Nach Gollum-Desaster: Deutsches Entwicklerstudio Daedalic wird geschlossen

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News Lukas Egner - Autor
Nach Gollum-Desaster: Deutsches Entwicklerstudio Daedalic wird geschlossen
Quelle: pcgames

Nach dem katastrophalen Launch von Der Herr der Ringe: Gollum werden beim deutschen Publisher und Spieleentwickler Daedalic Entertainment Konsequenzen gezogen. Die interne Spiele-Entwicklung wird aufgegeben, man will sich auf das Publishing konzentrieren.

Es war in diesem Jahr vermutlich für viele eine der größten Enttäuschungen bisher: Die Videospiel-Umsetzung zum ikonischen Charakter Gollum aus "Der Herr der Ringe" ist eines der teuersten Gaming-Projekte aus Deutschland. Das Entwicklerstudio hinter dem Spiel, Daedalic Entertainment, ist vor allem durch zahlreiche Adventures bekannt geworden, unter anderem die mehrfach ausgezeichnete Deponia-Reihe oder "Edna bricht aus". In den letzten Jahren strauchelte die Entwicklungsabteilung des deutschen Publishers allerdings immer öfter und nun werden daraus Konsequenzen gezogen: Die Daedalic Entertainment GmbH wird sich zukünftig nur noch auf das Publishing von Spielen, also die Lizensierung, Vermarktung und den Vertrieb konzentrieren. Das Entwicklerstudio mit rund 90 Mitarbeitern wird geschlossen.

Daedaic Entertainment schließt seine Pforten

Daedalic Entertainment wird ab sofort keine Spiele mehr entwickeln und sich vollständig auf das Publishing konzentrieren. Zu den wichtigsten Projekten, die vom Unternehmen aktuell vertrieben werden, gehören Unrailed, Inkulinati, Witch It oder Shadow Tactics. Der Entwicklungsstandort in Hamburg, bei dem aktuell rund 90 Angestelle arbeiten, wird künftig keine Spiele mehr entwickeln.

Das berichtet das Branchenmagazin GamesWirtschaft, dass sich auf eine am Freitag Nachmittag verbreitete Stellungnahme beruft. Darin ist die Rede von einer "schwierigen Zäsur", die aber auch "als ein neuer Anfang in der schon langen Geschichte von Daedalic Entertainment" gewertet wird. Von den 90 Mitarbeitern verlieren 25 ihren Job, die restlichen will man in die weiterhin bestehende Publishing-Division einbinden.

Nachfolger zu Herr der Ringe: Gollum wird eingestellt

Erst vor Kurzem haben wird darüber berichtet, dass nach Der Herr der Ringe: Gollum an einem weiteren Spiel aus dem Universum von J.R.R. Tolkien gearbeitet wird. Das sollte mit rund zwei Millionen Euro vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert werden. Nun ist das Spiel aber Geschichte, sämtliche Arbeiten an ihm wurden eingestellt. Was mit der Förderung passiert, ist noch unklar.

Auch andere Projekte sind davon betroffen: Es wird keine Nachfolger zu Deponia, "Edna bricht aus" oder The Whispered World geben, zumindest nicht von Daedalic. Genau für diese Spiele wurde das Hamburger Studio seit 2007 vielfach ausgezeichnet, der Games-Standort Deutschland verliert also eines seiner großen Vorzeigeunternehmen.

Allerdings läuft bei Daedalic wohl schon seit Jahren so einiges schief. Laut GamesWirtschaft floppten sowohl die Roman-Umsetzung zu "Die Säulen der Erde" aus 2017 als auch das vorzeitig eingestellte Strategiespiel "A Year of Rain". Bereits 2020 wurden die Studio-Niederlassungen in Nordrhein-Westfalen und München geschlossen.

Im Mai diesen Jahres ist mit Der Herr der Ringe: Gollum dann das bisher größte und teuerste Projekt von Daedalic Entertainment erschienen. Das wurde wegen seinen spielerischen und technischen Mängeln aber sowohl von Fachpresse als auch Spielern abgestraft. Auch wir fanden in unserem Test nur wenig nette Worte.

