Nach Alien: Covenant: Wie soll es mit dem Alien-Franchise weitergehen?
Die Ankündigung eines neuen Alien-Films sorgt bei vielen Fans immer noch für freudige Aufregung, obwohl sich die meisten wohl einig sind, dass das Niveau der Reihe bereits nach Teil 2 im Jahr 1986 (!) deutlich gesunken ist. Klar, jeder Teil hat seine Anhänger, ein echter Klassiker war unter den letzten Fortsetzungen aber nicht dabei. Nun, da Rechteinhaber Fox von Disney gekauft wurde, werden wir auf dem Streamingdienst Disney+ eine Serie zum Franchise bekommen. Und auch ein fünfter bzw. mit den Prequels siebter Film ist angeblich in Arbeit. Kann das gutgehen?
Ridley Scotts Alien gilt aus einer Vielzahl an Gründen als einer der besten Science-Fiction- und Horrorfilme aller Zeiten. Die von Sigourney Weaver verkörperte Protagonistin Ellen Ripley ist ebenso zur Ikone geworden wie ihr Gegenspieler, die namensgebende Kreatur aus einer fremden Welt, heute bekannt als Xenomorph. Sowohl der erste als auch der zweite Teil sind Klassiker ihrer jeweiligen Genres und die flotten Sprüche der Figuren längst nicht das einzige, das bis heute in der Popkultur regelmäßig zitiert wird. Einzelne Einstellungen, typische Figuren oder sogar ganze Szenen finden sich in Form von Hommagen oder Archetypen selbst noch in aktuellen Filmen wie Army of the Dead oder Serien wie Stranger Things. Teil drei und vier konnten zwar qualitativ nicht an Alien und Aliens heranreichen, die Tatsache, dass jeder einzelne Film von einem anderen Regisseur gemacht wurde, war für mich aber immer faszinierend und verleiht der Reihe einen ganz besonderen Charme.
Die Prequels Prometheus und Alien: Covenant stammen dann erneut von Ridley Scott. Wo ersterer noch genug interessante Ideen hatte, um zumindest für Diskussionsstoff zu sorgen, wirkte Covenant dann nur noch wie ein Aufguss aus alter Ikonografie und größtenteils eindimensionalen, unbedeutenden Figuren. Woran das meiner Meinung nach liegt und wie die Reihe wieder zu ihrer alten Stärke zurückfinden kann, will ich an dieser Stelle versuchen aufzulösen.
Was macht Alien so besonders?
Der erste Alien-Film von 1979 hat eine relativ simple Prämisse, die häufig mit "Slasher-Film im Weltraum" zusammengefasst wird. Eine Reihe an Figuren, von denen eine nach der anderen von einem Monster gejagt und getötet wird und durch das Setting besteht keine Möglichkeit zur einfachen Flucht. Technisch gesehen also eine treffende Zusammenfassung. Die Elemente, die Alien ikonisch machen, sind allerdings nicht wie für das Genre üblich die ausgefallenen Kills. Auch wenn die legendäre Chest-Burster-Szene natürlich zu den herausragenden Schockmomenten der Filmgeschichte zählt. Vielmehr liegen die Stärken von Alien darin, wie sich der Film von anderen Slashern abhebt. So sind die Gejagten in Alien keine notgeilen Teenager und das Monster auch nicht aus einem bestimmten Grund hinter ihnen her. Im Gegenteil: Was das Alien so gruselig macht, ist, dass es aus reinem Instinkt mordet, nicht aus Nahrungsmangel oder Rache oder weil jemand seine Eier gestohlen hat. Es ist ein Organismus, der darauf programmiert ist zu töten.
