Star Trek 2 Der Zorn des Khan: Eine Reise aus der Midlife-Crisis und zurück

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Special Sebastian Göttling - Autor Lukas Schmid - Brand / Editorial Director
Star Trek 2 Der Zorn des Khan: Eine Reise aus der Midlife-Crisis und zurück
Quelle: Paramount 

Unser Autor und ausgewiesener Star-Trek-Experte Sebastian Göttling blickt zurück auf den vielleicht besten Star Trek-Film: Star Trek 2: Der Zorn des Khan!

Es muss am 12. September 1991 gewesen sein, während der Nachtwanderung durch die Dünen, als mir Thorsten die komplette Handlung von "Star Trek II: Der Zorn des Khan" erzählte, der alte Spoiler-Boy. Doch den Begriff "Spoiler" kannte ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht - und überhaupt war ich 1991 ein Schwamm. Was für ein Schwamm? Das sollte ich vielleicht erklären. Seit einem guten halben Jahr war ich bereits glühender Star-Trek-Fan, denn meinen Trekburtstag begehe ich jährlich am 3. März, an dem 1991 auf dem ZDF meine erste Star-Trek-Episode lief: "Skin of Evil", zu Deutsch "Die schwarze Seele", aus der Next Generation.

Obwohl diese Folge als keine besonders gute gilt, war es um mich geschehen, als ich diese freakige Geschichte über eine dämonische Teerpfütze sah, die Sicherheitschefin Tasha Yar grundlos ins Jenseits befördert. Einige Wochen lang nach diesem Startschuss für meine Trek-Begeisterung lief noch mehr Next Generation samstags auf dem ZDF, doch dann war unvermittelt Schluss. Kaum Fan, schon Dürreperiode! Zum Glück aber zeigte Premiere die ganzen Sommerferien über jeden Tag eine unverschlüsselte Folge der Urserie mit Kirk & Spock (immer begleitet von einer ebenfalls unverschlüsselten Folge Alf), sodass ich nach Picards Abenteuern auch die Geschichten der "alten Crew" kennen und lieben lernen durfte.

Ich war voll an Bord und als frisch gebackener Trek-Fan sog ich allen "Content" (noch so ein neumodischer Begriff) in mich auf wie ein Schwamm. Im Juli 1991 lief dann sogar der erste Star-Trek-Kinofilm "Star Trek: The Motion Picture" auf SAT.1. Ein Film, über dessen Entstehungsgeschichte und meine große Zuneigung ihm gegenüber ich schon einen langen Artikel schreiben durfte.

Lest unbedingt Sebastians Special zu Star Trek: The Motion Picture

Etwa zwei Monate später, am 8. September, zeigte SAT.1 den zweiten Kinofilm, "Der Zorn des Khan", in deutscher Erstausstrahlung, ganze neun Jahre nach seinem Kinostart, eine ziemliche Verspätung. Hier kommt die Nachtwanderung ins Spiel, denn am 8. September konnte ich den Film nicht sehen, war ich doch gar nicht zu Hause.

Star Trek 2 Der Zorn des Khan: Eine Reise aus der Midlife-Crisis und zurück (2) Quelle: Paramount  Star Trek 2 Der Zorn des Khan: Eine Reise aus der Midlife-Crisis und zurück (2)

Stattdessen war dies der fünfte Tag einer 13-tägigen Klassenfahrt, die mein gesamter Jahrgang in der siebten Klasse nach Ameland unternahm. Und so schön eine solche Fahrt auch ist: Dass ich den Khan-"FilmFilm" verpasste, das war ein fetter Minuspunkt. Doch auf Star Trek musste ich selbst in der Ferne nicht verzichten, denn, wie zuvor erwähnt, meine dicksten Schulfreunde und ich waren im Herbst 1991 veritable Star-Trek-Schwämme.

Deswegen hatten mein Freund Thorsten und ich auf die holländische Insel jeder ein oder zwei Bücher über unsere neue Leidenschaft mitgenommen. Thorsten war ganz vorn mit dabei, denn er hatte die Romanumsetzung ebendieses zweiten Kinofilms im Gepäck, der während unserer Reise im Fernsehen lief. Ein tolles Buch übrigens, von Trek-Autorin Vonda N. McIntyre lebendig runtergeschrieben, mit jeder Menge innerer Dialoge meiner Lieblingscharaktere und einigen Plotdetails, die zwischen Drehbuch und fertigem Film fallen gelassen wurden.

