Endless Space 2 im Test: Vollgepackte 4X-Rundenstrategie auf den Spuren von Master of Orion
Schluss mit Early Access, Endless Space 2 ist endlich fertig! Mit bewährtem Konzept, coolen Rassen und neuem Politiksystem will sich der 4X-Brocken von der starken Konkurrenz abheben. Ob das gelungen ist, klärt der Test zu Endless Space 2.
Neues Futter für 4X-Strategen! Es ist noch kein Jahr her, da schickten Master of Orion und vor allem Stellaris frische Impulse durchs Genre. Die Spiele sprachen unterschiedliche Zielgruppen an, gelungen waren sie beide - jedes auf seine Art. Doch das Duell ist noch nicht entschieden, denn irgendwo dazwischen will sich nun das vielversprechende Endless Space 2 einreihen: komplexer als der eine Konkurrent, aber zugänglicher als der andere. Nach acht Monaten in der Early-Access-Phase muss das Sci-Fi-Epos nun im Test zeigen, was es auf dem Kasten hat.
In diesem Artikel
Endless Space 2 im Test: Bewährtes Konzept mit starken Völkern
Im Kern bleibt alles beim Alten, ganz egal ob man Endless Space 2 im Einzel- oder Mehrspielermodus erlebt: In einem brettspielartigen Aufbau gilt es, ein galaktisches Netz aus Planetensystemen zu erobern. Dazu muss der Spieler taktieren was das Zeug hält, wirtschaften, forschen, verhandeln und kämpfen, um seinem Volk schließlich zum Sieg zu verhelfen. Endless Space 2 greift also das Konzept des Vorgängers nahtlos auf, garniert es aber zumindest mit ein paar neuen Ideen und liefert dazu acht spielbare Rassen, die für ordentlich Wiederspielwert sorgen.
Quelle: PC Games Die Völker unterscheiden sich nicht nur in ihrer Optik, sondern auch im Anspruch! Für Einsteiger empfehlen sich beispielsweise die Sophons, fähige Forscher mit hoher Flexibilität. Wer es weniger traditionell mag, schaut sich dagegen die religiösen Vodyani an, die keine Systeme kolonisieren, sondern stattdessen riesige Archen nutzen, um Planeten für sich zu vereinnahmen und deren Bewohner zu entführen. Noch abgefahrener wird's bei den Horatio, ein Volk, das samt und sonders aus Klonen von einem einzigen, besonders prächtigen Herrscher abstammt und das eigene Untertanen opfert, um genetisches Material zu ernten. Und die friedfertigen Baumwesen der Ungefallenen verzichten beispielsweise ganz auf Kolonieschiffe und lassen dafür Sternenstraßen umranken, wodurch sie sich rasant über die Karte ausbreiten.
Endless Space 2 im Test: Quests sorgen für Abwechslung
Trotz vielseitiger Rassen laufen die ersten Züge erst mal nach vertrautem Muster ab: Auf unserer Heimatwelt beginnen wir damit, Industrie, Wirtschaft, Forschung und Wachstum mithilfe verschiedenster Upgrades anzukurbeln. Gleichzeitig schicken wir Späher los, welche die umliegenden Planetensysteme erkunden - anfangs sind wir dabei noch auf die Benutzung von Sternenstraßen angewiesen, später dagegen können sich unsere Schiffe frei über die Map bewegen. Stoßen die Kundschafter auf eine lohnenswerte Welt mit guten Lebensbedinungen, schicken wir ein Kolonieschiff hinterher, das den Planeten besetzt und so unser Imperium erweitert. Quelle: PC Games Quelle: PC Games All das funktioniert wie erwartet und macht Spaß, liefert aber zunächst nix Neues. Erst durch die vielen Quests und Zufallsereignisse erhält Endless Space 2 besondere Würze! Die Entwickler haben sich nämlich reichlich interessante Aufgaben ausgedacht, die von sozialen Unruhen, Fanatismus, Wahlmanipulation, gierigen Banken und Umweltkatastrophen bis hin zu im All treibenden Schiffswracks so ziemlich alles abdecken, was das Sci-Fi-Genre hergibt. In den meisten Fällen müssen wir uns im Rahmen dieser Quests, die leider nur in Textform präsentiert werden, zwischen mehreren Aktionen entscheiden. Dafür erhalten wir dann vielleicht eine besondere Technologie, müssen aber über einige Runden mit kräftigen Abzügen auf Zufriedenheit und Wirtschaft klarkommen. Das sorgt für Abwechslung!
