Der Revolverheld ist tot, lang lebe die Revolverheldin! - 9 starke Frauen-Rollen im Western-Genre
Nächste Woche Donnerstag bekommen wir mit "Brimstone - Erlöse uns von dem Bösen" mal wieder einen Western in die deutschen Kinos. In diesem muss sich Liz gegen einen fanatischen Prediger wehren und ist damit erneuter Ausdruck der inzwischen gut etablierten Neuinterpretation der Frauenrolle in Western.
Zugegeben, tot ist der Revolverheld noch nicht, allerdings steht er schon seit längerem nicht mehr allein im Fokus des Western-Genres. Vielmehr ist es in den letzten Jahren verstärkt in Mode gekommen Frauen in den Mittelpunkt neuer Western-Abenteuer zu stellen, die in der Vergangenheit dieses Genres meistens eine sehr passive, einfache und vor allem altmodische Rolle einnahmen, nämlich die der schutzbedürftigen Schönheit.
Diese Rollenzuteilung findet zwar durchaus ihre Rechtfertigung in der historischen Gegebenheit, dass Frauen im 19. Jahrhundert in der Tat durch die damaligen Gesellschaftskonventionen eine eher passive Funktion als Mutter und Hausfrau zugeteilt bekamen. Allerdings ist eine unreflektierte Wiedergabe dieser damaligen gesellschaftlichen Missstände in der Moderne auch im Filmgeschäft nicht mehr tragbar.
Doch viel kritischer zu beurteilen als die passive Frauenrolle, ist die dargestellte Hilflosigkeit des weiblichen Geschlechts. Gesellschaftliche Konventionen mögen zwar im alltäglichen Leben durchaus eine fesselnde und niederdrückende Funktion ausüben können, doch verlieren sie in der Realität ihre Wirksamkeit, wenn es um Gefahrensituationen oder gar um das eigene Leben geht. Doch in den cineastischen Handlungssträngen ergaben sich Frauen in der Vergangenheit nur allzu oft ihrer Situation und zeigten anstelle von Kampfes- oder gar Überlebenswille, vielmehr eine unerschütterliche Geduld die Rettung durch den männlichen Revolverhelden abzuwarten.
Diese sehr einfache Frauenbild ist in modernen Western nur noch sehr selten zu finden. Vielmehr trug das Umdenken in der Rollengestaltung sogar einen wesentlichen Teil zur Renaissance des Western-Genres im 21. Jahrhundert bei. Neben actiongeladenen, humorvollen und schnellen Remakes oder Neuinterpretationen wie "Die Glorreichen Sieben" von 2016 oder "Django Unchained" aus dem Jahr 2012, haben vor allem Filme wie "True Grit" von 2010 oder "Jane Got a Gun" (2016), die Frauen in das Zentrum der Aufmerksamkeit stellten, für eine Wiederbelebung und Weiterentwicklung des Westerns gesorgt.
Um dieser interessanten Entwicklung Rechnung zu tragen, stellen wir in unserem dieswöchigen Special neun Western vor, in denen starke Frauen das Ruder an sich reißen. Doch wer die genannten Filme noch nicht kennt sei gewarnt: Es warten einige Spoiler!
Auf dieser Seite
- 1Aller Anfang ist schwer - "Dodge Girl" (1939)
- 2Die Hölle ist Nichts im Vergleich zur Rache einer Frau - "Hannie Caulder" 1971
- 3Whatcha gonna do when they come for you? - "Bad Girls" (1994)
- 4Gesetzlos für Gerechtigkeit - "Bandidas" (2006)
- 5Klein aber oho - "True Grit" (2010)
- 6Eine von uns - "The Hateful 8" (2015)
- 7My Home is my Castle - "Jane Got a Gun" (2016)
- 8Nächste Woche im Kino - "Brimstone - Erlöse uns von dem Bösen" (2017)
- 9Die Zukunft - "Woman Walks Ahead" (2018)
Aller Anfang ist schwer - "Dodge Girl" (1939)
Quelle: Warner
Der Western "Dodge City" wurde im deutschen Raum unter dem Namen "Herr des wilden Westens" vermarket, was eigentlich schon durch den Titel vermuten lässt, dass es hier eigentlich um einen Kerl geht. Und dem ist auch so. Cowboy Wade Hatton, gespielt von Errol Flynn, wird von den Bürgern Dodge Citys zum Sheriff ernannt, um in der Stadt endlich Recht und Ordnung zu etablieren. Der Grund warum "Dodge City" in diesem Special seinen Platz findet ist Schauspielerin Olivia de Havilland. Im Gegensatz zu den meisten konturlosen Schönheiten in den Western der 30er und 40er-Jahre, übernahm diese als Abbie Irving die Rolle einer resoluten Reporterin, die sich wie Wade Hatton für Gerechtigkeit einsetzt. Zugegeben die Rolle der Abbie ist noch lange keine Revolverheldin, doch definitiv ein Bruch mit dem bis dato üblichen Rollenklischee.
