Blumhouse Productions: Die Horrorfilm-Maschinerie

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Special Angelina Knauer - Autorin
Blumhouse Productions: Die Horrorfilm-Maschinerie
Quelle: Blumhouse Productions

Sein Name ist ein Synonym für guten Horror: 2000 gründete Jason Blum die Filmproduktionsgesellschaft Blumhouse Productions, die sich über die Jahre hinweg zu einer Art eierlegenden Wollmilchsau entwickelt hat. Beginnend mit dem 2008 erschienenen Horrorthriller "Paranormal Activity" folgten weitere erstklassige Produktionen wie die Insidious-Reihe und die Oscargewinner "Whiplash" und "Get Out" unter dem Namen Blumhouse, der sich damit als Hausmarke etabliert hat. Vor allem das Genre Horror scheint Blum im Blut zu liegen.


Das Geheimnis von Blums Erfolgskonzept ist ganz einfach: Seine Produktionen gehen möglichst günstig, aber dennoch qualitativ hochwertig vonstatten und sind damit sehr profitabel. Außerdem pfuscht der Produzent seinen Regisseuren nicht ins Handwerk und lässt ihnen die größtmöglichen kreativen Freiräume, was sich auszuzahlen scheint, denn die meisten Blumhouse-Filme spielen bereits am Startwochenende das mehrfache ihrer Produktionskosten ein. Das beste Beispiel für die Rentabilität der Blumhouse-Low-Budget-Produktionen ist "Paranormal Activity", der Found-Footage-Blockbuster wurde für sage und schreibe 15.000 US-Dollar produziert und spielte am Erscheinungswochenende 20 Millionen US-Dollar ein. Bis heute gilt er als die profitabelste Hollywoodproduktion. Blum versteht etwas von seiner Arbeit und speist auch dieses Jahr die Horrorfans mit neuem Stoff. Nach "Insidious: The Last Key", der im Januar 2018 in den deutschen Kinos anlief und ab dem 17. Mai auf Blu-ray und DVD zu haben ist, kann zusätzlich im fünften Monat des Jahres der Teenager-Horror-Thriller "Wahrheit oder Pflicht" auf den großen Leinwänden in Augenschein genommen werden und es ist noch lange nicht vorbei. Auf der diesjährigen CinemaCon stellte Blum gleich drei kommende Projekte aus dem Genre Horror vor, die im Laufe der nächsten zwölf Monaten folgen werden. Das Franchise "The First Purge" läuft diesen Sommer an, gefolgt von der Rückkehr von "Halloween" nach 40-jähriger Pause natürlich zu Halloween, diesmal mit David Gordon Green am Regiezepter und im Januar 2019 kommt M. Night Shyamalans "Glass" in die Kinos, der die beiden Megahits "Unbreakable - Unzerbrechlich" (2000) und "Split"(2016) in einem großen Blockbuster zusammenführt. Die Blumhouse-Machinerie läuft also wie geschmiert. Um euch ins Gedächtnis zu rufen welche Horrorstreifen der Marke Blumhouse in den letzten zehn Jahren die Kinokassen klingeln ließen, haben wir einen kleinen Überblick zusammengestellt.

"Paranormal Activity" (2008)

Szenenbild "Paranormal Activity" (2008) - Katie voller Angst schaut an der Kamera vorbei Quelle: Wild Bunch Szenenbild "Paranormal Activity" (2008) - Katie voller Angst schaut an der Kamera vorbei
WIDESCREEN-Wertung: 4,5

Das junge Paar Katie (Katie Featherston) und Micah (Micah Sloat) beziehen ein neues Haus in einem amerikanischen Vorort. Micah drückt seine Begeisterung über den Erwerb dieser Immobilie dadurch aus, dass er ihr gemeinsames Leben auf Kamera dokumentiert. Als seltsame, unerklärliche Vorfälle in ihren neuen vier Wänden ereignen, stellt Micah seine Kamera über Nacht in ihrem Schlafzimmer auf. So erhält das Paar grausige Gewissheit darüber, dass sich eine übersinnliche Präsenz an sie geheftet hat und die sich selbst bewegende Schlafzimmertür ist nur der Anfang.

