Grenzenlosigkeit in Grenzenregionen: Top 10 Filme am Rande der Zivilisation

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Special Bastian Birkner - Autor
Grenzenlosigkeit in Grenzenregionen: Top 10 Filme am Rande der Zivilisation
Quelle: Universum, good!movies, Wild Bunch, Fox

Zum Start von "Wind River", das als letzter Teil von Taylor Sheridans Frontier-Trilogie diese Woche erschien, haben wir uns ausführlicher mit dem Begriff "Frontier" beschäftigt. Im filmischen Sinne übersteigt die Deutung dieses Wortes weit seine eigentliche Übersetzung (Grenze) und wird als Sub-Genre gerne von allen möglichen Filmemachern aufgegriffen. Was es damit genau auf sich hat und welche Filme unserer Meinung nach zu den besten dieser Kategorie gehören erfahrt ihr in unserem heutigen Special.

Mit "Wind River" startete diese Woche der dritte Teil von Taylor Sheridans "Frontier-Trilogie". Der Begriff Trilogie bezieht sich dabei ausschließlich auf Sheridans Drehbücher zu den Filmen "Sicario", "Hell or High Water" und jetzt eben "Wind River". Alle davon sind (bisher) unabhängige Einzelfilme, die seit 2015 zu großen Erfolgen an den Kinokassen avancierten. Doch was ist konkret mit dem Begriff "Frontier" gemeint? Ins Deutsche übersetzt, bedeutet das erstmal nichts anderes als 'Grenze'. Doch die Bedeutung geht im filmischen Kontext noch tiefer und hat seinen Ursprung vor allem im Western-Genre. Dort bezeichnet "Frontier" oder das "Frontier Land" die menschenleeren, unwirtlichen Gebiete der USA westlich der sich immer weiter ausbreitenden Siedlungen der ehemaligen Kolonialisten. So geht unsere Definition weg von den reinen Landesgrenzen, hin zu den Ausläufern der Zivilisation, die meist in nur spärlich besiedelten Gebieten münden und nicht zwangsläufig mit den Randregionen eines Landes einhergehen müssen. Auf alle treffen allerdings gemeinsame Aspekte zu, die eine Verfilmung solcher Grenzkonflikte unglaublich spannend machen.

Grenzregionen bieten zunächst immer eine große Fläche für Gesetzlosigkeit. Oft mangelt es an der nötigen polizeilichen Infrastruktur, um kriminelle Machenschaften wirklich effektiv abzudecken. So entsteht ein Teufelskreis: Es siedeln sich immer mehr Verbrecher an, diese vertreiben die normale Bevölkerung aus den Randlagen und das Gebiet wird noch dünner besiedelt, was letztlich zur staatlichen Ignoranz und Unmöglichkeit führt, sich mit den dominierenden Gruppen auseinanderzusetzen und Kriminalität einzudämmen. Vor allem an der Grenze USA-Mexiko kann dies auch heute nachempfunden werden, zumal der Konflikt an staatlichen Grenzen durch die oft schwierige Frage der behördlichen Zuständigkeit noch verschärft wird.

Abgesehen von der steigenden Kriminalität, entstehen Grenzgebiete oft auch durch die Verdrängung gesellschaftlicher Randgruppen, wie z.B. den Indianern, die im 19. und 20. Jahrhundert zunehmend in eigens angelegte Reservate umsiedeln mussten. Ein Thema, das bis heute häufig tabuisiert wird und genau wie staatliche Barrieren dazu beiträgt, dass sich auch in den Köpfen der Menschen diese Grenzen ausbilden. Aufgegriffen wird diese Motivik z.B. in "Wind River".

Weiteres Gefahrenpotenzial entsteht durch die Natur. Wie wir in "The Revenant" nachempfinden können, herrscht natürlich gerade in unbesiedelten Gebieten mangels Verdrängung durch den Menschen eine hohe Population an allen möglichen (Raub-)Tieren, wodurch der Aufenthalt jenseits von befestigten Ortschaften auch ohne Kriminelle schnell zur Bedrohung wird.