Die Hölle ist Nichts im Vergleich zur Rache einer Frau - "Hannie Caulder" 1971
Quelle: Explosive Media
Unter dem Titel "In einem Sattel mit dem Tod" erschien 1971 in Deutschland der britische Eurowestern "Hannie Caulder". Nachdem ihr Mann von Banditen ermordet, ihr Heim niedergebrannt und sie vergewaltigt wurde, sinnt die titelgebende Hannie Caulder auf Rache. Unter der fachkundigen Aufsicht des Kopfgeldjägers Thomas Luther Price, entwickelt sich die verletzte Frau, die von Raquel Welch verkörpert wurde, zu einer tödlichen Schützin. Einen nach dem anderen knüpft sie sich ihre drei Peiniger vor, wobei sie davon profitiert, dass diese sie als Frau auf fatale Weise unterschätzen. Am Ende hat Hannie ihre Rache bekommen und reitet in der Schlusssequenz aus der Stadt - ganz so wie es ihre männlichen Konterparts tun würden.
Whatcha gonna do when they come for you? - "Bad Girls" (1994)
Quelle: Fox
Cody Zamora, die in einer kleinen Stadt ein Bordell führt, ist eines Tages gezwungen einen der Kunden in Notwehr zu erschießen. Um dem Galgen zu entgehen flieht Cody mit ihren Angestellten und Freundinnen Anita, Eileen und Lilly, um im Westen ein neues Leben zu beginnen. Dabei geraten sie sowohl mit den Pinkertons, als auch mit einer Diebesbande in Konflikt. Doch die Frauen lassen sich in keiner der Situationen unterkriegen und schalten im finalen Showdown die ganze Banditenbande aus. Auch wenn der Film von vielen Seiten kritisiert wurde, dass er ein unrealistisches Frauenbild zeige, so spricht er doch auch mehrfach die gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten an, wenn zum Beispiel Anita erfährt, dass sie in Oregon als Frau keinen Anspruch auf das von ihrem verstorbenen Mann geerbte Land erheben kann. Trotz der Übertreibungen bietet der Film gute Unterhaltung und ist vielleicht eben durch diese ein Statement für starke Frauenrollen in Western.
Gesetzlos für Gerechtigkeit - "Bandidas" (2006)
Quelle: Universum
Nach einer allgemein längeren Durststrecke im Western-Genre, kam 2006 mit "Bandidas" eine Westernkomödie in die Kinos, in denen Penélope Cruz und Salma Hayek die Hauptrollen übernahmen. Beide erleiden schwere Schicksalsschläge, als der gewissenlose Schurke Tyler Jackson die mexikanische Bank übernimmt und anfängt für die Verlegung von Eisenbahnschienen der Bevölkerung das Land zu stehlen. Um sich zu rächen und Tyler aus der Reserve zu locken, überfallt das Frauen-Duo dessen Banken und wird schließlich Steckbrieflich als die Bandidas gesucht. Zum Ende gelingt es ihnen mit Hilfe des Kriminologen Quentin Tyler zu isolieren und auszuschalten.
Klein aber oho - "True Grit" (2010)
Quelle: Paramount
Bei "True Grit" handelt es sich um die zweite Verfilmung des gleichnamigen Romans von Charles Portis aus dem Jahr 1968. In diesem sinnt die 14-jährige Mattie Ross nach der Ermordung ihres Vaters auf Rache und engagiert den in die Jahre gekommenen und trunksüchtigen Marshal Reuben Cogburn, gespielt von Jeff Bridges, um mit diesem den Mörder Tom Chaney zur Strecke zu bringen. Dabei schließt sich ihnen der Texas Ranger LaBoeuf an, der allerdings oft mit Cogburn in Streit gerät. Die junge Mattie agiert dabei als diplomatische Streitschlichterin und erweist sich rasch als äußerst taff und selbstständig. So erkennt sie weder die Autorität der Behörden an, die die Jagd nach dem Mörder ablehnen, noch lässt sie davon unterkriegen, dass ihre beiden Haudegen anfangs versuchen sie in der Wildnis abzuschütteln. Obwohl sie als junge Frau trotz allem bei der Jagd von den beiden Kopfgeldjägern abhängig erscheint, so ist es letztlich Mattie selbst die Chaney erschießt.
