Sherlock Holmes (Kinokritik/Review)

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Test Dörte Langwald -
Sherlock Holmes
Quelle: Warner

So hat man den britischen Schnüffler noch nie gesehen: Guys Ritchies Neuverfilmung zeigt Sherlock Holmes als schrulligen Schläger, der gemeinsam mit seinem Sidekick Dr. Watson Londons Unterwelt aufmischt.

Sherlock Holmes als zauseliger Raufbold? Fans lieben den kühlen Kriminalisten für seine makellose Contenance. Guy Ritchie traut sich trotzdem: Seine Version des Superschnüfflers ist ein leicht verlotterter Faustkämpfer, der sich bei Nacht in zwielichtigen Spelunken herumtreibt und tagsüber seine Neurosen pflegt. Und Dr. Watson, Holmes‘ bodenständiger Gefährte, ist in Ritchies Film ein schlagfertiger Sunnyboy. Hoppla oder Hossa? Kann dieses Experiment gelingen?! Es kann, weil Robert Downey Jr. und Jude Law die ikonischen Figuren mit so viel Charme und Spielfreude darstellen, dass man ihnen die Charaktermodifikationen gerne abkauft. Außerdem ist der Inszenierung von Guy Ritchie allzeit anzumerken, dass hier nicht einfach nur eine legendäre Romanschöpfung geplündert wurde. Im Gegenteil: Ritchie beweist viel Liebe zum Detail; er scheint ein echter Fan des Pfeife schmauchenden Ermittlers zu sein. Das viktorianische London, das Ritchie auf die Leinwand zaubert, ist ein düsteres, dreckiges Labyrinth, in dem der Schlamm von vorbeiratternden Kutschen hochspritzt und zahnlose Zigeunerinnen in finsteren Gassen herumlungern. Holmes und Watson werden in einen Ritualmordfall verwickelt, bei dem es scheinbar nicht mit rechten Dingen zugeht: Der als Täter überführte Lord Blackwood (Mark Strong) faselt von schwarzmagischen Kräften, mit denen er sogar den Tod besiegen könne. Tatsächlich wird der bald darauf gehängte Schlitzer erneut gesichtet. Ist Blackwood wirklich von den Toten auferstanden? Panik macht sich breit in London; Scotland Yard scheint machtlos. Und auch der sonst so coole Holmes gerät vorübergehend ins Straucheln, als er erfährt, dass ausgerechnet seine Ex-Geliebte Irene Adler (Rachel McAdams) auf rätselhafte Weise mit Blackwood in Verbindung steht. Das hier skizzierte Handlungsgerüst präsentiert sich im Film weitaus komplexer. Wer Guy Ritchie kennt, der weiß, dass der Ex-Mann von Madonna ein Faible für verschwurbelte Geschichten hegt. Und so müssen sich Holmes und Watson durch eine verwirrende Anzahl an Subplots und erzählerischen Exkursen wühlen. Das geht leider zulasten der Spannung - die Story nimmt sich viel zu ernst, ohne dabei ernst zu nehmende Substanz zu bieten. So ist man also gezwungen, einer in die Länge gezogenen Weltherrschaftsverschwörung zu folgen (der untote Lord Blackwood hat Übles im Sinn!), die schlichtweg nicht besonders interessant ist. Das Drehbuch hätte kürzer, knackiger ausfallen müssen. Schließlich ist der Streifen als klassische Buddy-Komödie angelegt. Holmes und Watson hauen den Bösen auf die Rübe, retten sich gegenseitig aus allerhand brenzligen Situationen und geben dabei markige Sprüche zum Besten. Nichts gegen eine gute Story, aber in diesem Fall wirkt sie wie ein schwerfälliges Vehikel, das unsere vorwitzigen Protagonisten immer wieder ausbremst. Grandios gelungen sind hingegen die formellen Aspekte: Das opulente Produktionsdesign, die gut gemachten Effekte und auch Hans Zimmers irisch anmutender Fiddel-Soundtrack lassen keine Wünsche offen. Insgesamt ist dieser Haudrauf-Holmes eine sichere Empfehlung für all jene, die nach Feierabend Lust auf einen spaßigen Actioner haben.

Fazit: Actionreiche Buddy-Komödie mit inhaltlichen Längen, formell dennoch gelungen.

Bildergalerie: Sherlock Holmes (von Guy Ritchie)
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