Lange keinen großen, kalten, gewalttätigen Rächer-Streifen mehr gesehen und schon sehnsüchtig das John McClane-Gedächtnisunterhemd angestarrt? Abhilfe kann geboten werden: "The Equalizer".
Robert McCall (Denzel Washington) führt ein unauffälliges Leben in Boston. Tagsüber arbeitet er in einem Baumarkt, wo er einem jungen Kollegen bei der Vorbereitung auf die Wachdienst-Prüfung zur Seite steht. Nachts kann er meistens nicht schlafen und kehrt dann immer im selben 24/7-Diner ein, um sich dort in Ruhe einem Klassiker der Weltliteratur zu widmen. Stammgast im Diner ist auch die junge Prostituierte Alina (Chloë Grace Moretz), mit der McCall häufiger ins Gespräch kommt. Was niemand ahnt: McCall war einst ein CIA-Spezialagent, der seinen Tod vortäuschte, um untertauchen zu können. Doch die Begegnung mit Alina erweckt seinen fast schon verloren geglaubten Kampfgeist zu neuem Leben. Als ihre ultrabrutalen Zuhälter sein Ablöseangebot ablehnen, eliminiert McCall die Gangsterbande quasi mit einem Handstrich. Auch korrupten Polizisten und schießwütigen Ladendieben geht es schon bald darauf an den Kragen. McCall hat seine wahre Bestimmung wiederentdeckt - und setzt sein Verständnis von Gerechtigkeit mit äußerst rabiaten Mitteln durch. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: Durch die Aktion mit den toten Zuhältern aufgeschreckt, schickt die Russenmafia mit Teddy (herrlich fies: Marton Csokas) ihren besten Mann nach Boston, um Jagd auf den unbekannten Rächer zu machen...
Kühle und brutale Rache
Einen altbekannten B-Film-Plot so auszuschmücken, dass er trotz aller aufgefahrenen Genre-Stereotype ansprechend und erfrischend daherkommt - dies gelingt Antoine Fuqua in seiner Adaption der gleichnamigen TV-Serie aus den 80er Jahren (siehe Extrakasten) aufs Vortrefflichste. Dafür verantwortlich sind in erster Linie zwei Faktoren. Zum einen Fuquas Regiestil. Hat sich im Hollywood-Mainstream-Actionkino des neuen Jahrtausends der Trend immer weiter in Richtung weichgespülter PG-13-Ware entwickelt, so dreht Fuqua konsequent Filme für ein erwachsenes Publikum - zuletzt etwa Shooter und Olympus Has fallen. Auch in The Equalizer bleibt er sich treu, inszeniert die Gewaltszenen gewohnt drastisch und kaltschnäuzig; gleichzeitig beweist er ein untrügliches Gespür für den Rhythmus seines Films und reiht nicht plump eine Zerstörungsorgie an die nächste.
The Denzel Way
Der zweite Faktor ist der Hauptdarsteller. Denzel Washington hat in seiner Karriere natürlich schon anspruchsvollere Rollen gespielt (zum Beispiel in Fuquas Training Day), aber er besitzt das, was man nicht erlernen kann: Star-Appeal. Fuqua und Kameramann Mauro Fiore (Oscar für Avatar) machen sich das zunutze und stilisieren Robert McCall zur Actionikone, die sich mit stoischem Gesichtsausdruck von dannen macht, während hinter ihr ein Tankfrachter explodiert und die im strömenden (Sprinkleranlagen-)Regen zum finalen Showdown mit ihrem härtesten Gegner schreitet. Albern und übertrieben? Vielleicht, aber mit Washington funktioniert es. Dank seiner Darstellungskunst driftet McCall nicht in comicartige Gefilde ab. Oder wie Co-Star Chloë Moretz es ausdrückt: "He's so Denzel in the way he does his job."
FAZIT // Das Rad des Actionthrillers wird nicht neu erfunden, aber als knallharter Genrebeitrag in bewährter Fuqua-Manier überzeugt The Equalizer voll und ganz. Washington-Fans müssen sowieso rein.
(Autor: Christoph Ostermann)
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