Die zwölf Tage von Star Trek: Die besten Weihnachtsfolgen von Enterprise und Co.

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Special Sebastian Göttling - Autor Lukas Schmid - Brand / Editorial Director
Selbst für Captain Kirk können Firmenweihnachtsfeiern peinlich enden.
Quelle: Paramount

Geschenke, Schnee und Ärger mit der Familie: Autor und Star-Trek-Guru Sebastian Göttling verrät euch, welche Folgen von Star Trek ihr zu Weihnachten unbedingt angucken müsst.

Frohe Weihnachten aus den Tiefen des Weltalls! Es ist zwar eigentlich ein YouTube-Meme, dass Captain Picard seine Catchphrase "Make it so, make it so, make it so" angeblich sang zur Melodie von Dean Martins Let It Snow, aber es braucht dennoch keine Popkultur-Mash-ups, um mit dem größten Science-Fiction-Franchise der Welt das Fest der Feste zu feiern.

Ganz wie neulich bei den 13 schaurigsten Halloween-Episoden hat Trek am Dienstag, der beliebteste deutschsprachige Podcast für klassisches Star Trek, eine Folgen- und Filmliste kuratiert, die sich am schönsten bei Plätzchen und klingonischem Glüh-Blutwein, am holografischen Kaminfeuer und/oder unterm Leolawurzel-Zweig - wenn keine Mistel zur Hand ist - genießen lässt. Wir feiern die "Twelve Days of (Star Trek) Christmas".

Am ersten Tag der Star-Trek-Weihnacht geht es zurück in die erste Staffel der Originalserie mit der Episode Dagger of the Mind (Der Zentralnervensystemmanipulator). Zu einer der wenigen Folgen, in denen das christliche Fest sogar ausdrücklich angesprochen wird, obwohl Schöpfer und damals noch Hauptverantwortlicher Gene Roddenberry als überzeugter, humanistischer Atheist damit nichts am Hut hatte.

Doch generell waren religiöse Feiertage bei der noch jungen Serie im Herbst 1966 ein Ding, denn bereits in der zweiten ausgestrahlten Folge Charlie X (Der Fall Charly) wurde an Bord der Enterprise Thanksgiving gefeiert. Das Setting dieser, der neunten ausgestrahlten Episode, ist jedoch alles andere als besinnlich.

Weit draußen auf der Tantalus-Kolonie entwickelte Dr. Adams, Chef einer Klinik für Leute, die an schwersten psychischen Erkrankungen leiden, eine Behandlungsmethode, die sich bei näherem Hinsehen als absoluter Albtraum entpuppt. Auf einem Folterstuhl kann Adams Gehirne entleeren, schmerzhafte mentale Blockaden errichten und seinen Patienten und Patienten Suggestionen einflößen.

In diese Falle tappt auch Captain Jim Kirk, dessen Enterprise in dieser Folge als Spedition fungiert und dem Sanatorium Vorräte bringt. Doch Kirk ist neugierig, was es mit den legendären Methoden des Dr. Adams auf sich hat und beamt sich gemeinsam mit Bordpsychiaterin Dr. Helen Noel herunter. Alle, die des Französischen mächtig sind, bekommen jetzt schon spitz, dass die Dame mit Nachnamen Weihnachten heißt.

Als wäre das noch nicht unsubtil genug, erfährt das Publikum wenige Momente später, dass Kirk und Noel sich ein paar Monate zuvor ausgerechnet auf der Weihnachtsfeier an Bord der Enterprise kennenlernt und sich dort angenähert hatten, was dem Chef und notorischen Schwerenöter Kirk nachträglich recht peinlich ist.

Doch eigentlich war Noel ganz angetan von seinen Avancen und sie unternimmt nun mit dem fiesen Suggestionsapparat einen Versuch, dem Captain weihnachtlich-romantische Ideen ins Hirn zu pflanzen.

Ursprünglich im Drehbuch, aber unverfilmt, blieb der Fakt, dass Kirk am Heiligabend dem Irrtum aufgesessen war, bei Noel handele es sich um eine Passagierin, keine Untergebene - und so kam es tatsächlich zur Beinahe-Romanze, bevor Kirk im letzten Moment einen Rückzieher machte. Eine Geschichte, wie sie das Leben und zahllose Glühwein-geschwängerte Firmenweihnachtsfeiern schreiben.