Für Hollywoods Filmemacher hingegen bedeuten diese Gesetzmäßigkeiten einen umfangreichen Pool an möglichem Filmstoff. Durch die individuelle Situation in den verschiedenen Randgebieten dieser Welt kann eine Fülle an Motiven bearbeitet werden und häufig geht es dabei in letzter Konsequenz auch um die Überwindung der persönlichen Grenzen, die in unseren Köpfen verankert sind. Gerade die äußerst schwierige, in sich verworrene Sozialsituation der gesellschaftlichen Randgebiete lädt zu einer ausgiebigen Auseinandersetzung mit dem Stoff ein, wodurch nicht selten bedeutsame und tiefgründige Film-Perlen entstehen.
Unsere Top-Ten dieser Filmen aus ganz unterschiedlichen Genres möchten wir euch heute vorstellen. Natürlich handelt es sich hierbei um eine rein subjektive Einschätzung - wenn ihr also anderer Meinung seid oder euch noch weitere Filme zur Thematik einfallen, lasst uns das gerne in den Kommentaren wissen.


10. Giraffada

Filmszene aus "Giraffada" Quelle: good!movies Giraffada (Drama – F, D, ITA, PS 2014) Der zehnjährige Ziad lebt mit seinem Vater Yacine im palästinensischen Städtchen Qalqiliya und damit direkt an der Grenzmauer zu Israel. Zu seinen liebsten Freizeitbeschäftigungen zählt der Aufenthalt im örtlichen Zoo, in dem sein Vater als Tierarzt arbeitet. Dort hat er besonders das Giraffen-Paar Rita und Brownie ins Herz geschlossen und kümmert sich täglich um deren Pflege und Wohlergehen. Doch die Region ist geprägt von Übergriffen und Feindschaft mit dem jüdischen Nachbarn. Leider bleibt davon auch der Tiergarten nicht verschont und durch einen Luftangriff der israelischen Truppen verliert das Männchen Brownie sein Leben. Durch den tragischen Tod leiden Yacine und Ziad mindestens genauso wie Giraffendame Rita, die fortan jegliche Nahrungsaufnahme verweigert. Als sich die Gesundheit des Tieres zunehmend verschlechtert, schmieden die Beiden deshalb einen abenteuerlichen Plan: Mit Hilfe eines befreundeten, israelischen Tierwärters wollen sie aus dem Zoo von Tel Aviv den Giraffenbullen Romeo stehlen, um Rita die Freude am Leben zurückzugeben. So beginnt eine waghalsige Schmuggel-Aktion, bei der Vater und Sohn mit den Widrigkeiten der israelischen Berge und Behörden zurechtkommen müssen.
Ein spannendes Drama über eine Situation mitten im Israel-Palästina-Konflikt, das durch ein mitreißendes Wechselbad aus erwachsener Tiefgründigkeit und kindlicher Leichtigkeit überzeugen kann.

