Jackass Forever in der Filmkritik: Vielleicht die beste Horrorkomödie des Jahres

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Test Christian Fussy - Redakteur
Jackass Forever in der Filmkritik: Vielleicht die beste Horrorkomödie des Jahres
Quelle: Paramount Pictures

In "Jackass Forever" erhalten die "Jungs" um Johnny Knoxville nicht nur Besuch von Gaststars wie Machine Gun Kelly und Eric André, sondern begrüßen erstmals auch dauerhaft neue Mitglieder in ihren Reihen. Wie die Mischung aus Frischfleisch und Veteranen funktioniert - und ob das bedeutet, dass Knoxville, Wee Man, Steve-O und Co. die heftigsten Stunts jetzt der nächsten Generation überlassen -, erfahrt ihr in unserer Filmkritik.

Über 10 Jahre nach ihrem letzten großen Film kehren die MTV-Stars von "Jackass" auf die große Leinwand zurück. Präsentiert wird in "Jackass Forever" die gleiche Mischung aus waghalsigen Stunts, ekelhaften Mutproben, Streichen und albernen Blödeleien, die man von der Truppe gewohnt ist. Zwar wurde Castmitglied Bam Margera noch vor Abschluss der Dreharbeiten vom Film ausgeschlossen und ist daher nur noch kurz in einer Szene zu sehen, die restlichen lebenden Jackass-Hauptdarsteller sind jedoch allesamt wieder vertreten. Älter, aber kein bisschen vernünftiger, haben die Veteranen um Johnny Knoxville, Chris Pontius und Co. dieses Mal sogar eine Reihe neuer Mitglieder in ihre Reihen aufgenommen.

Frische Köpfe, kaum benutzt

Diese zweite Generation an heillosen Glücksrittern besteht aus Männern (und erstmals auch einer Frau), die damals mit der Serie aufgewachsen sind und die Warnungen am Anfang und Ende anscheinend eher als Herausforderungen verstanden haben. Unter ihnen befinden sich u.a. "Too Stupid To Die"-Stuntman Zach Holmes, Komikerin Rachel Wolfson und ein Typ, der auf den Namen "Poopies" hört.

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Jackass 4: Deutscher Trailer zum Abschluss der Jackass-Reihe

Die Newcomer fügen sich überraschend gut in die etablierte Riege ein und haben sichtlich Freude daran, sich von ihren Helden vor laufender Kamera malträtieren zu lassen. Vor allem die diversen Spiele, darunter eine Trivia-Quiz-Show, bei der falsche Antworten mit einem Genitalienschlag bestraft werden sowie eine Herausforderung, bei der Schmerzen möglichst geräuschlos ertragen werden müssen, profitieren von dem wahnsinnigen Enthusiasmus der "Jackass"-Adjutanten.

Der heimliche Star unter den frischen Gesichtern ist für mich aber klar Dark Shark, der Vater von Neuankömmling Jasper Dolphin. Der ist als erklärter Stadtmensch jedes Mal beunruhigt, wenn er mit einem exotischen Tier am Set konfrontiert wird. Weil er offensichtlich unter Spinnenangst leidet, überredet ihn die Jackass-Crew dann, an einem Stunt mit einem besonders angriffslustigen Exemplar teilzunehmen.

Als jemand, der selbst betroffen ist, würde ich diesen Moment als den schlimmsten Albtraum eines jeden Phobikers bezeichnen. Seine Reaktion darauf, oder zumindest das, was ich durch meine halb geöffneten Finger davon sehen konnte, zeigt deutlich, dass die Grenze zwischen harmlosem Nervenkitzel und persönlicher Hölle fließend ist. Jackass Forever in der Filmkritik: Vielleicht die beste Horrorkomödie des Jahres (1) Quelle: Paramount Pictures Jackass Forever in der Filmkritik: Vielleicht die beste Horrorkomödie des Jahres (1)

Kleine Folter unter Freunden

Der Impuls, wegschauen zu wollen, ist während einer Vorstellung von "Jackass Forever" stetiger Begleiter. Sei es aus Ekel, Verlegenheit oder Mitgefühl für die Schmerzen, die sich die Crew gegenseitig zufügt. Der absolute Zenit der Widerlichkeit, der mit dem Sweatsuit-Cocktail im letzten Teil erreicht wurde, wird zwar nicht überboten, einen empfindlichen Magen sollte man aufgrund von diversem Schabernack mit Schweinesamen, Kot und Erbrochenem aber trotzdem nicht mitbringen.

