The Irishman: Filmkritik zum Mafia-Epos

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Test Tim Sünderhauf - Registrierte Benutzer
The Irishman: Filmkritik zum Mafia-Epos (1)
Quelle: Netflix

Mit "The Irishman" mobilisierte Regisseur Martin Scorsese die Crème de la Crème der schauspielerischen Größen Hollywoods: In der Hauptrolle besetzte er Robert De Niro, unterstützt von Joe Pesci und Al Pacino. Den Gangster-Streifen gibt es seit dem 14. November im Kino zu sehen, auf Netflix ist er ab dem 27. November zum Streamen verfügbar.

Sieht man "The Irishman" (jetzt kaufen 12,36 € ), versteht man erst so richtig, warum keines der großen Hollywood-Studios diesen Film finanzieren wollte und Netflix "einspringen" musste. Dieses Gangster-Epos funktioniert jenseits von all dem, was derzeit auf den großen Leinwänden präsentiert wird: Keine Action, kein Sex, keine großen Spezial-Effekte, kein Pathos, kein visuelles oder akustisches Tamtam. Stattdessen nimmt sich Scorsese unendlich viel Zeit, seine Geschichte zu erzählen, die da im Kern lautet: Auch Killer sind Menschen.

Der Truckfahrer Frank begegnet eines Tages zufällig dem umtriebigen Mobster Russell Bufalino. Nachdem Frank selber erste kleine Betrügereien begonnen hat, sucht er Hilfe bei dem Anwalt Bill, der sich als ein Cousin von Russell entpuppt und diese erneut zusammenbringt. Fortan wird Frank zum Russ' Helfershelfer und zunehmend ein guter Freund. Franks Familie macht die enge Beziehung zu zweifelhaften Leuten nichts aus, abgesehen von der kleinen Peggy, die sich vor ihrem Vater wie auch vor "Onkel" Russ spürbar fürchtet. Doch das hält Frank nicht vor einer Karriere in der Mafia ab: Er wird zu Russells wichtigem "Haus-Anstreicher" (ein beschönigendes Wort für Auftragsmörder) und steigt durch dessen Empfehlung mit der Zeit bis zum persönlichen Berater und Beschützer des mächtigen Gewerkschaftsbosses Jimmy Hoffa auf. Auch Jimmy und Frank werden engste Freunde. Bis der Tag kommt, an dem die Interessen von Russ und Jimmy miteinander unvereinbar werden. Frank muss sich entscheiden ...

"The Irishman" atmet dieselbe Luft wie "GoodFellas", wie "Der Pate", wie "Es war einmal in Amerika". Zwar mag ihm das melodramatisch-tragische Element des letzteren abgehen und auch ein wenig die Wucht des Ersteren. Doch er muss unzweifelhaft in einer Reihe mit diesen betrachtet (und fortan genannt) werden. Es ist eine elegische Geschichte, die Scorsese erzählt, tragend, fast schleppend, doch die dreieinhalb Stunden vergehen dennoch wie im Flug. Die digitale Verjüngung der Altstarriege wirkt zudem visuell gelungen, wenn auch gewisse Aspekte (wie der wenig zu einer Person jüngerer Jahre passen wollender, staksiger Gang des Mittsiebzigers De Niro) nicht retuschierbar war. Doch das wird locker wettgemacht dank einer tollen Performance von De Niro und Pacino, die nur noch von einem getoppt wird: dem absolut großartigen Joe Pesci (als charmanter Russ), den aus dem Ruhestand zurückzuholen der für Scorseses Film wohl beste Coup überhaupt war.

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Fazit: Eine Gangstersaga alter Schule. Wer so etwas mag, sollte diesen Film unbedingt schauen (wenn er kann auch in OmU auf der großen Leinwand). Wer mit den Längen solcher epischen Werke eh nichts anfangen kann, für den ist "The Irishman" umgekehrt aber alles andere als ein Muss.

Wertung zu

Wertung:

9/10
02:01
The Irishman: Erster Trailer zum neuen Film von Martin Scorsese
    • Kommentare (1)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Jerec Gelegenheitsspieler/in
        Scorsese, Pacino, Pesci und de Niro. Da kann nicht schief gehen . Freue mich auf Netflix :-)
      • Von Jerec Gelegenheitsspieler/in
        Scorsese, Pacino, Pesci und de Niro. Da kann nicht schief gehen . Freue mich auf Netflix :-)
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