Pleasure in der Filmkritik: Ein wildes Regie-Debüt voller Erotik und Schrecken

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Test Maci Naeem Cheema - Redakteur
Pleasure in der Filmkritik: Ein wildes Regie-Debüt voller Erotik und Schrecken
Quelle: Plattform Productions

Wirbel auf dem Cannes-Festival: Das Regie-Debüt der schwedischen Filmemacherin Ninja Thyberg wirft einen intimen Blick auf die Pornoindustrie und zeichnet ein komplexes Gemälde voller Widersprüche, Rivalitäten und verzweifelter Hingabe, schießt dabei aber nie mit Moral-Pfeilen um sich. Wir verraten in der Filmkritik, was der kann und für wen sich der Trip voller Erotik und Schrecken lohnt.

Es erweckt den Eindruck, dass nach einer langen, züchtigen Zeit das Interesse innerhalb der Filmindustrie an knisternder und spannender Erotik wieder steigt. Amazon veröffentlichte innerhalb der letzten Jahre eine Vielzahl an Erotik-Thrillern und Sex-Spielfilmen: Deep Water mit Ana de Armas und Ben Affleck, The Voyeurs mit Euphoria- und Madame Webb-Star Sydney Sweeney und viele weitere. Bei der Konkurrenz Netflix ist das Genre ebenfalls beliebt, kontroverse Schlagzeilen und riesiges Interesse erzeugte der Streaming-Dienst mit 365 Days und dem erst kürzlich veröffentlichten Nachfolger 365 Days - This Day.

Auch Pleasure ist ein großer Film mit viel Nacktheit und Erotik. Dabei steht aber weniger prickelnde Unterhaltung mit dazu passendem Groschenskript auf dem Plan, sondern vielmehr Filmkunst, visuelle Verspieltheit und thematischer Tiefgang - mitsamt diversen Erwachsenenfilm-Sternchen, die den Realismus der 108 Minuten langen Story unterstreichen. Wir verraten in unserer Filmkritik, was das Regie-Debüt von Ninja Thyberg so erschreckend gut macht, was (ver)stört, und für wen sich Pleasure lohnt.

Ein letzter Hinweis: Wir werden natürlich nichts spoilern, dafür möchten wir aber eine Trigger-Warnung aussprechen: Unter anderem gehen wir auf eine ziemlich heftige Szene in Bezug auf einen Erotikfilm-Dreh ein, seid gewarnt.

Eine der ältesten Industrien, mit den jüngsten Frauen

Keine Zeit für Vorspiel: Der von Ninja Thyberg geschriebene und gedrehte Film beginnt ohne große Exposition mit der Reise der 20-jährigen Linnéa (Sofia Kappel), die aus einer Kleinstadt aus Schweden kommt, und in die große, weite Welt hinaus will. Gutes Geld, wenig bis keine Sorgen und - im besten Fall - zum Star aufsteigen, das soll alles in der Stadt der Träumer, Los Angeles, in Erfüllung gehen - klingt nach Klischees, aber für seine Thematik wirft Pleasure tatsächlich mit wenigen davon um sich.
<strong>Filmkritik zu Pleasure: </strong>Regie-Debüt voller Erotik und Schrecken Quelle: Plattform Productions Filmkritik zu Pleasure: Regie-Debüt voller Erotik und Schrecken Wie die ehrgeizige Linnéa, die sich den Künstlernamen Bella Cherry verleiht, auf dieses Vorhaben kam, was ihr Ansporn ist oder wie ihre Beziehung zu Familie und Freunden, bleibt als Thema auffällig irrelevant. Stattdessen begleiten wir Bella bei ihrem großen Neuanfang. Von dort an geht es steil bergauf für die Newcomer-Kunstfigur. Auf dem Weg nach oben muss die weltoffene und abenteuerlustige Frau hinter der Maske mehrfach totale Hingabe und rohe Gewalt ertragen - insbesondere von einigen ihrer deutlich älteren Drehpartnern.

Mit offenen Augen zum vollen Gefühl

Wer jetzt denkt, Pleasure zeichnet ein enorm düsteres und eindimensionales Bild der Pornoindustrie, liegt falsch. Der Spielfilm, den Ninja Thyberg bereits 2013 als Kurzfilm präsentierte, stülpt nie eine moralische Einordnung über die Kameralinse.

Stattdessen gibt es viel nackten Raum für blinde, aber auch erfüllte Leidenschaft, brutales Elend, herzerwärmende Freundschaften und - ganz besonders stark - krasse Widersprüche, die immer wieder unsere Perspektive verschieben, wenn wir gerade dachten, klar zu sehen.

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Die Widersprüche finden sich aber nie in der für die lüsternen Augen der Welt kreierten Bella, ebenso wenig in Linnéas Charakter oder ihrem fokussierten Handeln. Vielmehr ist es die Diskrepanz zwischen beiden Figuren, mit der Thyberg die Vielschichtigkeit einer gesellschaftlich höchst unerforschten Branche erfrischend intim einfängt und ins Licht rückt.

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