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Dass der katastrophale Launch-Zustand von Gollum nur an den Entwicklern dahinter lag, darf übrigens bezweifelt werden. In den letzten Monaten gab es immer wieder Vorwürfe über schlechte Arbeitsbedingungen, Zeitdruck und fehlende Planung gegenüber der Unternehmensführung. Auf der Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu ist von schlechter Bezahlung, vielen Überstunden und mangelnder interner Kommunikation und Planung die Rede.

Quellen: GamesWirtschaft, Kununu

    • Kommentare (13)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von fud1974 Spiele-Kenner/in
        Zitat von Bonkic
        so ganz tot ist der entwickler daedalic allem anschein doch (noch) nicht:
        .. und ein Patch für Gollum ist IMHO auch noch in der Mache. Sie haben halt noch Sachen am laufen, aber ob es danach noch weitergeht... Das sie irgendwelche angefangenen Sachen abschließen kann man ja durchaus erwarten.
      • Von fud1974 Spiele-Kenner/in
        Zitat von Bonkic
        so ganz tot ist der entwickler daedalic allem anschein doch (noch) nicht:
        .. und ein Patch für Gollum ist IMHO auch noch in der Mache. Sie haben halt noch Sachen am laufen, aber ob es danach noch weitergeht... Das sie irgendwelche angefangenen Sachen abschließen kann man ja durchaus erwarten.
      • Von Bonkic Großmeister/in der Spiele
        so ganz tot ist der entwickler daedalic allem anschein doch (noch) nicht:
      • Von pineappletastic Gelegenheitsspieler/in
        Zitat von StarFox86
        1. Gothic ist & bleibt dt. Klassiker egal ob in Spanien das Remake programmiert wird. Das Original ist aus Deutschland & darauf baut es auf. Egal ob Piranha Bytes, THQ Nordic oder Alkiminia Interactive.

        2ten ehm das Point & Click wurde schon vor Deponia für Tod erklärt & Deponia 1-4 haben geliefert genauso wie Whispering World, Silence, Edna & Harvey Bricht aus Harvey neue Augen. Das Problem war Daedalic Preisgestaltung, mieses Managment etc. siehe Säulen der Erde A Year of Rain & Gollum. Klar mit MIndestlohn & Strompreise kannste in DL nichts mehr reißen, deshalb wird ja das neue Deponia woanders produziert, weil hier mit Sozialabgaben schon viel teurer ist & viele Unternehmen lieber in USA & Co abwandern wos deutlich günstigeren Strom, Lohn & Lohnnebenkosten gibt. Jetzt muss Daedalic wieder glückliche Händchen zeigen sonst wird Nacon sich fragen wie viel Geld die noch kosten werden & macht alles dicht.

        Mit Deponia hätten die niemals so Verlust gefahren wie mit Gollum. NIEMALS, wäre der 5 Teil auch nur ansatzweise so gut wie der 4te Teil geworden.

        & Monkey Island macht wirklich viel Geld. So viel zum Thema Point & Click ist tot. Man muss nur richtig machen.
        Du widersprichst dir mit der Aussage "Mit Deponia hätten die niemals so Verlust gefahren wie mit Gollum. NIEMALS, wäre der 5 Teil auch nur ansatzweise so gut wie der 4te Teil geworden". Wie könnte der fünfte Teil nicht verlustreich sein, wenn er laut deiner Aussage nicht ansatzweise so gut geworden wäre wie der vierte Teil?

        Die Deponie Trilogie hat bis 2016 alleine 2,2 Millionen Einheiten verkauft. Das ist schon beachtlich für ein deutsches Produkt, aber meiner Meinung nach wird der Gronkh-Faktor komplett ignoriert. Der Mann ist sicherlich mit einer der Hauptgründe warum die Titel sich so gut verkauft haben. Das war bei Piranha Bytes mit Risen auch nicht anders. Die Zahlen auf Steamspy waren immer sehr eindeutig.

