Star Treks wilde Videospiele-Geschichte: Die Grafik-Adventures von Interplay

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Special Sebastian Göttling - Autor Lukas Schmid - Brand / Editorial Director
Star Treks wilde Videospiele-Geschichte: Die Grafik-Adventures von Interplay
Quelle: Paramount

Videospiele zu Star Trek gibt es - fast - so lange wie das Franchise selbst. Einen besonderen Platz im Herzen der Fans haben aber die Adventures von Interplay ...

Wie im ersten Teil dieses Artikels berichtet, feierte Star Trek am 8. September 1991 seinen silbernen Geburtstag, doch auch danach tat sich bis zum Jahresende eine Menge - und dann wäre da noch der unaufgelöste Cliffhanger um Interplays großes Star-Trek-Spiel für den PC.

Am 23. September startete zunächst die fünfte Staffel der Next Generation im US-Fernsehen. Passend zum Jubiläum hatte der Titelschriftzug im Vorspann einen schmucken blauen Kondensstreifen verpasst bekommen.

Mit zwanzigtägiger Verspätung lief am 28. September im US-Fernsehen ein Special zum Jubiläum, das es mehrere Jahre später auch nach Deutschland schaffte. Der von William Shatner und Leonard Nimoy moderierte 90-Minüter war selbstgratulierend und einigermaßen oberflächlich gehalten.

Die gezeigten Interviews deckten die Bandbreite ab von Gene Roddenberry, über die diversen Schauspielerinnen und Schauspieler, Promis wie TV-Moderator John Tesh bis hin zu Fanclub-Präsident Dan Madsen, bestanden aber größtenteils aus salbungsvoll gratulierenden Worthülsen, die nur wenig Erkenntnisgewinn enthielten und eher dem Zementieren des Vermächtnisses dienten.

Weil Star Trek seit Serienbeginn stets die reale Raumfahrt inspirierte, ließ es sich Geordi-Darsteller LeVar Burton nicht nehmen, eine kurze Tour durch das Space Camp der NASA zu geben. Damaliger Höhepunkt des Specials waren sicherlich exklusive Clips aus dem sechsten Kinofilm, über zwei Monate vor dessen Premiere - kalter Kaffee bei der Erstausstrahlung auf SAT.1.

The Rift, ein Roman zum 25. Geburtstag, der Generationen verbindet Quelle: Pocket Books The Rift, ein Roman zum 25. Geburtstag, der Generationen verbindet Doch der deutsche Privatsender ließ sich auch weiterhin nicht lumpen; die Erstausstrahlung der Kinofilme setzte sich bereits am 13. Oktober fort mit Star Trek 3: The Search for Spock (Star Trek : Auf der Suche nach Mr. Spock). Sebastian im Glück!

Große Trauer am 24. Oktober, als Star-Trek-Schöpfer Gene Roddenberry gerade einmal anderthalb Monate nach dem Silberjubiläum seiner Serie im Alter von 70 Jahren überraschend und irgendwie doch nicht überraschend starb. M ehr dazu in meinem jüngst erschienenen, großen Special rund um Roddenberry.

Am 1. November erschien der Star-Trek-Roman The Rift (Der Riss im Kontinuum) von Peter David, einer von zahlreichen Romanen, die Pocket Books im Jahr 1991 veröffentlichte.

Doch dieser hier war besonders, denn zur Feier des Jahres erzählte David eine Geschichte, welche über ein Portal, das sich auf einem fremden Planeten nur alle paar Jahrzehnte Mal öffnete, die Ära von The Cage (Der Käfig), dem ersten, nicht gesendeten Pilotfilm (worin an der Seite von Spock der heutzutage in Strange New Worlds zu spätem Ruhm gekommene Captain Pike agierte), mit dem Lebensabend von Kirk und Spock nach dem fünften Kinofilm verknüpfte und so den damals ganz großen Bogen schlug. In gewisser Weise ein Treffen der Generationen, nur ohne das 24. Jahrhundert, drei Jahre vor dem gleichnamigen Kinofilm.

Ab dem 4. November wurde im US-Fernsehen der Spock-Zweiteiler der Next Generation ausgestrahlt. Und: Wer erinnert sich noch an das MTV-Kinomagazin The Big Picture?

Das zeigte ebenfalls im November eine Sonderausgabe mit dem Titel The Star Trek Logs. Darin stellte sich heraus, dass Counselor Deanna Troi von der Enterprise-D durch das Abenteuer mit Spock dazu inspiriert wurde, sich auf die Raumschiffbrücke zu setzen und Clips aus alten Episoden der Originalserie sowie der Filme anzuschauen, ganz so, als wären es historische Dokumente aus dem Archiv.

Inszeniert wurde das Special von Next-Generation-Regisseur Robert Legato - und weil Marina Sirtis ihre Rolle der Troi tatsächlich so spielte, als fände all das "in universe" statt, handelte es sich hierbei um eines der wenigen Stückchen Star Trek, die anschließend nie eine offizielle Veröffentlichung erfuhren.

Das Jahr 1991 endete prächtig. Am 2. Dezember legte CIC-Video oben auf die frisch vervollständigte Originalserie auf VHS nun noch die Zeichentrickserie aus den 70ern, von der an diesem Tag Volume 1 herauskam.

