The Green Knight in der Filmkritik: Psychedelischer Fantasy-Trip in den Tod - der Geheimtipp des Jahres?

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Special Maci Naeem Cheema - Redakteur
The Green Knight in der Filmkritik: Psychedelischer Fantasy-Trip in den Tod - der Geheimtipp des Jahres?
Quelle: ©Telepool/A24

Mit dem Fantasy-Abenteuer The Green Knight kehrt die Indie-Filmfirma A24 auf die große Leinwand zurück. Die neu verfilmte Artuslegende mit Dev Patel, Alicia Vikander und Joel Edgerton schmückt sich mit folkig-düsteren und fantastischen Bildern, doch kann darüber hinaus auch die Geschichte rund um SirGawain und den mysteriösen Grünen Ritter überzeugen?

Die Faszination rund um König Arthur und die unzähligen Legenden und Sagen, die seine Person umgeben, zieht die Welt seit dem Mittelalter voll und ganz in ihren Bann. Da ist es nur wenig verwunderlich, dass es alle paar Jahre eine neue groß und spektakulär inszenierte Kinogeschichte gibt. Zuletzt versuchte Kult-Regisseur Guy Ritchie ("The Gentlemen", "Snatch - Schweine und Diamanten") 2017 mit seinem überdrehten und auffällig modernen Blockbuster "King Arthur: Legend of the Sword" für Aufsehen zu sorgen - vergeblich und besonders an den Kino-Kassen als teurer Flop für Warner Bros. zu verbuchen.

Mit dem von A24 produzierten The Green Knight soll aber endlich wieder richtige Fantasy-Pracht auf der schmerzlich vermissten großen Kinoleinwand flimmern. Diesmal fokussiert man sich nicht auf Arthur und die beliebte Legende rund um das Schwert Excalibur, sondern auf des Königs Neffen Gawain und sein düsteres Aufeinandertreffen mit dem mysteriösen Grünen Ritter, der in einem tödlichen Spiel Ruhm und Ehre verspricht.

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The Green Knight: King Arthur, Tolkien & Sir Gaiwan - stilvolles Featurette zum kommenden A24-Hit

Wir klären in unserer Filmkritik, wie gut der neue Fantasy-Blockbuster von Regisseur und Drehbuchautor David Lowery ("A Ghost Story", "Elliot, der Drache") ausfällt und ob sich die Reise ins nächstgelegene Lichtspielhaus lohnt.

No tales to tell - jung, versoffen und ruhmlos

Die Handlung von The Green Knight (jetzt kaufen 9,99 € ) fokussiert sich auf den jungen Adeligen Sir Gawain (Dev Patel), Sohn der Halbschwester des in die Jahre gekommenen König Arthurs (Sean Harris). Statt sich an seinem legendären Onkel, dem Träger des mystischen Schwerts Excalibur, ein Beispiel zu nehmen verschwendet unser Protagonist lieber seine Zeit mit jeder Menge Alkohol und der jungen Schönheit Essel (Alicia Vikander), die im Bordell in Camelot als Prostituierte arbeitet. An Weihnachten finden sich die Bewohner Camelots von Rang und Namen an der Tafelrunde des Königs zusammen, um gemeinsam mit dem Königspaar zu trinken und die Geburt Christi ausgiebig zu zelebrieren - so natürlich auch der junge Gawain.
<strong>The Green Knight in der Filmkritik:</strong> Psychedelischer Fantasy-Trip in den Tod (9) Quelle: ©Telepool/A24 The Green Knight in der Filmkritik: Psychedelischer Fantasy-Trip in den Tod (9) Umgeben von legendären Rittern und eindrucksvollen Persönlichkeiten nimmt Arthur seinen Neffen auf die Seite für einen kleinen Plausch, bei dem er am Ende nach einer aufregenden Geschichte aus dem Leben von Gawain verlangt. Etwas niedergeschlagen lehnt Gawain die Bitte ab mit der simplen Erklärung "I have none to tell". Als hätte jemand heimlich der Unterhaltung gelauscht, schlägt kurz darauf ein mysteriöser Fremder die Torhallen auf und tritt mitsamt Pferd ein. Der "Grüne Ritter" (Ralph Ineson) fordert mit viel Hohn und Spott die Ehre des Hauses heraus und verlangt einen Kontrahenten für sein gefährliches Spiel.