Im Vorfeld der Klassenfahrt war der pfiffige Thorsten schon einige Tage vor mir im Buchladen gewesen und hatte mir das letzte Exemplar dieses begehrten Buches weggeschnappt, während ich mich mit der unfassbar zähen Umsetzung des fünften Star-Trek-Films "Am Rande des Universums" begnügen musste.

Und als sich Thorsten nach einigen Ameland-Tagen genüsslich durch das Buch geschmökert hatte, nahm er die lange Nachtwanderung am 12. September zum Anlass, mir in sternenklarer Nacht, links Kühe, rechts die Dünen, eine detailreiche Zusammenfassung zu erzählen. Verpasst habe ich den Film übrigens nicht, denn natürlich hatte ich meine Eltern damit beauftragt, den Film in absentia auf Video aufzuzeichnen, damit ich ihn unmittelbar nach unserer Heimkehr anschauen konnte.

Das tat ich dann auch am 17. oder 18. September. Wunderbar bequem machte ich es mir im elterlichen Wohnzimmer vor dem großen Fernseher, musste Dank Thorsten keine großen Überraschungen befürchten (selbst den dicksten Spoiler kannte ich bereits) und legte los. Es war herrlich, denn so, wie mich der erste Kinofilm begeistert hatte, zog mich auch der zweite in seinen Bann.

Trotzdem war er von einer solch unerwarteten Intensität, dass ich "Der Zorn des Khan" im ersten Anlauf abbrechen musste. Doch warum ich die Notbremse zog, erzähle ich später. Jetzt ist es erst einmal Zeit für die Entstehungsgeschichte von "Star Trek 2: Der Zorn des Khan".

Wir erinnern uns: Der erste Kinofilm war zwar ein finanziell riesiger Erfolg, er war aber aufgrund eines Spezialeffekt-Desasters hinter den Kulissen - und auch der kreativen Buchhaltung von Paramount - auf der Kostenseite mit unglaublichen 40 Millionen Dollar als mittlerer Reinfall verbucht worden.

Aufgrund des einigermaßen geheim gehaltenen Erfolgs war eine Fortsetzung nur eine Frage der Zeit, doch die nur halbwahre Mär um das bodenlose Kostenloch wurde weiterhin laut erzählt, um Gene Roddenberry, den unliebsamen und streitbaren Schöpfer Star Treks, abzusägen. Der hatte einfach einen zu großen Dickkopf und mit ihm wollte man sich nicht weiter herumärgern.

Star Trek 2 Der Zorn des Khan: Eine Reise aus der Midlife-Crisis und zurück (3) Quelle: Paramount  Star Trek 2 Der Zorn des Khan: Eine Reise aus der Midlife-Crisis und zurück (3)

Nun waren die alten Zöpfe abgeschnitten und man nahm sich einen zunächst einen schnell und günstig produzierten Fernsehfilm vor - eine wahnsinnige Fallhöhe nach dem opulenten "Star Trek: The Motion Picture". Mit Blick auf die potenziellen Kinoeinnahmen überlegte man es sich allerdings recht schnell anders und plante dann doch einen Kinofilm, der allerdings von der-TV Division von Paramount produziert werden sollte.

Einerseits ein absolutes Novum, aber andererseits auch eine vorgreifende Kostensparmaßnahme, weil die Fachleute vom Fernsehen eben wissen, wie man haushaltet. Einen bekannten Fernsehproduzenten mit Genre-Erfahrung hievten die Paramount-Chefs dann auch nach nur kurzer Bedenkzeit auf den leeren Roddenberry-Thron: Harve Bennett, auf dessen Konto schon das Lee-Majors-Vehikel "Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann" und dessen Spin-off "Die Sieben-Millionen-Dollar-Frau" gingen.

Apropos Millionen Dollar, Bennett wurde sofort die unmissverständliche Ansage gemacht, dass dieser neue Film nicht schon wieder 40 Millionen Dollar kosten dürfe. Bennett, der stets den Schalk im Nacken hatte, konterte spontan: "40 Millionen Dollar? Für das Geld mache ich euch drei Star-Trek-Filme." So kostenbewusst der neue Lenker des Franchise auch war, so unbeleckt war er generell in Sachen Star Trek.

Deswegen unterzog er sich einer Radikalkur und sah sich innerhalb weniger Wochen ganze Stapel von VHS-Kassetten an, auf denen die 79 Episoden der Urserie waren.

