Gene Roddenberry, der Erfinder von Star Trek, Teil 2: Von den wilden 70ern bis zu seinem Vermächtnis

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Special Sebastian Göttling - Autor Lukas Schmid - Brand / Editorial Director
Gene Roddenberry, der Erfinder von Star Trek, Teil 2: Von den wilden 70ern bis zu seinem Vermächtnis
Quelle: Paramount

Gene Roddenberry war mehr als nur der Erfinder von Star Trek. Im zweiten Teil unseres Blicks auf sein Leben widmen wir uns unter anderem seinem bleibenden Einfluss.

Doch einer dieser Glücksgriffe war die Grundlage der Geschichte The Bonding (Mutterliebe) vom damals blutjungen Star-Trek-Fan und aufstrebenden Autoren Ron Moore. Zwischen dem alten Roddenberry und dem jungen Ron entstand in der kurzen Zeit der Zusammenarbeit ein gutes Verhältnis, oftmals wurden gemeinsame Fahrten übers Paramount-Gelände in Genes Golfwägelchen unternommen.

Innerhalb weniger Jahre war Moore danach zum Stabautor aufgestiegen und konnte bei der Ablegerserie Deep Space Nine seine kreativen Flügel ausstrecken und wahrhaftig "fliegen", wenn auch immer noch innerhalb der eng gefassten Roddenberry-Box, auf die Franchise-Chef Rick Berman wie ein Schießhund aufpasste.

Nach seiner Zeit bei Star Trek überkompensierte Ron Moore, als er eine Neuauflage der 70er-Jahre-SciFi-Serie Kampfstern Galactica als Showrunner inszenierte. Jetzt, wo er die Roddenberry-Box los war, tat er all das, was er vorher nie durfte.

Das Ergebnis sind zwei Auftaktstaffeln von zügelloser Art und hoher Qualität - gefolgt von zwei abschließenden Staffeln, in denen Moore es übertrieb mit der Freiheit und in denen er die Story zerfasern, ausfransen und oftmals ins Leere laufen ließ.

Spätestens da war Moore klar, dass das strikte Regelwerk, welches auf Roddenberrys Ideen basierte und das später von Berman weiter gepflegt wurde, nicht kreativitätsfeindlich war, sondern eine Herausforderung an den Ideenreichtum darstellte. Er verstand, dass Geschichten dadurch besser werden, dass man innerhalb eines festgesteckten Rahmens zwar ein ganzes Stück weit spinnen kann, aber dennoch stets Disziplin beweisen muss.

Ron Moores Idee eines Star-Trek-Prequels im Sinne von Gene Roddenberry: Die Apple+-Serie For All Mankind Quelle: Apple TV+ Ron Moores Idee eines Star-Trek-Prequels im Sinne von Gene Roddenberry: Die Apple+-Serie For All Mankind Seit nunmehr vier Staffeln läuft bei Apple+ die Serie For All Mankind - wenn man so will ein "Alterswerk" von Ron Moore -, und die Reife hat ihm unfassbar gutgetan. Grenzenlos unterhaltsam mit hervorragenden Charakterzeichnungen, aber auch unter Einhaltung höchster formaler Selbstdisziplin, erzählt Moore mit For All Mankind eine alternative Geschichtsschreibung, die zeigt, wie sich unsere moderne Welt entwickelt hätte, wenn die Sowjets im Jahr 1969 als erste auf dem Mond gelandet wären.

Eine reife und süffige Serie, von der jede neue Episode ein weiteres Geschenk darstellt. Und sie wirkt wie etwas, das geschrieben wurde, während alle beteiligten Autoren - darunter tatsächlich viele vom 90er-Jahre-Star-Trek bekannte Namen - fortwährend nur die allerwärmsten Gedanken an Gene Roddenberry hegten.

Mittlerweile hat Moore zugegeben, dass diese parallele Zeitlinie seine persönliche Vision eines Star-Trek-Prequels darstellt, auch wenn es aus lizenzrechtlichen Gründen freilich nicht ausdrücklich als solches inszeniert werden darf.

Und auch im ganz Kleinen wirkt Gene Roddenberry bis heute, etwa bei mir. Mich inspiriert dieses Spannungsfeld zwischen menschlicher Fehlbarkeit und den leuchtenden Höhenflügen, zu denen unsere Spezies auch fähig sein kann.

Diesen Gegensatz führe ich mir immer mal wieder in meiner eigenen Kreativität vor Augen, genauso, wie ich mich daran erinnere, dass mein eigenes wichtigstes Projekt, an dem ich mitarbeiten darf, der Podcast Trek am Dienstag, auf den Schultern vieler kreativer Menschen steht. Ganz unten als Fundament: Gene Roddenberry.

    • Kommentare (4)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von jensmachwitz_88 Anwärter/in
        Also wenn mal Artikel erscheinen die mit Games nix zu tun haben aber durchaus gelungen und lesenswert sind, dann ganz genau dann sind es diese schönen Star-Trek-Perlen. Ist aber leider eine absolute Ausnahme hier. Die reißerischen Kino-Artikel sind ja wirklich unterirdisch...
      • Von jensmachwitz_88 Anwärter/in
        Also wenn mal Artikel erscheinen die mit Games nix zu tun haben aber durchaus gelungen und lesenswert sind, dann ganz genau dann sind es diese schönen Star-Trek-Perlen. Ist aber leider eine absolute Ausnahme hier. Die reißerischen Kino-Artikel sind ja wirklich unterirdisch...
      • Von Falconer75 Hobby-Spieler/in
        Eine absolute Perle, dieses zweiteilige Special. Unglaublich kompetent und gut geschrieben. Großartig.
      • Von Loosa Senior Community Officer
        Da fällt mir ein grandioser Strip von The Oatmeal ein. Was eine Persönlichkeit!
        [Ins Forum, um diesen Inhalt zu sehen]
      • Von 08-of-15 Anfänger/in
        Ein sehr erhellender und vor allem informativer Beitrag.
        Gene Roddenberry als Mensch scheint zum Teil auch wieder einmal ein Argument für die Trennung zwischen Kunst und Künstler zu sein.
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