delays in der Menüführung. Ihr wollt eine Seite in der Kampf- oder Charakterplanung umblättern? Das dauert einen Moment. Ihr wollt zwischen den Spielfiguren durchschalten? Da ist doch sicher Zeit für eine kleine, künstlerische Pause!

Ihr wollt Items zwischen euren Helden tauschen? Kann sein, dass ihr dann erst mal ein paar Sachen unequippen müsst. Und das für jede Rune, jede Rüstung, jede Fähigkeit, jede Magie, jeden Effekt-Ring, jede Kampf-Formation, jede automatische Ressourcenbegrenzung. Puh.

Habt ihr schon einmal einen JRPGler nach um die 100 Stunden Spielzeit dabei beobachtet, wie er durch die Menüs seines Spiels rauscht? Gebt euch mal einige der Speedrun-Rollenspiel-Kategorien bei Awesome Games Done Quick - ihr werdet feststellen, dass die Jungs und Mädels dort pur aus dem Muskelgedächtnis in einer derart irrsinnigen Geschwindigkeit durch die Einstellungen hetzen, dass man als nicht in die Szene eingeweihter Zuschauer gar nicht mitbekommen kann, was da eigentlich gerade passiert ist. Jeder Equipment-Bildschirm ist vielleicht für einen Bruchteil einer Sekunde zu sehen. Hundred Heroes zieht hier an einer fatal falschen Stelle die Bremse an.

    • Kommentare (2)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Kamato NPC
        Ein wundervolles Spiel mal wieder wegen nichts in der Luft zerrissen. Performanceprobleme habe ich nicht mal mit der old gen. Das "perfekte build" ist sowieso im Auge des Betrachters und sollte maximal für End- und Postgame Notwenig sein. Kann verstehen wenn der artstyle 2.5D nicht für jeden was ist, muss es aber auch nicht. Ich finde das es bei nem singleplayer Spiel hauptsächlich um Spaß, Characktere und Story geht. Aber dafür bräuchte man ja sowas wie ne Aufmerksamkeitsspanne und Empathie. Ist mal wieder heulen auf hohen Niveau. Die Tryhardzeit geht mir echt auf die Nerven. Genießt doch n Game einfach mal Casual. Erstrecht die Singleplayer, Storydriven Games. Mir fehlt dennoch so ne priese etwas. Ich kann es leider nicht genauer beschreiben. Daher kriegt das Spiel von mit 9/10
      • Von Kamato NPC
        Ein wundervolles Spiel mal wieder wegen nichts in der Luft zerrissen. Performanceprobleme habe ich nicht mal mit der old gen. Das "perfekte build" ist sowieso im Auge des Betrachters und sollte maximal für End- und Postgame Notwenig sein. Kann verstehen wenn der artstyle 2.5D nicht für jeden was ist, muss es aber auch nicht. Ich finde das es bei nem singleplayer Spiel hauptsächlich um Spaß, Characktere und Story geht. Aber dafür bräuchte man ja sowas wie ne Aufmerksamkeitsspanne und Empathie. Ist mal wieder heulen auf hohen Niveau. Die Tryhardzeit geht mir echt auf die Nerven. Genießt doch n Game einfach mal Casual. Erstrecht die Singleplayer, Storydriven Games. Mir fehlt dennoch so ne priese etwas. Ich kann es leider nicht genauer beschreiben. Daher kriegt das Spiel von mit 9/10
      • Von Harry1969 NPC
        Eiyuden Chronicle liefert das was versprochen wurde. Einen großartigen Ausflug zu den JRPG der 90er Jahre. Bin zwar erst bei Stunde 10 aber bis auf die Mana Generierung habe ich bis jetzt keine nennenswerte Mängel gefunden. Die Story hat eine sofortige Entwicklung und interessante Grundcharaktere. Die Wegfindung ist ein wenig hakelig aber das kenne ich von vielen Spielen auch nicht anders. Vor allem was ist schon Perfekt. Man wird es nie jedem recht machen können . In den 90ern wäre die Wertung durch die Decke geschossen und Heute bekommt es eine 7. Zum Autokampf möchte ich anmerken das das Menü feintuning bei jedem JRPG wenn es mal gefunden ist, immer gleich abläuft. Du hast hier die Wahl ob du rumfummeln möchtest oder es einmal einstellst und auf Autokampf laufen lässt. Hat mich bei Star Ocean 2 und Dragon Quest 11 auch nie gestört. Ich habe die Switch Version und bin noch auf gar kein Performance Problem gestoßen, zumindest nach 10Stunden Spielzeit. Für mich ist Eiyuden Chronicle gleichauf mit Octopath Traveler, Star Ocean 2, Dragon Quest 11, Grandia, Chrono Trigger, Chrono Cross, Secret of Mana, ...... und hätte von mir eine glatte 9 bekommen. Macht das Spiel nicht nieder und freut euch an dem was ihr erhalten habt. Gerne würde ich mehr in der Art von Eiyuden Chronicle spielen und ich hoffe Suikoden 1 und 2 lässt nicht zu lange auf sich warten.
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