Review: Django Unchained

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Test Frank Geissler -
Jamie Foxx und Leonardo DiCaprio in Tarantinos "Django Unchained".
Quelle: Sony

Vom Sklaven zum Kopfgeldjäger: Quentin Tarantino schickt in seinem humorvoll-blutigen Westernmix Jamie Foxx gemeinsam mit Christoph Waltz auf die Jagd nach bösen weißen Männern wie Leonardo DiCaprio.

Willkommen in einer neuen einzigartig-eigenwilligen Geschichtsstunde von Regiegenie Quentin Tarantino: Diesmal geht es den weißen amerikanischen Rassisten des 19. Jahrhunderts ähnlich an den Kragen wie den Nazis in Inglourious Basterds. Der deutschstämmige Zahnarzt Dr. King Schultz (Christoph Waltz) tourt 1858 als Kopfgeldjäger auf der Suche nach verbrecherischen Schurken durch die Südstaaten. Sein neuestes Ziel sind die Brittle-Brüder, drei unerbittliche Sklavenschinder, auf die eine hohe Prämie ausgesetzt ist. Um ihnen auf die Spur zu kommen, benötigt Schultz die Hilfe des Sklaven Django (Jamie Foxx), der als einer der wenigen weiß, wie sie aussehen. Die beiden gehen einen Deal ein: Django unterstützt Schultz bei der Verbrechersuche – und im Gegenzug schenkt der Deutsche ihm die Freiheit und hilft ihm, seine Frau Broomhilda (Kerry Washington) wiederzufinden, die vor Jahren von Sklavenhändlern verschleppt wurde. Klar, dass Django schnell Gefallen daran findet, weiße Männer für ein saftiges Kopfgeld aus dem Weg räumen zu dürfen. Doch die Feuertaufe steht ihm noch bevor: Denn Broomhilda wurde ausgerechnet an den kapriziösen Widerling Calvin Candie (Leonardo DiCaprio) verkauft, der auf seiner berüchtigten "Candyland"-Plantage als Lieblingszeitvertreib schwarzen Sklavenkämpfern dabei zusieht, wie sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen.

Der passionierte Geschichtenerzähler Tarantino zieht in Django Unchained mal wieder alle Register, mixt wild Western-Elemente mit amerikanischer Sklavengeschichte – und reichert das Ganze auch noch mit einem Hauch deutscher Sagenkultur an: Als Dr. Schultz erfährt, dass Djangos Frau einst deutschen Herren diente und so an ihren Namen kam, erzählt er ihm die Legende Siegfrieds, der für die Rettung Brunhildes den Drachen besiegte – eine Parallele zu all dem, was Django noch bevorstehen wird. Christoph Waltz ist für die zahlreichen teutonischen Anspielungen in Tarantinos Skript natürlich genau die richtige Besetzung, und es ist ein Heidenspaß, ihm dabei zuzusehen, wie er als Düsseldorfer Auswanderer vor verdutzten Südstaatlern mit einem strammen "Prost" anstößt oder ihnen stolz offenbart, dass sein Pferd Fritz heißt. Für einen Film, bei dem das Thema Sklaverei im Mittelpunkt steht, haben Tarantino und seine Schauspieler ohnehin eine unerhört gute Laune: Jamie Foxx reitet da schon mal voller Stolz in einem blauen Adelsanzug durch die Gegend und wirkt inmitten der Baumwollplantagen wie ein surrealer Fremdkörper. Christoph Waltz und Leonardo DiCaprio überbieten sich unterdessen mit manieriert-exzentrischen Dialogduellen – und in einer der witzigsten Szenen des Films streiten sich ein paar Rassisten über die schlecht geschnittenen Sichtschlitze in ihren Ku-Klux-Klan-artigen Kutten. Doch obwohl über weite Strecken mehr gesprochen als geschossen wird, ist Django Unchained nichts für sanfte Gemüter: Ganz im Sinne seiner stilistischen Vorbilder lässt Tarantino zu Beginn und auch in einem überbordenden Showdown das Blut nur so spritzen. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, wird mit einem großartigen Filmvergnügen belohnt, das immer wieder mit Genuss und diebischer Freude die Grenzen des guten Geschmacks und die Tabus der US-Historie auslotet.

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Fazit:
Knackige Dialoge, kruder Humor und absurd blutige Schießereien: Ein verspätetes Weihnachtsgeschenk für alle Tarantino-Fans.

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10 /10
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