Humankind in der Vorschau: Wir haben den Civ-Herausforderer ausführlich gespielt

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Special Felix Schütz - Redakteur 44,99 €
Humankind in der Vorschau: Wir haben den Civ-Herausforderer ausführlich gespielt
Quelle: PC Games

Von der Steinzeit in die Moderne: Die Endless-Space-Macher wandeln selbstbewusst auf den Spuren von Civilization. Aber macht das auch Spaß? Wir haben eine neue Vorab-Version von Humankind ausführlich gespielt und dem 4X-Brocken in 150 Runden auf den Zahn gefühlt: Was funktioniert bereits gut und was nicht, wo liegen die Unterschiede zu den Endless-Spielen - und wie stehen die Chancen gegen den Genre-Titanen von Firaxis?

Wer sich mit dem wohl einflussreichsten Strategiespiel aller Zeiten messen will, muss entweder ein bisschen verrückt sein oder verdammt talentiert. Die Entwickler der Amplitude Studios fallen sicher in letztere Kategorie. Mit Endless Space 2 und Endless Legend haben die Franzosen mehrfach bewiesen, dass sie sich auf 4X-Schwergewichte mit unverwechselbarer Note verstehen. Ihr Erfolg fußt auch auf einem offenen Entwicklungsmodell, das die Community schon früh in den Entstehungsprozess einbezieht. In diesem Sinne wird nun Humankind entwickelt, das selbstbewusst in die Fußspuren von Civilization tritt. Wie gut sich das bereits spielt, konnten wir uns kürzlich selbst anschauen: Wir haben eine neue Vorab-Version von Humankind ausprobiert und 150 Runden lang an unserer Weltherrschaft gefeilt. Darin waren zwar noch nicht alle Inhalte implementiert, doch der Umfang konnte sich trotzdem sehen lassen: Wir durften erstmals vier komplette Zeitalter aufsteigen und 40 der insgesamt 60 Kulturen kennenlernen. Die Entwickler wollen mit dieser "Lucy Open Dev" genannten Version vor allem wertvolles Feedback von den Fans einholen, um das ambitionierte 4X-Strategiespiel bis zum Release so rund wie möglich zu machen.

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Neolithische Revolution

Beim Anspielen merkt man es sofort: Das Grundgerüst von Humankind (jetzt kaufen 39,93 € / 44,99 € ) basiert zwar auf Endless Legend, doch spielerisch geht's mit Volldampf in Richtung Civ. Runde um Runde breiten wir uns über eine strategische Weltkarte aus, die klassisch in Hexfelder unterteilt ist. Dabei gründen wir Kolonien und Städte, erweitern unserer Herrschaftsgebiet und treffen andere Völker, es wird verhandelt, gekämpft, geschachert und geforscht. Der erste große Unterschied zum Firaxis-Vorbild: In Humankind wählen wir nicht gleich bei Spielstart unsere Nation, sondern wir beginnen jede Partie in der Jungsteinzeit. Dort steuern wir erst mal nur einen namenlosen Nomadenstamm, dargestellt durch eine Handvoll Jäger, mit denen wir die Umgebung erkunden und Nahrung sammeln.
Territorien sind fest auf der Karte vorgegeben und lassen sich nicht  einfach erweitern. Quelle: PC Games Territorien sind fest auf der Karte vorgegeben und lassen sich nicht  einfach erweitern. Nach ein paar Runden ist es an der Zeit, sesshaft zu werden. Dazu errichten wir einen Vorposten, mit dem wir Ressourcen aus den umliegenden Feldern anzapfen. Jedes Hexfeld kann sowohl Nahrung als auch Industrie, Geld oder Forschungspunkte abwerfen. Mit dem Vorposten sichern wir uns auch gleich den Anspruch auf ein komplettes Territorium, das heißt, hier kann niemand mehr siedeln außer uns. Diese Territorien sind fest auf der Karte eingezeichnet, anders als in Civilization lassen sich die Grenzbereiche also nicht einfach erweitern.