Wer sich traut, soll das Schwert gegen ihn erheben und so hart oder leicht zuschlagen, wie es die Person wünscht. Jedoch würde der grüne Ritter in exakt 365 Tagen ebenso stark und an selbe Stelle zurückschlagen. Arthur selbst würde die Herausforderung annehmen, kann sich jedoch aufgrund seines gebrochenen Körpers nur eingeschränkt bewegen und somit kaum kämpfen. In der ehrwürdigen Riege der Tafelrunde wird es erschreckend still, bis Gawain seinen Mut zusammennimmt und sich auf das Spiel der mythischen Kreatur einlässt. Mit einem arroganten Streich, sogar mit des Königs Schwert Excalibur, köpft er den Grünen Ritter zwar, dieser überlebt jedoch überraschend die Enthauptung und verlässt laut lachend und mit dem Aufruf, Gawain solle in einem Jahr zur Grünen Kapelle im Norden kommen, die schockierte Halle Camelots.

Ein mythischer und wirrer Psychedelic-Trip in den Tod

Fortan begleiten wir den sichtlich ängstlichen Gawain, der für sein Heldentum von der Bevölkerung gefeiert wird, auf seiner mythischen Reise zur Grünen Kapelle, die jede Menge Rückschläge und Fragezeichen bereithält. Seine Liebschaft Essel und die vielen Vertrauten sowie Gawain selbst rechnen nicht mit seiner Rückkehr nach Camelot und so entwickelt sich bereits zu Beginn seines Abenteuers eine seltsam melancholische und packend düstere Grundstimmung, die die eigentlich sehr klassische Heldenreise wunderbar von Bekanntem abhebt.

Der übereifrige und naive Gawain wird ziemlich schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und lernt, dass die Welt ein gutes Stück härter, komplexer und wirrer ist, als ihm das bisher aus Sicht seines behüteten Heims bewusst war. Ähnlich überfordert wie unser "Held" - wenn man ihn aufgrund seiner Feigheit überhaupt so nennen darf - finden wir uns daraufhin in unzähligen Situationen wieder, in denen die Grenzen zwischen surrealen Fiebertraum, mittelalterlicher "Coming-of-Age-Geschichte" und intimen Fantasy-Epos immer mehr verschwimmen.
<strong>The Green Knight in der Filmkritik:</strong> Psychedelischer Fantasy-Trip in den Tod (8) Quelle: ©Telepool/A24 The Green Knight in der Filmkritik: Psychedelischer Fantasy-Trip in den Tod (8) Ob es das Aufeinandertreffen mit Riesenmenschen ist, die Hintergründe von Gawains Beziehung zu einem Fuchs oder sein erotischer und ebenso verwirrender Aufenthalt im Schloss eines Lords (Joel Edgerton) und seiner Lady (Alicia Vikander) ... The Green Knight ist eine intime und interessante Ritterromanze mit jeder Menge Metal- und Psychedelic-Elementen, die im aktuellen Kino-Pool erfrischend mit einem eigenen Stil aufwartet. Kein Wunder also, dass der Film besonders fürs Auge und Ohr ein Genuss ist.

Die ewige Legende: King Arthur und seine Ritter in Filmen (großes Special)

Ein Fest für Augen und Ohren

Wer sich große Ritterschlachten und intensive Action erwartet, der ist vermutlich schlecht bedient mit der eher ungewöhnlichen Fantasy-Geschichte. Wer hingegen auf eine kreative und hübsche Kamera, ausgefallene Ideen und einen ruhigen Erzählaufbau steht, der zum Nachdenken anregt der wird mit The Green Knight jede Menge Freude haben. Neben den vielen tollen Shots und der auffällig schönen Belichtung sticht auch der Soundtrack hervor, der mit mittelalterlichen und mysteriösen Chören und viel Abwechslung eine sagenhafte Fantasy-Stimmung kreiert - toll!
<strong>The Green Knight in der Filmkritik:</strong> Psychedelischer Fantasy-Trip in den Tod (11) Quelle: ©Telepool/A24 The Green Knight in der Filmkritik: Psychedelischer Fantasy-Trip in den Tod (11) Man könnte meinen es fehlt dem Streifen an einem Spannungsbogen, tatsächlich empfanden wir es aber so, dass der Film sich ganz bewusst hinter einem mysteriösen Schleier verbirgt und so einen ganz besonderen Kinoreiz ausübt. Wer sich bereit fühlt, die Kinohäuser wieder zu besuchen und eine Vorliebe für ungewöhnliche Kinoerfahrungen hat, der könnte kaum besser bedient sein als mit dem großen Fantasy-Streifen von David Lowery. Die Ritterromanze rund um Sir Gawain und seinen Versuch, Ruhm zu erhaschen und eine packende Heldengeschichte zu erleben, die es wert ist, noch in vielen Jahren erzählt zu werden, ergibt genau das: Eine packende und toll eingefangene Heldengeschichte. Klare Empfehlung für euren nächsten Kinobesuch!