Einen Tag später traf sich halb Hollywood in Frack und Fummel zur feierlichen Premiere des sechsten Kinofilms - leider die erste solche Veranstaltung ohne Gene Roddenberry, der noch bis heute schmerzlich vermisst wird. Die reguläre Premiere in US-Kinos ereignete sich wiederum drei Tage später am Nikolaustag.

Am 20. Dezember verabschiedete sich die Crew der Next Generation in die weihnachtliche Drehpause; in der Episode Ethics (Die Operation) fällt nicht bloß ein Fass auf Worf, sondern auch die letzte Klappe des Jahres.

An Heiligabend 1991 bekam ich von meinen Eltern Ralph Sanders druckfrisch Das Star Trek Universum geschenkt, damals und für viele Jahre das deutschsprachige Nachschlagewerk schlechthin in Sachen Star Trek.

Auch Spock und Picard feiern gemeinsam. Quelle: Paramount Auch Spock und Picard feiern gemeinsam. Mehrere Tage lang kuschelte ich mich auf dem Sofa ein und las das knapp 600 Seiten starke Sachbuch von Cover bis Cover. Am zweiten Weihnachtstag legte ich jedoch eine Pause ein, denn SAT.1 beendete das Kino-TV-Premierenjahr mit der Erstausstrahlung des wunderbar komödiantisch-weihnachtlichen Star Trek 4: The Voyage Home (Star Trek 4: Zurück in die Gegenwart). Wenige Tage Silvester, frohes neues Jahr 1992!

Doch was war denn nun mit dem PC-Spiel Star Trek: The 25th Anniversary von Interplay? Das wurde seinem Namen nicht gerecht, denn es erschien gar nicht mehr im Jubiläumsjahr; erst im März 1992 kamen Fans in den Genuss des Grafik-Adventures. Schließen wir also die Klammer um "25 Jahre Star Trek" mit diesem nachgereichten Leckerbissen und seinen Epigonen.

Das Genre der Point&Click-Adventures, groß geworden durch die Firmen Sierra oder Lucasfilm Games (später LucasArts) war in den späten 80ern und frühen 90ern äußerst beliebt und so brachte Interplay nun mit Star Trek: The 25th Anniversary einen ersten eigenen Eintrag in dieser Spielekategorie, nachdem sie zuvor für zwei Grafik-Adventures des französischen Entwicklers Delphine Software lediglich den US-Vertrieb übernommen hatten.

Doch ein zweites, damals sehr erfolgreiches Genre wurde dem Knobelspiel aufgepfropft, denn seit 1990 feierte Wing Commander Furore und damit der 3D-Weltraum-Actionkampf aus der Cockpit-Sicht.

Doch trotz dieser beiden womöglich nicht besonders gut zusammenpassenden Spielbestandteile war es Brian Fargos größtes Ziel, das Gefühl der Serie Star Trek an sich auf den Computerbildschirm zu holen. Deswegen präsentierte sich Star Trek: The 25th Anniversary in etwa wie eine Viertel-Serienstaffel mit sieben in sich abgeschlossenen Episoden, die jeweils für sich standen, ohne dabei von einem Metanarrativ verbunden zu sein.

Durch das Intro, das den klassischen Vorspann zeigte, sowie durch die Einblendung von Episodentiteln wurde der Eindruck nur verstärkt, dass man fernsah, anstatt am Computer zu spielen. Wenn man so viel Selbstdisziplin aufbringen konnte, pro Abend nur jeweils einen Spielabschnitt durchzunehmen, wurde dieses episodenhafte Gefühl sogar noch verstärkt.

Auch das geschriebene Wort und die Inszenierung passten hervorragend zu Star Trek, denn genau wie in der Serie ging es oftmals um den Erstkontakt mit einer Alien-Spezies. In beinahe jeder der sechs Episoden galt es, als grundsätzlich vierköpfiges Team herunterzubeamen:

das Triumvirat bestehend aus Kirk, Spock und McCoy - jedoch nicht begleitet von einem der anderen bekannteren Nebencharaktere, sondern von einem "Rothemd der Woche", einem der stets kurzlebigen Sicherheitsleute der Enterprise, der sogar traditionell ums Leben kam.

Bildergalerie

Ganz wie in den schönsten Momenten der Serie ließen es sich der leidenschaftliche McCoy und der stoische Logiker Spock nicht nehmen, sich wortreichen Zankereien hinzugeben oder auch kleinere Sticheleien loszulassen. Die Autoren hatten die Stimmen der beiden exzellent und unverwechselbar getroffen.

    • Kommentare (3)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Tatzki NPC
        werde immer Star Trek Artikel lesen. Qap'lah!
      • Von Tatzki NPC
        werde immer Star Trek Artikel lesen. Qap'lah!
      • Von 08-of-15 Anfänger/in
        Wir brauchen definitiv wieder mehr gute Star Trek Spiele...
      • Von rhisdil Anwärter/in
        Nichts geht über die Fans, egal ob von Rhytmomachia oder eben Star Trek.
        Als Trekkie war ich im letzten Jahr begeistert von Star Trek Resurgence.
        Am 23.05. erscheint es endlich für alle anderen auf Steam. Gern würde ich die Zeit zurückdrehen und es nochmal spielen.
        Natürlich hat es Schwächen, natürlich ist es nur ein lahmes Adventure, aber es ist Star Trek und für mich derzeit das Beste Videospiel in dem Universum.
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