Für Ruhm und Sterne

Ruhm ist die einzige Siegesbedingung in Humankind. Um im Zeitalter aufzusteigen, müssen wir Sterne verdienen. Quelle: PC Games Ruhm ist die einzige Siegesbedingung in Humankind. Um im Zeitalter aufzusteigen, müssen wir Sterne verdienen. Bei der Nahrungssuche entdecken wir auch Kuriositäten; wenn wir sie aufsammeln, erhalten wir dafür unsere ersten Ruhmpunkte. Die Rechnung dahinter ist simpel: Wer am Ende die meisten Punkte besitzt, hat das Spiel gewonnen. Andere Siegesbedingungen gibt es zwar nicht, doch dafür lässt sich Ruhm auf unterschiedlichste Arten anhäufen. Wenn wir zum Beispiel eine bestimmte Einwohnerzahl erreichen, Feinde besiegen, teure Weltwunder errichten oder fleißig forschen, fließen dafür die wertvollen Siegespunkte auf unser Konto. Zusätzlich erhalten wir für die Erfolge auch sogenannte Ära-Sterne. Pro Zeitalter lassen sich 21 solcher Sterne verdienen; haben wir sieben Stück gesammelt, dürfen wir in die nächste Ära aufsteigen. In unserer Vorab-Version arbeiten wir uns so von der Jungsteinzeit über die Antike und Klassik bis ins Mittelalter und schließlich in die frühe Neuzeit vor. Im fertigen Spiel wird man bis in die Moderne spielen können.

Die Mischung macht's!

Mit dem Aufstieg wird auch die erste große Entscheidung fällig: Wir müssen uns eine von zehn Kulturen aussuchen, die stets zur jeweiligen Ära passen. Jede Kultur besitzt eine besondere Eigenschaft, ein spezielles Gebäude und eine einzigartige Einheit. Die Maya produzieren beispielsweise mehr Industrie und ziehen mit Speerwerfern in den Kampf. Die Goten setzen dagegen auf starke Kavallerie, während die Griechen von verbesserter Forschung profitieren. Der Clou daran: Mit jedem Ära-Aufstieg dürfen wir eine neue Zivilisation auswählen, dabei bleibt unsere spezielle Kultureigenschaft erhalten und wird an die nächste Generation weitervererbt. So können wir beispielsweise die höhere Nahrungsproduktion der Kelten mit dem Handelsbonus der Aksumiten und den größeren Truppenverbänden der Römer kombinieren. Alternativ behalten wir unsere bisherige Zivilisation bei und sacken dafür eine Extraladung Ruhm ein. Egal ob babylonisches Weltreich, achämenidische Großmacht, hunnisches Imperium oder waffenstarrende Maurya-Dynastie - wie wir das Ende des Spiels erreichen, ist uns überlassen.
Nach jedem Ära-Aufstieg dürfen wir eine von zehn neuen Kulturen wählen. Quelle: PC Games Nach jedem Ära-Aufstieg dürfen wir eine von zehn neuen Kulturen wählen.

Auf dem Weg zur Weltmacht

Im zweiten Zeitalter geht's erst so richtig los. Zunächst müssen wir unseren Außenposten zur Stadt aufwerten und mit dem Ausbau beginnen. In unserer Vorschau-Version muss man sich dazu noch mit einem umständlichen Menü begnügen, das vor allem in späteren Spielzügen viel unnötige Scrollarbeit erfordert. Da sollten die Entwickler nochmal ran. Zu Beginn läuft aber noch alles schön unkompliziert ab: Wie in Endless Space 2 lassen wir in unserer Stadt vor allem Infrastruktur entwickeln, das sind unterschiedlichste Upgrades, die zwar nicht sichtbar sind, aber den Output deutlich verbessern. Dabei spielt auch die Umgebung eine große Rolle: Je nach Standort lassen wir Kornspeicher, Werkstätten oder Fischereien entstehen, um Produktion und Wachstum anzukurbeln. Nach ein paar Runden erhält unsere Stadt dann endlich Zuwachs und wir können den neuen Bewohner zur Verstärkung auf eines von vier Tätigkeitsfeldern (Industrie, Nahrung, Geld und Forschung) verteilen. Wer Endless Legend gespielt hat, dürfte die Mechanik wiedererkennen.
Jedes Hexfeld kann Nahrung, Industrie, Geld und Forschung erzeugen. Quelle: PC Games Jedes Hexfeld kann Nahrung, Industrie, Geld und Forschung erzeugen. Im Gegensatz zu Civilization werden umliegende Hexfelder nicht direkt von Bewohnern beackert. Stattdessen errichten wir dazu Distrikte, das sind besondere Gebäude und Spezialisierungen, die auch auf der Karte deutlich sichtbar sind. Industrieviertel beschleunigen beispielsweise unsere Bauprojekte, man platziert sie oft neben Bergen oder auf Wäldern, während Farmbereiche auf Wiesen- und Flussfeldern gut aufgehoben sind. Schön: Beim Bau der Distrikte hilft eine praktische Vorschau dabei, schnell den besten Platz zu finden und so die optimalen Produktionswerte zu erzielen. Hinzu kommen spezielle Rohstofffelder, auf denen Extraktoren errichtet werden müssen. Nur so erhaltet ihr beispielsweise Zugriff auf Eisen, das für spätere Gebäude und Einheiten unverzichtbar ist. Bis dahin sind aber noch ein paar wichtige Schritte nötig. Also auf ins Forschungsmenü!

