Star Wars: Die Macht erwacht, die Handlung ruht - Kolumne zur Story von Episode 7

188
Kolumne Matthias Dammes - Redakteur
Star Wars: Das Erwachen der Macht - Mein Problem mit der Story - Kolumne mit massiven Spoilern.
Quelle: Lucasfilm

Star Wars: Das Erwachen der Macht bricht derzeit alle Rekorde und gilt für viele Kinogänger als gelungene Rückkehr in eine weit, weit entfernte Galaxie. Aber freilich gibt's auch Kritik. Unser Redakteur Matthias Dammes stört sich beispielsweise an einigen Elementen der Handlung. Warum? Das erklärt er in dieser Kolumne. Aber Achtung: Die enthält reichlich Spoiler.

Eines gleich vorneweg, damit wir uns nicht falsch verstehen: Das Erwachen der Macht ist ein toller Star Wars-Film. Er übertrifft die Prequel-Trilogie locker. Das erreicht er vor allem durch die Atmosphäre, die durch echte Sets, das klassische Design und die Figuren wieder mehr Star Wars-Flair versprühen als die Hochglanz-CGI-Streifen Episode 1 bis 3. Auch die neuen Charaktere haben mich weitestgehend überzeugt, vor allem Rey gefällt mir richtig gut. Ich habe mich während der etwas mehr als zwei Stunden im Kino auf jeden Fall bestens unterhalten gefühlt.

Die vollkommene, überschwängliche Begeisterung, wie sie viele Fans schon beim Hype im Vorfeld an den Tag gelegt haben, wollte bei mir allerdings auch nach dem Film nicht aufkommen. Das liegt zum größten Teil an der Story. Die ist zwar nicht schlecht - aber ich habe so meine Probleme damit. Doch bevor ich ins Detail gehe, sei an dieser Stelle noch einmal gewarnt. Dieser Artikel enthält umfassende Spoiler zur Handlung von Star Wars: Das Erwachen der Macht. Solltet ihr den Film noch nicht gesehen haben, lest ihr auf eigene Gefahr weiter.

Massive Spoiler voraus

Mein größtes Problem mit der Handlung des Films ist, dass hier wiederkehrende Elemente aus der klassischen Trilogie aneinandergereiht werden. Bei unglaublich vielen Szenen hatte ich sofort ein passendes Äquivalent aus Episode 4 bis 6 vor Augen; besonders die Parallelen zu "Eine neue Hoffnung" wurden schnell sichtbar. Der Film kam mir fast wie eine Anspielung in Überlänge auf die alten Teile vor. So entstand bei mir am Ende irgendwie nicht das Gefühl in ein neues Abenteuer aufzubrechen, sondern ein bereits bekanntes Abenteuer mit leicht veränderten Parametern wie Charakteren und Schauplätzen noch einmal zu erleben.

Geheime Pläne und ein Droide

Bereits der Anfang, so toll er auch inszeniert ist, erinnert sehr stark an den Auftakt von Eine neue Hoffnung. Die Rebellen - jetzt Widerstand genannt - gelangen in den Besitz eines wichtigen Plans. Im Zuge eines Angriffs des Imperiums - jetzt The First Order - werden diese Pläne in einem Der Droide und die geheimen Pläne. Quelle: Disney / Lucasfilm Der Droide und die geheimen Pläne. Droiden versteckt. Damals war's R2-D2, jetzt ist es BB-8. Der verantwortliche Rebell - damals Leia, diesmal Poe - gerät in Gefangenschaft. Der Droide irrt dann auf einem Wüstenplaneten umher und wird vom Imperium gejagt.

Bevor die Bösen ihn schnappen, fällt der Droide einer zu diesem Zeitpunkt im galaktischen Maßstab unbedeutenden Person - damals Luke, jetzt Rey - in die Hände. Durch dieses Ereignis wird jene Person ungewollt in ein großes galaktisches Abenteuer katapultiert. Und natürlich gelingt die Flucht vom Wüstenplaneten mal wieder mit dem Millennium Falken. Damit ist im Grunde das erste Drittel von Das Erwachen der Macht beschrieben, oder eben auch in etwa das erste Drittel von Eine neue Hoffnung. Die Autoren rund um J.J. Abrams belassen es mit der Anlehnung an das Original jedoch nicht nur beim Auftakt.

