Ikonen der Spieleindustrie: Die GTA-Erfinder Sam und Dan Houser

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Special Sönke Siemens - Autor Benedikt Plass-Fleßenkämper - Autor Lukas Schmid - Brand / Editorial Director
Ikonen der Spieleindustrie: Die GTA-Erfinder Sam und Dan Houser
Quelle: British Academy Film Award

Kaum jemand ist so eng mit der Kultmarke Grand Theft Auto verbunden wie die Brüder Sam und Dan Houser. In unserem Report werfen wir einen Blick auf ihre bewegte Vergangenheit, skizzieren ihre Anfänge in der Spielebranche und erklären, wie sie die Marke GTA maßgeblich prägten.

Sam Houser kommt im Jahr 1971 zur Welt, sein Bruder Dan zwei Jahre später im November 1973. Beide wachsen in einem gut betuchten Elternhaus in Großbritanniens Hauptstadt London auf. Vater Walter Houser verdient seine Brötchen als Rechtsanwalt und Jazz-Club-Mitbetreiber, Mutter Geraldine Moffat hingegen ist als Schauspielerin tätig und spätestens seit ihren Auftritten im Kriminalfilm Get Carter sowie im Science-Fiction-Drama Quest for Love (beide 1971) weit über die Stadtgrenzen Londons hinaus bekannt. Nicht zuletzt deshalb können sich sowohl Sam als auch Dan schon früh für Filme begeistern, insbesondere für solche mit Gangster-Thematik.

Seien es nun das Meisterwerk The Getaway (1972) von Sam Peckinpah (den Sam besonders liebt) oder der Kultklassiker The Warriors (1979) von Walter Hill (für den Dan schwärmt): Wenn es um Unterwelt-Actionthriller geht, kennen sich die beiden bestens aus. Hauptbezugsquelle für Nachschub ist eine Bibliothek nahe ihrer Wohnung, die Sam regelmäßig aufsucht. Das Ganze geht eines Tages sogar so weit, dass Sam - gefragt vom bekannten Jazzmusiker John Birks "Dizzy" Gillespie, was er denn mal werden will - ganz ohne Skrupel antwortet: "Bankräuber"!

Grand Theft Auto: London 1969 ist das erste GTA-Spiel, bei beim der frisch gebackene Oxford-Student Dan Houser als Story-Autor tätig wird. Quelle: Moby Games Grand Theft Auto: London 1969 ist das erste GTA-Spiel, bei beim der frisch gebackene Oxford-Student Dan Houser als Story-Autor tätig wird. Doch auch mit Videospielen verbringen die beiden ab Anfang der 1980er-Jahre viel Zeit, vor allem Sam. Bei einem Zeitungsladen um die Ecke, zu dem ihn seine Mutter regelmäßig zum Zigarettenholen schickt, spielt er leidenschaftlich gern Mr. Do!, einen Arcade-Automaten aus dem Hause Universal, in dem ein gleichnamiger Clown Kirschen hinterherjagt. Hat er alle Früchte in einem Level gefunden, geht's weiter zur nächsten Ebene.

Weil Sams Eltern von seiner Gaming-Begeisterung wissen, dauert es nicht lange, bis er auch zu Hause Zugriff aufs die jeweils aktuelle Heimcomputer-Hardware erhält. Als eines seiner Lieblingsgeräte entpuppt sich dabei der in Großbritannien populäre Sinclair Spectrum ZX. Denn das 8-Bit-System ermöglicht es ihm, in den faszinierenden Weltraumabenteuern von Elite (1984) zu versinken, einem der damals beliebtesten Titel in Englands schnell wachsender Gaming-Szene.

Der Release von GTA 2 (hier im Bild) wurde von einem achtminütigen Kurzfilm begleitet. Das Drehbuch dazu stammt, genau wie der Plot des Spiels, von Dan Houser. Quelle: Moby Games Der Release von GTA 2 (hier im Bild) wurde von einem achtminütigen Kurzfilm begleitet. Das Drehbuch dazu stammt, genau wie der Plot des Spiels, von Dan Houser. Leseratte Dan vertreibt sich seine Zeit bevorzugt mit Büchern und spielt meist nur dann, wenn Sam ihn dazu nötigt. Das führt immer wieder zu Reibereien zwischen den beiden, bei denen Sam in der Anfangszeit noch die Oberhand behält und seinen Willen einmal sogar mit vergifteten Beeren durchsetzt - ein Krankenhausaufenthalt Dans inklusive! Doch im Teenager-Alter überflügelt Sam seinen größeren Bruder eines Tages und bricht ihm vor Wut die Hand, woraufhin Sams Stichelei schon bald aufhören.

