Dune 2 in der Kritik: Ist das endlich die perfekte Verfilmung des Kultromans?

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Test Felix Schütz - Redakteur
Dune 2 in der Kritik: Ist das endlich die perfekte Verfilmung des Kultromans?
Quelle: Warner Bros., Legendary

Umwerfende Bilder, wilde Kämpfe, starke Musik, edle Besetzung: Mit der zweiten Dune-Verfilmung liefert Denis Villeneuve genau das Leinwand-Epos, auf das die Fans gewartet haben. Kenner der Buchvorlage müssen aber ein paar Augen zudrücken.

Arrakis. Dune. Der Wüstenplanet. In Frank Herberts unsterblicher Romanserie ist er der wichtigste Planet des bekannten Universums. Seit ein paar Jahren kennen wir ihn aber auch anders: Als Schauplatz einer bildgewaltigen Science-Fiction-Verfilmung, opulent inszeniert von Regisseur Denis Villeneuve. Der gefeierte Frankokanadier hatte von Anfang an große Pläne: Zwei Filme wollte er allein dem ersten Roman widmen - zu groß, zu komplex sei schließlich Herberts Stoff, um ihn nur in einem Film abzuhandeln. (Ein dritter Streifen, der das zweite Buch abdecken und Paul Atreides' Saga abschließen wird, gilt schon als so gut wie gesichert.)

Villeneuves Plan war mutig, doch er geht auf: Dune: Part Two (jetzt kaufen 16,99 € ) knüpft mühelos an den ersten Teil an, baut spannende Themen aus, führt neue Charaktere ein und zieht die Zuschauer noch tiefer in Herberts Zukunftsvision hinein. Gleichzeitig nimmt der Regisseur aber auch notwendige Änderungen vor oder rückt manche Aspekte der komplexen Romanvorlage in den Hintergrund, um ein stimmiges Kinoerlebnis zu liefern. (Was ihm offensichtlich gelungen ist, die Kritiken sind bislang hervorragend.)

Das Ergebnis sieht blendend aus: Der Film schreit förmlich nach der größtmöglichen Leinwand, die virtuosen Bilder von Kameramann Greig Fraser (The Batman, Star Wars: Rogue One) bersten vor Details und stehen dem Erstling in nichts nach - auch wenn Part One unterm Strich abwechslungsreichere Schauplätze zu bieten hatte, was aber vor allem der Romanvorlage geschuldet ist.

Kleiner Hinweis: In diesem Artikel verraten wir natürlich keine wichtigen Handlungsdetails aus dem Film, komplett spoilerfrei ist der Text allerdings nicht, da wir auch einige Bezüge zu der Romanvorlage besprechen.

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Nahtlose Fortsetzung

Wer Dune: Part One noch nicht gesehen hat, kann sich den Kinobesuch getrost sparen. Um den Nachfolger zu kapieren, müsst ihr zwar ausdrücklich nicht die Buchvorlage kennen, doch zumindest der erste Film ist Pflicht. Dune 2 hält sich nämlich nicht mit Erklärungen auf, sondern setzt genau dort ein, wo der erste Streifen endete. Die Handlung geht nahtlos weiter.

Paul und seine Mutter Jessica sind auf der Flucht und haben sich einer Gruppe von Fremen angeschlossen. Unter der Leitung ihres neuen Anführers Stilgar müssen die beiden nun lernen, als Teil des Wüstenvolkes zu leben. Prompt schürt Jessica den religiösen Aberglauben der Einheimischen, um ihren Sohn Paul endgültig zur spirituellen Leitfigur aufzubauen. Der hadert jedoch noch mit seinem Schicksal, das ihn unweigerlich in einen Krieg mit seinen Erzfeinden, den bösartigen Harkonnen, stürzen wird.

Die Wüste bebt

Kenner des Romans wissen: Der Großteil dieser Handlung spielt diesmal in der Wüste von Arrakis, die Fremen stehen nun im Mittelpunkt. Egal, ob im heimeligen Schutz eines Destillzeltes oder auf dem Rücken eines gigantischen Sandwurmes (was für Bilder!), Villeneuve führt die Kamera voller Bewunderung an das Wüstenvolk heran und lässt die Zuschauer an ihrem Leben teilhaben.

Mehr Action, mehr Spektakel: Dune 2 präsentiert sich teilweise wie ein Sci-Fi-Kriegsfilm, übertreibt es aber auch nicht. Quelle: Warner Bros., Legendary Mehr Action, mehr Spektakel: Dune 2 präsentiert sich teilweise wie ein Sci-Fi-Kriegsfilm, übertreibt es aber nicht. Das schließt besonders die stolze Fremin Chani mit ein, erneut gespielt von Zendaya, die nach der Kritik am ersten Film nun endlich mehr Präsenz zeigen darf. Tatsächlich wurde ihre Figur sogar stark ausgebaut und umgeschrieben, denn sie erfüllt nun eine neue Funktion in der Geschichte.

