Wir finden, die Fallout-Serie ist ein Knaller - mit einem Haken

Das liegt nicht nur daran, dass wir sein Gesicht in der Power-Armor öfter nicht sehen können, sondern auch an der relativen Ausdruckslosigkeit des Helden. Ständig schaut er teilnahmslos oder überfordert, und seine Ohnmacht, der Welt wirklich etwas entgegensetzen zu können, lässt sich eher erahnen als von der Rolle ablesen.

Anders sieht das bei Lucy und dem Ghul aus - beide sind fantastisch geschauspielert und haben definitiv die stärksten Szenen, gerade, wenn sie aufeinandertreffen. Lucy funktioniert als naive, aber entschlossene Vault-Bewohnerin erstaunlich gut und sorgt immer wieder für Lacher, während der Ghul für Spannungsmomente sorgt und uns die Umstände der Welt näherbringt.

Die Hintergründe der Fallout-Welt

Die sind (grob umrissen) die gleichen wie in allen Spielen: In der nahen Zukunft des Jahres 2077, in der in dieser alternativen Version unserer Realität Atomenergie alles betreibt - vom Auto bis zum Toaster -, fielen Atombomben und trieben jeden, der es sich leisten konnte, in eine Vault: Atomschutzbunker, von der Firma Vault-Tec, die augenscheinlich darauf ausgelegt sind, die Jahrhunderte zu überdauern, bis die Erde wieder bewohnbar ist.

Quelle: Amazon Prime Wie es überhaupt dazu kommt, beleuchtet die Serie in Rückblicken über den Ghul beziehungsweise seine Vergangenheit als Cooper Howard. Dieser Handlungsstrang, zusammen mit den Handlungsfäden in der Seriengegenwart, soll in Kombination sämtliche Mysterien lösen, die um den Zwischenfall in Lucys Vault kreisen und was es eigentlich mit der Firma Vault-Tec auf sich hat.

Das funktioniert allerdings nur so halbwegs gut, denn dabei wirft die Serie zuweilen mehr Fragen auf, als dass sie beantwortet. Um nicht zu sagen, dass es sich um ausgewachsene Plot-Holes handelt, die man als Zuschauer am Ende selbst füllen darf. Die Motivation einiger Personen bleibt konfus und lassen uns ein wenig ratlos zurück.

Teils handelt es sich bei diesen offenen Fragen um Aufhänger für die zweite Staffel, an anderer Stelle hat man aber das Gefühl, das Geschehnisse und Handlungspunkte nur als Motivationsverstärker für die Protagonisten dienen, ansonsten aber komplett überflüssig sind und nichts zur Geschichte beitragen. Das können wir der Serie aber fast nicht negativ anlasten, da es sich bei genannten Szenen oft um Fan-Service für Kenner der Reihe handelt.

Liebevolle Umsetzung

Und überhaupt merkt man ständig, wie viel Liebe in Fallout geflossen ist. Immer wieder springen uns kleine und größere Details ins Auge, die man aus den Spielen kennt.

Die werden auch nicht jedes Mal minutiös erklärt und fallen jemanden, der keine Berührungspunkte mit den RPGs hatte, auch nicht unbedingt auf. Hier ist den Show-Machern ein Spagat geglückt, der schwieriger kaum sein könnte, sodass jeder auf seine Kosten kommen dürfte.

Und überhaupt ist die Serie, was die Kulisse, Kostüme und Atmosphäre angeht, extrem liebevoll umgesetzt. Gegenstände sehen so aus, wie man sie aus den Spielen kennt: Seien es die Innenausstattung des Vaults, das typische Vault-Tec-Layout an den Terminals oder auch kleinere Details wie Stimpacks.

Daneben bietet die Landschaft ebenfalls tolle Bilder, für die die Crew zuweilen sogar in die Wüste von Namibia geflogen ist, und erinnert öfter an die Spiele.

Auch sämtliche Fraktionen fühlen sich authentisch dargestellt, ob das nun die radikale stählerne Bruderschaft ist, Vault-Bewohner oder die Einwohner des Umschlagplatzes Filly. Andere Fraktionen schaffen es ebenfalls mehr oder weniger prominent in die Serie, etwa die Enklave und die New California Republic - auch, wenn das für Nichtspieler fast irrelevant sein dürfte, denn was hinter diesen Namen steckt, wird fast komplett übergangen.