Wie bereits oben erwähnt, war "Paranormal Activity" der Durchbruch für Blumhouse Productions. Der minimalistischer Low-Budget-Horror-Thriller, im Pseudo-Dokumentarstil von "Blair Witch Project" beschwor effektiv das Grauen. Um es so authentisch wie möglich zu gestalten, recherchierte Regisseur Oren Peli ("Area 51") über ein Jahr paranormale Phänomene und baute das Haus nach seinen Vorstellungen um. Ein Drehbuch zum Film gab es nicht, nur einen ungefähren Handlungsbogen und so wurden die Dialoge zwischen den Darstellern vor Ort improvisiert. Nach der Fertigstellung des Films hatte Peli immer noch keinen Verleih. Über Umwege gelangte der Streifen in die Hände von Steven Spielberg, der Gefallen an dem Horror-Thriller fand und dessen Rechte kaufte. Eigentlich sollte "Paranormal Activity" daraufhin ein Make-Over bekommen, doch die Testscreenings und die Mund-zu-Mund-Propaganda verlief so gut, dass der Gruselhorror beim Original belassen wurde. Durch den enormen Erfolg und einem weltweiten Einspielergebnis von 200 Millionen Dollar, wurde aus dem alleinstehenden Film eine Franchise, die fünf Filme umfasst.


"The Purge - Die Säuberung" (2013)

Szenenbild "The Purge - Die Säuberung" (2013) - Der Familienvater (Ethan Hawke) schaut verunsichert durch den Schlitz seiner Sicherheitstür Quelle: Universal Szenenbild "The Purge - Die Säuberung" (2013) - Der Familienvater schaut durch den Schlitz seiner Sicherheitstür
WIDESCREEN-Wertung: 4,0

Um der Kriminalität entgegenzuwirken, hat die Regierung in einem dystopischen Amerika ein neues Gesetz ausgerufen. Einmal jährlich, für eine Periode von zwölf Stunden, wird den Verbrechern Immunität gewährt. Jedes Verbrechen, einschließlich Mord, ist während dieser Zeitspanne erlaubt. Als Resultat nehmen die Gewaltakte des restlichen Jahres zwar massiv ab, doch was in dieser Nacht geschieht übersteigt die Grenzen des Vorstellbaren. Im ersten Teil der Purge-Reihe geht es um eine Familie, die in der Purge-Nacht dem falschen Flüchtigen Unterschlupf gewährt und dadurch selbst ins Kreuzfeuer gerät.

Als der Regisseur James DeMonaco ("Staten Island") gefragt wurde, warum der Film mit multiplen Bilder verschiedener Säuberungen auf den Straßen beginnt, der eigentliche Schauplatz aber das Haus einer einzelnen Familie sei, entgegnete er: "Wir hatten genau 19 Tage für den Dreh und ein Budget von nur 2,7 Millionen US-Dollar zur Verfügung. Wenn ich jemals die Chance bekomme einen zweiten Teil zu verwirklichen, dann wird es ein Flucht-Aus-New-York-Szenario geben" und DeMonaco hat Wort gehalten. Nur vier Tage nach dem amerikanischen Kinostart kündigte Universal eine Fortsetzung an, mit Jason Blum erneut in der Produzentenrolle und natürlich DeMonaco als Regisseur. Das Purge-Fieber hat bis heute noch kein Ende genommen, denn der vierte Teil "The First Purge" soll am 5. Juli 2018 auf den deutschen Kinoleinwänden zu sehen sein. Unten könnt ihr euch einen kleinen Vorgeschmack auf den brutalen Psycho-Horror holen.