Dem alten Fernsehfuchs war daraufhin rasch klar, in welche Richtung der neue Film gehen würde gehen müssen. Denn die Kritik am ersten Kinofilm, die Bennett ebenfalls gelesen hatte und die sich mit der Stimmung in Paramounts Chefetage deckte, zielte hauptsächlich darauf ab, dass der majestätische, erste Kinofilm zu getragen, zu ernsthaft war, gar nicht so mitunter leichtfüßig wie Fernsehserie, auf der er basierte.

Die Kameraderie und der humoristische Spirit mussten auf jeden Fall wieder eingefangen werden. Die zweite kreative Idee Bennetts war es, einen Widersacher aus der Serie wiederzubringen, der Captain Kirk ebenbürtig sein konnte. Denn aufgrund seiner umfassenden Erfahrung als Autor wusste Bennett: Eine gute Abenteuergeschichte steht und fällt mit ihrem Antagonisten.

So hatte er sich ziemlich schnell auf Khan Noonien Singh aus der Episode "Space Seed", zu Deutsch "Der Schlafende Tiger", eingeschossen, einen genetisch manipulierten Supermann aus dem 20. Jahrhundert, der nach jahrhundertelangem Kälteschlaf in der Star-Trek-Zukunft wieder aufgeweckt wird - nur um sofort Rabatz zu machen.

    • Kommentare (9)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Worrel Spiele-Guru
        Zitat von smurfsoft
        Kleine Korrektur:
        "hier in Deutschland lief Star Trek übrigens bis zur großen Trek-Welle, die SAT.1 1994 mit der täglichen Next-Generation-Ausstrahlung lostrat, unter ferner liefen in kleinen Schuhkarton-Kinos, selbst der famose Khan"

        In Darmstadt liefen die Star Trek Kinofilme schon bei der Erstauführung in den jeweils größten Sälen. Mag aber auch daran liegen, daß zahlreiche Briten und US-Amerikaner hier lebten und leben, bedingt durch Raumfahrt und (damals noch) US Army Stützpunkt.
        Ich erinnere mich noch an 2 Star Trek Filmnächte im Programmkino, in denen die ersten 5 bzw beim zweiten mal 6 Star Trek Filme am Stück gezeigt wurden. Da der 6. Film 1991 rauskam, dürfte das dann 1991 oder 92 gewesen sein.
      • Von Worrel Spiele-Guru
        Zitat von smurfsoft
        Kleine Korrektur:
        "hier in Deutschland lief Star Trek übrigens bis zur großen Trek-Welle, die SAT.1 1994 mit der täglichen Next-Generation-Ausstrahlung lostrat, unter ferner liefen in kleinen Schuhkarton-Kinos, selbst der famose Khan"

        In Darmstadt liefen die Star Trek Kinofilme schon bei der Erstauführung in den jeweils größten Sälen. Mag aber auch daran liegen, daß zahlreiche Briten und US-Amerikaner hier lebten und leben, bedingt durch Raumfahrt und (damals noch) US Army Stützpunkt.
        Ich erinnere mich noch an 2 Star Trek Filmnächte im Programmkino, in denen die ersten 5 bzw beim zweiten mal 6 Star Trek Filme am Stück gezeigt wurden. Da der 6. Film 1991 rauskam, dürfte das dann 1991 oder 92 gewesen sein.
      • Von sauerlandboy79 Spiele-Guru
      • Von RoteRosen Hobby-Spieler/in
        Zitat von matrixfehler
        Schöner Artikel.
        Aber voller Rechtschreibfehler.
        War wieder kein Lektor in der Nähe?
        Nope, nur PC-Games^^
      • Von 08-of-15 Anfänger/in
        Yay für Good old Star Trek Content!
      • Von smurfsoft Anfänger/in
        Kleine Korrektur:
        "hier in Deutschland lief Star Trek übrigens bis zur großen Trek-Welle, die SAT.1 1994 mit der täglichen Next-Generation-Ausstrahlung lostrat, unter ferner liefen in kleinen Schuhkarton-Kinos, selbst der famose Khan"

        In Darmstadt liefen die Star Trek Kinofilme schon bei der Erstauführung in den jeweils größten Sälen. Mag aber auch daran liegen, daß zahlreiche Briten und US-Amerikaner hier lebten und leben, bedingt durch Raumfahrt und (damals noch) US Army Stützpunkt.
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