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9. Das Paradies der Mörder

Filmszene aus "Das Paradies der Mörder" Quelle: Atlas Film Das Paradies der Mörder (Drama, Krimi – MEX 2009) Die mexikanische Stadt Juárez liegt direkt an der amerikanisch-mexikanischen Grenze zum texanischen El Paso und zählt zu den gefährlichsten Städten der Welt. In diese Konfliktregion kommt die mexikanische Polizistin Blanca Bravo frisch von der Polizeiakademie und ist augenblicklich geschockt über die Zustände. Seit Jahren verschwinden Frauen in der Stadt spurlos oder werden vergewaltigt, verstümmelt und ermordet in der Wüste aufgefunden, doch in der Gesellschaft wird das Thema tot geschwiegen; man hat sich mittlerweile an den Tod als ständigen Begleiter gewöhnt. Nachdem ihr die ortsansässigen Polizisten nicht mal die Nachfrage nach den genauen Opferzahlen beantworten können, wird ihr bewusst, dass sich die behördliche Ignoranz in den Mordfällen durch alle Hierarchie-Ebenen der Polizei hindurchzieht und sogar bis zum Gouverneur der Region reicht. Blanca vermutet hinter der systematischen Vertuschung außerdem den Einfluss großer Firmen, die sich aufgrund des billigen Arbeitsmarktes in der Ortschaft ansiedelten und vor allem darauf bedacht sind, ein lupenreines Image zu wahren. Doch Blanca nimmt den Kampf gegen das Verbrechen an und macht bei den Behörden gehörig Druck, wodurch sie natürlich den Unmut der Ermittler auf sich zieht. Ungeachtet dessen sind die Polizisten nun aber zum Handeln gezwungen und unter dem Oberkommando des Gouverneurs kommt es zu zahlreichen Verhaftungen, bei denen durch Gewalt scheinbare Geständnisse erzwungen werden sollen. Doch die grausamen Verbrechen an Frauen nehmen kein Ende und für Blanca wird deren Tod zunehmend zu ihrem persönlichen Schicksal, an dem sie zu zerbrechen und ihre guten Absichten zu verlieren droht.
Nach realen Begebenheiten erzählt, macht der Film die grausamen Ereignisse der Grenzregion anhand des persönlichen Schicksals einer jungen Polizistin greifbar, die mit den schlimmsten Abgründen der Menschheit konfrontiert wird und dadurch zunehmend in ihren eigenen Abgrund rutscht.

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8. Sicario

Filmszene aus "Sicario" Quelle: Studiocanal Sicario (Thriller – USA 2015) "Sicario" ist der Name des ersten Films aus Taylor Sheridans Frontier-Trilogie und bedeutet im Mexikanischen so viel Auftragskiller. Somit ist klar, dass uns der Film erneut an die gefährliche Grenze zwischen den USA und Mexiko führt und zwar direkt in den seit Langem anhaltenden Drogenkrieg. Dort schafft es die FBI-Agentin Kate Macer in eine neu zusammengestellte Spezialeinheit der CIA unter der Leitung des Regierungsbeamten Matt Graver, die dem Rauschgifthandel endlich ein Ende bereiten soll. Sie bekommt dabei unter anderem den berüchtigten Alejandro an die Seite gestellt, der durch seine gewalttätige und skrupellose Vorgehensweise bekannt und gefürchtet ist. Das Ziel der Task-Force ist die Festnahme des Drogenhändlers Manuel Diaz, um dadurch an Fausto Alarcón heranzukommen, den Kopf des mexikanischen Kartells. Während Kate den Konflikt im Rahmen der bestehenden Gesetze lösen möchte, hat Alejandro schon lange gelernt, dass staatliches Recht an der Grenze keinen Wert hat. Aufgrund seiner harten Verhörmethoden und die Eigenart, Gegner lieber zu töten anstatt festzunehmen, geht Kate zunehmend auf Abstand zu ihm. Ein Spitzel in den eigenen Reihen macht dem Team das Leben zusätzlich schwer. Als Kate dann erfährt, dass Alejandro einen ganz persönlichen Grund für die Rache an Alarcón hat, befindet sich dieser schon mitten in einem Alleingang auf mexikanischem Gebiet, um den Drogenbaron ein für alle Mal zu besiegen.
Ein sehr pessimistischer Film, der versucht, die grausame Realität des Drogenkriegs an der mexikanischen Grenze einzufangen und dabei zeigt, dass in Randgebieten die Definition von Gut und Böse neu geschrieben werden muss. Nach dem großen Erfolg von "Sicario" ist mit "Soldado" bereits eine Fortsetzung in Produktion, die noch im August dieses Jahres in die Kinos kommen wird.