Geld spielt bei den Housers keine große Rolle, und so wundert es auch nicht, dass Walter und Geraldine ihre Jungs als Teenager auf die St. Paul's School schicken - eine der renommiertesten Schulen Londons, die unter anderem von Thomas Gresham (dem Gründer der Londoner Börse) und Dichter John Milton besucht wurde. Hier lernen die Jungspunde nicht nur die Gepflogenheiten der High Society kennen, sondern beschäftigen sich auch mit Cricket und klassischer Musik.

Zu dieser Zeit sind die Houser-Brüder zudem Feuer und Flamme für Hip-Hop, insbesondere Sam, der - passend zu seinem Musikgeschmack - gern mal aus der Reihe tanzt, die Kleiderordnung an der Schule sehr frei interpretiert und sich nach dem Unterricht auch mal mit dem Rolls-Royce der Eltern abholen lässt.

Mit Vitamin B in die Musikbranche

Hip-Hop und vor allem das aus Manhattan stammende Label Def Jam Recordings bedeuten Sam als Heranwachsender unglaublich viel. So viel, dass er auch die Kultur dahinter förmlich aufsaugt und sprichwörtlich aus allen Wolken fällt, als sein Vater ihn zu seinem 18. Geburtstag ins Mekka des Hip-Hop mitnimmt: New York. Was Sam nicht ahnt: Über seinen Vater lernt er kurz darauf Heinz Henn kennen, den damaligen Marketing-Chef der Bertelsmann Music Group (BMG).

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Henn ist begeistert von Sams Hip-Hop-Enthusiasmus und verschafft ihm im Jahr 1990 einen Job bei BMG Records in London. Der damals 19-Jährige startet zunächst als Postsortierer und wird bereits im nächsten Jahr - parallel zum Beginn seines Studiums an der Londoner Universität - als Teilzeitkraft im Popmusik- und VHS-Geschäft eingesetzt.

    • Kommentare (4)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von GTAEXTREMFAN Spiele-Kenner/in
        Sehr interessanter und vor allem gut zusammengefasster Artikel Dass die Eckdaten dem GTA-affinen Kreis geläufig sein dürften, ist klar. Es ist aber trotzdem lesenswert und mit dem ein oder anderen Extra gespickt. Sowas kann nicht jeden Tag abgeliefert werden, aber solche Artikel imo ist das der Weg ( zurück ?) zu einer guten Gamingseite.

        GTA III war mit seiner Entscheidung ins 3D Universum zu gehen für mich der "Dosenöffner" zum Erfolg. Vice City hat das Ganze dann einfach unfassbar getoppt.
        GTASA war für damalige Verhältnisse auch sehr geil, hat mich aber nicht so angefasst. Man hat dem Projekt halt auch angemerkt, dass man hier und die Masse der Klasse etwas den Vortritt gegeben hat. Die Story kam halt auch erst nach einigen Stunden ins Rollen, das ist nicht immer jedem leicht zu vermitteln.
        Ohne die anderen GTA-Spiele abwerten zu wollen, sind die drei oben genannten mMm das Fundament auf dem die Serie auch heute noch steht. Da gibts auch Argumente dagegen, gehe ich aber nicht drauf ein ;)
        Die Houser Twins sind für Open World Spiele so ein bisschen das, was Apple im Bereich Technik darstellt. Nicht unbedingt die größten Erfinder, aber große Visionäre die das dann auch umsetzen können.
      • Von GTAEXTREMFAN Spiele-Kenner/in
        Sehr interessanter und vor allem gut zusammengefasster Artikel Dass die Eckdaten dem GTA-affinen Kreis geläufig sein dürften, ist klar. Es ist aber trotzdem lesenswert und mit dem ein oder anderen Extra gespickt. Sowas kann nicht jeden Tag abgeliefert werden, aber solche Artikel imo ist das der Weg ( zurück ?) zu einer guten Gamingseite.

