Ganz großes Kino: Die Wachowskis und Tom Tykwer liefern mit ihrem visuell und erzählerisch überwältigenden Epos den ungewöhnlichsten Film des Jahres ab.
Verschiedene Lebensgeschichten, in unterschiedlichen Jahrhunderten und Orten, die doch alle miteinander verknüpft sind. Stars wie Tom Hanks, Halle Berry oder Hugh Grant, die in diversen Epochen, Episoden und Rollen auftauchen und doch immer wieder den gleichen Kampf um Liebe, Freiheit, Vertrauen und Menschlichkeit erleben. Und drei Regisseure, die nicht weniger wollen, als die Universalität und Allverbundenheit der Menschheit über die Zeiten hinweg zu erforschen.
Mit ihrer Verfilmung von David Mitchells Bestseller bescheren uns Tom Tykwer (Lola rennt) und die Wachowski-Geschwister (Matrix) ein echtes Kinowunder, einen Film, wie man ihn noch nie gesehen hat und so bald wohl auch nicht wieder sehen wird. Sechs Geschichten werden hier erzählt – oder ist es vielleicht doch bloß eine einzige?
Ein amerikanischer Anwalt (Jim Sturgess) schließt im 19. Jahrhundert an Bord eines Segelschiffs Freundschaft mit einem Sklaven. Ein junger Musiker (Ben Whishaw) findet in den 30er Jahren als Assistent bei einem alternden Komponisten (Jim Broadbent) die Inspiration zu einem großen Musikstück. Eine Journalistin (Halle Berry) gelangt in den Siebzigern an brisante Informationen über die gefährlichen Machenschaften der Atom-Industrie. Ein Verleger (Broadbent) landet in der Jetztzeit über Umwege in einem albtraumhaften Altersheim und sucht den Weg in die Freiheit. Eine geklonte Kellnerin entdeckt in einer asiatischen Metropole des 22. Jahrhunderts das Menschsein und die Revolution. Und ein Ureinwohner (Tom Hanks) kämpft in der post-apokalyptischen Welt mit seinen Dämonen und für die Zukunft der Menschheit.
Tykwer und Co reißen die sechs Storys zunächst kurz an, um sie dann in einer abenteuerlichen Achterbahnfahrt aus Assoziationen, Déjà-Vus und Parallelen miteinander zu vereinigen. Da geht Tom Hanks schon mal im 20. Jahrhundert durch eine Tür, um nach einem Schnitt Jahre später in einer ganz anderen Rolle aus einer anderen Tür herauszukommen: Alles ist verbunden! Klingt kompliziert? Ja und nein. Die Regisse
ure arbeiten zwar mit einem derart raffinierten Arsenal an audio-visuellen Andeutungen, dass man nach einer Weile wie im Trance den verschiedenen Strängen (mal als Drama, mal als Komödie oder als effektestarker Thriller erzählt) folgt und sie gedanklich vereint. Aber am Ende des Films verspürt man eine unbändige Lust, ihn nochmal zu sehen, um tiefer in diesen erzählerischen Dschungel eindringen zu können, der sich beim ersten Mal kaum erfassen lässt. Denn mit seinen grandiosen Bildern, der irrwitzigen Erzählkomposition, der etwas esoterischen aber doch bewegenden Botschaft und nicht zuletzt der großartigen, von Tykwer mitkomponierten Musik ist Cloud Atlas fast zu schön, um wahr zu sein.
Fazit: Mit ihrem prächtigen Filmepos offenbaren Tom Tykwer und die Wachowskis die einzigartige erzählerische Kraft des Kinos.
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