Die aktuelle Welle an Enthüllungen über sexuelle Übergriffe an teils höchsten Stellen macht vor keiner Branche halt und hat auch längst die Videospiele-Industrie erreicht. Nun sieht die US-Amerikanische Multimedia-Webseite IGN.com sich massiven Vorwürfen ausgesetzt: Ein Senior Editor soll mindestens zwei jüngere Mitarbeiterinnen sexuell belästigt haben - und die Firma die Sache heruntergespielt haben.
#metoo hat es endlich möglich gemacht: Das stillschweigende Hinnehmen sexueller Übergriffe in allerlei Branchen wird, ausgehend von Hollywood, verstärkt thematisiert und entsprechende Fälle werden an die Öffentlichkeit gebracht. Unter anderen wurden nach der ursprünglichen Affäre rund um dem Filmproduzenten Harvey Weinstein bereits Schauspieler Kevin Spacey, Produzent und Regisseur Brett Rattner und US-Comedian Louis C.K. wegen sexueller Übergriffe beschuldigt, teilweise wurden die Vorwürfe auch schon bestätigt. Viele geplante oder sogar bereits fertiggestellte Projekte der beschuldigten Männer wurden daraufhin eingestellt, ihre Karrieren sind de facto beendet.
Nun steht der US-Multimedia-Konzern IGN.com, der schwerpunktmäßig in Text- und Videoform über Videospiele, Filme, Comics, Serien und mehr berichtet, im Zentrum der neuesten Vorwürfe. Kurz nach Mitternacht nach Mitteleuropäischer Zeit veröffentlichte die Homepage eine mit "A Statement from the IGN Team" überschriebene Stellungnahme. Mit dem Hinweis, dass das Statement von der Redaktion selbst und nicht von den oberen Etagen oder der rechtlichen Abteilung komme, entschuldigt sich das Team darin, ohne auf Details einzugehen, bei zwei nicht namentlich genannten Ex- beziehungsweise aktuellen Angestellten für sexuelle Belästigung, die vom Management des Unternehmens nicht ernstgenommen worden wäre. Das System, so die Mitarbeiter, habe gegenüber den betroffenen Mitarbeitern versagt. In einem langen Meeting habe man nun versucht, die Vorwürfe aufzuarbeiten. Der Human-Resource-Mitarbeiter, welcher die Anschuldigungen damals heruntergespielt hätte, sei schon länger nicht mehr Teil des Teams, doch sein Nachfolger wolle der Sache nun genau auf den Grund gehen. Die Geschehnisse hätten vor allem die betroffenen Frauen, aber auch alle anderen Mitarbeiter des Teams mit Schmerz erfüllt, so das Statement.
Die Branchenseite Gamasutra.com ging den nicht näher detaillierten Vorwürfen daraufhin genauer auf den Grund. In einem Hintergrundbericht zum Thema nennt sie den Namen des beschuldigten (ehemaligen) Senior Editors, Vincent Ingenito, der sich auf Twitter bei der betroffenen Ex-Mitarbeiterin Kallie Plagge entschuldigte, ihre Vorwürfe aber großteils zurückwies. Plagge hatte ihrerseits am 10. November unter dem Hashtag #metoo auf Twitter die Causa erstmals öffentlich gemacht. Die sexuellen Belästigungen hätten über Monate hinweg stattgefunden und neben ihr auch eine weitere, nicht namentlich genannte Mitarbeiterin betroffen.
Plagge hätte sich mit einer Beschwerde an Human Resources und das Management bei IGN gewandt, wurden aber mit dem Hinweis, dass sie sich "ihre Freunde besser aussuchen" solle, abgewiesen. Schlimmer noch, musste sie aufgrund ihrer Beschwerde ein Statement unterschreiben, in dem sie zugeben musste, dass sie sich unpassend verhalten habe und ein weiterer Vorfall zu ihrer Kündigung führen würde. Daraufhin musste sie noch weitere sechs Monate mit Ingenito zusammenarbeiten, bevor sie schließlich den Arbeitgeber wechselte.
Gestern kam weitere Bewegung in die Sache, als mehrere IGN-Mitarbeiter aus Solidarität mit Plagge und der zweiten nicht näher genannten Mitarbeiterin die Arbeit niederlegten. IGN-Mitarbeiterin Alanah Pearce kündigte etwa auf Twitter an, dass es an diesem Tag keine Ausgabe der News-Video-Reihe Daily Fix geben werde. Erst müsste IGN mit einem Statement und einer Entschuldigung an die Öffentlichkeit gehen - was wenige Stunden später geschah.
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Allerdings ist das meiner Ansicht nach sehr eindeutig:
"Oh, ich wurde schlimm sexuell belästigt, das ist mir so peinlich, dass ich mich vom meinem Freund getrennt habe und dann mit dem Belästiger eine (sexuelle) Beziehung eingegangen bin".
Also wer da immer noch die Einschläge nicht merkt, dem ist auch nicht mehr zu helfen.
Für mich ging das von neutralen Punkten (Hotel, Party) über Mutmaßungen (wo wurde aus weiterhin Kontakt und einmal Sex eine monatelange Beziehung?) direkt hin zu ihr die Schuld zuschieben.
Nichts davon macht ihre Version wahrer oder unwahrer. Ein Kuddelmuddel ist es allemal.
Ich finde den Fall allerdings auch zu unwichtig um dem großartig weiter auf den Grund zu gehen.
Auf jeden Fall sind Zweifel an ihrer Version der Ereignisse angebracht.
Und ich sehe es eben so, wer sich damals nicht zu schade war mit jemanden eine (einvernehmliche) sexuelle Beziehung zu führen, der soll im Nachhinein nicht meckern wie schlimm der Partner doch war, denn wer war denn mit diesem A*sch zusammen ... da muss man sich dann doch an die eigene Nase fassen und nicht die Schuld auf den anderen schieben.
"Oh, ich wurde schlimm sexuell belästigt, das ist mir so peinlich, dass ich mich vom meinem Freund getrennt habe und dann mit dem Belästiger eine (sexuelle) Beziehung eingegangen bin".
Auf jeden Fall sind Zweifel an ihrer Version der Ereignisse angebracht.