Villeneuve greift hier bereits Themenschwerpunkte aus dem zweiten Band "Der Herr des Wüstenplaneten" auf und legt sie - mangels eines passiven Erzählers - kurzerhand Chani in den Mund. Das ist überraschend, macht die Figur aber gerade deshalb auch für Liebhaber des Buches spannend - vor allem in Hinblick auf das halb offene Ende, das bereits interessante Fragen für den dritten Film parat hält.

Glaube, Eifer, blinder Gehorsam

Auch andere Charaktere gewinnen deutlich an Tiefe, allen voran der stolze Stilgar (wunderbar: Javier Bardem). Seinen staunenden Blicken lässt sich Pauls Werdegang vom Außenseiter zum tragischen Anführer mühelos ablesen - man könnte die Hauptfigur ausblenden und wäre dank Stilgar vermutlich immer noch in der Lage, der Handlung zu folgen.

Denn die Geschichte befasst sich nun endgültig mit Pauls angedichteter Rolle als Mahdi, dem sagenhaften Anführer aus Fremenlegenden. Manche der Einheimischen sehen in Paul einen Erlöser, der die religiösen Eiferer in Ehrfurcht versetzt - bis hin zu blindem Fanatismus. Vor solchen Themen scheute David Lynchs Verfilmung von 1984 noch zurück, doch für Villeneuve könnten sie nicht wichtiger sein.

Spätestens wenn Paul eine seiner flammenden Ansprachen hält, in denen sich Timothée Chalamet förmlich die Seele aus dem Leib spielt, macht sich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend breit: Erlebt man gerade den Aufstieg eines Helden ... oder von etwas anderem? So oder so: Es sind tolle Szenen, die unter die Haut gehen!

Pauls düstere Visionen, die seine Figur in den späteren Kapiteln definieren, gehen dabei leider etwas unter. Wer die Bücher nicht gelesen hat, wird sich womöglich schwertun, einige seiner Aussagen und Vorahnungen in der Kinofassung richtig einzuordnen. Dem Filmgenuss schadet das zwar nicht, doch etwas mehr Kontext hätte diesen Szenen sicherlich nicht geschadet.

    • Kommentare (17)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Fireball8 Hobby-Spieler/in
        Zitat von Felix Schuetz

        Das wird im Film tatsächlich nur angedeutet, was zweifellos schade ist. Die Kurzfassung: Ab dem Moment, in dem Paul das Wasser des Lebens getrunken hat, entwickelt er sich endgültig zu einem Übermenschen (der Kwisatz Haderach, auf den die Bene Gesserit so lange hingezüchtet haben). Er ist ab diesem Zeitpunkt in der Lage, in die Zukunft zu blicken und durch unzählige Variablen zu navigieren (dabei hilft ihm auch sein Mentatentraining). Seine Fähigkeiten reifen zwar erst im Laufe der kommenden Jahre, doch zumindest ist ihm nach der Einname des Wassers bereits klar, was er tun muss - auch wenn er weiß, dass es für unzählige Menschen schreckliche Folgen haben wird. Und was das alles wirklich heißt, erfahren wir erst in den späteren Romanen.

        Ah okay, danke! Klingt super interessant. Vielleicht war ich auch einfach etwas müde in der späten Vorstellung bzw. eher noch auf den Bombast fokussiert, wodurch manches sicherlich auch an mir vorbeigegangen ist. Naja, werde ihn am Sonntag nochmal im IMAX sehen, dann auch endlich auf Englisch :D Schon wieder hyped!

        Bin auch tatsächlich am Überlegen mir die Bücher mal zuzulegen, um Dinge, die in den Filmen ausgelassen werden, besser verstehen zu können.
      • Von Fireball8 Hobby-Spieler/in
        Zitat von Felix Schuetz

        Das wird im Film tatsächlich nur angedeutet, was zweifellos schade ist. Die Kurzfassung: Ab dem Moment, in dem Paul das Wasser des Lebens getrunken hat, entwickelt er sich endgültig zu einem Übermenschen (der Kwisatz Haderach, auf den die Bene Gesserit so lange hingezüchtet haben). Er ist ab diesem Zeitpunkt in der Lage, in die Zukunft zu blicken und durch unzählige Variablen zu navigieren (dabei hilft ihm auch sein Mentatentraining). Seine Fähigkeiten reifen zwar erst im Laufe der kommenden Jahre, doch zumindest ist ihm nach der Einname des Wassers bereits klar, was er tun muss - auch wenn er weiß, dass es für unzählige Menschen schreckliche Folgen haben wird. Und was das alles wirklich heißt, erfahren wir erst in den späteren Romanen.

        Ah okay, danke! Klingt super interessant. Vielleicht war ich auch einfach etwas müde in der späten Vorstellung bzw. eher noch auf den Bombast fokussiert, wodurch manches sicherlich auch an mir vorbeigegangen ist. Naja, werde ihn am Sonntag nochmal im IMAX sehen, dann auch endlich auf Englisch :D Schon wieder hyped!