Eine von uns - "The Hateful 8" (2015)
Quelle: Universum
In Quentin Tarantions Kammerspiel und zweitem Westernfilm "The Hateful 8" ist Jennifer Jason Leigh die einzige Frau in der hasserfüllten Gruppe. Doch auch wenn die somit als eine von Vielen erscheinen mag, so ist sie in der Rolle der Daisy Domergue so präsent wie kaum ein anderer der Truppe, was ihr auch eine Oscar- und Golden-Globe-Nominierung als beste Nebendarstellerin einbrachte. Obwohl sie die Gefangene in dem Film ist, ist Daisy die Einzige die den kompletten Überblick hat und alle Spieler kennt. Die zahlreichen Schläge ihres Häschers John Ruth steckt sie locker weg und je zerschlagener ihr Gesicht aussieht, desto mehr wird es dennoch durch ein dämonisch wissendes Grinsen geziert. Obwohl sie letztlich doch nicht um den Strick rumkommt, so ist Daisy Domergue doch die mit Abstand härteste und hasserfüllteste der acht Charaktere.
My Home is my Castle - "Jane Got a Gun" (2016)
Quelle: Universum
Im Western "Jane Got a Gun" von Regisseur Gavin O'Connor spielt Natalie Portman Jane Hammond, die, nachdem ihr Mann Bill schwer verletzt wurde, diesen, ihre Tochter und ihre Farm vor der Bishop-Bande verteidigen muss. Unterstützung erhält sie dabei von ihrer großen Jugendliebe Dan. Nach und nach wird die Vergangenheit von Jane, Bill, Dan und deren Beziehung zu Bishop enthüllt. Nachdem Dan in den Bürgerkrieg zog und alsbald für tot gehalten wurde, schloss sich Jane einem Track an, der von Bishop geführt wurde. Dieser wollte Jane jedoch zur Prostitution in einem seiner Bordelle zwingen, was Bill, einer von Bishops Männern, verhinderte und mit Jane floh. Nun sinnt Bishop auf Rache. Doch Jane und Dan gelingt es den Angriff abzuwehren und Jane erschießt ihren alten Peiniger.
Nächste Woche im Kino - "Brimstone - Erlöse uns von dem Bösen" (2017)
Quelle: Koch
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, bekommen wir mit "Brimestone" auch dieses Jahr ein neuen Western in die Kinos, der sich als Leitmotiv das Schicksal einer Frau im Wilden Westen genommen hat. Dakota Fanning spielt die stumme Hebamme Liz in einer gottesfürchtigen Gemeinde, wobei stumm in diesem Fall heißt, dass ihr die Zunge herausgeschnitten wurde. Verheiratet und mit zwei Kinder hat Liz eigentlich ein ruhiges und glückliches Leben, doch das ändert sich als eines Tages ein vernarbter und fanatischer Prediger in der Kleinstadt auftaucht und mit seinen Predigten über Schuld und Sünde beginnt die Leute gegen Liz aufzuhetzen. Es wird klar, dass der fundamentalistische Kirchenmensch etwas mit Liz dunkler Vergangenheit zu tun hat und Liz muss sich dieser stellen, um jemals wirklich Frieden finden zu können.
Die Zukunft - "Woman Walks Ahead" (2018)
Quelle: Tobis
Zum Abschluss werfen wir noch einen kurzen Blick in die Zukunft. Im nächsten Kinojahr erwartet uns mit "Woman Walks Ahead" bereits der nächste Western mit einer Frau als Hauptrolle. Die New Yorkerin und Portrait-Malerin Catherine Weldon reist 1890 nach Dakota um ein Bild des legendären Stammeshäuptling Sitting Bull zu malen. Dabei wird sie zunehmend in den Kampf der Lakota-Inidianer um ihr Land verstrickt und beginnt für Sitting Bull Briefe an die amerikanische Regierung zu schreiben. Jessica Chastain hat bereits in "Zero Dark Thrity" und "Die Erfindung der Wahrheit" bewiesen, dass sie für die Rolle von Frauen, die sich in schwierigen Situationen zurechtfinden und gegen jede Menge Widerstände durchsetzen müssen, prädestiniert ist. Auch wenn an dieser Stelle natürlich spekuliert werden muss, so ist es doch sehr wahrscheinlich, dass sich "Woman Walks Ahead" in dieser Liste sehr gut einfügt.
