Skull Island: Rise of Kong - Impressionen aus dem Gollum-Like
Heimtückisch und größtenteils unbeachtet von der Öffentlichkeit wurde kürzlich ein neues Lizenzverbrechen begangen. Der Geschädigte im Verfahren gegen Gamemill Entertainment: King Kong. Für die Beweisaufnahme haben wir einen Abstecher nach Skull Island gewagt - und einen üblen Tatort vorgefunden.
2023 ist kein gutes Jahr für Enkel, die von ihren Großeltern mit Videospielen beschenkt werden. Ich kann es mir bildlich vorstellen, wie irgendeine Oma im Elektronikladen vor dem Spieleregal steht, das Cover von Der Herr der Ringe: Gollum aufleuchten sieht und sich dann denkt "Mensch, mein Moritz war doch als Kind so ein Fan vom Crazy Frog, da freut der sich bestimmt auch über das Spiel mit dem!"
Ihr solltet eure Begeisterung für Herr der Ringe, Avatar: Der Herr der Elemente oder Elton dieses Jahr lieber vor allen Nicht-Gamern geheim halten, wenn ihr nicht in zwei Monaten ein paar absolute Stinker unter dem Weihnachtsbaum finden wollt. Redet doch stattdessen über Harry Potter, Dungeons & Dragons oder Kampfroboter, damit fahrt ihr deutlich besser. Publisher Gamemill Entertainment, berühmt für Kracher wie Nerf Legends, Cobra Kai 2 und Avatar: The Last Airbender - Quest for Balance, hat kürzlich wieder neue Lizenzware in die Regale geschaufelt. Diesmal musste das Monsterverse, genauer gesagt dessen haarigstes Mitglied, dran glauben. Skull Island: Rise of Kong fiel bisher nur durch ein paar verdächtig schnell geschnittene Trailer auf, deren Qualitätsniveau schon nichts Gutes ahnen ließ. Kommunikation mit der Gaming-Presse oder Bemusterung für Tests schien es auch nicht zu geben.
Nun ist es heimlich, still und leise erschienen und glänzt auf Steam aktuell mit einer Empfehlungsrate von 35 %. Ein paar meiner Review-Highlights: "Ist es überhaupt erlaubt, sowas zu verkaufen", "wirkt, als wäre es von einem Betrüger auf Crack designt worden" und nicht zu vergessen: "dafür ist Harambe gestorben (Daumen hoch)"!
Zumindest scheinen sich die Entwickler der Tatsache bewusst zu sein, dass sie hier im allerbesten Fall ein Meme-Spiel erschaffen haben. Minimiert man das Fenster, wird das Programm nur als "Monke" angezeigt. Schön, wenn nun auch das Spiel an sich dieses ironische Flair verströmen würde, aber, um mal eine der Ork-Wachen aus Herr der Ringe: Gollum zu zitieren: "Hier riecht's", aber leider einfach nur "nach Unfähigkeit".
Quelle: GameMill Entertainment / IguanaBee
Affentheater
Kongs Origin-Story steht auf dem Programm, und präsentiert wird sie zuerst aus der Perspektive von Mama Kong, die ... aus Gründen ... über die Totenkopfinsel streift und Dinos vermöbelt. Ich werde nicht einmal so tun, als hätten es irgendwelche Informationen aus der schnarchigen Introsequenz bis in mein Gehirn geschafft.
Zumindest bis zu den ersten Spielszenen, denn die haben definitiv Eindruck hinterlassen. Von sehr weit weg betrachtet hat man wohl schon Schlimmeres gesehen, aber das könnte man von einer originalgetreuen Nachbildung von Michelangelos David aus Kaugummi und Popeln auch behaupten.
Von nahem fällt direkt auf, dass bei Monkey Island: Rise of Dong optisch einiges im Argen liegt. Die Felltextur des Affen ist platt, bis auf ein paar einzelne Strähnen, die aber auch weniger animiert sind, sondern viel mehr wild herumzucken. Teile des Levels bauen sich vor mir auf, Modelle und Texturen werden langgezogen und zusammengestaucht, schattiert und beleuchtet, bis dann irgendwann alles an den richtigen Platz rutscht - erst, wenn ich direkt davorstehe, versteht sich.
Schön sind die Texturen aber auch aus der Nähe nicht - Kaugummi und Popel eben. Für kurzzeitiges Amüsement sorgt immerhin Kongs Gesichtsausdruck, weil der auch nicht so ganz zu wissen scheint, in welchem Spiel er hier gelandet ist. Die Laufanimation gehört außerdem jetzt schon zu meinen Favoriten. Kong ist wahrlich ein Affe mit einer Mission.
Bananenschalen pflastern seinen Weg
Was das Ziel in Rise of the Dawn of the Island of the Apes eigentlich ist, fragt ihr euch? Die gute, alte Rache natürlich! Zum Abschluss der Tutorialsequenz wird meine Affenmama nämlich von einem besonders großen, besonders bösen Dino namens GAW gefressen, und der kleine Kong, dessen ulkiger Visage man vieles entnehmen kann, aber keine Trauer, sinnt auf Vergeltung.
Der Boss am Ende des Tutorials gibt mir immerhin noch die Chance, um meinen Pelz zu kämpfen. Weil die großen Feinde in diesem Spiel aber Damage Sponges sind, durch die meine laschen Prankenhiebe ohne Impact hindurchgleiten, ist schnell die Klappe zu und der Affe tot.
Bildergalerie
Ich muss mich noch kurz fragen, ob man mich eventuell veräppeln will, da lande ich auch schon in der dramatischen Cutscene, mit der Kongs Origin-Story beginnt. Ein harter Boss in der Einleitung, gegen den ich zwar kämpfen darf, aber verlieren soll - ich werde meinen Kindern erzählen, dass From Software das aus diesem Spiel geklaut hat.
Wenigstens muss man digitale Releases nicht irgendwo vergraben :-D
Typischer Fall von "Lizenzspiel zu geringsten Kosten produzieren (lassen) um es an Uninformierte zu verkaufen".
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Typischer Fall von "Lizenzspiel zu geringsten Kosten produzieren (lassen) um es an Uninformierte zu verkaufen".
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Dieses Kong Island Spiel dagegen hat keinerlei Produktionswert, das sieht doch viel mehr wie ein Asset Swap aus mit billiger Grafik. Hier kann man wirklich nur akzeptieren, wenn das von 2 Studenten kommen, die das machen wollten. Ein Studio, dass das Spiel entwickelt, hat es 100% nie versucht was gutes abzuliefern.