Ja, Dune 2 ist grandios - doch dieses Detail nervt mich gewaltig!

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Kolumne Felix Schütz - Redakteur
Ja, Dune 2 ist grandios - doch dieses Detail nervt mich gewaltig!
Quelle: Warner Bros. 

Die zweite Dune-Verfilmung wird im Kino gefeiert, völlig zu Recht. Doch ein Punkt lässt mich ratlos zurück: Was hat sich Villeneuve nur dabei gedacht?

Buch vs. Film: Es gibt mehr Unterschiede, als ihr denkt!

Für mich war eigentlich immer klar, an welcher Stelle Villeneuve seine beiden Filme trennen wird. Denn in der Buchvorlage gibt es etwa zur Mitte einen wichtigen Zeitsprung von mindestens zwei Jahren, der die Geschichte organisch in zwei Hälften teilt. Ich dachte natürlich, dass der Regisseur dem gleichen Muster folgen wird! Doch ich lag falsch.

Dabei sind die Ereignisse in Dune: Part Two anfangs nahezu deckungsgleich mit der Romanvorlage. Nach dem Sieg über Jamis schließen sich Paul und Lady Jessica einer Fremengruppe an. Unter der Leitung von Stilgar werden sie so in Sietch Tabr aufgenommen. Im Film beginnt Paul nun sein Training, Lady Jessica wird derweil zur ehrwürdigen Mutter auserkoren - auch das passt noch zum Buch. Dass Paul eigentlich Jamis' Besitz (und nach Fremen-Recht auch dessen Witwe und seine Kinder) zugesprochen werden, lässt der Film unter den Tisch fallen - für mich übrigens völlig in Ordnung.

Was mir dagegen nicht gefällt, ist das, was danach passiert.

In der Buchvorlage ist Alia auch beim Schlussgefecht anwesend - und bereitet ihrem Großvater ein Ende. Quelle: Warner Bros., Legendary In der Buchvorlage ist Alia auch beim Schlussgefecht anwesend - und bereitet ihrem Großvater ein Ende.

Der fehlende Zeitsprung - und warum er so wichtig ist

Lady Jessica trinkt das Wasser des Lebens. Es verändert ihr ungeborenes Kind, das schlagartig bei vollem Bewusstsein ist und die Erinnerungen ihrer weiblichen Vorfahren erbt.

Im Buch gibt es nun den besagten Zeitsprung, das heißt: Wenn wir Jessica das nächste Mal begegnen, ist ihre Tochter bereits geboren und körperlich im Alter eines Kleinkindes. Paul hat sich derweil zum geachteten Wüstenkämpfer hochgearbeitet und immer mehr Fremen beginnen, an seinen Führungsanspruch zu glauben. Paul und Chani sind außerdem ein Paar und haben einen gemeinsamen Sohn, den Paul nach seinem ermordeten Vater Leto benennt.

Der Film geht hier einen anderen Weg, den Villeneuve schreibt Jessicas Rolle ein wenig um: In Dune: Part Two wird Pauls Schwester Alia noch nicht geboren, stattdessen übernimmt Jessica einen aktiveren Part. Wir sehen die Schauspielerin Anya Taylor-Joy zwar einmal als erwachsene Alia in einer prophetischen Vision, doch für den Rest des Filmes bleibt sie noch ein ungeborener Fötus. Ein sehr geschwätziger Fötus, wohlgemerkt, da Alia ausgiebige telepathische Gespräche mit ihrer Mutter führt.

Und wo liegt jetzt das Problem?

Jessicas Schwangerschaft ist zu Beginn des Filmes noch frisch. Was bedeutet, dass die gesamten Ereignisse des Filmes in unter zehn Monaten stattfinden! Und das kaufe ich der Geschichte einfach nicht ab.

Fassen wir einfach mal grob zusammen, was da allein aufseiten der Fremen alles passiert:

