Review: "Bridge of Spies - Der Unterhändler" (2015)

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Test Sandra Werner - Autorin
"Bridge of Spies - Der Unterhändler" (2015)
Quelle: Fox

Ein unterhaltsamer und intelligenter Film. Jede Szene ist voller Leben und Spannung. Eine Freude.

Steven Spielbergs neuster Film, Bridge of Spies, ist einer seiner besten. Basierend auf einem Theaterstück des britischen Dramatikers Mark Charman, für die Leinwand angepasst von den Coen-Brothers, erzählt Bridge of Spies die weitgehend wahre Geschichte eines Gefangenenaustauschs auf der Glienicker Brücke bei Berlin, kurz nach dem Mauerbau.

Der amerikanische Versicherungsanwalt James Donovan (Tom Hanks) wird 1957 mit der Verteidigung des sowjetischen Spions Rudolf Abel (Mark Rylance) beauftragt, und agiert dabei so vorbildlich, dass er wenige Jahre später von dem CIA-Agenten Hoffman (Scott Shepherd) angesprochen wird. Er soll nach Westberlin reisen, denn ein amerikanischer Kampfpilot, Gary Powers (Austin Stowell), wurde 1960 bei einem Spionageflug über der Sowjetunion abgeschossen und verhaftet. Eigentlich ist alles klar - die Russen wollen Abel wiederhaben, die Amis wollen Powers. Doch als beim Bau der Berliner Mauer der US-Student Frederick Pryior (Will Rogers) in die Hände der Stasi fällt, beschließt Donovan, auf eigene Faust alles zu tun, um nicht nur einen, sondern beide Männer frei zu kriegen. So beginnt ein nervenzerreißendes Intrigenspiel im geteilten Berlin der Sechziger.

Die Dialoge nach dem Drehbuch der Coens sind elegant und doppeldeutig, und voller Bezüge auf die aktuelle Tagespolitik. Die Schauspieler sind außergewöhnlich gut - allen voran Hanks, der hervorragende Rylance, sowie die Deutschen Sebastian Koch (Das Leben der Anderen) als dubioser Anwalt Wolfgang Vogel und Burghart Klaußner (Good-bye Lenin) in einem großartigen Gastauftritt als DDR-Funktionär Harald Ott - jede Rolle wirkt perfekt besetzt. Man hat nie das Gefühl, Charaktere zu sehen, sondern hat immer den Eindruck, am Leben dieser Menschen teilzuhaben. Das Produktionsdesign, die Kamera und die Kostüme transportieren den Betrachter direkt in die Sechziger - man erlebt die jüngere Geschichte hautnah und packend mit.

Spielbergs Talent und Erfahrung machen sich bezahlt, abstrakte und komplexe Zusammenhänge werden in kurzen, knappen Szenen mit eleganten Bildern treffend thematisiert - die Angst der Berliner bei der Flucht über die Mauer, der Hunger und die Armut, die gerade in den Anfangsjahren der DDR vorherrschten, werden so ergreifend erzählt, dass der Zuschauer voll dabei ist, die Spannung ist in jeder Szene absolut greifbar. Dabei ist Bridge of Spies natürlich kein Dokumentarfilm, sondern eine Fiktion, und als solche sollte man den Film auch begreifen. Das Hauptaugenmerk des Regisseurs liegt immer auf der Handlung und deren Protagonisten, nicht einer abstrakten Historie. Indem Spielberg ein Stück Zeitgeschichte erzählt, gelingt es ihm, einen Kommentar auf die heutige Zeit zu machen. Ein enorm spannender, stets menschlicher und nahezu perfekter Film. Spielberg ist hier auf der Höhe seines Schaffens.

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Autor: Emanuel Bergmann

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