Endless Space 2 im Test: Schwache Diplomatie
Quelle: PC Games Ähnlich wie im Vorgänger dürfen wir in regelmäßigen Abständen nützliche Helden rekrutieren, die entweder unsere Kolonien stärken oder einer Raumschiffflotte zugewiesen werden. Mit der Zeit leveln die Charaktere auf und lernen so mächtige passive Boni. Schade allerdings, dass die Helden keinerlei Persönlichkeit oder Geschichte haben - im Grunde sind sie nicht mehr als ein Bündel reizvoller Statistiken. Auch die spielbaren Fraktionen präsentieren sich kaum besser: Wenn wir unseren Einflussbereich auf die Regionen anderer Völker erstrecken, Flotten an deren Grenze stationieren oder uns eine lukrative Welt unter den Nagel reißen, machen wir unsere KI-Nachbarn nervös. Dann folgen prompt die ersten Drohungen, manche Spezies - etwa die bösartigen Craver - wollen am liebsten gleich eine saftige Tributzahlung, bevor sie uns mit ihrer Flotte in den Rücken fallen.
Leider ist das KI-Verhalten der Gegner oft nicht ganz nachvollziehbar, im Test (Schwierigkeitsgrad "schwer") ernteten wir manchmal Anerkennung, manchmal Kritik, ohne dass die Gründe dafür immer ersichtlich waren. Das lieblose Diplomatiemenü macht die Vorgänge zwar etwas transparenter, aber nicht spannender: Richtige Dialoge können wir nie führen, alles dreht sich entweder um Tauschhandel oder Forderungen, die in der Regel ohnehin in Kriegserklärungen enden. Es ist zwar möglich, Endless Space 2 weitestgehend friedlich zu spielen, auch Allianzen sind drin, doch allzu spaßig fällt das Diplomatiesystem leider nicht aus. Das trifft auch auf die neutralen KI-Völker zu, denen wir zufällig auf der Map begegnen: Sie können wir mithilfe eines öden Diplomatiebildschirms einfach so lange beeinflussen, bis sie zu uns überlaufen - sehr trocken präsentiert.
Endless Space 2 im Test: Politik für die Massen
Die größte Neuerung von Endless Space 2 stellt aber das Politiksystem dar. Mehrere Parteien - darunter Militaristen, Pazifisten, Ökologen oder Industrielle - buhlen um die Gunst unserer Bevölkerung. Bei regelmäßigen Wahlen werden die Machtverhältnisse im Senat verschoben und Gesetze freigeschaltet, die solange aktiv sind, wie die dazugehörige Partei regiert. Gesetze liefern extrem starke Boni und sind unerlässlich für unsere Spielweise! Allerdings haben wir nicht die volle Kontrolle darüber, denn jedes Gebäude, jeder Held, jedes gebaute Raumschiff, jede Forschung, jede Questentscheidung wirkt sich auf die politische Gesinnung unseres Imperiums aus.
Quelle: PC Games
Das ist im besten Fall ein hochdynamisches System, das für spannende, unberechenbare Partien sorgt! Im schlimmsten Fall dagegen entgleist uns das Volk komplett und versinkt in Anarchie, wodurch unsere Regierung durch eine andere ersetzt wird, etwa eine Diktatur oder Föderation. Es ist daher unerlässlich, die politischen Entwicklungen im Blick zu haben und rechtzeitig dafür zu sorgen, dass unsere Untertanen glücklich sind! Denn herrscht erst mal Chaos im Sternenreich, ist der Schaden nur noch schwer zu reparieren - etwa indem man den wütenden Mob mit wertvollen Ressourcen besänftigt. Oder, wenn gar nichts mehr hilft, indem man den Aufstand blutig niederschlägt.
Eine Bereicherung stellt auch die Mod Endless Moon dar -> https://steamcommunity.co...
Hier konnte ich dem Modder Tyonchoir bereits mit einer deutschen Sprachdatei unter die Arme greifen, so dass die deutschsprachige Community nunmehr ebenfalls in den Genuss seiner exzellenten Mod kommt.
Zur Zeit arbeite ich an der deutschen Übersetzung zur Mod "Tech Tree Lore Rework" -> https://steamcommunity.co...
Ich denke in spätestens einer Woche sollte die Mod dann auch offiziell in deutscher Sprache verfügbar sein.
In diesem Sinne, möge die Macht mit Euch sein!
Euer Groo
Ja, wenn du wie verrückt Kolonien gründest, wird es sehr schwierig, die Bevölkerung zufriedenzustellen. Es geht allerdings. Ich war mal an einem Punkt, an dem gefühlt alle zwei Runden Anarchie ausbrach - mit Geduld, gezielten Forschungen, passenden Gebäuden und Gesetzen war es aber machbar. Notfalls Aufstände blutig niederschlagen, dann herrscht eine Weile Ruhe und das Imperium kann sich erholen.