        Edna, Deponia, The Whispered World, A New Beginning tragen vor allem einen Namen: Poki. Der Mann ist aber seit 2020 nicht mehr bei Daedalic tätig. Wie so oft machen Leute den Fehler, Spiele mit dem Namen des Studios in Verbindung zu bringen und nicht mit den Leuten dahinter. Poki, Mentz, Kempke sind alle weg. Mit dem Bastei Lübbe Deal hat man sich übelst ins Knie geschossen. Es ist mir ein Rätsel, dass ein Fichtelmann und Harms nicht die Verantwortung übernehmen. Letztlich sind die für die Unternehmensausrichtung verantwortlich.
      • Von fud1974 Spiele-Kenner/in
        Zitat von StarFox86
        1. Gothic ist & bleibt dt. Klassiker egal ob in Spanien das Remake programmiert wird. Das Original ist aus Deutschland & darauf baut es auf. Egal ob Piranha Bytes, THQ Nordic oder Alkiminia Interactive.
        Sorry, aber du fingst damit an dass "in Deutschland einiges schief läuft".. Gothic mag eine Marke sein die mal in Deutschland entstanden ist, aber entsteht nun mal nicht mehr in Deutschland, wenn man also das unter dem Aspekt betrachtet "was bringt diese Marke dem Standort Deutschland für seine Entwicklerszene" dann ist halt die Antwort "nicht mehr so viel unmittelbar".

        Zitat von StarFox86
        2ten ehm das Point & Click wurde schon vor Deponia für Tod erklärt & Deponia 1-4 haben geliefert genauso wie Whispering World, Silence, Edna & Harvey Bricht aus Harvey neue Augen. Das Problem war Daedalic Preisgestaltung, mieses Managment etc. siehe Säulen der Erde A Year of Rain & Gollum.
        Das Point & Click ist in dem Sinne "tot" dass es nun mal ultra-Nische ist. Damit wurden sie nix mehr, den letzten Deponia Teil mussten sie ja schon vertreiben wie sauer Bier über den Computer Bild Spiele Deal. Besser einmal an Springer verkauft als an den normalen Markt gegangen. Das damalige Äquivalent der Epic-Deals. Insofern innovativ, zeigt aber wie angespannt die Lage damals schon war.

        Zitat von StarFox86
        Mit Deponia hätten die niemals so Verlust gefahren wie mit Gollum. NIEMALS, wäre der 5 Teil auch nur ansatzweise so gut wie der 4te Teil geworden.
        "Nicht so einen Verlust" eingefahren klingt aber nun mal auch nicht prickelnd, das ist ja bestimmt nicht deren Ziel jedesmal "nicht viel Verlust" einzufahren... Da kann man den Laden auch zu machen.

        Die wollten offensichtlich auf eine größere, grünere Weide. Nur klappte das aus diversen Gründen nicht.
      • Von Laub NPC
        Zitat von Hjorgar
        Mal abgesehen davon, dass es eben kein deutsches Spiel mehr ist, wenn es in Spanien programmiert wird - wieso ist es so extrem wichtig, dass es ein deutsches Spiel ist?
        In Zeiten einer globalen Welt, wo alles irgendwie von allen Kontinenten zusammengebastelt wird, erscheint mir das Nationale immer überflüssiger. Wir sind Menschen und hatten entweder Pech oder Glück bei unserer Geburt. Aber nur weil ich in D geboren wurde, macht mich das nicht automatisch besser als einen Menschen aus Kamerun. Ich weiß, das hast Du nicht geäußert. Aber dank Höhenflug des braunen Packs reagiere ich mittlerweile etwas grummelnd auf alles, was nach Nationalismus müffelt.
        Zurück zum Thema, ich möchte interessante und fesselnde Spiele spielen und da ist es mir wurscht, in welchem Land sie programmiert wurden.
        Trotz einer vernetzten Welt, ist die Sicht der Leute alle paar Kilometer eine andere auf die Welt. In Kamerun kann man genau so gute Spiele machen wie hier oder Australien, aber dennoch sind sie alle anders aufrgrund der sozialen Gegebenheiten in dem die Menschen aufwachsen. Da gibt es mehr unterschiede als man Lust hat aufzuzählen. Das formt das Werk als Spiel. Auch Sprache zu einem Spiel hat einen extremen Einfluss ob es ankommt oder nicht. Viele Witze, Sprüche oder andere Dinge machen nur in ihrer eigenen Sprache Sinn oder fruchten beim Publikum. Gothic hat bei vielen einen bleibenden Eindruck in der Hinsicht hinterlassen.
        Wieso da nun wieder irgendwas mit Braunen ausgepackt wird erschließt sich mir überhaupt nicht. Gibt tausende Dinge die Kunst aus anderen Ländern unterscheidet. Wenn man etwas aus einem bestimmten Land oder einer Region bevorzugt, sehe ich daran nichts verwerfliches. Warum auch?
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