Kannst du diese Bilder hören? C64-Games und ihre einzigartigen Sounds

Als hoffnungsloser Nostalgiker muss ich nur alte Fotos betrachten, schon entstehen in meinem Kopf Geräusche: Das quietschende Knirschen etwa, das ein Zauberwürfel von sich gibt, wenn man an ihm dreht. Es klingt ein bisschen wie meine inzwischen antiken Lendenwirbel. Auch das Sirren einer Telefonwählscheibe ist im Hirn gespeichert.

Sehe ich das in meiner Man Cave hängende Bravo-Poster von Nena, glaube ich sogar zu vernehmen, wie ein Windhauch sanft durch ihr Achselhaar streicht. Na gut, Spaß, in Wahrheit ertönt nur das Lied 99 Luftballons. Das Phänomen des auditiven Gedächtnisses fasziniert trotzdem - und es funktioniert auch prima mit Bildern von Commodore-64-Klassikern.

Wer visuelles Hören als kompletten Blödsinn abtut, darf sich wegen seiner Unwissenheit übrigens schämen: Immerhin wurde das Phänomen schon von Forschern untersucht, zum Beispiel dem Psychologen Chris Fassnidge an der City-Universität in London und der Glasgower Neurowissenschaftlerin Lisa DeBruine.

Quelle: Wikipedia, C64Scener © CC BY-SA 4.0 "SID war was Besonderes, da er der erste Synthesizer in einem Heimcomputer war, mit dem man einigermaßen anständige Musik und Soundeffekte kreieren konnte." Rob Hubbard Lasst uns testen, wie gut euer auditorischer Cortex funktioniert: Wir haben eine Hitliste mit 35 Spielen zusammengestellt, die in der 8-Bit-Ära durch besonderen Sound glänzten. Bei wie vielen Szenen wisst ihr sofort, welche Effekte, Melodien oder Sprachsamples zu hören waren? Könnt ihr mitsummen oder die Stimmen imitieren? Zur Kontrolle spielt ihr den Sound anschließend einfach mit einem Klick auf das Play-Symbol bei den eingebundenen Audioplayern ab.

Platz 35: Friday the 13th

Das Gameplay verdient wahrlich nicht das Prädikat "Meilenstein", doch wer den Titel kennt, hat die Todesschreie gemeuchelter Camper bis heute im Ohr: "Eines der haarsträubendsten Geräusche in der Computerspielgeschichte überhaupt", heißt es auf C64-Wiki.de.

Quelle:  Harald Fränkel

Platz 34: Test Drive

Zu einer Zeit, als es noch cool war, cool zu sagen, war eine Männerstimme, die im Intro "Accolade presents" sagt, einfach cool. Nach ein bisschen Musik und Motorengeräusch war man heiß darauf, mit fünf Kultautos der 80er-Jahre durch die Walachei zu ruckeln.

Quelle:  Harald Fränkel

Platz 33: Platoon

Als "allesamt brillant und sehr abwechslungsreich" bezeichnete die Zeitschrift ASM in Ausgabe 3/88 die neun Musikstücke, die Jonathan Dunn für das Spiel zum Filmklassiker komponierte. Der Brite vertonte später z.B. auch Arkanoid 2 und Operation Wolf.

Quelle:  Harald Fränkel

Platz 32: Jumpman

Jumpmans tippelnde Schritte, das Absturzgeräusch, wenn er abgeschossen wurde und die offensichtlich von Frédéric Chopins Trauermarsch inspirierte, aber auf witzig getrimmte Todesmelodie - das alles war technisch simpel gemacht, klang aber lustig.

Quelle:  Harald Fränkel

Platz 31: Falcon Patrol

Die Seite C64-Wiki.de bringt's auf den Punkt: Wir notieren ein gelungenes Grollen der Triebwerke, das je nach Distanz zu den feindlichen Flugzeugen zu- und abnimmt. Dazu gesellt sich das lang gezogene Jaulen bei Abstürzen. Die kurze Startmelodie klingt heroisch.

Quelle:  Harald Fränkel

Platz 30: Thing on a Spring

Hier sorgte Rob Hubbard für den Sound, gewissermaßen der englische Chris Hülsbeck. Der Journalist Boris Schneider schwärmte im Happy Computer-Sonderheft 3/85: "Absolutes Überplus ist die Titelmusik, die das Beste darstellt, was derzeit für den C64 erhältlich ist."

