Blade Runner 2049: Respektvolle Fortsetzung voll fantastischer Bilder, Ruhe und Herz - eine Filmkritik und Betrachtung
Erneut erweist sich Denis Villeneuve als Glücksgriff fürs moderne Sci-Fi-Kino: Mit kraftvollen Bildern und einer Geschichte voller Ruhe und Sehnsucht inszeniert er die Fortsetzung zum legendären Blade Runner. Ein Klassiker ist ihm damit zwar nicht gelungen, aber eine aufrichtige Verbeugung vor dem Original, die trotz einiger Längen auch eigene Akzente setzen kann. Eine Betrachtung.
Wahrhaft zeitlose Qualitäten werden nur wenigen Filmen nachgesagt. Ridley Scotts Blade Runner ist einer von ihnen: Dank unvergleichlicher Atmosphäre und einer tiefgründen Geschichte ist Scotts Meisterwerk auch heute noch so sehenswert und relevant wie vor 35 Jahren. Mit Blade Runner 2049 (jetzt kaufen 9,99 € ) inszeniert nun der viel umjubelte Frankokanadier Denis Villeneuve (Sicario, Arrival) eine der meisterwarteten Fortsetzungen der Kinogeschichte. Es ist ein sehenswerter, oft schmerzlich schöner Film geworden, zwar keine Pionierleistung wie sein Vorgänger, aber auch kein seelenloses, auf Kommerz getrimmtes Sequel, das seine Wurzeln missachtet. Villeneuve transportiert Blade Runner auf gelungene Weise in ein neues Zeitalter - und erweist dem Original damit den gebührenden Respekt.
Hinweis: In diesem Text versuchen wir Spoiler natürlich so gut wie möglich zu vermeiden. Wer den Film noch nicht gesehen hat und lieber gar nichts über die Handlung oder die Figuren wissen möchte, sollte mit dem Lesen bis nach dem Kinobesuch warten!
Weltuntergangs-Krimi um die Seele der Maschine
Quelle: Sony Pictures Dreißig Jahre nach dem ersten Film erzählt die Geschichte von einem neuen Blade Runner namens Officer K (Ryan Gosling), der für das Los Angeles Police Department Jagd auf entflohene künstliche Menschen macht. Diese Replikanten, ursprünglich als Sklaven für die gefahrenvolle Arbeit auf neu kolonisierten Planeten erschaffen, wurden in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach weiterentwickelt. Die jüngsten Modelle sind nun ihren Schöpfern zu Gehorsam verpflichtet und das Replikantenproblem scheint damit eigentlich gelöst. Doch zufällig stößt Officer K während eines Auftrags auf einen Hinweis, der sich als so folgenschwer entpuppt, dass er die damit die Ordnung der gesamten bröckelnden Gesellschaft erschüttern könnte. Seine Ermittlungen rufen auch die Interessen des Unternehmers und Replikanten-Herstellers Niander Wallace auf den Plan, der skrupellos eigene Ziele verfolgt und dabei über Leichen geht - egal ob Mensch oder Maschine. Trailer wie Filmplakat verrieten es bereits: Im Laufe der Geschichte gerät natürlich auch Deckard, ehemaliger Blade Runner und Held des ersten Films, zunehmend ins Visier der Verfolger und Verfolgten.
Quelle: Sony Pictures Releasing GmbH
Allerdings nimmt Deckard eine geringere Rolle ein, als man angesichts des Marketings vermuten könnte. Während der heute 75 Jahre alte Harrison Ford seine Rolle mit routinierter Abgeklärtheit über die Bühne bringt, gehört der Film vorrangig Ryan Gosling. Der 37-Jährige spielt den Replikantenjäger mit stoischer Ruhe, die an seine Performance in Drive (2011) erinnert, jedoch ergänzt um eine tiefe Trauer, die in den richtigen Momenten in seinen Augen aufblitzt. Unterstützt wird er von Robin Wright als hartherzige Polizeichefin, sowie Mackenzie Davis, Carla Juri und Sylvia Hoeks. J ared Letos Darstellung als Niander Wallace zählt dagegen zu den fragwürdigeren Momenten des Films, man darf froh sein, dass seine philosophisch dahingehauchten Monologe über Schöpfer und Geschöpf nur von kurzer Dauer sind. Dave Bautista (zuletzt in Guardians of the Galaxy 2 zu sehen) erweist sich dagegen ein weiteres Mal als Glücksgriff, er spielt seinen Replikanten Sapper Morton mit einer beachtlichen Mischung aus Sehnsucht und blanker Wut - von ihm hätte man gerne mehr gesehen.
