Der Trailer für GTA 6 holt aus manchen Menschen das Schlimmste hervor. Was das mit der Protagonisten Lucia zu tun hat und es mehr weibliche Rollen in Spielen braucht, erklärt unsere Redakteurin Toni in ihrer Kolumne.
"Frauen haben nicht alle so große Hintern"
"Ich will keine Alte spielen"
"Hauptsache, die Weiber sehen geil aus"
"Lucia ist ja schon 'ne hübsche"
"Ich habe mir schon 7 Mal einen auf sie runtergeholt"
Ach ja, es geht doch nichts über einen GTA-6-Trailer, um sich kollektiv darauf zu besinnen, dass Frauen Objekte sind.
Sicherlich springen mir solche Kommentare eher ins Auge als anderen Spielern. Immerhin fühle ich mich direkt angesprochen, wenn sich jemand über die Anwesenheit einer bebrüsteten Heldin echauffiert. Über die Zeit habe ich so sehr viele mehr oder weniger amüsante Begründungen für Frauenhass gehört, die ich nicht nur mit euch teilen, sondern auch meinerseits kommentieren möchte.
Das ist allerdings kein Phänomen, das GTA alleine betrifft, immerhin ist es der erste 3D-Teil der Reihe von Rockstar mit einer weiblichen Hauptrolle. Lasst mich daher einen Rundumschlag wagen, der aufzeigt, wie für Frauen und Männer in Videospielen zwei verschiedene Maßstäbe gelten.
Zu unrealistisch
So habe ich mir erklären lassen, dass Aloy aus Horizon Zero Dawn definitiv keine gute Jägerin sein kann. Im Schnitt sind Frauen nämlich schwächer als Männer, sie würde gegen einen männlichen Kollegen also in jeder Hinsicht unterlegen sein.
Und es ist ja auch klar, dass wenn Frauen im Schnitt schwächer sind als Männer, alle Frauen schwächer sind als alle Männer. Selbst wenn man sie als Jägerin und Einzelkämpferin aufzieht und ihre gesamte körperliche Entwicklung davon geprägt ist.
Daneben beschreiben andere Aloy als zu flach geschrieben, zu stoisch, zu einseitig und langweilig. Auf mich wirkt das hingegen authentisch, wenn man ohne Freunde und echte Sozialisierung aufwächst. Ausgestoßen vom eigenen Stamm, ohne jemals verstanden zu haben, warum: Ich hätte sicherlich auch Vertrauensprobleme, selbst meinen Freunden gegenüber.
Als Videospiel-Redakteurin bin ich großer Fan davon, konstruktive Kritik an Videospielen zu üben. Was ist also das Problem, das ich mit solchen Aussagen habe? Nur Held-INNEN werden mit solchen Argusaugen betrachtet.
Männliche Protagonisten, die in ihre Bärte grummeln und nicht in der Lage sind, ihre Gefühle auszudrücken, sehe ich zwar auch, aber die Diskussion, um die Authentizität ihrer Handlungen, verpasse ich regelmäßig. Kratos darf als kompletter Soziopath in jeglicher Hinsicht überreagieren und seinen Sohn emotional missbrauchen, ohne dass sich Spieler über die vermeintlich schlecht geschriebene Persona aufregen.
Mir geht es nicht darum, dass alle männlichen Charaktere jetzt super sensibel sein müssen, sondern dass weibliche Charaktere ebenfalls auf einem Spektrum existieren dürfen, die nicht stereotyp weiblich sind.
Quelle: Naughty Dog Ellie aus The Last of Us nimmt laut manchen Spielern in Part 2 absolut unrealistische Züge an. Plötzlich ist sie superhart, rücksichtslos und gar nicht mehr nahbar und ihre Entscheidungen lösen Bauchschmerzen aus. Einigen scheint die Charakterentwicklung vom hilflosen Sidekick zur erwachsenen Frau unrealistisch. Manchen Leuten gefällt eine weiblich-kindliche Rolle wohl aber besser, denn die konnte man als großer, starker Kerl im ersten Teil noch beschützen.
Andere vergessen vielleicht, dass Ellie in einem postapokalyptischen Umfeld aufwuchs, ihr alles im Leben genommen wurde und am Ende ihre einzige Bezugsperson stirbt.
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Ein Rachefeldzug, der jegliche Empathie missen lässt, ist nicht besonders weiblich, nein. Aber er ist auch nicht besonders männlich, oder überhaupt menschlich, wenn wir schon dabei sein. Ein Missverständnis, auf das ich oft gestoßen bin, ist, dass Ellie eine starke Frau sei, die komplett überzeichnet wurde. Ellie ist aber keine starke, sondern eine gebrochene Frau.
Erst waren Spiele an Amokläufen schuld. Jetzt sollen sie an Sexismus schuld sein, oder was? Und wer sich aufgrund eines Spiels sexistisch äußert, der wird das auch auf Instagram, Youtube und im privaten Umfeld tun. Das hat nichts mit dem Spiel zu tun. Waren das noch Zeiten, als man Leisure Suit Larry spielen konnte, ohne dass da gleich Moralwächter auf der Fußmatte standen.
