Steamworld Quest: Hand of Gilgamech im Test für PC und Switch - Ritter, Blech und jede Menge Karten

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Test Felix Schütz - Redakteur
Die Dialoge sind humorvoll geschrieben, wenn auch nicht brüllkomisch.
Quelle: PC Games

Die Steamworld-Serie bricht zu neuen Ufern auf: Mit ihrem jüngsten Ableger präsentieren euch die Entwickler ein ebenso liebenswertes wie seichtes Rollenspiel, das sich mit taktischen, zugänglichen Kartenkämpfen vom Einheitsbrei abhebt. Das Ergebnis ist zwar kein Highlight wie zuletzt Steamworld Dig 2, macht aber Spaß! Update: Jetzt auch mit Wertung für die PC-Fassung!

Bei Image & Form scheinen Leute zu sitzen, die es gar nicht erwarten können, etwas Neues auszuprobieren: Zuletzt hatten die schwedischen Entwickler mit Steamworld Dig 2 ein erstklassiges Metroidvania abgeliefert, davor präsentierten sie mit Steamworld Heist geschliffene Rundentaktik mit Roboter-Piraten. Nun steht ihr nächster Genre-Abstecher an: Steamworld Quest: Hand of Gilgamech, ein rundum liebenswerter Mix aus taktischem Kartenspiel und simplem Rollenspiel. Verpackt wird das Ganze in ein wunderbar schräges Fantasy-Szenario, in dem wir eine gut gelaunte Robotertruppe durch eine mittelalterliche 2D-Welt begleiten. Das Ergebnis: Ein charmantes Blechbüchsenabenteuer, das aber nicht ganz mit den letzten beiden Steamworld-Titeln von Image & Form mithalten kann.

Update: Wir haben den Test um Infos und Wertung zur PC-Fassung erweitert.

Die Kämpfe spielen sich taktisch, flott und eingängig. Auch im Handheld-Modus (Switch) einwandfrei! Quelle: PC Games Die Kämpfe spielen sich taktisch, flott und eingängig. Auch im Handheld-Modus (Switch) einwandfrei!

Rollenspiel light

Steamworld Quest besteht im Grunde aus zwei Spielebenen, nämlich Erkundung und Kämpfe. Die erste ist ausgesprochen simpel: Durch eine Spielfigur symbolisiert, lenkt ihr eure sechsköpfige Steambot-Truppe durch hübsch gemalte 2D-Räume, führt Dialoge und greift Gegner an, die euch im Weg stehen. Das mag auf den ersten Blick wie ein Jump & Run aussehen, hat damit aber nicht das Geringste zu tun: Eure Figur kann weder springen noch klettern, meistens lauft ihr einfach stur von links nach rechts. Das ist auch der Grund, warum dieser Part schnell an Reiz verliert - es gibt einfach nichts zu tun, außer gelegentlich die Räume nach versteckten Schätzen abzusuchen.

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SteamWorld Quest: Launch-Trailer mit Release-Termin des Kartenspiels

Auch die Story fällt etwas flach aus. Eure rechtschaffene Heldentruppe jagt irgendeinem Artefakt hinterher, legt sich dabei mit ein paar Bösewichten an und zerlegt reihenweise Roboterschurken in ihre Bestandteile. Große Überraschungen, Nebenquests oder gar Entscheidungen, die den Plot etwas aufgepeppt hätten, dürft ihr dabei nicht erwarten - hier verschenkt das Spiel jede Menge Potenzial. Trotzdem macht es viel Spaß, unsere Truppe zu begleiten, einfach weil sie so sympathisch ist: Die beherzte Kriegerin Armilly, die sensible Magierin Copernica, der gutmütige Handwerker Galleo, der mysteriöse Ninja Orik oder das zwielichtige Gaunergespann Tarah und Thayne - sie alle sind uns in den ordentlich geschriebenen Dialogen schnell ans Herz gewachsen. Alle Texte sind auf Deutsch, Sprachausgabe gibt's in den Dialogen allerdings nicht; lediglich der Erzähler wurde zwischen den Kapiteln auf Englisch vertont.