  • Paul wird zu Beginn noch von vielen Einheimischen kritisch beäugt, er kennt die Fremen-Gebräuche nicht, muss einfachste Grundlagen lernen.
  • Dann steht natürlich ein zeit- und kräfteraubender Guerillakrieg gegen die Harkonnen-Besatzer an, um die Spice-Produktion zum Erliegen zu bringen - das ist wohl kaum an einem Nachmittag erledigt.
  • Auch auf Sandwürmen reiten will gelernt sein.
  • Gurney Halleck ist mittlerweile Teil einer Schmugglerbande, bis er zufällig wieder auf Paul trifft. Als er seinen ehemaligen Schüler erkennt, traut er seinen Augen kaum - dabei sind streng genommen nur ein paar Monate seit ihrem letzten Treffen vergangen.
  • Und die Beziehung zu Chani, die Paul extrem wichtig ist, entwickelt sich natürlich auch nicht von selbst.
  • Lady Jessica und ihre Anhänger spinnen derweil Pauls Legende weiter. Als Mahdi soll er schließlich der spirituelle und militärische Anführer des gesamten Fremenvolkes auf Arrakis werden - inklusive der Einnahme von giftigem Wurmwasser, flammender Reden, Kriegsberatungen, Atomwaffenbergung und den Vorbereitungen eines komplizierten Angriffs, der den Imperator höchstpersönlich in die Knie zwingen soll.

Mit Verlaub: Das alles soll in acht bis neun Monaten passieren?

Lady Jessica bekommt in Dune: Part Two etwas mehr zu tun als in der Buchvorlage. Das hängt auch mit einer wichtigen Änderungen zusammen. Quelle: Warner Bros., Legendary Lady Jessica bekommt in Dune: Part Two etwas mehr zu tun als in der Buchvorlage. Das hängt auch mit einer wichtigen Änderungen zusammen. Warum beharrt Villeneuve so darauf, die Geburt von Alia und damit den Zeitsprung zu vermeiden? Welchen Vorteil bringt es der Geschichte denn wirklich? Ich finde: keine! Indem man alle Ereignisse in eine so kurze Zeitspanne presst, fühlt sich die Handlung eher so an, als würde man sie im Zeitraffer erleben. Zumindest ging es mir so, als ich in der Kinovorstellung saß. Die Dinge passieren zwar allesamt in einer logischen Abfolge, doch für mich geht dabei jedes Zeitgefühl flöten.

Dabei hätte eine einfache Begründung das Problem sofort gelöst: Jessica hätte Paul, den Fremen und vor allem dem Publikum einfach nur erklären müssen, dass die Schwangerschaft durch das Wasser des Lebens unnatürlich lange ablaufen wird. "Es könnte Jahre dauern, bis Alia geboren wird." - ein Satz wie dieser hätte doch völlig ausgereicht!

Damit hätte sich die Zeitspanne, die der Film abdecken will, schlagartig verlängert. Und die spannenden Charakterentwicklungen, die Dune: Part Two so reizvoll machen, hätten mehr Raum bekommen, um ihre volle Wirkung zu entfalten.

Klar: Man kann über solche Details auch einfach hinwegsehen oder völlig anderer Meinung sein. Aber für mich macht es durchaus einen Unterschied, ob Paul seinen Weg vom Außenseiter zum Messias in ein paar Monaten runterreißt - oder in mehreren Jahren. Wie denkt ihr denn darüber?

Mehr Liebe für Mentaten: Eine Figur fehlt mir besonders

Da ihr ohnehin schon bis hier gelesen habt, möchte ich noch ein kleines Detail anfügen, das ich in Dune: Part Two vermisst habe. Es ist zugegebenermaßen nicht übermäßig wichtig, aber nach dem Abspann ging es mir einfach nicht mehr aus dem Kopf: Das Schicksal von Thufir Hawat! Auf der nächsten Seite führe ich meine Gedanken dazu aus.