Aber wir wollen mal nicht jammern, 4X Spiele gibts im Gegensatz zu früher jetzt echt viele.
Ja, wenn du wie verrückt Kolonien gründest, wird es sehr schwierig, die Bevölkerung zufriedenzustellen. Es geht allerdings. Ich war mal an einem Punkt, an dem gefühlt alle zwei Runden Anarchie ausbrach - mit Geduld, gezielten Forschungen, passenden Gebäuden und Gesetzen war es aber machbar. Notfalls Aufstände blutig niederschlagen, dann herrscht eine Weile Ruhe und das Imperium kann sich erholen.
Völlig unerwähnt in dem Artikel ist das Forschen mit Sonden. So kann ich Sonden in beliebige Richtungen aussenden um z.B. nach rechts zu scannen und links eine Sternstraße zu nehmen. Außerdem nutzt man sie um Resourcen / Anomalien / Bevölkerungsgruppen auf Planeten zu finden. Diese "curiosities" (ich spiele es nur auf Englisch) sind dann auch noch in 4 Stufen untergliedert, so dass man gewisse Planetenfeatures erst durch entsprechende Technologien untersuchen kann.
Wer dem Englischen mächtig ist kann sich das Video https://www.youtube.com/watch?v=tm6Flesu_Fk ansehen um zu sehen was gemeint ist.
Den Resourcen wurde mehr Tiefgang gegeben als noch in ES1. Genügte es in ES1 eine strategische Resource zu besitzen um gewisse Schiffsmodule bauen zu können, braucht man jetzt bei jedem Schiffsbau eine gewisse Anzahl von Resourcen. Wie viele hängt davon ab, welche Module ihr verwendet. Im übrigen können auch die Heldenschiffe modifiziert werden! So kann es euch passieren, dass ihr keine Schiffe mehr bauen könnt, da ihr die Resourcen zu schnell verbraucht.
Außerdem gibt es für die Luxusresourcen eine Verwendung (neben dem Verkauf auf dem Marktplatz): System-Improvements. So schaltet man über die Techs System-Upgrades frei. Dabei handelt es sich um ein "Gebäude" welches ein System von Level 1 (Standard) bis zu Level 4 bringt. für so ein Systemupdate wählt ihr dann eine Luxusresource auf Stufe 2, zwei Luxusresourcen auf Stufe 3 sowie drei Luxusresourcen auf Stufe 4 aus um zu definieren wie sich das Upgrade dann verhält. Je nach verfügbaren Resourcen könnt ihr so eure Forschug, Zufriedenheit, Dust etc. steigern. Es gibt aber auch "ungewöhnliche" wie "Manpower" die gesteigert werden können. (Wurde auch nicht erwähnt, braucht man jetzt aber zur Invasion und "wächst" langsam nach)
Und beide Resourcen werden auch zum Bau von "Weltwundern" benötigt.
Früher gab es Wissenschaft, Infustrie, Nahrung und Dust (WIND). Diese 4 Resourcen wurden um "Einfluss" erweitert. Dieser wird benötigt für:
- Diplomatie
- Ausbreitung der Grenzen
- Sofortkaufen von Gebäuden oder Techs als Vereinigtes Imperium
Schließt ihr gegnerische Systeme innerhalb eurer Grenzen ein, so könnt ihr diese mit der entsprechenden Technologie später auch mit Einfluss "kaufen" ohne den Krieg erklären zu müssen.
Ich teile die Meinung des Autors, dass ES2 etwas zu früh aus der Early Access Phase kam. Vor allem kamen einige Punkte und das finale Balancing erst mit dem Release und wurden so gar nicht in der Early Access Phase getestet.
Mir ist es in den ersten Spielen 3x in Folge passiert, dass die Lumeris (und immer die) sehr zeitig (Runde 180 bei Standard Map auf Hard) einen Economy-Sieg hatten.
Als ich die Charts nach dem Spiel ansah, waren diese weit vor den anderen KIs (und mir) was die Dustproduktion angeht.
Also habe ich die nächsten 2 Spiele ohne Lumeris als Gegner bestritten - nur um dann selbst nach ca. 200 Runden den Economysieg einfzufahren. Dabei habe ich die Sophons als auch das Vereinigte Imperium gespielt.
Soll heißen: bisher gab es nur Economysiege ... (oder Verluste).
Mein aktuelles Spiel hat daher die Lumeris wieder drin, dafür Economysieg deaktiviert - man balanced sich das Spiel also selbst zurecht ;-)