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Sicario: Deutscher Trailer zum Drogen-Thriller

7. Hell or High Water

Filmszene aus "Hell or High Water" Quelle: Paramount Hell or High Water (Thriller, Western – USA 2016) Das nächste Sheridan-Drehbuch führt uns ins ländliche Texas. Dort lebt der zweifache Vater Toby Howard in einem bescheidenen Haus, das von seiner verstorbenen Mutter unglücklicherweise mit hohen Schulden belastet wurde. Währenddessen verbüßt sein Bruder Tanner für den Mord an ihrem Vater eine langjährige Haftstrafe im Gefängnis, kommt nun aber endlich wieder auf freien Fuß und kehrt in das Haus seiner Kindheit zurück, dass es vor der Zwangsversteigerung zu retten gilt. Denn die beiden Brüder kennen ein wichtiges Geheimnis: Ihr Farmland liegt direkt über einer Ölquelle und den möglichen Reichtum möchte Toby seinen Kindern zukommen lassen, dass diese nicht ihr Leben in Armut führen müssen wie er. Doch ohne die Rückzahlung der Schulden würde diese an die Bank fallen, also beschließen sie, die Hypotheken durch eine Reihe an Banküberfällen zu beschaffen. Dabei haben sie jedoch nur jene Filialen des Institutes im Auge, bei dem sie die Schulden haben. Zunächst funktioniert alles nach Plan, doch durch kleine Fehler wächst auch das Wissen der Ermittlungsbehörden in Person der Texas Ranger Marcus Hamilton und Alberto Parker. Ihre Mission wird zunehmend gefährlicher und führt sie auch über Leichen, doch Aufgeben ist nun keine Option mehr.
"Hell or High Water" skizziert in erneut düsterer Art und Weise die prekäre Lage der ländlichen Mittelschicht in Amerika, an der auch die skrupellosen Banken ihren Anteil haben.

01:49
Hell or High Water: Erster Trailer zum hochgelobten Heist-Thriller mit hochkarätigem Cast

6. Wind River

Filmszene aus "Wind River" Quelle: Wild Bunch Wind River (Thriller – USA 2016) Nach zwei erfolgreichen Drehbüchern feiert Taylor Sheridan diese Woche mit "Wind River" sein Regie-Debüt. Im dritten und letzten Teil seiner Frontier-Trilogie führt uns der Regisseur diesmal ins winterliche Wyoming. Dort lebt der Wildtierjäger Cory Lampert in einem Indianerreservat und hat es vor allem auf Raubtiere abgesehen, welche die örtlichen Viehherden bedrohen. Bei einem Streifzug durch die weitläufigen Wälder entdeckt Cory im Schnee die geschändete Leiche einer jungen Eingeborenen, die er sofort als die ehemals beste Freundin seiner Tochter identifizieren kann. Sofort schrillen bei ihm alle Alarmglocken, denn seine Tochter wurde einige Jahre zuvor unter ähnlichen Umständen getötet. Das Verlangen nach Rache und Vergeltung bestimmt seither Corys Leben, führte aber auch dazu, dass seine Ehe zur Indianerin Wilma in die Brüche ging. Für die Ermittlungen in dem aktuellen Mordfall wird eine blutjunge FBI-Agentin in das Indianerreservat abgestellt, die von der Situation mit den Eingeborenen und der stetig anhaltenden Kälte zunächst überfordert ist. Cory begibt sich an die Seite der Ermittlerin, um ihr mit seiner Erfahrung als Fährtenleser bei der Spurensuche behilflich zu sein. Natürlich hofft er damit auch auf den Mörder seiner Tochter zu treffen, der den Beiden jedoch immer einen Schritt voraus zu sein scheint.
Mit der Figur Cory Lampert erzählt "Wind River" eine packende Geschichte von der persönlichen Katharsis eines verbitterten Mannes, vor dem Hintergrund einer frustrierten und brutalen Gesellschaft zweiter Klasse, wie sie in Indianerreservaten zu finden ist.