    • Kommentare (5)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Henning2402 NPC
        Ich habe den Film gestern gesehen und fand ihn im großen und ganzen super, ich habe sämtliche Dunebücher gelesen selbst die von Brian Herbert.
        Im großen und ganzen relativ dicht an der Romanvorlage etwas künstlerische Freiheit darf erlaubt sein, es stimmt das der Film zum Schluss sehr gerafft war, aber sonst hätte man noch einen Teil von dem Stoff machen müssen, das wäre dann wahrscheinlich für nicht Dunekenner zuviel und zu langsam gewesen.
        Was mich allerdings am Schluss sehr gestört hat war die ablehnende Haltung Chanis gegenüber Paul, das steht in keinem von den Büchern.
        Paul hatte bei seiner Bekanntgabe der Vermählung mit Irulan sehr deutlich gemacht das diese nur fürs Protokoll ist und Chani immer seine Liebe sein wird.
        Die Ausarbeitung in diese Richtung ist wahrscheinlich dem heutigen Mainstream geschuldet, das hat mir wirklich überhaupt nicht gefallen und für mich habe ich es nicht verstanden, aber irgendwelche "Opfer" gibt es immer.
        P.s.: das mit den Raketenwürmern fand ich auch etwas zu dick aufgetragen, wie man da eine Sänfte rauf bekommen will bzw wie man sich darauf halten will wenn der Wurm durch Dünenspitzen bricht ist mir schleierhaft, aber so what sieht natürlich spektakulär aus😂
      • Von Henning2402 NPC
        Ich habe den Film gestern gesehen und fand ihn im großen und ganzen super, ich habe sämtliche Dunebücher gelesen selbst die von Brian Herbert.
        Im großen und ganzen relativ dicht an der Romanvorlage etwas künstlerische Freiheit darf erlaubt sein, es stimmt das der Film zum Schluss sehr gerafft war, aber sonst hätte man noch einen Teil von dem Stoff machen müssen, das wäre dann wahrscheinlich für nicht Dunekenner zuviel und zu langsam gewesen.
        Was mich allerdings am Schluss sehr gestört hat war die ablehnende Haltung Chanis gegenüber Paul, das steht in keinem von den Büchern.
        Paul hatte bei seiner Bekanntgabe der Vermählung mit Irulan sehr deutlich gemacht das diese nur fürs Protokoll ist und Chani immer seine Liebe sein wird.
        Die Ausarbeitung in diese Richtung ist wahrscheinlich dem heutigen Mainstream geschuldet, das hat mir wirklich überhaupt nicht gefallen und für mich habe ich es nicht verstanden, aber irgendwelche "Opfer" gibt es immer.
        P.s.: das mit den Raketenwürmern fand ich auch etwas zu dick aufgetragen, wie man da eine Sänfte rauf bekommen will bzw wie man sich darauf halten will wenn der Wurm durch Dünenspitzen bricht ist mir schleierhaft, aber so what sieht natürlich spektakulär aus😂
      • Von HowdyM Gelegenheitsspieler/in
        Die störenden Punkte sind das, was den Film für mich deutlich abschwächen lässt. Der erste Teil war phänomenal, der Anfang des zweiten Teils auch noch. Doch die extremen Inhaltsveränderungen, die fehlende Zeitlinie, das falsche Verhältnis zwischen Paul und Chani ... irgendwie bekomme ich den Eindruck, dass man Mitte der Dreharbeiten gemerkt hat, dass die Zeit nicht ausreicht und plötzlich alles wild zusammenstreicht.
      • Von socceroos Anfänger/in
        Kann dem Artikel soweit zustimmen. Die kurze Zeitspanne von unter 9 Monaten fand ich auch unglücklich. Einige Szenen hätte man kürzen können und dafür etwas mehr Plot aus dem Buch übernehmen. Den Endkampf hätte man dadurch alternativ auch etwas besser darstellen können.

        Was mich zudem gestört hat, waren die "Raketen"-Würmer. Die scheinen so schnell unterwegs zu sein wie Flugzeuge. Hätte mal gerne gesehen, wie man die Sänfte, bei dem Tempo, von Lady Jessica auf den Wurm bekommt oder war das ein Wurfzelt? Bei dem Tempo dürfte im Sandsturm sich die Kleidung zudem schnell auflösen.
      • Von groe69 Anfänger/in
        Man merkt Teil 2 schon einen gewissen Zeitraffer-Stil an, ohne einen konkreten Zeitraum zu bestimmen. Aber andererseits müsste man dann noch mehr Teile drehen (was ich persönlich nicht schlecht fände) und Teil 2 wäre dann nur die Ausbildung und Entwicklung bei den Fremen, inkl. Vorbereitung auf die Zukunft (was wohl viele als zu aktionarm betiteln würden), und der Kampf gegen die Harkonnen, inkl. Kaiser, dann für Teil 3. Dann käme Teil 4 und zum Abschluss Teil 5.
      • Von azraelkitan Anwärter/in
        Als Kenner der Bücher und Liebhaber aller Verfilmungen des Stoffes (ja, auch die TV-Mehrteiler haben Ihre Berechtigung), kann gut mit den Anpassungen leben. Die Komplexität des Buches zu verfilmen ist bewiesenermaßen unmöglich und so betrachte ich jede Verfilmung als eine "Teleskopsicht" auf den Stoff: man sieht das Dargestellte im Fokus und alles im periphärem Sichtfeld wird ausgeblendet. So bleibt jede Menge Material zur Diskussion für die Zeit zwischen den Verfilmungen ;-)
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