Die Gefahr, dass sich jemand permanente Schäden zufügt, ist zudem omnipräsent. Selbst mit dem Wissen, dass alle Jackasses glücklicherweise den Dreh überlebt haben, macht man sich ernsthaft Sorgen um die Gesundheit der Performer. Es war auch oftmals früher schon unangenehm anzusehen, wie leichtfertig sich Knoxville von Stieren auf die Hörner nehmen lässt, dieses Mal schien aber selbst seinen Kollegen vor Ort das Lachen im Hals stecken zu bleiben.

Neben den kurzen, schmerzvollen Stunts, beinhaltet "Jackass Forever" außerdem noch Segmente, die auch in einem Saw-Film bestens aufgehoben wären. Ziel dieser Grausamkeiten ist meist Prügelknabe "Danger" Ehren McGhehey. Der Jackass-Veteran musste bereits in den Vorgängern immer als Opfer für die gemeinsten Streiche herhalten. Aber auch freiwillig war er mitunter an den dümmsten und schmerzhaftesten Stunts der kompletten Reihe beteiligt.

Und auch in "Jackass Forever" ist Ehren unter den alten Hasen eindeutig derjenige, der für den größten Horror beim Publikum sorgt. Seine Begegnung mit einem wilden Tier zur Fütterungszeit ist das Furchterregendste, das ich seit langem in einem Kinofilm gesehen habe. Anders als beispielsweise in Teil 2 scheint diese Tortur aber, so weit möglich, auf Einverständnis zu geschehen. Zumindest wirken die Streiche um einiges weniger böswillig als noch vor rund 15 Jahren. Jackass Forever in der Filmkritik: Vielleicht die beste Horrorkomödie des Jahres (5) Quelle: Paramount Pictures Jackass Forever in der Filmkritik: Vielleicht die beste Horrorkomödie des Jahres (5)

Neue Tricks mit alten Säcken

Man merkt, wie eng die ganze Truppe über die Jahre zusammengewachsen ist. Vor allem die aufrichtige Wertschätzung zwischen Johnny Knoxville und Steve-O, die vor Produktionsbeginn noch in einen Streit ums Geld verwickelt waren, ist deutlich zu erkennen. Sollte es je ernsthafte Antipathie zwischen den Beiden gegeben haben, so ist davon im Film nichts zu spüren.

Die Vertrautheit innerhalb der Gruppe zeigt sich auch darin, dass kaum fünf Minuten vergehen, in denen sich nicht irgendjemand ungeniert seiner Klamotten entledigt. Noch bevor überhaupt der Vorspann vorbei ist, wird das Publikum schon bombardiert mit dem Anblick männlicher Intimzonen.

Egal, ob Steve-O der Welt breitbeinig sein Endstück präsentiert oder der Sack von Preston für den nächsten Stunt von einem seiner Freunde in Position gebracht wird: Wir sind dank extremer Nahaufnahmen immer direkt am Geschehen. Nach rund zwei Stunden sind wir mit den Körperöffnungen der Truppe dann mindestens genau so vertraut wie mit unseren eigenen.

Den Film oder die Beziehungen der Männer als homoerotisch zu bezeichnen, würde ihm aber schlicht nicht gerecht. Die Körper der Jackasses werden mit einer Intimität präsentiert, die weit über das Pornografische hinausgeht und absolut keine Projektionsfläche oder Spielraum für Fantasien zulässt. Das mag nicht immer schön anzusehen sein, ist aber immerhin lehrreich. Mir war vor dem Film zumindest nicht bewusst, wie stark sich funktionsfähige männliche Genitalien verformen lassen oder welche Vorkehrungen nötig sind, um einen Furz unter Wasser anzuzünden. Jackass Forever in der Filmkritik: Vielleicht die beste Horrorkomödie des Jahres (3) Quelle: Paramount Pictures Jackass Forever in der Filmkritik: Vielleicht die beste Horrorkomödie des Jahres (3)

Sämtliche Stunts und Späße sind extrem hochwertig produziert und eingefangen. Und auch die Mischung aus kurzen und langen Szenen, Schockhumor, harmloser Blödelei und Pranks ist wieder hervorragend gelungen. Der Schnitt ist exzellent, die Szenen fließen geschmeidig ineinander und es ist für so ziemlich jeden Geschmack etwas dabei, das dessen Grenzen überschreiten soll. Einziges Manko hinsichtlich der Produktion ist der im Vergleich zu den Vorgängern etwas belanglose Soundtrack.