Forschen für Anfänger

Hier wagen die Entwickler keine Experimente: Das Forschungsmenü ist wie in vielen anderen 4X-Spielen als vertikaler, linearer Baum aufgebaut, der euch nie mit Möglichkeiten erschlägt. Ein starker Kontrast zu den vollgepackten Menüs von Endless Space 2 oder Endless Legend, in denen Übersicht ein Fremdwort war.

Anders als in den Endless-Spielen präsentiert sich der Forschungsbaum klassisch und aufgeräumt. Quelle: PC Games Anders als in den Endless-Spielen präsentiert sich der Forschungsbaum klassisch und aufgeräumt. Aller Anfang ist leicht: Man beginnt beispielsweise mit der Erfindung des Kalenders oder simpler Holzverarbeitung. Wer stattdessen Domestizierung erforscht, darf schon im nächsten Schritt lernen, Wildpferde als strategische Ressource zu nutzen. Im Anschluss könnt ihr dann berittene Späher oder Streitwägen austüfteln lassen, was wieder zu neuen Erfindungen führt. So entwickelt man sich von Ära zu Ära weiter, schaltet Gebäude, Upgrades und Militäreinheiten frei. In der Antike tauschen wir die einfachen Jäger dann beispielsweise durch kräftigere Schwertkämpfer und Bogenschützen aus, bis wir sie in späteren Epochen mit Musketieren und anderen Truppen ersetzen.

Sprecht euch aus

Sobald wir anderen Zivilisationen begegnen, kommt ein simples Diplomatiemenü zum Einsatz. Dort können wir Abkommen unterzeichnen und Forderungen stellen, so lassen sich etwa Karteninformationen teilen, Grenzen öffnen, Allianzen schließen oder Handelsbeziehungen aufnehmen. Gerade der Handel wirkt in unserer Vorschauversion aber noch ziemlich unspektakulär: Wir müssen beispielsweise keine eigenen Routen planen, sondern nur die strategische Ressource von einer anderen Nationen anklicken und einmalig gegen einen geringen Betrag einkaufen. Damit steht sie uns dauerhaft zur Verfügung, so lange wir es uns mit dem Handelspartner nicht verscherzen. Theoretisch könnten Handelsrouten auch von anderen Armeen unterbrochen werden, zudem besteht immer die Gefahr, dass der Gegenspieler sein Vorkommen verliert oder unseren Vertrag bricht (wofür wir ihn kräftig zur Kasse bitten). Das alles verspricht zwar einige Dynamik, doch in unserer Spielzeit war davon noch nichts zu sehen.
Im Diplomatiemenü werden Bündnisse geschmiedet, Konflikte beigelegt und Kriege angezettelt. Quelle: PC Games Im Diplomatiemenü werden Bündnisse geschmiedet, Konflikte beigelegt und Kriege angezettelt.

Der Klügere gibt (manchmal) nach

Konflikte lassen sich natürlich auch auf diplomatischem Wege lösen: Wenn ein Gegenspieler beispielsweise eine unserer Armeen attackiert, können wir als Wiedergutmachung eine stattliche Geldsumme verlangen. Auch wer sich ein neues Territorium krallt, bringt seine Nachbarn damit schnell auf die Palme. Je nachdem, wie man auf die Forderungen anderer Völker reagiert, steigt oder sinkt die Kriegsbereitschaft in der Bevölkerung. Wenn wir einen kühlen Kopf bewahren, können wir beispielsweise dafür sorgen, dass die Kriegsbereitschaft eines Gegners auf Null sinkt, was ihn zur Aufgabe zwingt. Danach dürfen wir die Bedingungen des Friedensvertrages selbst festlegen und uns Ressourcen oder Kolonien unter den Nagel reißen.