Ich bin dein Vater 2.0

Was ich im Vorfeld bereits befürchtet hatte, ist die Existenz eines dem Zuschauer zunächst nicht bekannten Verwandschaftsverhältnisses zwischen zwei Hauptfiguren. Die Enthüllung, dass Kylo Ren eigentlich Ben Solo ist, erzeugt nicht die wuchtige Wirkung jenes legendären Ich bin dein Vater 2.0 Quelle: Lucasfilm / Disney Ich bin dein Vater 2.0 Aufeinandertreffens zwischen Luke und Darth Vader auf Bespin. Es wird eher hier und dort in einem Nebensatz erwähnt. Außerdem ist die Beziehung für alle Beteiligten (Kylo, Han, Leia) kein Geheimnis, nur der Zuschauer erfährt erst im Laufe des Films davon.

Dennoch kam mir sofort in den Sinn, dass hier die "Ich bin dein Vater"-Situation wiederholt wird. Und dabei wird es vermutlich nicht bleiben. Zwar wurde es in Das Erwachen der Macht noch nicht aufgelöst, aber es gibt im Film einige Hinweise, die darauf hindeuten, dass uns in Episode 8 eine weitere Enthüllung in dieser Richtung erwartet. So gehe ich nämlich stark davon aus, dass sich Rey als Tochter von Luke entpuppen wird. Alles andere ergibt nach diesem Film kaum noch einen Sinn. Damit hätten wir dann sogar "Ich bin dein Vater" 3.0.

Mächtige Superwaffe vs. kleine Fliegerschar

Auch der Bedrohung für die Galaxie könnte man eine Versionsnummer verpassen, Todesstern 3.0 quasi. Natürlich musste diesmal alles noch Superwaffe gegen Rebellenflieger. Quelle: Disney Superwaffe gegen Rebellenflieger. größer und mächtiger sein. So hat die neue Megawaffe nicht nur die Ausmaße eines Monds sondern gleich eines ganzen Planeten. Entsprechend kann die sogenannte Starkiller Base auch gleich mehrere Planeten und Monde gleichzeitig ausschalten.

Die Grundprämisse aus der klassischen Trilogie bleibt jedoch gleich. Eine kleine Gruppe tapferer Piloten kämpft gegen die übermächtige Superwaffe. Natürlich durfte dabei eine Schwachstelle nicht fehlen, die im finalen Kampf erneut durch einen mit Lasertürmen gespickten Graben hindurch angegriffen wird. Und wie immer gelingt die Zerstörung nur wenige Sekunden bevor die Waffe den Planeten mit der Rebellenbasis auslöschen konnte.

Obi-Wan Solo und Yoda Skywalker

Dann wären da noch die Rollen von Han Solo und Luke Skywalker in Das Erwachen der Macht. Zweifelte der Schmuggler in Eine neue Hoffnung noch an all den Legenden rund um Macht und Jedi, gibt Han Solo nun den weisen, alten Führer, der die jungen Helden beim Obi-Wan Solo Quelle: Lucasfilm / Disney Obi-Wan Solo Start ihres Abenteuers unterstützt und ihnen von vergangenen Zeiten berichtet. Ganz genau so, wie es seinerzeit Obi-Wan mit Luke gemacht hat. Am Ende ereilt Han auch das gleiche Schicksal. Er wird vor den Augen von Rey und Finn getötet. Obi-Wan wurde von seinem alten Schüler niedergestreckt, Han von seinem eigenen Sohn. Andere Parameter, gleiche Grundsituation. Denn auch die entsetzte Reaktion von Rey passt zur Reaktion von Luke in Episode 4.

Ähnliches gilt für Luke selbst, der mit Ausnahme der letzten Szene im gesamten Film nicht zu sehen ist. Er nimmt damit ein wenig die Rolle von Yoda ein. Auch Luke versteckt sich auf einem einsamen Planeten vor der Dunklen Seite und vor seiner Verantwortung. Am Ende bricht Rey fast allein zu ihm auf (nur begleitet von Chewie und R2). Wie damals in Episode 5, als Luke nur mit R2 an seiner Seite den alten Jedi-Meister Yoda auf Dagobah aufsuchte.

Noch mehr Kritik?

