The Northman in der Filmkritik: Ein blutrünstiger Heavy-Metal-Hamlet

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Test Christian Fussy - Redakteur
The Northman in der Filmkritik: Ein blutrünstiger Heavy-Metal-Hamlet
Quelle: Universal

Im Wikinger-Epos von The-Lighthouse-Regisseur Robert Eggers schwört ein Königssohn Rache am Mörder seines Vaters. Trotz simpler Geschichte schafft der Film eine einzigartige Atmosphäre, die euch für zweieinhalb Stunden ins Reich der Berserker, Monster und Hexen transportiert. Wieso ihr The Northman nicht verpassen solltet, erfahrt ihr in unserer Filmkritik.

Prinz Amleth (Oskar Novak) wird als Kind Zeuge des Mordes an seinem Vater König Aurvandill (Ethan Hawke) durch dessen verräterischen Halbbruder Fjölnir (Claes Bang). Nachdem dieser Amleths Mutter (Nicole Kidman) ehelicht und die Krone an sich reißt, schwört der Königssohn bittere Rache. Er entkommt gerade so Fjölnirs Häschern und wächst im Exil zu einem Berserker (Alexander Skarsgård) heran. Als er hört, dass Fjölnir von Harald I. entmachtet wurde und jetzt mithilfe von Sklaven eine Farm in Island betreibt, wittert Amleth seine Chance zur Vergeltung und mischt sich unter die Leibeigenen.

Auf der Schifffahrt vom heutigen Russland nach Island trifft er die Zauberin Olga (Anya Taylor-Joy), die ihm ihre Hilfe anbietet, Fjölnirs Gefolge einen nach dem anderen auszuschalten. Doch sie ist nicht die einzige Begleitung, die Amleth auf seiner Mission hat: Ständig plagen ihn Visionen von Göttern, Toten und Walküren, die ihn an seinen Racheeid erinnern und seinen Hass auf Fjölnir weiter schüren.

Die Geschichte von The Northman basiert auf derselben Legende, die William Shakespeare zu Hamlet inspirierte und weist daher viele Gemeinsamkeiten mit der berühmten Tragödie auf. Die Umsetzung von Regisseur Robert Eggers (The Witch, The Lighthouse) lediglich darauf zu reduzieren, welche neuen Wendungen und Kniffe der altbekannten Story hinzugefügt werden, würde ihr jedoch nicht gerecht.

Eggers dritter Spielfilm entfaltet seine Sogwirkung vor allem durch die bis ins kleinste Detail ausformulierte Welt und ihre zugrundeliegenden Regeln. Sowohl die wunderschönen Landschaften Islands als auch die Gedankenwelt und Mythologie der Wikinger wird in faszinierenden Bildern eingefangen und direkt in die Köpfe des Publikums transportiert. Der unheilvolle, mitreißende Soundtrack, der mitunter auf altertümlichen Instrumenten gespielt wurde, trägt einen großen Teil dazu bei, dass man unmittelbar ein Gefühl für die Welt und ihre Bewohner bekommt.

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The Northman: Erster deutscher Trailer zum dunklen Racheepos

Insbesondere bei der Darstellung von Amleths Visionen merkt man Eggers Arthouse-Sensibilitäten. Der Filmemacher lässt das Gezeigte für sich sprechen, statt dem Publikum stets den Gedankengang seiner Figuren zu erklären. Ein Beispiel dafür findet sich schon direkt am Anfang des Films: Zusammen mit seinem Vater nimmt Amleth an einem sonderbaren, von Hofnarr Heimir (Willem Dafoe) geleiteten Ritual teil, das sein Heranwachsen zum Mann anerkennen soll.

Dabei schwört er auch, die Auge-um-Auge-Mentalität seines Stammes zu ehren und Rache an denjenigen zu nehmen, die seiner Familie schaden. Auf der Brust des Vaters zeichnet sich dann der Stammbaum der Familie ab, der an den Weltenbaum aus der nordischen Mythologie erinnert und an dem zahlreiche Tote aus früheren Generationen hängen. Die Verbindung zwischen Pflicht, Familie, Religion und Tod wird allein durch ein Bild hergestellt, das im weiteren Verlauf der Handlung immer wieder in leicht veränderter Form auftritt.

Diese Kniffe erinnern an Eggers Vorgängerfilme, insbesondere The Lighthouse, der mit seinen Bildern immer wieder Parallelen zu berühmten Kunstwerken oder Geschichten über christliche und griechische Mythologie hergestellt hat. Alexander Skarsgard als Amleth Quelle: Universal Alexander Skarsgard als Amleth

John Wickie und die starken Männer

Im Grunde ist das Metzelepos dennoch um einiges mainstreamiger und zugänglicher als Eggers restliches Schaffen. Es lassen sich leicht Vergleiche zu düsteren Fantasy-Historienfilmen wie Gladiator, Black Death oder Der 13. Krieger ziehen.

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The Northman (jetzt kaufen 8,99 € ) ist ein echtes Brett von einem Film und wer Spaß an bildgewaltigen, brutalen Wikingergeschichten hat, wird voll auf seine Kosten kommen. Für diejenigen, die sich darauf einlassen wollen, bietet The Northman aber zusätzlich auch genügend spannende Motive, um nach dem Kinobesuch noch einmal die grauen Zellen anzuwerfen.

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