Quelle: 20th Century Fox
Es geht also nicht nur um das Schicksal der Astronauten, sondern um die Implikationen dessen, was sie in den Weiten des Weltraums finden. Alien hat mehr mit den Werken von H.P. Lovecraft gemeinsam als mit Freitag der 13., Sleepaway Camp und Motel Hell. Die Tatsache, dass wir die Beweggründe des Aliens nicht verstehen, dass es keine Möglichkeit gibt, mit ihm zu kommunizieren oder sein Verhalten zu beeinflussen und selbst ein erfolgreicher Versuch, sich ihm zu erwehren, durch sein Säureblut tödlich ausgehen kann, macht die Kreatur so unberechenbar und unmöglich zu besiegen. Und die Gewissheit, dass noch mehrere von ihnen oder sogar weitaus Schlimmeres da draußen lauern kann, ist das, was für mich die Essenz von Alien ausmacht. Die Menschheit bricht auf ins Ungewisse, findet das Unerklärliche und wird sich durch die Konfrontation der eigenen Unbedeutsamkeit bewusst. Ähnlich wie der drei Jahre später erschienene The Thing von John Carpenter spielt Alien in einem nihilistischen Universum, in dem der Kontakt mit dem Fremden und der Versuch, es zu verstehen, zum Scheitern verurteilt sind und die einzig logische Konsequenz aus den Geschehnissen sein müsste, den Weltraum zu fürchten und zu hoffen, niemals auf der Erde von einem Alien heimgesucht zu werden.
Es ist selbstverständlich auch unmöglich, über die Stärken von Alien zu sprechen, ohne auch nur einmal das fantastische Monsterdesign zu erwähnen. Entworfen vom Schweizer Künstler Hansruedi Giger ist der Xenomorph eine der genialsten Kreaturen, die jemals auf Zelluloid gebannt wurden. Die Pervertierung menschlicher Genitalien zu einem komplett fremden Monster, das mit einem phallischen Objekt gewaltsam in seine Opfer eindringt und sie mit einem Parasiten schwängert, verbindet wie viele Werke Gigers das Sexuelle mit dem Schrecklichen. Doch auch über die Symbolik hinaus ist das Design der Kreatur einfach genial.
Dennoch bin ich der Meinung, dass die Entscheidung, sie in jedem einzelnen Alien-Film auftreten zu lassen, ein großer Fehler war.
Ist Alien ohne Alien noch Alien? Eine unpopuläre Meinung
Auch, wenn ich oben erwähnte, dass ich jedem Teil der ursprünglichen Alien-Reihe etwas abgewinnen kann und es charmant finde, dass verschiedene Regisseure an ihr mitwirkten, kann ich nicht länger um den heißen Brei herum schreiben und komme jetzt einfach direkt zu meinem Geständnis. Ich habe eine mit Sicherheit unpopuläre Meinung, die die ersten vier Filme betrifft: Ich glaube, dass James Camerons Aliens der Grund dafür ist, dass die Reihe mit jedem weiteren Teil so stark abgebaut hat.
Quelle: 20th Century Fox Die Entscheidung, aus der Fortsetzung einen Action-Film zu machen, passt zu Cameron und mir gefällt grundsätzlich, dass er mit der Mythologie herumspielt und etwas eigenes kreiert. Dennoch werde ich den Gedanken nicht los, dass er mit seinem Film den Xenomorph und die einzigartige Atmosphäre des Franchise ruiniert hat. Cameron lässt statt einer Kreatur plötzlich zahlreiche Aliens los, die von einer Königin angeführt werden und ersetzt die Working-Class-Crew der Nostromo aus Teil 1 mit bis an die Zähne bewaffneten Space Marines. Mit Newt ist dann auch noch ein Kind dabei, das von Ripley heroisch gerettet und beschützt werden muss.
Was dabei herauskommt ist ein auch heute noch beeindruckender Blockbuster-Klassiker, der mit den ursprünglichen Motiven von Alien aber nur noch wenig zu tun hat. Mit Alien 3 und 4 folgen dann zwei Filme, die von heftigem Tauziehen hinter den Kulissen mitgeprägt wurden und vollständig auf die Popularität des Xenomorph und der Heldin Ellen Ripley setzen.