Außerdem beliebt bei PC-Games-Lesern
Ernsthaft, Marvel? Will man uns mit Deadpool & Wolverine vergackeiern?
0 Will man Marvel-Fans allen Ernstes weismachen, man braucht kein Vorwissen für Deadpool 3?Spider-Man: Verrückte Tradition - Dune-Star Zendaya macht weiter
0 Schauspielerin Zendaya führt mit ihrem neuesten Kinofilm eine kuriose Spider-Man-Tradition fort, die etwas mit Tennis zu tun hat!Damals ein Flop, jetzt ein Hit? Dieser Spider-Man überrascht in den US-Kinos!
0 Ein oft kritisierter Spider-Man-Film feiert dieser Tage in den US-Kinos ein äußerst glorreiches Comeback.Unten haben wir euch noch einen Trailer zu "Brimstone" angehängt, der nächste Woche in den deutschen Kinos startet.
Wie steht ihr zu der Thematik der Frauenrolle in Westernund kennt ihr noch andere gute Filme die auf die Liste gehören?
Wir sind gespannt auf eure Meinung!
Da wird mittlerweile selbst harmlosen und neutralen Artikeln SJW-Attitüden vorgeworfen.
Das Thema ist zumindest immer einen Berg an Reaktionen wert. :)
Aber es ist nun mal so, oben habe ich z.B. ja den Podcast zur TV-Mini-Serie Stranger verlinkt. Die Serie wird sehr gut aufgenommen und für toll befunden aber dann können die sich eben nicht verkneifen da ein großes Thema draus zu machen, dass es in der Serie keine Homosexuellen oder Transsexuelle gibt. Ich meine, was soll sowas? Schön und gut wenn es sie gibt und natürlich eingebunden sind ohne aufgesetzt oder klischeehaft zu wirken aber wenn nicht, dann eben nicht. Jedem Hetero ist das doch völlig egal, da es ihn eh nicht anspricht und das heißt letztlich nunmal 99 Prozent der Zuschauer.
Da wird mittlerweile selbst harmlosen und neutralen Artikeln SJW-Attitüden vorgeworfen.
Das Thema ist zumindest immer einen Berg an Reaktionen wert. :)
So schlimm sind sind diese Fehler nun auch nicht (z.B. beliebiges h einfügen persöhnlich führ usw. finde ich vielfach schlimmer)
Wenn man meint andere massiv zu korrigieren darf man sich mMn selber nichts leisten !
Jeder macht mal Fehler, ich erwische mich z.B. selber dabei wie ich regelmäßig wie ich nicht mit verdrehten ic schreibe oder in letzter Zeit "werden" mit a statt e, warum auch immer.
Meine Posts hier "tippe" ich im übrigen relaxt mit der Maus auf der Bildschirmtastatur !
ich gebe dir recht, dass das medium fernsehen seit jahren einem same-sex-wahn, der dazu noch extrem überdreht, schon fast als freakshow, dargestellt wird. das ist aber ein komplett anderes thema...
Tatsächlich sind es fast ausschließlich Serien, aber ich denke es ist nur eine Frage der Zeit bis es auch bei Filmen zum "guten" Ton gehört.
Der Begriff "Fernsehen" passt ja auch nicht mehr so ganz wenn man die eigens gedrehten Produktionen bei Prime, AMC, Netflix, SciFi ... etc. betrachtet, ist es eher eine ganz andere Schiene vonSerien vermischt mit Filmen.
Das alte Fernsehen war dagegen ein Film/Serien/Unterhaltungs/Doku/Sport/sonstwas Mischmasch.
So oder so, das andeuten ist ja vollkommen ok, aber die möglichst detailierte Präsentation die sonst im Kämmerlein stattfindet können sie sich schenken.
Wenn man den Akt zwischen 2 Menschen detailliert sehen will, gibt es für jede Kombination davon andere Quellen.