01:53
Wind River: Deutscher Trailer zum Indianer-Thriller mit Jeremy Renner

5. Der Himmel über Berlin

Filmszene aus "Der Himmel über Berlin" Quelle: Studiocanal Der Himmel über Berlin (Drama, Fantasy – BRD, F 1987) Auch in Deutschland mussten wir durch Grenzen schon einiges an Leid erdulden. Gerade die Berliner Mauer bietet umfangreichen Stoff für die zahllosen Verfilmungen, die bisher erschienen sind. Einer dieser Filme ist der deutsche Klassiker "Der Himmel über Berlin" aus dem Jahr 1987, zu dem es dieses Jahr eine digital überarbeitete, 4K-Version geben wird. Das Drama ist versehen mit einigen Fantasy-Elementen und spielt im geteilten Berlin der 80er Jahre. Etwa 20 Jahre steht die Mauer bereits und trennte Familien und Freunde gleichermaßen. Kein Wunder also, dass in der deutsch-deutschen Hauptstadt Pessimismus die Grundeinstellung der Leute bestimmt. Was die Menschen jedoch nicht erahnen: Es gibt zahlreiche Schutzengel, die über sie und die ganze Menschheit wachen. Diese können zwar nicht physisch in das Leben ihrer Schützlinge eingreifen, sind aber dazu in der Lage, unterschwellig die Gedanken zu beeinflussen, um so den Bürgern neuen Lebensmut zu schenken. Die himmlischen Wächter über Berlin sind unter anderem die Engel Damiel und Cassiel. Von Menschen nicht wahrnehmbar, wandeln sie durch die Straßen, hören die Gespräche und Gedanken der Menschen und erfahren so, wo es aktuell Probleme gibt. Doch durch die menschlichen Gedanken, die Damiel wahrnimmt, erwächst in ihm zunehmend der Wunsch, diese Gefühle und Emotionen teilen zu können. Er verliebt sich sogar in die Akrobatin Marion und fasst damit endgültig den Entschluss, sein himmlischen Leben hinter sich zu lassen und selbst zum Menschen aus Fleisch und Blut zu werden. Gesagt, getan. Er nimmt die Welt nun zum ersten Mal in Farbe wahr (Engel können nur schwarz-weiß sehen) und beginnt sich nach und nach eine Existenz aufzubauen, bei der er die schöne Marion natürlich nie aus dem Blick verliert.
Angelehnt an Damiels Perspektive vereint der Film ebenfalls schwarz-weiße und farbige Elemente in sich. Das durchaus anspruchsvolle Drama glänzt durch seine lyrische Erzählweise, auf die man sich erst einlassen muss. Doch dafür erhält der Zuschauer einen sehr tiefgründigen und geistreichen Film, der sich nicht nur in irdischen Grenzen abspielt, sondern auch die Schwelle zwischen Himmel und Erde überschreitet.

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Der Himmel über Berlin: 4K-Trailer zur restaurierten Kinofassung des Kultfilms