Mit dem Ende ihrer Geschichte in Alien - Die Wiedergeburt schien für viele Fans auch das Ende des Franchises beschlossen, bis Ridley Scott mit Prometheus ein Reboot an den Start brachte, das versprach, das Universum zu erweitern und gleichzeitig zu den Horrorwurzeln der Reihe zurückzukehren. Das gelingt zumindest in der ersten Hälfte des Films dann, von ein paar doofen Charakterentscheidungen abgesehen, auch ganz ordentlich. Prometheus weist wie das Original starke Parallelen zu H.P. Lovecrafts Werken auf und erinnert sogar so stark an dessen Novelle "At the Mountains of Madness", dass Guillermo del Toro, der während der Produktion von Prometheus an einer Adaption arbeitete, beschloss, diese sterben zu lassen. Die Gemeinsamkeiten seien zu gravierend gewesen, weshalb del Toro beschloss, ein anderes seiner vielzähligen Projekte zu realisieren.
Der Plot von Prometheus dreht sich um die Suche nach dem Ursprung menschlichen Lebens. Das Team rund um Elizebeth Shaw (Noomi Rapace), das vom zwielichtigen Weyland (Guy Pearce) eine Mission zur vermeintlichen Wiege der Schöpfung finanziert bekommt, findet dort Antworten, die erneut von der relativen Unbedeutsamkeit der Menschheit zeugen. Die zahlreichen Anspielungen auf den namensgebenden Mythos und andere Schöpfungsgeschichten sowie die Parallelen zu Lovecraft haben bei meiner ersten Sichtung des Films mein Herz gewaltig höher schlagen lassen. Leider entwickelte sich Prometheus dann aber gegen Ende hin zu einem zunehmend dummen Film. Vor allem, dass Scott es sich nicht verkneifen konnte, einen (Proto-)Xenomorph aus dem Hut zu zaubern und dasselbe in Alien: Covenant (jetzt kaufen 9,97 € ) zu wiederholen, wertet das Gesamtwerk in meinen Augen deutlich ab. Auch, dass die Konstrukteure und Protagonistin Shaw im Nachfolger äußerst unrühmlich aus der Geschichte geschrieben wurden, regt mich auf. Das einzige positive Element, das in den neuen Filmen durchgehend erhalten bleibt, ist der von Michael Fassbender gespielte Android David. Die Figur scheint Scott am Herzen zu liegen und ihn am stärksten zu interessieren. Während sich die Alien-Sequenzen in Prometheus und Covenant anfühlen wie uninspirierter und widerwilliger Fan-Service (was sie vermutlich auch sind), sind die Szenen mit David philosophisch, gut geschauspielert und oft im doppelten Wortsinn komisch. Als eine Inspiration für seine Figur galt anscheinend die Darstellung von Luzifer in John Miltons Paradise Lost. Auch der Titel des Films sollte ursprünglich auf das Gedicht hinweisen. Außerdem sind klare Parallelen zu Mary Shelleys Frankenstein zu erkennen.
Scott hatte angekündigt, drei Prequel-Filme machen zu wollen, bei denen der letzte zum Originalfilm hinleiten soll. Als ewiger Verteidiger des Regisseurs wünsche ich ihm, dass er diese Reihe zu Ende bringen kann wie er es möchte. Als Fan der Alien-Reihe trauere ich aber auch dem hinterher, was ich glaube, das die neuen Filme hätten sein können: Ein Neustart, bei dem mit dem "Alien" im Titel nicht ein Xenomorph gemeint sein muss, sondern das Fremde selbst.
Science-Fiction-Horror, in dem die Menschheit in den Weiten des Alls mit unbequemen und schockierenden Wahrheiten konfrontiert wird, scheint Ridley Scotts ursprüngliche Idee für Alien gewesen zu sein. Mit Prometheus und Covenant wurde teilweise versucht zu dieser Idee zurückzufinden. Es scheiterte jedoch in beiden Fällen an der Ausführung.
Was soll die Zukunft bringen?