Wer in der Vergangenheit Spaß an den Jackasses hatte, dem kann ich auch "Jackass Forever" getrost empfehlen. Die Konstanz der beiden Vorgänger wird nicht mehr ganz erreicht, extrem starke Einzelsequenzen gibt es aber dennoch zuhauf.

Sado-Maso-Buddies auf Lebenszeit

"Jackass Forever" endet wie der Vorgänger "Jackass 3D" mit einem Blick zurück in die Jackass-Anfangszeit. Statt Bilder aus Kindertagen und Weezers "Memories" laufen während dem Abspann Ausschnitte aus frühen "Jackass"-Episoden und dem ersten Film. Die einzelnen Stunts wurden teilweise für "Jackass Forever" nachgestellt , modernisiert und erweitert.

Die nostalgische Brücke mit abschließender Ehrung des 2011 verstorbenen "Jackass"-Mitglieds Ryan Dunn mag dem ein oder anderen emotional manipulativ oder wie forcierte Nostalgie vorkommen, tatsächlich waren die Credits der "Jackass"-Filme aber schon immer überraschend herzlich. So zeigte uns Regisseur Jeff Tremaine bereits im Abspann von Teil 1, wie "Jackass" im Jahr 2063 aussehen könnte. Unter dem Titel "Son of Jackass" präsentierte sich die Crew damals im Rentner-Make-Up. Geschunden und gebrechlich, aber immer noch gemeinsam dem Mut zur Dummheit verschrieben.

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Nach "Jackass Forever" hat man das Gefühl, dass diese Vorstellung schon beinahe Realität geworden ist. Die einzelnen Mitglieder sind zwar erst um die 50, auch das ist vor dem Hintergrund ihres Lebenswandels aber schon eine echte Leistung. Und immer noch treten sie gemeinsam auf und scheinen denselben dämlichen Spaß daran zu haben, sich gegenseitig in die Kronjuwelen zu boxen. Lebensziel erreicht, würde ich sagen.
"Jackass Forever" startet am 10. März 2022 in den deutschen Kinos.

    • Kommentare (7)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von UKSheep Anfänger/in
        Zitat von FeralKid
        Warum ist bam eigentlich nicht mehr dabei. Ryan Dunn ist zudem mittlerweile verstorben. Autounfall.
        Ryan Dunn ist nicht mittlerweile verstorben... er ist seit über 10 Jahren tot... Verstarb bei einem Autounfall bei dem er knapp 2 Promille im Blut hatte... und ca. 200 Sachen drauf hatte als er sich und seinen Beifahrer grob fahrlässig getötet hat... der Baum hat vermutlich auch nicht überlebt...
      • Von UKSheep Anfänger/in
        Zitat von FeralKid
        Warum ist bam eigentlich nicht mehr dabei. Ryan Dunn ist zudem mittlerweile verstorben. Autounfall.
        Ryan Dunn ist nicht mittlerweile verstorben... er ist seit über 10 Jahren tot... Verstarb bei einem Autounfall bei dem er knapp 2 Promille im Blut hatte... und ca. 200 Sachen drauf hatte als er sich und seinen Beifahrer grob fahrlässig getötet hat... der Baum hat vermutlich auch nicht überlebt...
      • Von Gast1692738601
        Zitat von FeralKid
        Ps: Jackass war nicht in den 90ern. ;) kam erst in den 2000er Jahren auf.
        Jou stimmt. Haarscharf daneben. Gefühlt war es aber trotzdem eher 20. JHD.
      • Von sauerlandboy79 Spiele-Guru
        Zitat von FeralKid
        Warum ist bam eigentlich nicht mehr dabei. Ryan Dunn ist zudem mittlerweile verstorben. Autounfall.
        Drogenprobleme. Wurde gefeuert.
      • Von FeralKid Spiele-Kenner/in
        Ps: Jackass war nicht in den 90ern. ;) kam erst in den 2000er Jahren auf.
      • Von FeralKid Spiele-Kenner/in
        Warum ist bam eigentlich nicht mehr dabei. Ryan Dunn ist zudem mittlerweile verstorben. Autounfall.
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