Diese legendäre Netflix-Serie veränderte für mich alles - als eine wichtige Lektion

0
Kolumne Tobias Tengler-Boehm - Redakteur
Netflix - bingen im Bett auf dem Macbook.
Quelle: Anastasia Shuraeva auf Pexels - lizenzfreie Nutzung

Unser Autor empfiehlt: Diesen Netflix-Klassiker sollte man aus einem ganz bestimmten Grund unbedingt nachholen!

Netflix ist immer noch die klare Nummer 1 unter den Streaming-Anbietern. Da kann selbst Disney Plus mit all den Zeichentrick-Klassikern, Animation-Hits, deren Realverfilmungen sowie zugekauften Marken wie Marvel, Avatar oder Star Wars nicht mithalten. Wie schafft es Netflix, trotz Preiserhöhungen und unpopulären Entscheidungen stets aufs Neue das Publikum zu begeistern?

Netflix beweist immer wieder ein erstaunliches Gespür für Serien, die einerseits nicht den typischen Klischees des Mainstreams entsprechen, andererseits aber auf fulminante Weise den Massengeschmack treffen. Hits wie Stranger Things, House of Cards, die neue Pokémon-Serie, Cobra Kai oder Wednesday eroberten die Popkultur. Und aktuell regiert sogar der britische Stromberg die hauseigenen Streaming-Charts.

Ist das die beste True Crime-Serie aller Zeiten?

Im Jahr 2015 sorgte eine ganz besondere Serie anhaltend für Gesprächsstoff. Die True-Crime-Doku Making a Murderer entwickelte sich zum Massenphänomen. Plötzlich fühlten sich Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer dazu berufen, als Hobby-Ermittler, Freizeit-Profiler, Möchtegern-Richter und Geschworene "bei Wish bestellt" den spektakulären Fall des Steven Avery zu kommentieren und zu bewerten - mich eingeschlossen.

Der US-Amerikaner saß 18 Jahre unschuldig im Gefängnis, verklagte nach seiner Freilassung den Bundesstaat Wisconsin auf 36 Millionen US-Dollar und wanderte zwei Jahre später als angeblicher Mörder an Teresa Halbach erneut hinter Gitter. Eine vermeintlich himmelschreiende Ungerechtigkeit, korrupte Cops, ein abgekartetes Spiel und ein unfairer Prozess sorgten dafür, dass ich damals wiederholt vom Sofa aufsprang, kopfschüttelnd den Fernseher anschrie und im Anschluss der 10 packenden Folgen der 1. Staffel nur noch mehr über den Fall wissen wollte.

Im festen Glauben, dank der Netflix-Doku Making a Murderer, Zeuge eines unglaublichen Justiz-Skandals geworden zu sein, schmiss ich Google an und "ermittelte" auf eigene Faust weiter. Im Nachgang der Veröffentlichung kamen in mir allerdings immer mehr Zweifel auf, vielleicht etwas vorschnell geurteilt zu haben. Die Macher der True-Crime-Serie Making a Murderer hatten einige äußerst wichtige Aspekte außen vor gelassen, die auf eine klare Täterschaft von Steven Avery hinweisen. Ich fragte mich selbstkritisch, inwiefern ich vielleicht ein wenig zu schnell Dinge für bare Münze gehalten hatte, nur weil eine Serie als "Doku" bezeichnet wird.

Die 2. Staffel von Making a Murderer rutschte dann endgültigen in die Nähe zur Farce ab. Mit teilweise abstrus anmutenden Rekonstruktionen des Mordfalls wurde versucht, die Unschuld des Täters zu beweisen. Erwartungsgemäß scheiterte man vor Gericht. Dennoch muss man festhalten, dass es aufgrund äußerst dubioser Vorgänge als gesichert gilt, dass einzelne Ermittler an der ein oder anderen Stelle entscheidend nachgeholfen haben, den aus ihrer Sicht wahren Täter dingfest zu machen und ins Gefängnis zu stecken.

Lohnt sich Making a Murderer auf Netflix?

Außerdem beliebt bei PC-Games-Lesern

Kein Netflix mehr: Streaming-Dienst geht drastischen Schritt, zieht etlichen Fans den Stecker

13
Schlechte Neuigkeiten für Netflix-Kunden: Beim wohl beliebtesten Streaming-Dienst schauen etliche Fans bald in die Röhre.
Vor dem Netflix-Logo rieselt es Dollar-Scheine vom Himmel herab.

Keine Chance für Stranger Things und Co. - ernsthaft? ER ist der König von Netflix

2
Ausgerechnet der britische Stromberg wischt in den Netflix-Charts mit der Konkurrenz den Boden auf.
Das legendäre Logo von Netflix.

Piraterie: Diese Serien wurden 2023 am häufigsten illegal heruntergeladen

2
Eine ganz besondere Serie setzt sich auf den Thron einer fragwürdigen „Bestenliste“.

Was Making a Murderer auf Netflix für mich so einzigartig macht: Die Doku ist ein perfektes Beispiel dafür, dass es in der Berichterstattung kein Schwarz und Weiß, sondern viele Grautöne geben muss. Und wie wichtig es als Konsument ist, sich über ein Thema umfassend zu informieren, das einen brennend interessiert und zu dem man eine starke Meinung vertreten möchte.

Making a Murderer ist deshalb so brillant, weil die Macher ungewollt zur Schau stellen, wie leicht man sich als Zuschauerin und Zuschauer mit einer emotional aufgeladenen Darstellung an der Nase herumführen lässt, statt sich unvoreingenommen einem Thema zu nähern, um sich nicht vorschnell zu einer eingeschränkten Sichtweise hinreißen zu lassen. Die Serie kann ich allerdings nur dann empfehlen, wenn man sich tatsächlich die Mühe macht, anschließend weiter zu recherchieren.

Die eigenen Sinne schärfen, stets an seiner Medienkompetenz zu arbeiten und unabhängige, wissenschaftlich fundierte Quellen zu konsultieren - Making a Murderer war 2015 in dieser Hinsicht eine wichtige Lektion für mich und hat meinen Medienkonsum nachhaltig geprägt und somit für immer verändert. An dieser Stelle sei mir noch eine Hörempfehlung gestattet: Der Podcast Real Crime Profile behandelt Making a Murderer sehr detailliert und kritisch und ist nur eine der vielen Quellen, welche die Einseitigkeit der gefeierten Netflix-Doku schonungslos offenlegen.

  • Print / Abo
    Apps
    PC Games 06/2024 PCGH Magazin 06/2024 PC Games MMore 06/2024 play5 06/2024 Games Aktuell 01/2024 N-Zone 06/2024
    PC Games 06/2024 PCGH Magazin 06/2024 play5 06/2024 PC Games MMORE Computec Kiosk