The Green Knight erschien am 29. Juli 2021 in den deutschen Kinos und ist ab 16 Jahren. Habt ihr euch schon einen der vielen tollen Trailer zum A24-Film angeschaut? Und hat euch das angesprochen? Was denkt ihr über den ungewöhnlichen Fantasy-Epos? Schreibt uns eure Meinung in die Kommentare.

Unser Filmpodcast: Darüber hinaus empfehlen wir euch unsere aktuelle Podcast-Folge! Darin geht es neben The Green Knight auch um die vielen spannenden Trailer der letzten Wochen. Mit dabei: Der von Denis Villeneuve inszenierte "Dune", die Nostalgie-Keule "Ghostbusters: Afterlife", Nicolas Cage, der für ein Trüffelschwein über Leichen geht und vieles mehr. Besucht diesen Link, um die Folge 13 unseres Kino-Podcasts zu hören!

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    • Kommentare (6)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von Spiritogre
        Zitat von TheRealLukas
        Bei Metacritic und Rotten Tomatoes schneidet er sehr gut ab in der Gesamtwertung/Durchschnitt der Bewertungen.
        Für Rotten Tomatoes gibt es eine feste Regel. Hat der Film eine hohe Wertung aber eine niedrige Nutzerwertung (wie hier), dann ist er Scheiße. Hat er eine niedrige Wertung aber gute Nutzerwertung, dann ist er gut.
      • Von Spiritogre
        Zitat von TheRealLukas
        Bei Metacritic und Rotten Tomatoes schneidet er sehr gut ab in der Gesamtwertung/Durchschnitt der Bewertungen.
        Für Rotten Tomatoes gibt es eine feste Regel. Hat der Film eine hohe Wertung aber eine niedrige Nutzerwertung (wie hier), dann ist er Scheiße. Hat er eine niedrige Wertung aber gute Nutzerwertung, dann ist er gut.
      • Von Strauchritter Hobby-Spieler/in
        Zitat von TheRealLukas
        Und man muss ja froh sein, dass so ein Stoff überhaupt mal wieder verfilmt wird, bei dem ganzen Superhelden-Scheiß heutzutage im Kino.
        Ich hab bei dem Titel ehrlicherweise einen Superheromovie gedacht, so Green Lantern meets Darknight :B
        Film an sich klingt interessant, aber nicht genug um einen Kinobesuch zurechtfertigen.
        Dann halt irgendwann im Streaming Dienst des Vertrauens.
      • Von Cobar Spiele-Enthusiast/in
        Wirkt auf mich vollkommen langweilig. So unterschiedlich sind die Geschmäcker...
        Immer dieses Gebashe auf "Superhelden-Scheiß" wirkt halt auch nur abgedroschen.
        Wer es nicht mag, braucht es sich nicht anzuschauen, genau wie bei jedem anderen Film auch. ;)
        Immerhin kann ich zustimmen, dass man nicht zu viel auf die Meinung irgendeines Kritikers gebgen sollte, sondern sich selbst ein Bild machen sollte, wenn einem die Grundgeschichte denn gefällt.
      • Von TheRealLukas NPC
        Wen interessiert es, was ein Robert Hofmann vergibt? Filmkritiken sind immer sehr subjektiv, ähnlich wie Musik oder Essen. Bei Metacritic und Rotten Tomatoes schneidet er sehr gut ab in der Gesamtwertung/Durchschnitt der Bewertungen.

        Und man muss ja froh sein, dass so ein Stoff überhaupt mal wieder verfilmt wird, bei dem ganzen Superhelden-Scheiß heutzutage im Kino. Die letzte gute Arthus-Verfilmung war meiner Meinung nach Excalibur. Und der ist soweit ich weiß von 1981. Und immer noch zehnmal besser als King Arthur mit Till Schweiger :D

        Ich freue mich jedenfalls auf den Film und werde ihn Samstagabend im Luxuskino genießen. Mit langsamem Erzähltempo habe ich keine Probleme. Vielleicht wird das ja sogar mein Film des Jahres!
      • Von Xello1984 Gelegenheitsspieler/in
        Also Robert Hofmann vergibt Gesamt: 5/10 und fürs Genre eine 7

        Und er kennt sich definitiv mit Filmen aus...
      Direkt zum Diskussionsende
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