Die zweite Dune-Verfilmung wird im Kino gefeiert, völlig zu Recht. Doch ein Punkt lässt mich ratlos zurück: Was hat sich Villeneuve nur dabei gedacht?
Eines möchte ich gleich klarstellen: Mir ist vollkommen egal, was zuerst kam. Buchvorlage oder Verfilmung. Comic oder Serie. Italienische Dichtung oder blutrünstiges Computerspiel. Alles fein, wenn ihr mich fragt! Denn am Ende muss ohnehin jedes Werk, jeder Film, jeder Text, jedes Spiel für sich selbst stehen. Besser noch: Manchmal können Umsetzungen, die auf großen Vorlagen basieren, sogar ganz neue, spannende Seiten abgewinnen, die im Original vielleicht zu kurz kamen!
Darum halte ich auch absolut nichts davon, auf Kleinigkeiten herumzureiten, wenn doch das Gesamtwerk stimmt. An Peter Jacksons brillanter Herr-der-Ringe-Trilogie rumnörgeln, nur weil da kein Tom Bombadil auftaucht? Hört mir bloß auf damit!
Auch für Dune musste man kürzen - und das ist gut so!
Mit genau dieser Einstellung bin ich auch an Denis Villeneuves Dune-Verfilmung rangegangen, die derzeit mächtig an den Kinokassen absahnt. Die Bücher von Frank Herbert gelten seit Jahrzehnten als nahezu unverfilmbar, schon allein, weil sie ausschweifende Gedankenspiele über Politik, Gesellschaft oder Religion durchkauen - das ist in einem Film von höchsten drei Stunden Laufzeit kaum vernünftig darstellbar, wenn man nebenbei auch noch eine Geschichte erzählen will.
Welche Möglichkeit bleibt also? Man muss sich von dem Gedanken verabschieden, das Buch vollumfänglich einzufangen.
Quelle: Warner Bros., Legendary Stattdessen tut man genau das, was Villeneuve getan hat: Dem Werk und seinem Detailreichtum so gut es geht treu bleiben - und trotzdem ganz bewusst auf Aspekte verzichten, die einfach den Rahmen gesprengt hätten. Villeneuve wirft viel politischen Kontext über Bord, er konzentriert sich stattdessen auf die Schwesternschaft der Bene Gesserit und die Fremen, die dem Weg ihres Propheten folgen: Dune: Part Two (jetzt kaufen 16,99 € ) funktioniert so einerseits als bildgewaltige Heldensage, aber gleichzeitig auch als unbequeme Warnung vor religiösem Fanatismus. (Womit er übrigens schon auf Band 2: Der Herr des Wüstenplaneten abzielt, der im nächsten Film verarbeitet wird.)
Das ist auch alles gut so! Doch ein Punkt stört mich trotzdem, denn er ist - aus meiner Sicht - einfach unnötig und nicht gut gelöst. In meiner Filmkritik zu Dune: Part Two habe ich es nur angedeutet, doch hier möchte ich im Detail darauf zu sprechen kommen. Darum: Spoilerwarnung! Wer Dune: Part Two noch nicht gesehen hat oder die Bücher nachholen will, sollte ab hier nicht weiterlesen.
Im großen und ganzen relativ dicht an der Romanvorlage etwas künstlerische Freiheit darf erlaubt sein, es stimmt das der Film zum Schluss sehr gerafft war, aber sonst hätte man noch einen Teil von dem Stoff machen müssen, das wäre dann wahrscheinlich für nicht Dunekenner zuviel und zu langsam gewesen.
Was mich allerdings am Schluss sehr gestört hat war die ablehnende Haltung Chanis gegenüber Paul, das steht in keinem von den Büchern.
Paul hatte bei seiner Bekanntgabe der Vermählung mit Irulan sehr deutlich gemacht das diese nur fürs Protokoll ist und Chani immer seine Liebe sein wird.
Die Ausarbeitung in diese Richtung ist wahrscheinlich dem heutigen Mainstream geschuldet, das hat mir wirklich überhaupt nicht gefallen und für mich habe ich es nicht verstanden, aber irgendwelche "Opfer" gibt es immer.
P.s.: das mit den Raketenwürmern fand ich auch etwas zu dick aufgetragen, wie man da eine Sänfte rauf bekommen will bzw wie man sich darauf halten will wenn der Wurm durch Dünenspitzen bricht ist mir schleierhaft, aber so what sieht natürlich spektakulär aus😂
Was mich zudem gestört hat, waren die "Raketen"-Würmer. Die scheinen so schnell unterwegs zu sein wie Flugzeuge. Hätte mal gerne gesehen, wie man die Sänfte, bei dem Tempo, von Lady Jessica auf den Wurm bekommt oder war das ein Wurfzelt? Bei dem Tempo dürfte im Sandsturm sich die Kleidung zudem schnell auflösen.