Star Trek 2 Der Zorn des Khan: Eine Reise aus der Midlife-Crisis und zurück

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Special Sebastian Göttling - Autor Lukas Schmid - Brand / Editorial Director
Star Trek 2 Der Zorn des Khan: Eine Reise aus der Midlife-Crisis und zurück
Quelle: Paramount 

Unser Autor und ausgewiesener Star-Trek-Experte Sebastian Göttling blickt zurück auf den vielleicht besten Star Trek-Film: Star Trek 2: Der Zorn des Khan!

Dem speziellen Touch Nick Meyers ist auch zu verdanken, dass der Film nur so strotzt vor literarischen Zitaten, von Herman Melvilles "Moby Dick", an den der Film thematisch angelehnt ist (ebenso wie gleich mehrere Episoden der Originalserie), bis hin zu Milton und Shakespeare. Die Vorliebe, sich mit Zitaten der Hochkultur zu profilieren, sollte mit dem sechsten Kinofilm, ebenfalls von Nick Meyer inszeniert, ihren Höhepunkt erreichen.

Eine weitere Literaturfigur und Meyers Vorbild für Kirk ist Kapitän Horatio Hornblower, ein Seeheld der britischen Marine aus napoleonischen Zeiten. Um den Look des Films entsprechend hochseetauglich zu gestalten, ließ Meyer statt der pastellfarbenen Disco-Uniformen des ersten Films sehr barock aussehende Ensembles entwerfen, die für die nächsten vier Filme ebenfalls erhalten bleiben sollten. Gene Roddenberry mochte diese neuen Uniformen sowie die starken nautischen Anleihen des Films überhaupt nicht, konnte aber als machtloser "Ausführender Berater" rein gar nichts dagegen ausrichten.

Apropos Roddenberry: Die Todesszene Spocks, die mit winziger Crew am Set unter Ausschluss der Öffentlichkeit gedreht wurde, um Leaks zu verhindern, passte dem ehemaligen Chef ebenso wenig in den Kram. Hier jedoch griff er zu schweren und äußerst diskutablen Geschützen. Schon seit Erscheinen des Films 1982, als Fans damit drohten, ihn wegen des Todes Spocks zu boykottieren, war klar, dass es einen Whistleblower gab, der dieses Plotdetail hatte durchsickern lassen.

Doch erst vor einigen Jahren wurde bekannt, dass das Plappermaul niemand Geringeres als Gene Roddenberry höchstselbst war. Er wollte anscheinend nichts unversucht lassen, um Star Trek unter Harve Bennett zu torpedieren, um womöglich selbst wieder ans Steuer gelassen zu werden.

Am Ende aber bekam Paramount kalte Füße: Publikumsliebling Spock konnte man doch nicht einfach sterben lassen, ohne seinen liebenden Fans einen Hoffnungsschimmer zu geben! Nick Meyer, der von dem Ende seines Films überzeugt war, wollte davon nicht abrücken, also verselbständigten sich die Studiobosse. Ohne die Regie Meyers begab sich ein Second-Unit-Team in den Golden Gate Park, um im einzigen Außendreh des Films zu zeigen, dass der Sarkophag Spocks sanft auf dem lebensspendenden neuen Genesis-Planeten gelandet war.

Star Trek 2 Der Zorn des Khan: Eine Reise aus der Midlife-Crisis und zurück (8) Quelle: Paramount  Star Trek 2 Der Zorn des Khan: Eine Reise aus der Midlife-Crisis und zurück (8)

Meyer tobte, jedoch ohne Erfolg. Paramount sprach ein Machtwort, die von ihnen geforderte Hoffnungsbotschaft am Ende überschrieb Meyers kreative Vision. Auch konnte er nicht den seinen ursprünglich geplanten Titel verwenden: "Star Trek: The Undiscovered Country". Das, ein Shakespeare-Verweis auf den Tod, war der Marketingabteilung viel zu abgehoben, sie verlangte stattdessen den Titel "The Vengeance of Khan".

Nur um diesen dann zu "The Wrath of Khan" zu ändern, den Meyer noch weniger mochte, damit man dem dritten Star-Wars-Film, der "Revenge of the Jedi" heißen sollte, nicht in die Quere kam. Als dieser am Ende "Return of the Jedi" hieß, schien alles Rangeln um den Titel im Nachhinein noch sinnloser.

Übrigens: Ursprünglich trug der Film nicht den Zusatz "II" im Titel, er hieß lediglich "Star Trek: The Wrath of Khan". Die römische Ziffer wurde erst bei der Kino-Wiederaufführung eingesetzt. "The Undiscovered Country" hingegen sollte, sehr zur Freude Meyers, vier Filme später doch als Titel zurückkehren.

Am Ende wurde Film ein voller Erfolg. Kritiker und Fans waren sich einig, dass dem Team um Harve Bennett und Nick Meyer ein Film gelungen war, der ganz im Geiste der Originalserie war und fantastische Action-Abenteuer-Unterhaltung bot, gepaart mit einer guten Portion Anspruch.