        GTA III war mit seiner Entscheidung ins 3D Universum zu gehen für mich der "Dosenöffner" zum Erfolg. Vice City hat das Ganze dann einfach unfassbar getoppt.
        GTASA war für damalige Verhältnisse auch sehr geil, hat mich aber nicht so angefasst. Man hat dem Projekt halt auch angemerkt, dass man hier und die Masse der Klasse etwas den Vortritt gegeben hat. Die Story kam halt auch erst nach einigen Stunden ins Rollen, das ist nicht immer jedem leicht zu vermitteln.
        Ohne die anderen GTA-Spiele abwerten zu wollen, sind die drei oben genannten mMm das Fundament auf dem die Serie auch heute noch steht. Da gibts auch Argumente dagegen, gehe ich aber nicht drauf ein ;)
        Die Houser Twins sind für Open World Spiele so ein bisschen das, was Apple im Bereich Technik darstellt. Nicht unbedingt die größten Erfinder, aber große Visionäre die das dann auch umsetzen können.
      • Von sauerlandboy79 Spiele-Guru
        Die beiden haben in jedem Fall die Open Worlds heutiger Spiele stark beeinflusst. Hätten sie damals mit GTA3 nicht den Sprung in die dritte Dimension gewagt, das Bild weitläufiger Action-Adventures sähe heute vielleicht anders aus.
      • Von thomiGenuss NPC
        Schöner Artikel über zwei der größten Größen der Spielebranche.
        Gerade mit dem GTA Franchise haben die beiden ein Spieleuniversum (mit)erschaffen, die mittlerweile zwei Generationen geprägt hat. Ob man jetzt 2001 oder 2013 in diese Welt erstmalig eingetaucht ist, ist egal. Wir kennen Sprunk, eCola, Pisswasser, Burgershot, CluckinBell und Co. und fühlen uns beim nächsten Spiel sofort heimisch, wenn man eine Reklame beim vorbeifahren sieht. Wir freuen uns bei jedem Cameo eines alten Charackters und sind überwältigt von der Welt und den Geschehnissen, die so stark zusammenhängen.

        Ein paar willkürliche unvergessliche Erinnerungen und Erlebnisse:
        In Vice City habe ich per Zufall dieses Motelzimmer im Süden der ersten Insel gefunden, wo man im Blutüberströmten Bad eine Kettensäge aufsammeln kann. Ich habe die Scarface Referenz erst Jahre Später so richtig Verstanden. Umso mehr hat mich das begeistert.
        In San Andreas habe ich erst in der Mobile Version (nach über 15 Jahren) erst herausgefunden, dass man in der Einbruchs Minimission, die man mit dem Einbruchsvan starten kann, in fast jedes Gebäude im ganzen Spiel eintreten kann. Im Villenviertel waren es dann wirklich große Villen mit einzigartigen Interior. In der PS2 Zeit, als meine Freunde und Ich noch dumme Kinder waren, hatten wir die Videos auf Youtube geglaubt und wirklich versucht Bigfoot am Fuße des Mount Chilliad zu finden. Bis in die Nacht haben wir gesucht. Wir haben nichts gefunden aber die Zeit blieb unvergessen.
        In Vice City Stories, haben sie Phil Collins im Spiel eingebaut!!! Das reicht schon. Durch dieses Spiel habe ich erst seine Musik kennen gelernt. Ich wurde zum Fan und habe letzten Endes sogar Konzerte von ihm besuchen können.
        Die Todesschaukel in GTA 4 ist nur ein Glitch, von Rockstar (wahrscheinlich) nicht gewollt, aber dennoch haben wir dort Stunden verbracht. An einem regnerischen Tag, bin ich mal einfach ins Internetcafe Tw@t gegangen und dachte mir ich schaue mal was es so im Internet gibt. Es gab offenbar noch eine weitere Datingseite, die versteckt in den Tiefen des Internets verborgen war. Am Ende bin ich auf irgend einen Link gestoßen und hatte warum auch immer 5 Sterne bekommen.
        Mit GTA 5 und insbesondere dem Online Part, habe ich mit meinen Freunden das Maximum an Spieleerlebnissen herausholen können. Hunderte Stunden an Spielzeit, über 40 Kostenlose DLCs und eine Menge verrückter Glitches haben die letzten Jahre wirklich erträglich gemacht.
        Viele Entscheidungen seitens Rockstar Games der letzten Jahre waren auch fraglich, keine Frage. Auf der anderen Seite verstehe ich diese Entscheidungen auch. Die Einnahmen sprechen dafür. Und dank der finanziellen Unabhängigkeit kann man sich umso mehr auf neue Projekte konzentrieren, die wie der leak letzten Monat schon bestätigte.

        Die Hundertschaft, die bei diesen Projekten mitgewirkt haben, schufen es immer wieder ein Meisterwerk zu zaubern. Und dafür bin ich Rockstar Games so unendlich dankbar. Mit dem Meisterwerk von Red Dead Redemption II in 2018 und der positiven Entwicklung der letzten drei DLCs habe ich kein Zweifel daran, dass auch GTA 6 wieder ein Meisterwerk sein wird das die nächste Dekade und die nächste Generation prägen wird.
      • Von BladeWND Spiele-Enthusiast/in
        Schöner Artikel!
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