Kingdom Come: Deliverance im Langzeittest - Finale Wertung für PC und PS4 nach über 80 Spielstunden
Mittelalter pur: Kingdom Come: Deliverance glänzt im Test mit einer stimmigen Welt, schönen Quests, toller Optik und einer klasse Vertonung! Allerdings gibt's auch Gameplay-Schnitzer und technische Fehler, die den Gesamteindruck stark trüben. Nach mehr als 80 Stunden Spielzeit klären wir im Review von Kingdom Come: Deliverance, ob Rollenspiel auch ohne Fantasy Spaß machen kann. Update: Der komplett überarbeitete Test umfasst jetzt die Wertungen der PC- und PS4-Fassungen sowie zusätzliche Infos und Screenshots.
Vier Jahre Entwicklungszeit, das klingt verdammt lang. Doch die Zahl verblasst geradezu angesichts dessen, was sich die Entwickler von Warhorse Studios vorgenommen haben: Ein Open-World-Rollenspiel in Edelgrafik, angetrieben von der Cryengine, das komplett auf Fantasy verzichtet und stattdessen ein historisches, glaubhaftes Setting auf den Bildschirm zaubert - mit dutzenden Spielstunden, massenhaft Quests, glaubwürdigen KI-Bewohnern, Stealth und innovativem Kampfsystem! Im Test nach über 80 Stunden zeigt sich: Kingdom Come: Deliverance (jetzt kaufen / 7,49 € ) ist oft stimmungsvoll, umfangreich und wunderschön, hat aber auch zig Ecken und Kanten, die kräftig an den Wertung nagen.
In diesem Artikel
- Seite 1 Kingdom Come Test: Story - Setting - Held - Performance - Einstieg
- Seite 2 Kingdom Come Test: Simulation oder Spiel - Speichersystem - Schwierigkeitsgrad - Quests
- Seite 3 Kingdom Come Test: Stealth - Diebstahl - Ruf und KI - Jagd
- Seite 4 Kingdom Come Test: Schatzjagd - Kampfsystem - Bugs - Wertung
- Seite 5 Bildergalerie zu "Kingdom Come: Deliverance im Test: Wertungen für PC & PS4"
Kingdom Come Test: Tolle Welt, blasser Held
Mit seinem liebevoll umgesetzten Mittelalter-Setting kann Kingdom Come im Test kräftig punkten: Euch verschlägt es ins mittelalterliche Böhmen im Jahr 1403, mitten in einen ausgewachsenen Adelskonflikt. Ihr schlüpft in die Rolle von Heinrich, einem jungen Mann, der als Sohn eines Schmieds aufwuchs und bislang nur das friedliche Leben in seinem Heimatdorf Skalitz kannte. Das ändert sich jedoch schnell und Heinrich ist gezwungen, über sich hinauszuwachsen: Wir bereisen die prachtvolle Mittelalterwelt, erkunden Burgen, Wälder, Felder, Dörfer und Minen, mischen bei der Stadtwache mit, erledigen abwechslungsreiche Quests für Priester, Flüchtlinge, Adelige und arbeiten uns so zum waschechten Ritter hoch. Stimmungsvoll: In den Burgen und Dörfern gehen die Händler, Handwerker, Mägde und Passanten simplen Tagesabläufen und Berufen nach, so füllen sie die Welt mit etwas Leben.
Von Sexismus oder rassistischen Tendenzen, wie sie im Vorfeld der Veröffentlichung kontrovers diskutiert wurden, konnten wir im Test übrigens nichts feststellen. Wer noch mehr darüber erfahren will: Unser Geschichtsexperte Matti hat sich mit dem Geschichtsbild von Kingdom Come in einer eigenen Kolumne beschäftigt.
Beim Spielen haben wir außerdem nie den Eindruck, der strahlende Heilsbringer zu sein, zu dem alle aufblicken, sondern fühlen uns als kleiner Teil des großen Mittelaltergetriebes. Das macht das Erlebnis glaubhaft und lässt uns oft darüber hinwegsehen, dass Heinrich selbst eigentlich zu den schwächeren Parts der Story zählt: Im Vergleich zu den Nebenfiguren, von denen manche überraschend gut geschrieben sind, bleibt unser Held meistens blass und uncharismatisch.