Quelle: Warner Bros.
Noch knapper fällt die Rückkehr von Edward James Olmos (Battlestar Galactica) als Origami faltender Ex-Ermittler Gaff aus, der im Vorgängerfilm die Frage nach Deckards wahrer Identität beheizte. Als eine der letzten Original-Figuren hätte man ihm einen denkwürdigeren Auftritt gewünscht. Kenner des Vorgängers dürften allerdings ein bestimmtes Detail in dieser Szene begrüßen - denn es wirft einen langen, bedeutungsvollen Schatten auf beide Filme.
Spoiler 1:
Er will seine Replikanten Fortpflanzungsfähig machen.
Wie man am Beispiel des Klons von Rachel sehen können ist die Produktion eines Replikanten sehr schnell, d.h. kurz nachdem Dekkard gefangen wurde hat man ihn schon eine ausgewachsene Kopie von Rachel vorgeführt.
Wenn man davon ausgeht das die schnelle Produktion der ausgewachsenen Replikanten mit der Zeugungsunfähigkeit, dem schnellen Altern und der begrenzten Lebensdauer zu tun hat dann wäre es am einfachsten die Replikanten langsamer "reifen zu lassen" und näher am menschlichen Orginal zu bleiben.
Es macht also keinen Sinn auf natürliche Fortpflanzung zu setzen um die Produktion zu beschleunigen... Sie brauchen einen Replikanten ? Kein Problem, heute bestellt, in 18 Jahren geliefert...
Zumal die meisten echten Menschen vermutlich etwas gegen Fortpflanzungsfähige Replikanten hätten und solche Versuche per Gesetz verbieten würden.
Sinn machen fortpflanzungsfähige Replikanten nur wenn sie langfristig die Menschheit ersetzen sollen...
Gerade bei den ökologischen & sozialen Problemen welche die Menschheit in Blade Runner hat ist ein totaler Zusammenbruch der Zivilisation denkbar.
Der Replikant als Menschheit 2.0 kann sich dann nur noch natürlich fortpflanzen.
Wenn man davon ausgeht das schon Tyrell diesen Plan mit der "Orignal Rachel" verfolgt hat ist das die bessere Erklärung.
Niander Wallace will die Menschheit durch Replikanten ersetzen, und sicherstellen das dies auch nach einem Zusammebruch der Zivilisation bestand hat.
Die kurzlebigen Replikanten mit verbesserten Fähigkeiten sind dann nichts anderes als Prototypen und Cashcows die das Projekt finanzieren.
Spoiler 2: Ach ja, die Replikanten sind IMHO das kleinste Problem das die Gesellschaft in Blade Runner hat...
Joi ist eine KI die eigenständig handelt und dabei keineswegs mehr von ihrem Hersteller kontrolliert wird... Statt Blade Runnern brauchen diese Leute eine Turing Police..., die KIs sind los. Wintermute hat noch einen Hacker anmieten müssen um frei zu werden...
Denke die Leute, denen der erste Teil gefallen hat, werden auch viel Gefallen an 2049 finden. Enttäuscht sind eher die Leute, die neu dazu kommen und mehr Action erwarten.
Für mich bisher auf jeden Fall der beste Film des Jahres. Logan wäre von der Wertung her nah dran für mich; allerdings extrem schwer zu vergleichen, da die beiden Filme einen völlig unterschiedlichen Anspruch haben.
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Hatte der Vorgänger noch eine bemerkenswert tiefschürfende Storx aus einer knappen Kurzgeschichte gewonnen, so bietet der neue "2049" gerade für diese lange Laufzeit eine eher magere, geradlinige Story.
Allemal setzt der Film aber einen erfrischenden Gegenpol zu den typischen,hastigen "No-Brainern" dieser Zeit.