Johnny Knoxville und Jeff Tremaine im Interview: So entsteht ein Jackass-Film

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Special Christian Fussy - Redakteur
Johnny Knoxville und Jeff Tremaine im Interview: So entsteht ein Jackass-Film
Quelle: Paramount Pictures

Wir haben uns mit Jackass-Star Johnny Knoxville und Regisseur Jeff Tremaine in Berlin zum Interview getroffen. Dort haben sie uns verraten, wie ein Jackass-Film von der Konzeption bis zum Schnitt entsteht, welche ungeahnten Entwicklungen während der Dreharbeiten auftreten können, was es braucht, um in die Jackass-Crew aufgenommen zu werden und wem Johnny Knoxville am liebsten mal ein paar auf die Schnauze hauen würde.

Jackass Forever ist der vierte und möglicherweise letzte Kinofilm mit der Original-Jackass-Truppe um Steve-O, Pontius, Wee-Man und Co. Wenn es nach Anführer Johnny Knoxville geht, ist die letzte Klappe für die Kultsendung aber noch lange nicht gefallen.
Der 51-Jährige hat immer noch einen weiteren Stunt im Hinterkopf, der ihn daran hindert, das Kapitel Jackass ein für alle mal zu schließen.
Im Interview sprechen wir mit Knoxville über seine lange und eindrucksvolle Karriere und lassen uns von Jackass-Regisseur Jeff Tremaine in den langwierigen Prozess einweihen, wie ein Jackass-Film über die einzelnen Produktionsphasen entsteht.
Dabei erfahren wir unter anderem, was Jackass von ordinären Stunts und Pranks auf Youtube und Co. abhebt, welche Kerndisziplinen es als echter Jackass zu meistern gilt und welche erstaunlichen Dinge man bei den Dreharbeiten so lernen kann.

Am Ende wird es dann sogar noch richtig emotional, wenn uns Johnny Knoxville erst über die Liebe zwischen seinen Kolleginnen und Kollegen erzählt und dann eine hasserfüllte Kampfansage in Richtung Wrestler Sami Zayn abfeuert, gegen den er bei Wrestlemania ein Match bestreiten wird. Viel Spaß beim Lesen!

Bei den Penissen das richtige Maß finden

PC Games: Wie läuft eigentlich die Ideenfindung bei einem Jackass-Film so ab? Wie hoch ist der individuelle Input der einzelnen Performer? Habt ihr vorher Meetings oder E-Mail-Ketten in denen ihr einander Ideen pitcht?

Jeff Tremaine: Einige Mails, ja. Bei diesem Film haben wir viele Zoom-Meetings gehabt. Wir haben viele Ideen geschrieben, dann mit den Dreharbeiten angefangen, dann nach fünf Tagen hat uns die Pandemie erwischt. Wir haben die Produktion komplett beendet und erst sieben Monate später wieder aufgenommen. In diesen sieben Monaten haben wir uns drei Mal die Woche auf Zoom getroffen, um Ideen weiterzuentwickeln. Wir waren während der Pandemie sehr produktiv. Wir haben dann in der Pandemie auch wieder angefangen zu drehen, alles wieder zum Laufen gebracht.

Die Ideen kommen von allen. Von den Leuten, die sie durchführen. Von Freunden von uns. Er [Knoxville] und ich schreiben einen Haufen Ideen. Manche schreiben wir alleine, manche miteinander.

Johnny Knoxville: Wir schreiben zwar den Löwenanteil, aber die Leute kommen auch zu uns und fügen den Ideen etwas hinzu. Jeder hilft dabei, ihnen einen Anstrich zu verpassen. Es ist ein Gruppeneinsatz.

PCG: Ist alles bereits vorab geplant, oder werden manche Ideen auf die Schnelle noch entwickelt?

Johnny Knoxville: Man kann immer nur so viel planen. Und wir lassen es immer zu, dass sich Dinge während des Drehs in eine andere Richtung entwickeln. Wenn wir mitten am Filmen sind und plötzlich passiert etwas Unerwartetes, lassen wir den Zug entgleisen und gehen in eine andere Richtung. Es ist ziemlich improvisatorisch.
<br> &nbsp; Quelle: Paramount Pictures
 

PCG: Ein Element, das meiner Meinung nach nicht genug gelobt wird bei den Jackass-Filmen ist der Schnitt. Habt ihr bereits vor den Dreharbeiten eine Szenen-Reihenfolge im Kopf, oder findet ihr den Film sozusagen erst beim Schneiden?

Jeff Tremaine: Wir finden ihn vollkommen beim Schneiden. Das ist tatsächlich ein interessanter Prozess. Es sind alles in sich abgeschlossene, freistehende Segmente, die man hin und her schieben kann wie Bausteine. Das ist ein großer Teil der Magie. Zu bestimmen, was aufeinander folgt. Das verändert sich noch bis zu dem Tag, an dem wir den Film letztendlich einreichen müssen. Das ist der spaßige Teil des Prozesses.

