Vorschau zu Blade Runner Enhanced Edition: Zurück in der Zukunft

Vor 23 Jahren war die Blütezeit der Adventures eigentlich schon längst vorbei - Echtzeitstrategie-Spiele wie Age of Empires sowie Ego-Shooter wie Quake 2 gehörten zu den großen Hits des Jahres 1997. Doch Westwood Studios, der legendäre Entwickler hinter der Command&Conquer -Reihe, hatte mit Blade Runner ein Detektiv-­Abenteuer in petto, das nicht nur in vielerlei Hinsicht revolutionär war und entsprechend gute Kritiken von der damaligen Spielepresse bekam, sondern für damalige Zeiten mit über einer Million verkauften Exemplaren ebenso einen finanziellen Erfolg darstellte.

Doch trotzdem gehört das auf vier CD-ROMs ausgelieferte Spiel heute zu den Titeln, die fast nur noch Leuten bekannt ist, die sich damals zu den Vielspielern zählten. Genau das möchte aber nun Nightdive Studios in Zusammenarbeit mit Alcon Entertainment ändern und bringt eine Enhanced-Edition - sprich eine verbesserte Edition - von Blade Runner heraus, die noch 2020 für PC, PS4, Xbox One und Nintendo Switch erscheinen soll.

Schwere Geburt

Quelle: Alcon Entertainment Zwar steuert sich Blade Runner ähnlich wie andere Point&Click-Adventures, aber wir müssen keine Rätsel lösen, indem wir Gegenstände benutzen. Aus den letzten Jahren sind wir es ja gewöhnt, dass alte Spiele nach einer Frischzellenkur auf die neueste Konsolengeneration gebracht werden und wir sie uns in HD-Optik und mit einigen Bedienungsoptimierungen zu Gemüte führen können. Das ist oftmals kein großer Kraftakt für die Entwickler, da sie auf die ursprünglichen Grafiken zurückgreifen können und ihnen ebenso der originale Quellcode zur Verfügung steht. Nicht so im Falle von Blade Runner: Der ehemalige Chef von Westwood gab nämlich in einem Interview vor fünf Jahren bekannt, dass der Quellcode während eines Umzuges verloren gegangen ist und entsprechend eine Remaster-Version des Adventures ohne eine Millioneninvestition kaum möglich ist.

Larry Kuperman von Nightdive hat aber inzwischen eine Lösung für das Dilemma. Seine Firma holt sich den Quellcode und die Grafiken in einem sogenannten Reverse-Engineering-Verfahren zurück und verwendet dann ihre eigene KEX-Engine, um Blade Runner zu modernisieren. Ähnliches hat Nightdive bereits mit Turok und System Shock gemacht. Im Falle des Dinosauerier-Shooters hat das unserer Meinung nach recht gut funktioniert, aber Wunder sollte man hier besser nicht erwarten. Kuperman selbst verspricht uns eine aufpolierte Version von Blade Runner, die unter anderem verbesserte Charaktermodelle sowie -animationen hat und zudem mit hübscheren Cutscenes daherkommt.

Quelle: Alcon Entertainment Westwood Studios verwendete für die Charaktermodelle von Blade Runner Voxel-Grafik, die schon damals ein wenig in die Jahre gekommen war. Ziel der Entwickler ist es, Blade Runner so schön auf den Markt zu bringen, wie wir es in Erinnerung haben und nicht so, wie die ursprüngliche Version nun nach über zwanzig Jahren tatsächlich aussieht. Bisher hat das Studio keinerlei Screenshots von der Enhanced Edition veröffentlicht und daher sind wir gespannt, ob Nightdive genau das gelingt - die Shots in diesem Artikel stammen aus der alten Version! Ein wenig skeptisch sind wir, weil Blade Runner auf eine Art Voxel-Grafik bei der Darstellung der Charaktere setzte, die sich schlecht in heute übliche Polygon-Grafik umsetzen lässt. Das Ergebnis könnte womöglich recht pixelig werden, aber schlussendlich hoffen wir einfach, dass die Entwickler von Nightdive uns positiv überraschen.

Detektiv-Adventure

Quelle: Alcon Entertainment Nicht nur die Handlung hat eine große Ähnlichkeit mit der Filmvorlage, ebenso besuchen wir viele aus Ridley Scotts Meisterwerk bekannte Orte. Wir hatten ja bereits erwähnt, dass Blade Runner für damalige Zeiten ein revolutionäres Adventure war - wobei das Spiel nicht als klassischer Vertreter des Genres angesehen werden kann. Zwar steuern wir wie in einem Point&Click-Adventure unseren Protagonisten Ray McCoy dadurch, dass wir auf Gegenstände, Charaktere und Orte auf dem Bildschirm klicken, jedoch erwarten uns keine genretypischen Rätsel im Spiel. Das heißt, dass wir nicht über ein Inventar verfügen und entsprechend auch nicht Objekt A mit Objekt B benutzen müssen, um weiterzukommen. Vielmehr ist Blade Runner ein Cyberpunk-Detektivspiel, in dem wir uns wie in der Filmvorlage auf die Jagd nach abtrünnigen Replikanten machen. Die Androiden entlarven wir, indem wir zum Beispiel Hinweise in Dialogen sammeln und die Replikanten dann mithilfe der aus dem Film bekannten Voight-Kampff-Maschine befragen.

Das wirklich Revolutionäre für die damalige Zeit hingegen war, dass alles in Echtzeit ablief. So gingen die Replikanten ihrem Tagewerk nach und konnten böse Dinge anstellen, wenn wir sie nicht schnell genug entlarvten. Die zweite Besonderheit war ein Zufallsgenerator, der bestimmte, welche Charaktere Replikanten waren. Dadurch war der Wiederspielwert hoch und es gab ganze zwölf unterschiedliche Endsequenzen.

Wünschenwert wäre es also, dass Nightdive uns eine passend modernisierte Version von Blade Runner abliefert. Das Spiel gehört zu den aufwendigsten Produktionen der Neunzigerjahre und brilliert auch dadurch, dass viele der Schauspieler des Films den Charakteren ihre Stimmen verliehen. Wer also ein Fan des Cyberpunkfilms ist, sollte den Titel im Auge behalten.

Meinung

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