4. No Man's Land

Filmszene aus "No Man's Land" Quelle: Arsenal No Man’s Land An der Front des bosnisch-serbischen Krieges wird eine Einheit der Bosnier vom Artilleriefeuer der Serben unter Beschuss genommen. Den Fluchtversuch in einen nahegelegenen Schützengraben überlebt lediglich der Soldat Čiki, trägt jedoch auch Verletzungen davon. Doch das scheinbare Glück ist nicht von langer Dauer, denn in dem Schützengraben erscheinen zwei Serben, um nach möglichen Überlebenden zu suchen. Das Überraschungsmoment auf seiner Seite, gelingt es Čiki einen der Männer zu töten und den anderen zu verletzen. Jedoch bringt er es nicht über das Herz, auch den verbliebenen Soldaten hinzurichten, der sich als Nino vorstellt. Zunächst überfordert mit der Situation müssen die beiden schnell wieder klare Gedanken fassen. Denn wie sich herausstellt gibt es im Graben noch einen weiteren Überlebenden, den Bosnier Cera, der von Nino für tot gehalten und deshalb auf eine Landmine gelegt wurde, um den Feinden eine Falle zu stellen. Cera ist schwer verletzt, doch mit jeder kleinen Bewegung begibt er sich in die Gefahr die Mine auszulösen, was den Tod aller drei Soldaten zur Folge hätte. So müssen die Rivalen ihre Feindschaft beenden und an einem Strang ziehen. Ihnen gelingt es, die Aufmerksamkeit der im Gebiet befindlichen UN-Soldaten auf sich zu ziehen. Diese verweigern ihnen auf Befehl ihrer Vorgesetzten aber jegliche Hilfe, bis schließlich die Medien von der Situation Wind bekommen. Unter dem Druck der Öffentlichkeit sind die Blauhelme zum Handeln gezwungen, doch dies ist noch keine Garantie, dass sich die Situation entschärfen lässt.
Spätestens wenn die verfeindeten Soldaten einige Gemeinsamkeiten bei sich entdecken und ihr Verhältnis so immer freundschaftlicher wird, zeigt sich das wichtigste Motiv des bosnischen Dramas: Grenzen und Anfeindungen sind von Menschen geschaffene Konstrukte, doch spätestens in Ausnahmesituationen besinnt sich jeder auf eine Welt, in der Zusammenhalt keine Sache von Zugehörigkeit ist, sondern von Menschlichkeit.

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3. The Hateful Eight

Filmszene aus "The Hateful Eight" Quelle: Universum The Hateful Eight (Abenteuer, Western – USA 2016) "The Hateful Eight" ist der achte Film von Meister-Regisseur Quentin Tarantino und als Western angelegt. Im Zentrum der Handlung stehen acht Protagonisten, die neben ihrem echten Namen durch Rollennamen wie "Der Kopfgeldjäger" gekennzeichnet sind. Inmitten eines harten Winters transportiert der besagte Kopfgeldjäger Warren zu Beginn der Geschichte in einer Kutsche drei Leichen, für die er die Prämie einstreichen möchte. Auf seiner Reise begegnt ihm "Der Henker" Ruth mit seiner Gefangenen Domergue. Dieser möchte ebenfalls Kopfgeld eintreiben und schafft es Warren zum Teilen der Kutsche zu überreden. Zu ihnen stößt noch "Der Sheriff" Mannix, doch die Stimmung ist schnell geprägt von Anspannung und Misstrauen, bei dem jeder die Finger an seiner Waffe bereithält. Aufgrund eines verheerenden Schneesturms suchen sie Schutz in "Minnies Miederwarenladen", wo sie zusätzlich auf "Den kleinen Mann" Mobray, "Den Cowboy" Gage, "Den Mexikaner" Bob und "Den General" Smithers treffen. Notwendigerweise gefangen in der Hütte treffen hier zahlreiche hitzköpfige, aber charmant ausgearbeitete Charaktere auf einander, die sich im Wesentlichen ihr gegenseitiges Misstrauen teilen. Und das in einer Zeit, als man noch schneller geschossen als nachgedacht hat (ohne nun behaupten zu wollen, dass diese Zeiten überall vorbei sind). Was kann da schon schief gehen? An dieser Stelle beginnt ein irrwitziges und packendes Kammerspiel, bei dem sich die Ereignisse überschlagen und das seine Altersfreigabe zurecht trägt. Wer Quentin Tarantino kennt, wird in etwa erahnen können, auf was das Spektakel hinausläuft: Die Frage des Überlebens bezieht sich nicht auf das "Wer?", sondern höchstens auf "Ob überhaupt?"