Einfluss und Stabilität

Im Civics-Menü treffen wir unbequeme Entscheidungen für unsere Staatsbürger. Quelle: PC Games Im Civics-Menü treffen wir unbequeme Entscheidungen für unsere Staatsbürger. Während unser Reich wächst, erzeugen wir mit jeder Runde Einflusspunkte. Je mehr Einfluss wir haben, desto mehr Druck können wir auf unsere Nachbarn ausüben und unsere Bedingungen durchsetzen. Auch hiervon haben wir bislang kaum etwas bemerkt. Praktischer ist es da schon, mit Einflusspunkten zwei Territorien zu verbinden, so lassen sich abgelegene, produktionsschwache Gebiete schnell an unser Weltreich anschließen. Außerdem nutzen wir Einfluss, um uns bei neutralen Völkern einzuschmeicheln, die unabhängig von den Spielparteien über die Karte wuseln und siedeln. Das gelingt in unserer Vorschau-Version allerdings noch etwas zu leicht: Es braucht nur etwas Einfluss und Geld, schon können wir die neutralen Völker samt ihrer Territorien und Städte problemlos einsacken. Hier stimmt das Balancing noch nicht.

    • Kommentare (6)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Weissbier242 Spiele-Enthusiast/in
        Ja, Civ 6 war auch für mich eine Enttäuschung. Civ 5 wurde erst mit Add ons richtig gut Die KI hat mir jeden Spielspaß geraubt. Ich fand vom Amplitude die Spiele schon immer irgendwie besser, Lebendiger, weil weniger trocken und eine bessere KI. Egal ob Endless Legend, oder Endless Space 2, mir taugen die Spiele mehr.
      • Von Weissbier242 Spiele-Enthusiast/in
        Ja, Civ 6 war auch für mich eine Enttäuschung. Civ 5 wurde erst mit Add ons richtig gut Die KI hat mir jeden Spielspaß geraubt. Ich fand vom Amplitude die Spiele schon immer irgendwie besser, Lebendiger, weil weniger trocken und eine bessere KI. Egal ob Endless Legend, oder Endless Space 2, mir taugen die Spiele mehr.
      • Von AlBundyFan Hobby-Spieler/in
        ich werde mir das spiel ganz sicher besorgen.
        derzeit spiele ich immer noch am liebsten civ 4. 5 und 6 haben bei mir einfach nie gezündet.
        das "nur noch eine runde"-gefühl kam einfach nicht auf. es war ein leichtes aufzuhören.
        vielleicht kommt das gefühl bei humankind wieder zurück.

        die einzige sinnvolle funktion aus civ5/6 ist, daß man nur eine einheit auf ein feld stellen kann. das bei civ 4 und es wäre fast perfekt.
      • Von Basileukum Hobby-Spieler/in
        Das schaut doch mal gut aus. Wir werden es dann im Test hier sehen, was es taugt.
      • Von xaan Spiele-Kenner/in
        Zitat von Monco
        Mal abwarten. So richtig überzeugt bin ich noch nicht. Wenn das Spiel vieles bei Civ kopiert, frage ich mich: Lohnt sich das? Warum sollte ich nicht lieber das Original spielen? Trotz mehrerer tausend Spielstunden in diversen Civ-Teilen werd ich es mir aber auf jeden Fall mal anschauen, sieht zumindest ganz schick aus.
        Und welches von beiden "das Original" ist, ist gar nicht mal so einfach festzustellen. Klar hat Civ viel dafür getan das Genre insgesamt zu formen und Konventionen zu etablieren die bis heute gelten....aber insbesondere für Teil 6 hat sich Firaxis einfach mal bei Ideen bedient, die Amplitude in Endless Legend schon eine ganze Weile vorher verwendet hatte. Namentlich: die ganzen Distrikte. Mit Endless Legend haben die Entwickler bereits bewiesen, dass sie gute und anspruchsvolle 4X können. Bisher hat eben nur der Sprung von Fantasy bzw. SciFi auf das realhistorische Setting gefehlt.
      • Von Monco
        Mal abwarten. So richtig überzeugt bin ich noch nicht. Wenn das Spiel vieles bei Civ kopiert, frage ich mich: Lohnt sich das? Warum sollte ich nicht lieber das Original spielen? Trotz mehrerer tausend Spielstunden in diversen Civ-Teilen werd ich es mir aber auf jeden Fall mal anschauen, sieht zumindest ganz schick aus.
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