Die Einahmen betrugen 78 Millionen Dollar - weltweit 97 Millionen -, und so erreichte "Der Zorn des Khan" Platz 6 der US-Kinocharts und wurde, seinem Budget von 12 Millionen Dollar gegenübergestellt, ein Kassenschlager (hier in Deutschland lief Star Trek übrigens bis zur großen Trek-Welle, die SAT.1 1994 mit der täglichen Next-Generation-Ausstrahlung lostrat, unter ferner liefen in kleinen Schuhkarton-Kinos, selbst der famose Khan).

Und dann war er sogar wahnsinnig günstig im Vergleich zum Vorgänger! Stimmt schon, "Der Zorn des Khan" sieht auch ein ganzes Stück günstiger aus als der erste Film, aber eben nicht billig, sondern kreativ günstig, mit einem herrlich dreckigen Look, der an Sci-Fi-Filme der 70er erinnert und deswegen sehr cool und selbstsicher daherkommt.

Ab jetzt war klar: Star Trek geht auf jeden Fall weiter, ein Franchise ist geboren. Die strahlende Zukunft, die nach dem ersten umstrittenen Kinofilm alles andere als sicher war, schien jetzt garantiert.

Dabei war es erstaunlich, dass sich ein Film, der sich um so unjugendliche Themen dreht wie Altwerden, Tod und Midlife-Crisis, beim vorrangig jungen Publikum zu einem solchen Kracher entwickelte. Heutzutage wird das Publikum gerade, was solche "unsexy" Themen angeht, konsequent unterschätzt und für dümmer gehalten, als es eigentlich ist.

Denn: In eine gute und spannende Geschichte verpackt und ansprechend dargestellt, sind solche erwachsenen Themen viel zumutbarer, als die Marketingabteilungen in Hollywood errechnen zu können glauben. Das von den Studios aus "Der Zorn des Khan" gezogene Learning war nur leider nicht, dass erwachsene Themen einen Abenteuerfilm aufwerten können.

Vielmehr scheint die Conclusio zu sein, dass man dem Publikum fortwährend einen rachsüchtigen Widersacher vom Format eines Khan Noonien Singh servieren muss. Mit dem Ergebnis, dass die gar nicht mal besonders guten Filme 7, 10, 11, 12 und 13 unter anderem an der an sich selbst gestellten Aufgabe scheitern, einen zweiten Khan zu finden.

    • Kommentare (9)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Worrel Spiele-Guru
        Zitat von smurfsoft
        Kleine Korrektur:
        "hier in Deutschland lief Star Trek übrigens bis zur großen Trek-Welle, die SAT.1 1994 mit der täglichen Next-Generation-Ausstrahlung lostrat, unter ferner liefen in kleinen Schuhkarton-Kinos, selbst der famose Khan"

        In Darmstadt liefen die Star Trek Kinofilme schon bei der Erstauführung in den jeweils größten Sälen. Mag aber auch daran liegen, daß zahlreiche Briten und US-Amerikaner hier lebten und leben, bedingt durch Raumfahrt und (damals noch) US Army Stützpunkt.
        Ich erinnere mich noch an 2 Star Trek Filmnächte im Programmkino, in denen die ersten 5 bzw beim zweiten mal 6 Star Trek Filme am Stück gezeigt wurden. Da der 6. Film 1991 rauskam, dürfte das dann 1991 oder 92 gewesen sein.
      • Von Worrel Spiele-Guru
        Zitat von smurfsoft
        Kleine Korrektur:
        "hier in Deutschland lief Star Trek übrigens bis zur großen Trek-Welle, die SAT.1 1994 mit der täglichen Next-Generation-Ausstrahlung lostrat, unter ferner liefen in kleinen Schuhkarton-Kinos, selbst der famose Khan"

        In Darmstadt liefen die Star Trek Kinofilme schon bei der Erstauführung in den jeweils größten Sälen. Mag aber auch daran liegen, daß zahlreiche Briten und US-Amerikaner hier lebten und leben, bedingt durch Raumfahrt und (damals noch) US Army Stützpunkt.
        Ich erinnere mich noch an 2 Star Trek Filmnächte im Programmkino, in denen die ersten 5 bzw beim zweiten mal 6 Star Trek Filme am Stück gezeigt wurden. Da der 6. Film 1991 rauskam, dürfte das dann 1991 oder 92 gewesen sein.
      • Von sauerlandboy79 Spiele-Guru
      • Von RoteRosen Hobby-Spieler/in
        Zitat von matrixfehler
        Schöner Artikel.
        Aber voller Rechtschreibfehler.
        War wieder kein Lektor in der Nähe?
        Nope, nur PC-Games^^
      • Von 08-of-15 Anfänger/in
        Yay für Good old Star Trek Content!
      • Von smurfsoft Anfänger/in
        Kleine Korrektur:
        "hier in Deutschland lief Star Trek übrigens bis zur großen Trek-Welle, die SAT.1 1994 mit der täglichen Next-Generation-Ausstrahlung lostrat, unter ferner liefen in kleinen Schuhkarton-Kinos, selbst der famose Khan"

        In Darmstadt liefen die Star Trek Kinofilme schon bei der Erstauführung in den jeweils größten Sälen. Mag aber auch daran liegen, daß zahlreiche Briten und US-Amerikaner hier lebten und leben, bedingt durch Raumfahrt und (damals noch) US Army Stützpunkt.
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