02:22
The Hateful Eight: Zweiter Trailer zum beinharten Western

2. No Country for Old Men

Filmszene aus "No Country for Old Men" Quelle: Paramount No Country for Old Men (Thriller – USA 2007) "Manchmal liegt das Glück auf der Straße - man muss es nur aufheben". Das dachte sich wohl auch der Vietnamveteran Llewelyn Moss, als er bei einer Fahrt durch die Wüste von Texas unerwartet einen Koffer voll mit Geld findet. Natürlich liegt dieser dort nicht einfach nur unbedarft rum, um den Koffer befinden sich noch zahlreiche tote Drogendealer, bei denen wohl nicht alles nach Plan lief. Eigentlich sollte dies Warnung genug sein, doch Moss nimmt den Koffer an sich und ahnt nicht, dass der neben dem Geld kein Glück, sondern einen Peilsender beinhaltet. Es dauert nicht lange bis er schließlich vom zugehörigen mexikanischen Drogenkartell geortet wird. Diese hetzen ihm den psychopathischen Auftragsmöder Anton Chigurh auf den Hals und allein dessen Waffen - ein Bolzenschussgerät und eine schallgedämpfte(!) Schrotflinte - sprechen nicht für eine besonders gnädige Person. Tatsächlich gehört Chigurh zu der brutalsten Sorte von Killer und eröffnet die Jagd auf Moss. Ein erstes Aufeinandertreffen überlebt dieser nur knapp und schwer verletzt flüchtet er sich über die Grenze nach Mexiko. Als wäre dies nicht genug, hat auch die amerikanische Mafia großes Interesse an dem Geld und engagieren ihrerseits mit Ex-Soldat Carson Wells einen weiteren Auftragskiller für Moss. Da kommt es dem Veteranen nur Recht, dass zunächst die beiden Auftragskiller aufeinandertreffen, doch er wird sich nicht auf ewig verstecken können.
"No Country for Old Men" ist ein sehr düsterer und pessimistischer Thriller an der mexikanischen Grenzregion, der sowohl in seiner Darstellung als auch der technischen Ausgestaltung vollends überzeugen kann. Nicht umsonst findet man den Film immer wieder auf verschiedenen Listen der Besten Filme aller Zeiten.

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1. The Revenant

Filmszene aus "The Revenant" Quelle: Fox The Revenant (Abenteuer – USA 2016) Im 19. Jahrhundert ist Amerika noch dünn besiedelt und hauptsächlich der Natur und den Indianern überlassen, doch auf der Suche nach Ressourcen und Handelsgütern begeben sich die Kolonialisten immer weiter in das unbekannte Landesinnere. So auch der Pelzjäger Hugh Glass, der sich als Teil der Rocky Mountain Fur Company auf einer Expedition befindet, um dringend benötigte Felle für den harten Winter zu beschaffen. Die Männer der Jagdgesellschafft haben einigen Erfolg, stoßen dann jedoch auf eine feindlich gesinnte Gruppe Indianer, wodurch ein großer Teil der Jäger ihr Leben verliert. Glass zählt zu den Überlebenden und kann mit den verbliebenen Männern den Indianern knapp entkommen. Mitten im winterlichen Wald legen sie auf dem Rückweg in ihr Fort eine Pause ein und um sich vor Gefahren zu wappnen, erkundet Glass die verschneite Gegend. In einem unbedachten Moment wird er dabei brutal von einer verschreckten Bärenmutter attackiert und dabei lebensbedrohlich verletzt. Schweren Herzens müssen seine Kameraden beschließen, den Weg ohne ihn fortzusetzen, um es lebendig nach Hause zu schaffen. Nur sein Sohn Hawk und sein Freund Bridger bleiben bei ihm zurück, um ihm nach seinem Tod ein ordentliches Begräbnis zu ermöglichen. Dafür hatte Andrew Henry, der Anführer der Expedition, eine Belohnung ausgelobt, die auch den habgierige John Fitzgerald zum Bleiben bewegt. Sehr zum Leidwesen von Fitzgerald stirbt Glass jedoch nicht, worauf er selbst die Initiative ergreift. Zwar kann er von Hawk gestoppt werden, tötet dann aber den Jungen und überredet den ahnungslosen Bridges dazu, noch vor dem Tod von Glass ins Fort zurückzukehren. Auf sich alleine gestellt beginnt nun für Glass eine zermürbende Odyssee in klirrender Kälte und mit offenen Wunden, die sein Überleben höchst unwahrscheinlich machen. Glass rafft sich auf und schleppt sich voran, getrieben von Rache und nur noch durch seinen niedrigsten Überlebensinn handlungsfähig.
"The Revenant" ist ein bildgewaltiges Überlebens-Drama mitten im zivilisatorischen Grenzgebiet der amerikanischen Mitte. Die packende Story lebt vor allem durch die grandiose Performance von Leonardo DiCaprio, der dafür völlig zurecht vor zwei Jahren seinen ersten Oscar erhielt. Unbedingte Seh-Empfehlung für alle, die den Film noch nicht kennen!