Taktische Kartenkämpfe

Der Großteil der Spielzeit ist aber ohnehin den Kämpfen gewidmet. Die laufen in Rundenform ab und sind stets auf drei Partymitglieder begrenzt. Egal ob Schwerthieb, Heilzauber, Kugelblitz oder vernichtender Flammenschlag, alles wird durch Karten repräsentiert. Die werden pro Runde zufällig gezogen und am unteren Bildschirmrand angezeigt. Der Clou: Jeder Held verfügt über ein eigenes Deck mit eigenen Stärken und Schwächen! Copernica kann beispielsweise magische Schilde erzeugen und so die Party schützen, während Tarah und Thayne Dunkelmagie und Gifte zum Einsatz bringen. Orik ist dagegen für hohen Blitzschaden zuständig, während Armilly viele Treffer wegstecken und ihre Party buffen kann. Und Galleo - den wir im Test kaum benutzt haben - zeichnet durch mit starke Heilzauber, Buffs und physische Angriffen aus. Wen ihr letztendlich mitnehmt, ist egal - Hauptsache, das Team passt zu eurer Taktik!

Dabei müsst ihr besonders auf die Limits achten: Pro Runde könnt ihr nur drei Karten ausspielen, dann sind eure Gegner an der Reihe. Wenn ihr drei Karten vom gleichen Helden wählt, gibt's außerdem einen Bonus: Setzt ihr etwa drei gelbe Karten von Orik ein, gewährt euch der Ninja in der nächsten Runde einen kostbaren Extra-Zug für eine vierte Karte. Vergesst aber nicht, dass manche Karten Energie aufbauen, während andere sie verbrauchen - wollt ihr also besonders mächtige Fähigkeiten einsetzen, müsst ihr zuvor einige schwächere ausspielen, um die nötige Energie zu sammeln.

Bildergalerie

All diese Regeln sind gut erklärt und schnell gelernt - Steamworld Quest spielt sich dadurch intuitiv und zugänglich! Um die Decks eurer Roboter zusammenzustellen, stehen euch außerdem knapp 100 Karten zur Verfügung, allerdings dürft ihr davon nur jeweils acht in ein Deck packen - dadurch ergeben sich zwar viele Kombinationsmöglichkeiten, doch hat man erst mal eine effektive Auswahl gefunden, lohnt es sich kaum, diese noch zu wechseln. Dadurch fallen die Kämpfe nach einer Weile etwas eintönig aus, trotz praktischer Beschleunigungsfunktion.

Immerhin: Karten lassen sich mit gesammelten Ressourcen verbessern und beim Händler können wir auch Gegenstände kaufen, um die Statuswerte unserer Kämpfer steigern. Das alles ist zwar nicht gerade tiefgängig, geht aber für die 15 bis 20 Stunden Spielzeit noch in Ordnung. Als einzige Nebenaufgabe gibt es außerdem noch eine Arena, in der ihr optionale, besonders knifflige Kämpfe bestreitet und Belohnungen abstaubt - spätestens hier ist auch etwas Können gefragt.

Gute PC-Umsetzung

So kennen wir es von Image & Form: Auch auf dem PC präsentiert sich Steamworld Quest nahezu makellos. Das gesamte Spiel lässt sich nur mit der Maus steuern, auf Wunsch kann man aber auch viele Aktionen per Tastatur auslösen, die Tastenbelegung ist frei wählbar. Für die PC-Fassung wurde das Interface sogar leicht erweitert, beispielsweise zeigen Pfeile zusätzlich an, welches Ziel man ausgewählt hat. Die Steuerung im Erkundungsmodus fällt zwar nicht ganz so intuitiv aus wie in den Kämpfen, geht aber gut genug von der Hand, sodass man zwingend zum Gamepad greifen muss.

Steamworld Quest: Hand of Gilgamech ist derzeit nur für Nintendo Switch als Download via eShop und seit 31. Mai 2019 auch für PC erhältlich. Der Preis liegt bei 25 Euro. Umsetzungen für PS4 und Xbox One sind noch nicht offiziell bestätigt, doch wenn Image & Form seinem üblichen Muster folgt, werden diese Fassungen höchstwahrscheinlich schon in Kürze angekündigt.

Wertung und Fazit

Wertung zu SteamWorld Quest: Hand of Gilgamech (NSW)

Wertung:

8/10

Wertung zu SteamWorld Quest: Hand of Gilgamech (PC)

Wertung:

8/10
Pro & Contra
Zugängliche, flüssige KartenduelleSympathische Roboter-Truppe und humorvolle DialogeHübsches 2D-Design, auch im Handheld-Modus (Switch)Fairer Preis bei ordentlichem UmfangGute PC-Umsetzung
Erkunden fällt arg simpel ausSeichte RollenspielelementeKämpfe werden auf Dauer etwas eintönigKaum Nebenaufgaben

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