        Bin auch tatsächlich am Überlegen mir die Bücher mal zuzulegen, um Dinge, die in den Filmen ausgelassen werden, besser verstehen zu können.
      • Von socceroos Anfänger/in
        Zitat von Fireball8
        Mir ist auch immer noch nicht klar, woher dieser krasse Sinneswandel bei Paul auf einmal kommt.
        Naja, wenn du als einziger weißt, dass die Zukunft im extremen einfach nur Sch... für die Fremen endet, dann kannst du als einziger nur noch das notwendige Schicksal erreichen, wenn du den A..sch hochbekommst, die Führung übernimmst oder stehst auf dem Deck und schaust zu wie das gesamte Schiff auf den offensichtlichen Eisberg zu rast. Das kann Paul vermutlich nicht, weil ihm was an Chani und an ihren Leuten etwas liegt. Ausserdem möchte er zudem seine Rache noch an Vladimir/Shaddam umsetzen.
      • Von Felix Schuetz Redakteur
        Zitat von Fireball8
        Mir ist auch immer noch nicht klar, woher dieser krasse Sinneswandel bei Paul auf einmal kommt. Nur weil er den Trank getrunken hat? Ich hab da einfach nicht die entsprechende Charakterentwicklung gesehen.


        Das wird im Film tatsächlich nur angedeutet, was zweifellos schade ist. Die Kurzfassung: Ab dem Moment, in dem Paul das Wasser des Lebens getrunken hat, entwickelt er sich endgültig zu einem Übermenschen (der Kwisatz Haderach, auf den die Bene Gesserit so lange hingezüchtet haben). Er ist ab diesem Zeitpunkt in der Lage, in die Zukunft zu blicken und durch unzählige Variablen zu navigieren (dabei hilft ihm auch sein Mentatentraining). Seine Fähigkeiten reifen zwar erst im Laufe der kommenden Jahre, doch zumindest ist ihm nach der Einname des Wassers bereits klar, was er tun muss - auch wenn er weiß, dass es für unzählige Menschen schreckliche Folgen haben wird. Und was das alles wirklich heißt, erfahren wir erst in den späteren Romanen.
      • Von Fireball8 Hobby-Spieler/in
        Hab die Bücher nicht gelesen, fand aber beide Filme im IMAX wirklich atemberaubend, was das audio-visuelle angeht. Die Story finde ich soweit auch echt cool und habe jetzt schon das Gefühl, dass da ein großer Twist auf uns zukommt.

        Der zweite Teil wirkte in einigen Momenten jedoch wirklich sehr gehetzt. Als hätte Villeneuve eine ToDo-Liste abgehakt, vor allem in der großen Schlacht zum Ende hin. Da waren so unfassbar geile Momente und Shots bei, denen aber überhaupt kein Raum zum Atmen gegeben wurde. Das fand ich echt etwas schade und schmälert den Gesamteindruck einfach ein wenig.

        Beispiele:
        Der Moment mit den Fremen auf den Würmern, die in die Schlacht reiten. Kaum war dieser Moment da, war er irgendwie auch schon wieder vorbei. Da hätte ich mir echt gewünscht, dass das bspw. wie der Sturm der Rohirrim in Return of the King ausgekostet wird. Stattdessen waren das ganz viele einzelne Momente aus der Schlacht aneinandergereiht, dann ne Explosion am Raumschiff des Imperators und schon waren die Fremen drin und haben gesiegt.

        Mir ist auch immer noch nicht klar, woher dieser krasse Sinneswandel bei Paul auf einmal kommt. Nur weil er den Trank getrunken hat? Ich hab da einfach nicht die entsprechende Charakterentwicklung gesehen.

        Und da gab es noch mehr solcher Punkte in dem Film, die mich davon abhalten ihn als ein Meisterwerk zu bezeichnen. Einigen scheint der ja schon zu langatmig gewesen zu sein. Für mich hätte er aber ruhig noch etwas langatmiger sein können, um den Charakteren den Raum zur Entwicklung zu geben. Aber das scheint ja auch in den Büchern relativ sprunghaft gewesen zu sein (korrigiert mich, falls ich das falsch verstanden habe).

        Nichtsdestotrotz: einfach. Nur. ATEMBERAUBEND. Ich habe lange nicht mehr im Kino gesessen und so oft mit Gänsehaut am ganzen Körper gedacht "Meine Fresse sieht das geil aus.". Wenn möglich, wirklich im IMAX schauen.
        "Every Fremen a picture" :D
      • Von Metroplex1982 Spiele-Novize/Novizin
        Zitat von Felix Schuetz
        Den dritten Teil will er noch selbst machen. Damit ist Paul's Geschichte dann auch mehr oder weniger abgeschlossen.
        Ob es Sinn macht überhaupt noch weiter zu drehen? das Zweite Buch ist ja noch einigermassen normal, aber danach dreht die Story total ab.
        Immerhin bekämen wir dann vielleicht einen Chair Dog zu sehen :ugly:
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