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The Revenant - Der Rückkehrer: Neuer Trailer zum Rache-Thriller

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    • Kommentare (2)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von hawkytonk Spiele-Enthusiast/in
        Zitat von NOT-Meludan
        The Hateful Eight? Was hat der da verloren? Ist doch der klassische Tarantino, ein paar Leute treffen aufeinander, starren sich an, reden irgendwas "tiefgründiges" und am Ende sind die meisten tot.... :B
        Naja, stilistisch ist an dem Film meiner Meinung nach nichts auszusetzen. Konzeptionell finde ich den Film aber mangelhaft. (Rückblicke, die zwar gut gemacht sind, aber handlungsmäßig dem Zuschauer keinen Mehrwert bieten. Und der Schluss des Films ist irgendwie enttäuschend.)
        Zitat von NOT-Meludan
        Und wo ist da sowas wie Der mit dem Wolf tanzt? Und ich habe im Kopf, das es Anfang der 90er einige Filme zu solchen Sachen gab. Hauptsächlich Wilder Westen und Goldrausch vom Thema her.
        Ich hätte da noch Halbblut (Thunderheart; von 1992).
      • Von hawkytonk Spiele-Enthusiast/in
        Zitat von NOT-Meludan
        The Hateful Eight? Was hat der da verloren? Ist doch der klassische Tarantino, ein paar Leute treffen aufeinander, starren sich an, reden irgendwas "tiefgründiges" und am Ende sind die meisten tot.... :B
        Naja, stilistisch ist an dem Film meiner Meinung nach nichts auszusetzen. Konzeptionell finde ich den Film aber mangelhaft. (Rückblicke, die zwar gut gemacht sind, aber handlungsmäßig dem Zuschauer keinen Mehrwert bieten. Und der Schluss des Films ist irgendwie enttäuschend.)
        Zitat von NOT-Meludan
        Und wo ist da sowas wie Der mit dem Wolf tanzt? Und ich habe im Kopf, das es Anfang der 90er einige Filme zu solchen Sachen gab. Hauptsächlich Wilder Westen und Goldrausch vom Thema her.
        Ich hätte da noch Halbblut (Thunderheart; von 1992).
      • Von NOT-Meludan Spiele-Enthusiast/in
        The Hateful Eight? Was hat der da verloren? Ist doch der klassische Tarantino, ein paar Leute treffen aufeinander, starren sich an, reden irgendwas "tiefgründiges" und am Ende sind die meisten tot.... :B

        Und wo ist da sowas wie Der mit dem Wolf tanzt? Und ich habe im Kopf, das es Anfang der 90er einige Filme zu solchen Sachen gab. Hauptsächlich Wilder Westen und Goldrausch vom Thema her.
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