Und dann könnten wir auch die nackte Haut in Games of Thrones zum Thema machen und die Sexualisierung der Frau mit der nicht wenige Frauen auf Instagram oder Only Fans ihr Geld verdienen. Oder soll halt jeder machen, wie er meint, solange er anderen nicht schadet. Und Rockstar Games verursacht keinen Schaden, nur weil unter Millionen von Fans Idioten dabei sind. Das Problem sind diese Idioten und nicht das Spiel.
Ich finde Artikel wie diesen hier ein zweischneidiges Schwert. Klar, was darin beschrieben wird passiert so in der Welt, ist problematisch, so weit, so richtig. Aber die Probleme werden isoliert aufs Gaming bezogen betrachtet, dabei ist es ein gesamtgesellschaftliches Problem: Das Internet gibt auch Blödmännern eine Stimme, tendenziell sogar eine lautere, und daran wird sich nichts mehr ändern lassen. Egal ob es das kommende Naughty Dog-Spiel oder der nächste Disney-Film sein wird, irgendwo im Netz werden sich ein paar Typen gegenseitig darin bestärken, dass sie die woke Weltverschwörung erkannt haben & sich nicht davon einlullen lassen, ha! Die gleichen Typen schreiben an anderer Stelle von der Corona-Lüge, schaffen es Dank mentaler Hochleistungsgymnastik, Russland als Opfer seines eigenen Angriffskrieges und den diffusen Westen als eigentlichen Schurken zu identifizieren und können sich nie so richtig entscheiden, ob sie den Untergang des Abendlandes nun eigentlich befürchten & verhindern wollen, oder nicht doch irgendwie herbeisehnen? Ich könnt ewig so weiterschreiben und gesellschaftliche Themen wie das Gendern, Andrew Tate, Greta Thunberg oder FFF in den Topf werfen. Die Diskussion um den "Layla"-Sommerhit. Die Anschuldigungen um Till Lindemann & Till Schweiger, und wie damit teilweise umgegangen wird...Sorry for the big off topic, was will ich eigentlich sagen & damit zurück zum Artikel:
In all diesen Fällen wird das drumherum erst dadurch groß, dass ein kleiner Teil von Leuten lautstark Mist von sich gibt und so polarisiert. Artikel wie dieser machen diese Leute stark, weil sie ein Bild, das eigentlich nur von einer kleinen Gruppe an Leute getragen wird, zum Leitmotiv bzw. zumindest damit konkurrierend erklären. Dieses ganze "Wir sind eigentlich die Mehrheit"-Geschwafel funktioniert ja nur, wenn Positionen durch Artikel wie diesen hier anerkannt werden. Während man früher halt "ah ja der Udo, der hat sich beim Dorffest wieder daneben benommen, kennt man ja..." sagte, heißt es heute "Frauen in Spielen: Hör endlich auf mit der virtuellen Fleischbeschau, Udo!", weil X Udos sich online weltweit daneben benommen haben. Das Spiel lässt sich jede Woche mit einem neuen Thema spielen, und - spannend - bringt ganz offensichtlich die größten Reichweiten/Kommentare. Ihr könntet Morgen einen Artikel bringen, "Unglaublich! Gamer fordern Genozid an Philippinen" und darin ein paar toxic comments irgendwelcher frustrierter Dota SEA-Spieler als Beleg bringen. Und egal wie absurd das sein mag, irgendein Hansel findet sich dann doch hier in den Kommentarspalten, der die übertriebene Eingangsforderung irgendwie rechtfertigt und schon geht der Circle-Jerk wieder los. Das Traurige ist eigentlich, dass diese "Udo hat dies und das gemacht"-Kommentarspalten so viel mehr Engagement aufweisen, als die guten Spieletests...
Es kommt halt genau auf die Gruppe an wo man sexuell wird. Wenn das alle in Ordnung finden ist es ok. Sobald jemand leidet ist es nicht ok. Im Internet ist es etwas zwiespältig. Auf der einen Seite kennt man die Leute nicht, aber die kennen einen auch nicht. Da kann es mir eigentlich Wurst (;-))sein. Irgendwie muss mann ja auch ausloten, wo der akzeptierbare Bereich ist.
Den empfinden Männer bei den meisten Frauen wohl als zu hoch (Gedanke des Mannes "Weil die es ja auch wollen". Weil diese Männer sich ja toll finden. Die Frau allerdings entscheidet, wen sie wirklich toll findet). Aus dieser Diskrepanz ist die Frau, die bei diesem "Spielchen" nicht mitmacht, ne olle Hexe.
UND die Brücke ist das unfaire, abwertende. Das darf nicht sein. Ist allerdings kognitiv (als Gedanke) schwer zu vermeiden. Vielleicht trägt die Nachbarin ja Bikini und hat dicke Titten.
Und denken darf man viel (alles), aber eine Verletzung gegenüber einer realen Person ist billig. Denn traut sich diese Person nicht direkt mir zu sagen was ihr an mir gefällt oder nicht. Empfehle mal das Buch: Grundformen der Angst (Fritz Riemann, 39. Auflage). Nicht nur für imaginäre Schwanzlutscher, hust, hust.
Der Gerechtigkeitssinn ist für viele etwas sehr Persönliches. Irgendwie ironisch.
Wie meinst Du das mit dem Stock im Arsch?? ?️-D:-D