Im Westen nichts Neues: Deutschland schreibt Filmgeschichte - warum Filmfans zugreifen sollten!

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Test Maci Naeem Cheema - Redakteur
Im Westen nichts Neues: Deutschland schreibt Filmgeschichte - warum Filmfans zugreifen sollten!
Quelle: Netflix / ©Reiner Bajo

Ein erfolgreicher, in Deutschland produzierter Kinofilm, der ganz ohne Filmförderungen, Skandälchen und Til Schweiger auskommt - verrückt! Passend zum Home-Release des vierfach mit dem Oscar prämierten Antikriegsfilms Im Westen nichts Neues werfen wir einen Blick auf das hübsche 4K-Mediabook und verraten, ob sich die physische Anschaffung des Blockbusters lohnt.

Aller guten Dinge sind bekanntlich drei: Die allererste Adaption von 1930 kam damals vom Amerikaner Lewis Milestone (ebenso bekannt für seine Hit-Comedy "Frankie und seine Spießgesellen" [Ocean's Eleven] von 1960) und konnte bei den Oscars gleich zwei Preise einheimsen - gar nicht schlecht. Die zweite Verfilmung, ein Fernsehfilm von 1979, kam ebenso von einem Amerikaner, dem Regisseur Delbert Mann. Der wurde zwar ebenso in seiner Schaffenszeit mit dem Oscar prämiert, doch nicht für Im Westen nichts Neues. Mit dem von Netflix produzierten dritten Anlauf wurde jetzt ein neues Level erreicht. Ein wichtiger Aspekt dabei ist der deutsche Bezug - dazu später mehr.

So bildgewaltig schafft Deutschland selten

Was die Kombination aus Filmförderung in Millionenhöhe, deutschem Star-Cast und etabliertem Kultfaktor so auf die Leinwand zaubern kann, das wurde erst kürzlich "eindrucksvoll" mit dem Mega-Schund Manta, Manta 2 präsentiert - inklusive etlicher Vorwürfe und Skandale. Auf der anderen Seite, in einem recht zeitähnlichen Produktionsfenster, schaffen Netflix, Edward Berger und sein eher unbekanntes Team herzzerreißende und bildhübsche Filmkunst, die es so selten aus der eigenen Heimat zu bestaunen gibt - danke, Netflix!

Marschierende Soldaten, die im nachtblauen Himmel und viel Rauch bildhübsch von Kameramann James Field eingefangen wurden. Quelle: Netflix / ©Reiner Bajo Marschierende Soldaten, die im nachtblauen Himmel und viel Rauch bildhübsch von Kameramann James Field eingefangen wurden.

Cinematography zum Niederknien: Statt sich auf mutlosen Kriegsfilmelementen auszuruhen oder viel mit hektischen Szenen sowie reduzierter Farbpracht zu arbeiten, setzen Berger und Kameramann James Friend (zwei der gewonnenen Oscars gehen stark auf seine Kappe) auf ein auffällig langsames Tempo, intensive und lange Shots und eine fast surreale Schönheit, die im vermutlich hässlichstem Antlitz der Menschheit, dem Krieg, immer wieder fast träumerisch hervorsticht. Egal, ob Hauptdarsteller Felix Kammerer blutbefleckt im Schlamm liegt, sich zwei Feinde im kahlen Wald gegenüberstehen oder verzweifelt und überfordert aus dem Schützengraben gefeuert wird ... Im Westen nichts Neues präsentiert filmische Brillanz und arbeitet dabei mit solch einer Farbenpracht, dass man aus dem Staunen kaum mehr rauskommt.

Bildergalerie

Warum die deutsche Perspektive einen gewaltigen Unterschied macht

Dabei ist wichtig zu erwähnen: Kriegsfilme gibt es etliche und der Großteil spart nicht mit kritischer und zurecht negativer Betrachtung, doch Krieg hat nun mal eine vollkommen andere Bedeutung in Amerika, als das in Deutschland der Fall ist. "Amerika ist gegen seinen Willen in den Krieg gezogen und hat Europa vom Faschismus befreit. Das stellt etwas mit der Psyche eines Landes an", so Edward Berger im ausführlichen Interview, das Teil des 4K-Mediabooks ist. "Mir war es hingegen wichtig, die deutsche Perspektive einzunehmen, die es im modernen Kriegsfilm eigentlich überhaupt nicht mehr gibt, da uns dafür normalerweise der Mut und die Möglichkeiten fehlen. Unser deutscher Blick auf den Krieg ist geprägt von Gram und Scham, Trauer und Tod, Vernichtung und Schuld."

Deutschland trägt nun mal das Gefühl des Erbes von zwei Kriegen und Berger fand es interessant, "diese Perspektive aus Deutschland heraus mit der Welt zu teilen". Ein Unterfangen, das dem gebürtigen Wolfsburger tadellos gelungen ist.

Eine der Schlüsselszenen des Films, die in einem Bunker der Schützengräben gedreht wurde und mit wenig Licht und vielen Kontrasten ein schönes Bild erzeugt. Quelle: Netflix / ©Reiner Bajo Im Westen nichts Neues (6)

Warum das Netflix-Abo hinkt: Die Vorteile des 4K-Mediabooks

Wer sich dazu entscheidet, einen Film physisch zu kaufen, der erwartet natürlich auch einige Zusatzinhalte und eine bessere Qualität, als das im Streaming-Alltag der Fall ist. Wer das Standard-Abo von Netflix hat (7,99 €), der kann Filme und Serien in gewöhnlicher HD-Qualität bestaunen. Übersetzt bedeutet das, ihr bekommt ein Bild mit einer Höhe von 720 Pixel, also eine Auflösung von 1280 × 720 Pixel. Wer in ultrahochauflösendem 4K und mit HDR-Qualität streamen will, der muss schon deutlich tiefer in die Tasche greifen. Das Premium-Abo von Netflix kostet nämlich satte 17,99 €. Dafür gibt es aber auch ein Bildformat von 3840 × 2160 Pixel, darüber hinaus sorgt HDR (falls der Fernseher so viele Farben und Details hinbekommt) für deutlich natürlichere und realistischere Bilder, die mit kräftigeren und schlicht besser dargestellten Farbtönen punkten - alles sehr geil, aber auch echt teuer.

    • Kommentare (3)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Tek1978 Gelegenheitsspieler/in
        ...warum die Blu-Ray Pflicht ist!...

        öhmmmm Nö
      • Von Tek1978 Gelegenheitsspieler/in
        ...warum die Blu-Ray Pflicht ist!...

        öhmmmm Nö
      • Von Superkuh Spiele-Novize/Novizin
        Zitat von Kahlmoix
        dann doch lieber das Original oder Eure Mütter Eure Väter
        Auf jeden Fall. Oder eventuell das Buch lesen, es ist einfach nur grandios. Leider hat sich der neue Film ja sehr sehr weit vom Buch entfernt. Das meiste weggelassen und vieles hinzugedichtet. Ich fand den eher Durchschnittskost und nuschliger, als ein Till-Schweiger-Film.
      • Von Kahlmoix Gelegenheitsspieler/in
        dann doch lieber das Original oder Eure Mütter Eure Väter
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