Das bedeutet jedoch nicht, dass es nicht immer noch möglich wäre, das Franchise in diese Richtung zu entwickeln und mit einer eigenständigen Idee zu revitalisieren. Wie es mit einem Nachfolger zu Covenant aussieht, ist derzeit ungewiss, dafür wurde aber ein Serienableger angekündigt, der im selben Universum spielen soll. Die Serie wird komplett auf der Erde spielen und entwickelt von "Fargo"- und "Legion"-Schöpfer Noah Hawley. Ridley Scott soll eine Produzentenrolle angeboten worden sein.
Quelle: EuroVideo Hawley, der über seine Ideen für Alien bereits gesprochen hat, bevor er den Job zugesichert bekam, plant angeblich, den Xenomorph vorerst tatsächlich von der Serie fernzuhalten. So lautete sein Pitch für eine Alien-Miniserie im September 2020, dass er mit Alien das gleiche machen wollen würde, was er bei Legion mit Superhelden gemacht hat. Also die Genreelemente vorerst rausnehmen, die das Publikum fest erwartet und von denen es möglicherweise übersättigt ist - bei Legion ausufernde Schlachten mit Superkräften - und die Persönlichkeiten der Figuren und ihre interpersonellen Probleme in den Mittelpunkt rücken. Erst, wenn das Publikum sich dann voll auf die Geschichte eingelassen hat, wolle er das Alien sozusagen als Bonus obendrauf wieder in die Geschichte einführen.
Für mich klingt die Serie auf jeden Fall spannender als der erst geplante und dann eingestellte Alien 5, den Neil Blomkamp entwickeln wollte und der Sigourney Weaver als Ripley zurückgebracht hätte. Auch auf ein erneutes Prequel von Ridley Scott bin ich nicht sonderlich scharf. Zumindest nicht, wenn sich der Trend fortsetzt und eine eigenständige Prämisse im letzten Akt geopfert wird, um Raum für ein paar billige Alien-Kills zu machen.
Sollte es tatsächlich irgendwann einen offiziellen fünften Teil oder ein Reboot des Franchise geben, würde ich mir wünschen, dass dieses sich ebenfalls nicht nur um die Kreatur dreht. Je öfter ich das Xenomorph-Design zu sehen bekomme, desto weniger finde ich es furchteinflößend.
Es gibt doch da draußen in der Welt sicherlich genug Künstler, die ähnlich schreckliche Gestalten entwerfen und dem Film einen eigenen Look geben könnten, ohne die optische Integrität der Reihe komplett über Bord zu werfen. Filmemacher wie Neil Blomkamp, die sich vor dem Original verneigen, sind zwar mit den Fans auf einer Wellenlänge, liefern deswegen aber wahrscheinlich auch eher eine Imitation dessen ab, was wir bereits kennen, als etwas Radikales zu machen.
Auch wenn Hawleys Filme und Serien definitiv nicht für jeden sind und ich auch nicht alles mag, was der Mann gemacht hat, ist sein Ansatz dagegen begrüßenswert. Ich möchte nicht immer dieselben Charakter-Archetypen sehen, die dann einer nach dem anderen auf altbekannte Manier getötet werden. Ich bin bereit für komplett neue Grausamkeiten.
Wie soll es mit dem Alien-Franchise weitergehen?
Covenant war schon so miserabel, dass ich nicht einmal mehr erzählen könnte, was darin passiert ist außer dass der Androide irgendwie einen kompletten Planeten (von diesen "Architekten"?) gekillt hat.
Wieso programmiert? Das Alien an sich benötigt die Menschen als Wirte zur Fortpflanzung. Fand damals die Filme zwar auch toll, allerdings, weil man zu jener Zeit noch ganz anderes gewohnt war. Heute nochmal angeschaut, wirken diese eher etwas langweilig und in die Länge gezogen. Finde daher die neuen recht unterhaltsam, wobei gerade Covernat war im Kino dann eher am Ende des Films.."wie das wars jetzt schon - das war die ganze SPielfilmlänge..."