Es lassen sich vermutlich noch weitere Parallelen zur klassischen Trilogie finden, die mir beim zweiten Anschauen auch noch auffallen werden. Aber ich denke mit diesen Punkten ist meine Kritik bereits recht deutlich geworden. Darüber hinaus gibt es noch ein paar weitere Punkte, die ich Star Wars 8: Rey Quelle: Lucasfilm / Disney Die Macht ist stark in ihr. eher kritisch betrachte. So wurde der eigentlich coole Charakter Captain Phasma ziemlich verschwendet. Nicht nur, dass sie kaum eine Rolle spielt, sie gibt in ihrer letzten Szene auch kein sonderlich gutes Bild ab.

Dann wäre da noch die Sache mit Rey und der Macht. Das Mädchen, das bisher nie die Macht eingesetzt und von den Kräften der Jedi nur in Legenden gehört hat, nutzt bei ihren ersten Versuchen plötzlich einen der schwersten Jedi-Tricks: die Gedankenkontrolle. Selbst erfahrene Jedi brauchen viel Training für diese Fähigkeit. Nicht richtig erklärt wird auch die Existenz des sogenannten Widerstands. Wir erfahren, dass es eine Neue Republik gibt. Wozu also eine Widerstandsbewegung, die stark an die Rebellen alter Tage erinnert? Warum nimmt die Republik nicht direkt den Kampf mit der First Order auf?

Die Macht ist stark in diesem Film

Ich weiß, ich habe in den Absätzen dieses Artikels kein sonderlich positives Bild von Star Wars: Das Erwachen der Macht gezeichnet. Ich kann daher nur noch einmal betonen, dass ich ihn keinesfalls für einen schlechten Film halte. Er macht vieles richtig und besser als die letzte Trilogie. Es gibt viele Elemente, die mir sehr gut gefallen - besonders Rey als neue große Heldin. Obendrein ist mir bewusst, dass der Film auch totale Star Wars-Neulinge "abholen" muss. Aber ich hätte mir einfach etwas weniger Neuauflage und dafür mehr Eigenständigkeit gewünscht.

Daher verspürte ich auch das Verlangen nieder zu schreiben, warum sich für mich meine ständig vorhandene Skepsis in Teilen bestätigt hat. Star Wars-Fans werden den Gang ins Kino sicher nicht bereuen. Viele werden meine Kritik vermutlich auch nicht nachvollziehen können, oder das Ganze weniger eng sehen. Mit etwas Abstand und einem zweiten Gang ins Kino werde ich sicherlich auch noch mehr Freude am Film haben als eh schon, da ich nicht mehr so unterbewusst mit der klassischen Trilogie vergleichen werde. Es ist trotz all dieser Kritik auf jeden Fall mein Film des Jahres. So nun hab ich es gesagt.

Außerdem beliebt bei PC-Games-Lesern

Kontroverser Star Wars-Star ist zurück im Kino - das sagen die Kritiker zum neuen Film

Kontroverser Star Wars-Star ist zurück im Kino - das sagen die Kritiker zum neuen Film

1
Ist das der Kino-Erfolg, den dieser Star-Wars-Star brauchte? Kritiker sind sich einig, was den neuen Film betrifft.
Daisy Ridley als Rey.

Star Wars: Dieses mysteriöse Geheimnis wurde ENDLICH gelöst

2
Mehrere Jahre mussten Star-Wars-Fans auf eine Antwort warten, doch nun scheint ein Geheimnis der Sequel-Trilogie endlich gelüftet zu sein!
Kylor Ren vs. Rey

Star Wars: Hätte das die Sequel-Trilogie gerettet? Wichtige Story war völlig anders geplant!

8
Die Geschichte einer wichtigen Figur der Sequel-Trilogie von Star Wars war mal anders geplant. Hätte das die Kritik der Fans verändert?

Für eine objektivere Einschätzung des Films lest euch die Filmkritik zu Star Wars: Das Erwachen der Macht von meinem Kollegen Christian Dörre durch.

26:23
Star Wars: Episode 7: Video-Talk - Erwartungen an Das Erwachen der Macht

Bildergalerie

    • Kommentare (188)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Enisra Großmeister/in der Spiele
        gibt so einige Filme aus dem Zeitraum
        Auch Mrs Brisby, wo ich die Handlung nie verstanden habe oder Die Farm der Tiere
      • Von Enisra Großmeister/in der Spiele
        gibt so einige Filme aus dem Zeitraum
        Auch Mrs Brisby, wo ich die Handlung nie verstanden habe oder Die Farm der Tiere
      • Von Exar-K Senior Community Officer
        Watership Down ist immerhin noch etwas abstrakter durch Tiere als Hauptfiguren.