Selbst für Captain Kirk können Firmenweihnachtsfeiern peinlich enden. Quelle: Paramount Selbst für Captain Kirk können Firmenweihnachtsfeiern peinlich enden. Keine Weihnacht ohne Charles Dickens' A Christmas Carol - eine Geschichte, die aus vielerlei Gründen diese Liste dominiert, doch später mehr dazu. Am zweiten Tag der Star-Trek-Weihnacht gibt es die Next-Generation-Episode Devil's Due (Der Pakt mit dem Teufel). Diese beginnt unvermittelt mit einem sogenannten Piller-Filler.

Das sind vom Produzenten Michael Piller erfundene, kleine Charakterszenen, die wenig bis gar nichts mit der eigentlichen Handlung der Episode zu tun haben, aber in denen es umso heftiger menschelt. Hier sieht man keinen Menschen, sondern den Androiden Data in einem Aufzug und Setting, in dem man ihn beinahe nicht wiedererkennt: mit Schlafrock und Bommelmütze, darunter wild zerzaustes, graues Haar, sitzt er im Ohrensessel einer behaglich-antiken, englischen Stube.

Schnell wird klar: Data schauspielt auf dem Holodeck als Ebenezer Scrooge just die Szene, in welcher dem greisen Geizhals nachts vor Heiligabend das Schreckgespenst seines verstorbenen Geschäftspartners Jacob Marley erscheint, kettenrasselnd und vor den schlimmen jenseitigen Konsequenzen des Scrooge-schen Geizes warnend.

So richtig möchte es Data, der sich fortwährend danach sehnt, echte menschliche Gefühle zu erleben, nicht gelingen, über sein Schauspiel die nackte Angst zu transportieren, die Scrooge in diesem Moment fühlen muss.

Captain Picard beobachtet das Schauspiel als kulturbegeisterter Mentor und redet Data gut zu, denn dieser hat sich immerhin für die Schauspieltechnik entschieden, die auch The Method genannt wird, also das völlige Hineinversetzen in die Psyche der zu spielenden Figur. Immerhin eine menschliche Entscheidung und ein Schritt nach vorn für die KI.

Weihnachten ist auch die Zeit, in der Tage mit der Familie nicht unbedingt harmonisch verlaufen. Zwischen Gänsekeule und Rotkohl tritt so manches negative Gefühl zutage, das sich das Jahr über angestaut hat. Deswegen gibt es am dritten Tag der Star-Trek-Weihnacht die Enterprise-Episode Breaking the Ice (Das Eis bricht), die diesen Generationskonflikt im übertragenen Sinne darstellt.

Die Folge ist angesiedelt in einer Zeit zweihundert Jahre vor Captain Picard und hundert Jahre vor Captain Kirk, einer Zeit, in der die Menschheit und die logischen Vulkanier noch nicht auf Augenhöhe interagieren. Übermütig sind sie, die Menschen des 22. Jahrhunderts, die ihre ersten Schritte in die Tiefen des Weltraums unternehmen.

Zu groß ist ihr Wunsch, endlich auf eigenen Beinen zu stehen. Die Vulkanier hingegen kontrollieren mit strenger Elternhand, sind gegen alles Übermütige und Unvernünftige und pflegen Captain Archer und seiner Crew gegenüber deswegen eine kalte Verbotskultur.

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Als die Enterprise wieder einmal einem vulkanischen Wissenschaftsschiff begegnet, möchte Archer die Beziehung unbedingt verbessern und lädt zum Festmahl ein - es gibt aber keinen Weihnachtsbraten, denn die Vulkanier sind bekanntermaßen Vegetarier. Trotzdem scheitern die besten Vorsätze, der Abend eskaliert und endet wie so manches irdische Weihnachtsfamilientreffen im Streit. Wenn es in der Zukunft nicht bloß automatische Schiebetüren gäbe, hier würden sie demonstrativ zugeknallt.

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