Prey in der Filmkritik: Wie gut ist der neue Predator-Film auf Disney Plus?
Auf "Predator - Upgrade" folgt das Downgrade: Statt im Kino läuft der nächste Ableger des Predator-Franchises direkt auf Disney Plus. Und anstelle von Söldnern mit futuristischen Waffen, macht das außerirdische Monster diesmal Jagd auf einen Komantschen-Stamm im Jahr 1719. Ob der Showdown zwischen Jäger und vermeintlicher Beute die Reihe zurück zu alter Glorie führen kann, oder das Reboot "Prey" einen erneuten Blindschuss in den Dschungel darstellt, lest ihr in unserer Kritik.
Bevor Regisseur John McTiernan 1989 mit "Stirb langsam" sämtliche Konventionen des 80er-Jahre-Actionkinos einriss und uns mit Bruce Willis' John McClane einen cleveren, flachsenden Everyman als Helden präsentierte, schuf er 1987 mit "Predator" den perfekten Abgesang auf die eingeölten Muskelberge, die die Ära bis dahin so maßgeblich prägten. Carl Weathers, Jesse Ventura und Arnold Schwarzenegger zogen als gestählte Prachtexemplare der menschlichen Rasse in den Dschungel, nur um dort zu Freiwild für den ultimativen Jäger zu werden. Der glorreiche Showdown zwischen den männlichsten der Männer und dem außerirdischen Biest ist ein Feuerwerk aus Testosteron, Macho-Sprüchen, Explosionen und Gewalt. Das komplette Sein der Figuren besteht am Ende nur noch aus dem Willen, zu überleben und die andere Spezies zu unterwerfen. Der Mensch wird vollkommen reduziert auf seinen Urinstinkt.
Im Prequel "Prey", das vor rund 300 Jahren in Nordamerika spielt, steht dieser Instinkt im Mittelpunkt der Handlung. Die junge Komantschin Naru (Amber Midthunder, "Legion") macht darin Jagd auf einen Predator (Dane DeLiegro), dessen Ankunft ihre Heimat bedroht. Zusammen mit ihrem Bruder Taabe (Dakota Beavers) und einer Handvoll Kriegern ist die geschickte Fallenstellerin anfangs eigentlich nur hinter einem Löwen her, bald merkt die Truppe jedoch, dass sich in den Wäldern noch ein ganz anderes, gefährlicheres Raubtier versteckt...
Quelle: Disney
Wo die letzten Franchise-Ableger "Predators" und "Predator - Upgrade" das Filmuniversum erweiterten oder in ein anderes Story-Gerüst spannten - man erinnere sich an den irritierenden Autismus-Subplot im letzten Teil - geht "Prey" zurück zu der simpelsten erdenklichen Prämisse und spielt diese ohne große Überraschungen oder Schnörkel vor unseren Augen durch. Die Qualität von Regie, Effekten, Kulisse und Besetzung mag um einiges höher sein, die Handlung ist aber ungefähr so komplex wie ein Youtube-Fanfilm mit dem Titel "Ureinwohner Vs. Predator".
Das ist nicht einmal unbedingt ein Kritikpunkt. Prey (jetzt kaufen 14,59 € ) richtet sich an Leute, die genau das sehen wollen, und liefert konsequent ab. Womöglich gibt es aber schon einen Grund dafür, weshalb solche Projekte in der Regel nicht 90 Minuten lang sind. Zwar ist die Ausgangssituation spannend und der Wechsel der Zeitperiode eine willkommene Abwechslung, die diversen Kills und Kämpfe sind dann aber längst nicht so einfallsreich, wie man es von der unverbrauchten Situation eigentlich erwarten könnte. Immerhin sind die unwirtliche Natur und ihre diversen Gefahren gut eingefangen. Dass Figuren nach dem Überlebenskampf im Schlammloch oder einem Sturz in einen reißenden Fluss in der nächsten Szene wieder aussehen als wären sie direkt einer L'Oréal-Werbung entstiegen, beeinträchtigt jedoch die Glaubwürdigkeit der Filmwelt.
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Selbiges gilt beim Predator. Ja, seine Beute muss zwar (tatsächlich) bewaffnet sein (nicht so wie das Kind in P2 mit der Spielzeugpistole) und darf sich dabei - trotz Bewaffnung - nicht um ein trächtiges Weibchen handeln (ebenfalls P2). Aber das Verhältnis ist nach wie vor Jäger/Löwe. Der Predator verfügt über:
Tarntechnologie
Unterschiedlichen Sichtspektren, die einer allfälligen Tarnung der Beute entgegenwirken
Überlegene physische Stärke
Überlegene Waffen
Wenn ein Mensch mal tatsächlich den Status "würdiger Gegner" erreicht, dann ist dies doch eher die Ausnahme. So wie wenn ein Löwe seinen Jäger tötet.
Mir ist nur noch nicht ganz klar, warum der Yautja offenbar ein Super-Predator war, sich aber trotzdem an den Kodex hielt.
Ein 18er-Rating wäre aber sicher auch nicht so falsch gewesen. ?
Mal als funfakt: Der Mensch wäre ohne Waffen ganz weit unten in der Nahrungskette, sogar nen Schwein wäre über uns.
Auch der Mensch hatte nicht immer Werkzeuge und Waffen. Sehr lange schon, aber nicht immer.
Auch eine Hyäne alleine wäre einem Löwen unterlegen. In der Gruppe nicht mehr.
Oder eine einzelne Ameise einem Raubinsekt. Der Schwarm macht’s dann.