Quelle:  Harald Fränkel

Platz 29: Hexenküche 2

Das international als Cauldron 2: The Pumpkin strikes back veröffentlichte Spiel weist eine spärliche Sounduntermalung auf, die aber passt wie die Faust aufs Ohr: Bounceys "Boing!"-Hüpfgeräusche und das fiese Lachen der Hexe bei seinem Ableben rocken.

Quelle:  Harald Fränkel

Platz 28: Uridium

Der Journalist Heinrich Lenhardt hob in Happy Computer-Sonderheft 11 die Titelmelodie hervor (clever komponiert, wie aus einem spannenden Science-Fiction-Film). Unser Sound-Beispiel demonstriert die Effekte zum Spielstart und beim Abheben des Schiffs.

Quelle:  Harald Fränkel

Platz 27: Forbidden Forest

Ein hässliches Entlein, das wunderbar quakt! Die Musik von Paul Norman (USA), der auch Aztec Challenge vertonte, klingt herrlich schauerlich. Als würde Frankensteins Monster Orgel spielen. Schafft der Held einen Abschnitt, tanzt er zu einer spritzig-amüsanten Melodie.

Quelle:  Harald Fränkel

Platz 26: Arkanoid

Die Musik kam von Martin Galway. Boris Schneider schrieb in Happy Computer 5/87 von einer "Sensation", "unglaublich echt klingenden Rhythmus-Maschine" und Effekten, die alles andere auf dem C64 schlagen. In unserem Beispiel gibt's den ikonischen Jingle zu Spielstart.

Quelle:  Harald Fränkel

Platz 25: California Games

Die Musik für dieses Sportspiel stammt vom US-Amerikaner Chris Grigg, der uns auf Platz 18 nochmals begegnen wird (mit seinem bekanntesten C64-Stück). Für die Surf-Disziplin in California Games interpretierte er den Welthit Wipe Out von 1963 neu.

Quelle:  Harald Fränkel

Platz 24: The Way of the exploding Fist

Für dieses Fighting Game komponierte der Australier Neil Brennan, der auch an The Hobbit und den NES-Versionen von Defender of the Crown und Battle Chess arbeitete. Der markerschütternde Kampfschrei zum Startbild von Exploding Fist geht als legendär durch.

Quelle:  Harald Fränkel

Platz 23: R-Type

Abteilung unnützes Wissen: Bei diesem Shoot'em-up-Klassiker lässt sich mit F7 die Musik abschalten. Aber wer möchte das schon? Sie kam immerhin von den Deutschen Chris Hülsbeck und Ramiro Vaca! Diese beiden Namen verbindet man auch mit Turrican.

Quelle:  Harald Fränkel

Platz 22: Wizard of Wor

"Die Sounds sind schön abgefahren, 'ne Mischung aus explodierenden Soundchips und kaputten Staubsaugern", meint ein C64-Wiki-User. Der dramatische Get-Ready-Jingle ist von der Titelmelodie der Krimiserie Dragnet inspiriert, die als Stahlnetz bis 1968 im NDR lief.

Quelle:  Harald Fränkel

Platz 21: International Karate Plus

Rob Hubbard hatte bereits den Vorgänger meisterhaft vertont, und auch IK+ kommt erst durch die Harmonien des bekannten Engländers voll zur Geltung. Boris Schneider in Happy Computer 1/88: "Die Musik lässt sich wohl am besten mit 'Funk in Japan' beschreiben."

Quelle:  Harald Fränkel

Warum der Ton aus der Brotkiste damals förmlich in unsere Hörrinde geritzt wurde? Weil das C64-SID (Sound Interface Device) der Konkurrenz damals so überlegen war, dass es einen Eindruck für die Ewigkeit hinterließ.

Zu einer Zeit, als Besitzern der ersten Atari-8-Bit-Maschinen sowie Schneider-CPC- und vor allem Apple-II und IBM-Spielern oft noch die blutigen Trommelfelle davonschwimmen wollten, werkelte im "Cevie" ein Chip, für den dieser Begriff fast schon eine Beleidigung darstellt: SID ging als Synthesizer durch, der beinahe die Qualität professioneller Geräte dieser Zeit erreichte. Gerade wenn jemand wie Chris Hülsbeck mit Tricks fünf statt der eigentlich drei Stimmen aus dem kleinen Ding zauberte, was ihm den Beinamen "Soundmagier" bescherte.