Quelle: PC Games
Das liegt allerdings nicht an der deutschen Sprachausgabe, denn die ist richtig gut! Von den sorgsam ausgewählten Sprechern bis hin zur gelungenen Dialogregie merkt man, dass viel Zeit und Mühe in die Vertonung geflossen ist. Umso bedauerlicher, dass die Charaktere nicht lippensynchron zur deutschen Sprachausgabe reden, denn die ohnehin steifen Gesichtsanimationen wurden leider nur für die englische Tonspur angepasst. Dieses Manko gleich die orchestrale Musikuntermalung aber weitestgehend aus, da sie die Mittelalter-Atmosphäre wunderbar unterstreicht!
Kingdom Come Test: Beeindruckende Welt mit hohem Hardware-Hunger
Das Highlight von Kingdom Come ist seine wunderschöne Spielwelt, in der ein Postkartenpanorama das nächste jagt: Grafisch mit ungeheurer Liebe zum Detail umgesetzt, glänzt die offene Spielumgebung mit enormer Weitsicht, geschwungenen Landschaften, glaubwürdigen Wäldern, dichter Vegetation, schickem Wasser und einer prachtvollen Beleuchtung inklusive stimmiger Tag- und Nachtwechsel! Nicht minder beeindruckend ist die überzeugende Architektur der Burgen, Höfe und Dörfer, die wir nur aus der Ego-Ansicht erkunden - eine Verfolgeransicht gibt's leider nicht.
Kingdom Come verlangt auf dem PC nach kraftvoller Hardware, um in hohen Details noch flüssige 60fps zu packen - wer sehr hohe oder Ultra-Einstellungen anstrebt, muss entweder einen Top-Rechner mitbringen oder mit Framerate-Einbrüchen leben! Allerdings sieht Kingdom Come auch "nur" auf hohen Details sehr gut aus. Zum Vergleich die Konsolenfassung: Auf der normalen PS4 läuft Kingdom Come mit 900p, auf der PS4 Pro mit 1080p. Beide Fassungen sind auf 30 fps beschränkt, haben mit Framerate-Einbrüchen zu kämpfen und fallen optisch hinter der Umsetzung für Xbox One X und vor allem hinter der PC-Version zurück. Während die PS4-Pro-Version grafisch trotzdem gut abschneidet, nerven vor allem auf der alten PS4 die häufigen Popups, durch die schon auf wenige Meter Entfernung Büsche und Sträucher, Gebäudetexturen, Objekte und manchmal sogar die Kleidung von NPCs unsanft ausblenden. Störend sind auch die Ladezeiten vor Dialogen, die das Spiel in mehrsekündigen Schwarzblenden verbirgt. Die gleichen Ladezeiten und Popups plagen auch die PC-Fassung, selbst auf guter Hardware!
Die Edel-Optik hat allerdings ihren Preis:Kingdom Come Test: Langatmiger Einstieg, tolles Pferd - aber nur für uns
Bis wir von der prachtvollen Welt wirklich etwas zu sehen bekommen, vergehen einige Stunden, denn der Einstieg ist von massig Dialogen und gut gemachten Zwischensequenzen geprägt. Erst als wir im geschäftigen Städtchen Rattay ankommen, lässt uns das Spiel von der Leine. Doch selbst dann erwartet uns keine reine Sandbox ohne roten Faden, im Gegenteil: Kingdom Come ist ein stark handlungsgetriebenes Spiel, das uns vor allem mit seiner Geschichte und seinen Quests antreibt, die Welt zu entdecken! Wenn wir auf eigene Faust erkunden wollen, tun wir das am besten im Sattel unseres Pferdes, das wir nach einigen Stunden erhalten - denn Kingdom Come geizt nicht mit langen Laufwegen, in denen wir oft nichts weiter tun, als die Landschaft zu genießen.
Liegt aber daran, dass ich mich zu 50% der "Spielzeit" mit den Hintergundinfos abgegeben habe, weil ich die so interessant fand.
:D
Die Hauptstory ist für mich damit erst mal nicht weiter spielbar. Ich bin echt tierisch angefressen, vor allem weil das Problem eng mit der Sidequest rund um die Seuche in Merhojed zusammen hängt.
Wenn ich auf einen entsprechend alten Spielstand zurück gehe verliere ich bestimmt 10 Spielstunden. Darauf hab ich momentan absolut keinen Bock, das vermiest mir das ganze Spiel.