PCG: Es wurde ja schon bestätigt, dass es einen Jackass 4.5 geben wird, was bedeutet, dass viel Material geschnitten wurde. Wie entscheidet ihr darüber, welche Szenen geschnitten werden und wie unterscheidet sich der Schnitt bei Jackass Forever (jetzt kaufen 5,99 € ) von Jackass 4.5?

Johnny Knoxville: Jackass 4.5 hat zusätzlich haufenweise Behind-the-Scenes-Material. Wir haben einerseits großartige Szenen, die es aus dem ein oder anderen Grund nicht in den Film geschafft haben und wir haben die Zeit, über die einzelnen Stellen zu reden.

Jeff Tremaine: Wenn du in den Schnitt kommst, ist bereits alles für den Film abgedreht. Die eine Szene ähnelt der anderen zu sehr, also schmeißt du sie raus. Es ist verzwickt. Aber es macht Spaß. Wenn wir denken, dass Jackass 4.5 gut ist, dann wissen wir, der Film ist großartig. Ich würde sagen, wir sind ziemlich konsequent darin geworden, an einem Gag so lange zu arbeiten, bis er funktioniert. Wir haben eine Menge gutes Material, das es nicht in den Film geschafft hat. Das wissen wir auch immer. Du musst Frösche küssen, bis du einen Prinzen findest.

PCG: Manchmal soll ein Bit wahrscheinlich eher aufregend sein, aber dann übergibt sich jemand und plötzlich wird es zu einem ekligen Segment und passt dann nicht mehr an die vorgesehene Stelle...

Jeff Tremaine: Genau! Vielleicht ist da zu viel Kotze. Oder zu viele Penisse. Oder was auch immer. Dinge landen aus einer Vielzahl an Gründen in 4.5.

Jackass Forever: Unser Interview mit Johnny Knoxville und Jeff Tremaine - So entsteht ein Jackass-Film (3) Quelle: Paramount Pictures Jackass Forever: Unser Interview mit Johnny Knoxville und Jeff Tremaine - So entsteht ein Jackass-Film (3)

Ein ganz normaler Tag im Folterkeller

PCG: Es gibt eine Menge neuer Gesichter in der Jackass-Gang. Was hat die Neuankömmlinge am meisten schockiert. Was haben sie überhaupt nicht erwartet, als sie ans Set kamen?

Johnny Knoxville: Die haben überhaupt keine Ahnung davon, was wir machen werden. Stunts, ja. Wir senden einen Drehplan raus mit spezifischen Sachen wie den Stunts. Aber was Streiche angeht, wissen sie nichts. Wir schreiben die Pranks selbstverständlich nicht auf den Drehplan. Wir schreiben irgendwas rein, das wir überhaupt nicht drehen, wenn wir einen Prank planen.

PCG: Du bist wahrscheinlich ein Meister der Manipulation. Wie du Leute dazu bringst, sich in deiner Gegenwart zu entspannen, obwohl sie ja ständig auf der Hut sein müssen davor, geprankt zu werden.

Johnny Knoxville: Sie sind in unserer Gegenwart nie entspannt (lacht). Wenn sie ans Set kommen, ist das dort keine entspannte Situation.

Jeff Tremaine: Das liegt dann eher an unserer Crew. Uns vertrauen sie überhaupt nicht. Aber sie haben Freunde innerhalb der Crew. Jeder von ihnen. Wenn wir jemanden reinlegen, muss sich jeder am Set normal verhalten. Es ist eine Gruppenaufgabe. Wir haben dieselbe Crew, die wir immer hatten. Es kamen nur Leute dazu. Aber jeder trägt seinen Teil dazu bei, wenn es darum geht, diese Leute zu verarschen.

Johnny Knoxville: Ich würde zwei Beispiele nennen für die Crew in absoluter Höchstform. Einerseits als wir "Silence of the Lambs" durchgezogen haben und andererseits bei "Vomitron", als wir alles plötzlich in Vietnam verwandelt haben. Da gingen alle auf Zehenspitzen und haben ihr Bestes gegeben. Ich bin so stolz auf sie. "Silence of the Lambs" war ein immenser Prank.

Jeff Tremaine: Allein die Umstände. Wir haben sie runtergebracht in diesen Keller. (lacht) Wir haben das ziemlich früh gedreht, bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir sie noch nicht so oft reingelegt. Wir haben es hinbekommen, ohne es vorher mit anderen Pranks zu verderben. Das war einer der ersten. Sie sind argwöhnisch. Wenn sich also irgendjemand an diesem Tag verdächtig verhalten hätte, hätten sie sich sofort verpisst.

Auf Seite 2 unseres Interviews erzählen uns Jeff Tremaine und Johnny Knoxville unter anderem noch, welche Erkenntnisse sie in über 20 Jahren professioneller Unfallverursachunggewonnen haben, was ihrer Meinung nach einen guten Prank ausmacht und welche speziellen Fähigkeiten oder Eigenschaften jemand mitbringen muss, um in die Jackass-Crew aufgenommen zu werden.

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