        Wie sieht es aus mit den letzten Glühwürmchen? Der ist auch FSK 6.
        Das wäre doch was für eure Kleinsten. http://forum.pcgames.de/i...
      • Von Enisra Großmeister/in der Spiele
        naja, die Altersfreigabe von ersten Film ist auch 6 und man müsste schon mal jetzt die Liste der FSK haben, warum die jetzt die Altersfreigabe haben
        Ich weiß nicht mehr wann ich den zum ersten mal gesehen habe, könnte 94 rum gewesen, da war ich 8 und ganz erhlich, die Angaben bei Filmen sind eh so ne Sache wenn ich mir den All-Time Kindheitstrauma Film Watership Down ansehe, der hat ne Freigabe von 6 und den würde ich keinem unter 12 zeigen, also da gibts einige Zeichentrickfilme wo die Prüfer nur die Zusammenfassung gelesen haben

        Allerdings, bevor der durch den Popkulturellen Common Knowledgecreep verdorben wird:
        Die Richtige Reinfolge ist immer noch 4, 5, 6, 1, 2, 3, alles andere ist Schwachsinn, weil die Prequels geschrieben wurden für Leute die die Trilogie schon kennen, ähnlich wie die Klammer beim Hobbit ja auch nur Sinn ergibt wenn man HdR kennt und so nicht gespoilert wird wer Yoda ist
      • Von Alisis1990 Hobby-Spieler/in
        Zitat von Rabowke
        Ehrlich gesagt freue ich mich auch schon, mit meinem Sohn in ein "paar" Jahren die alten SW Teile zu sehen, die neuen bekommt er nicht zu Gesicht! :ugly: :D

        Allerdings bin ich mir wirklich unschlüssig, was das richtige Alter ist. Zugegeben, ich hab bereits mit ~11 Jahren Doom gespielt, aber irgendwie bin ich mir bei diesem Thema echt unsicher, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Wobei bestimmt auch der Reifegrad des Kindes eine Rolle spielt, aber 7 <> 12 sind hat mal fünf Jahre, wo ein Kind mMn einen riesen Entwicklungssprung durchmachen kann.
        Ich denke den "richtigen" Zeitpunkt gibt es da schlicht garnicht. Es kommt immer darauf an wie "weit" das Kind ist.

        Kann es unterscheiden ob das was es sieht echt oder unecht ist? Wenn er einen Film gesehen hat redet er danach über den Inhalt oder über die Gewalt/Action?

        Ich glaube Albträume löst das ganze nicht aus, wenn ich daran denke wieviel schiss ich als kleiner pupser vor der Riesenmaus aus Feivel der Mauswanderer hatte. Oder würdest du deinem Sohn das Original Biene Maja Buch vorlesen? Dagegen ist SW7 oder such die alten teile einfach garnix.

        Reinwerfen und gucken wie er reagiert.
        Ich freue mich auf diesen Moment auch schon wie die luzi auch wenn mein Kind NOCH nicht geboren ist :D
      • Von sauerlandboy79 Spiele-Guru
        Ich denke man muss da immer von Film zu Film abwägen. Nur ein Beispiel:
        Eher lasse ich meinem Sohn ein actionreiches "Sci-Fi-Märchen" ansehen als andere 12er-Kandidaten wie die Craig-Bonds oder ein "Jurassic Park".

        Aber in der Tat hängt das immer vom Kind ab. Da unser Kurzer ohnehin SW-vorbelastet ist (durch "Clone Wars" und "Rebels") fiel es mir persönlich leichter ihm die Real-Filme zu erlauben, eben weil er mit den Grundzügen des Franchise vertraut ist. ;)

        gesendet von meinem Asus Fonepad
      Direkt zum Diskussionsende
  • Print / Abo
    Apps
    PC Games 06/2024 PCGH Magazin 06/2024 PC Games MMore 06/2024 play5 06/2024 Games Aktuell 01/2024 N-Zone 06/2024
    PC Games 06/2024 PCGH Magazin 06/2024 play5 06/2024 PC Games MMORE Computec Kiosk