"Whiplash" (2014)

Szenenbild "Whiplash" (2014) - Fletcher trietzt seinen Drummer Andrew Quelle: Sony Szenenbild "Whiplash" (2014) - Fletcher trietzt seinen Drummer Andrew WIDESCREEN-Wertung: 5,0

"Whiplash" gehört zwar nicht zur Kategorie Horrorfilm, ist aber ein hervorragendes, dreifach oscarprämiertes Independent-Drama, dass ebenso von Blumhouse Productions ermöglicht worden ist. Mit unermüdlicher Intensität schildert der Regisseur Damien Chazelle ("La La Land") das Wetteifern zwischen Musiklehrer Fletcher (J.K. Simmons) und seinem Schüler Andrew (Miles Teller), einem musikalischen Ausnahmetalent. Beide bereit über ihre Grenzen hinauszuwachsen und für die Kunst ans Äußerste zu gehen. Teller spielt seit seinem 15 Lebensjahr Schlagzeug und ist bei vielen der zu sehenden Drummings selbst zu hören. Das Drama wurde innerhalb von 19 Tagen mit einem vorhandenen Budget von 3,3 Millonen US-Dollar gedreht.


"The Visit" (2015)

Szenenbild "The Visit" (2015) - Becca filmt sich nachts selbst mit der Kamera Quelle: Universal Szenenbild "The Visit" (2015) - Becca filmt sich nachts selbst mit der Kamera
WIDESCREEN-Wertung: 4,0

Die Geschwister Becca (Olivia DeJonge) und Tyler (Ed Oxenbould) besuchen zum ersten Mal in ihrem Leben ihre Großeltern. Da das Verhältnis zwischen der alleinerziehenden Mutter der beiden Geschwister und deren Eltern seit geraumer Zeit unter Spannung steht, sollen die Kinder alleine eine Woche bei Oma und Opa auf dem Land verbringen. Die ersten Tage mit den Großeltern sind harmonisch, doch die älteren Herrschaften bestehen drauf, dass die Kinder ihr Zimmer nicht nach 21.30 Uhr verlassen dürfen. Nach anfänglichem Stutzen begreifen die Geschwister, dass diese Regel nicht umsonst existiert.

"The Visit" kann nicht so recht einem Genre zugeordnet werden und der Regisseur M. Night Shyamalan ("The Village - Das Dorf") erklärt auf Twitter warum: "Es gibt drei verschiedene Schnittfassungen für diesen Film. Eine davon ist eine Komödie, eine zweite Horrorfilmfassung und die Letzte ist sowohl das Eine als auch das Andere, also eine Mischform aus beidem." Das liegt vielleicht auch daran, dass Shyamalan seinen ersten Found-Footage-Horrorfilm selbst finanzierte und seiner Kreativität somit freien Lauf lassen konnte, denn Produzent Jason Blum und Universal stießen erst später zur Produktion dazu. Von Universal wurde "The Visit" als Horrorthriller vermarktet, auch wenn einige Szenen das Publikum schmunzeln ließen.


"Split" (2016)

Szenenbild "Split" (2016) - Kevin sitzt in der Hocke im Zimmerrahmen, doch ist das wirklich Kevin? Quelle: Universal Szenenbild "Split" (2016) - Kevin sitzt in der Hocke im Zimmerrahmen, doch ist das wirklich Kevin?
WIDESCREEN-Wertung: 3,5

Nach einer Geburtstagsfeier in der Mall werden Casey, Claire und Marica von einem Mann betäubt, entführt und eingesperrt. Bald müssen die drei Teenager feststellen, dass in Kevin, dem Entführer, 23 verschiedene Persönlichkeiten leben, aber nur eine zeitgleich auftreten kann. Casey versucht die schwächste der Identitäten zu manipulieren, um dem Grauen zu entfliehen, doch die anderen Persönlichkeiten schlagen mit voller Wucht zurück.

Nur ein Jahr nach der ersten Zusammenarbeit zwischen Horrorfilm-Produzent James Blum und Regisseur M. Night Shyamalan für den Film "The Visit", haben die beiden ihre gemeinsame Arbeit wiederaufgenommen. Mit vollem Erfolg, bei einem Produktionsbudget von 9 Millionen US-Dollar spielte dieser Psycho-Horror allein 40 Millionen Dollar am Erscheinungswochenende in den USA ein. Der Charakter von Kevin taucht erstmals in "Unbreakable - Unzerbrechlich" (2000) auf, erst 15 Jahre später greift Shyamalan die Persona wieder auf. Der Regisseur meint dazu, dass es sich nicht nur um seinen am längsten produzierten Film handelt, sondern auch um die größte Herausforderung seiner bisherigen Karriere. Inspiration fand Shyamalan dafür in Billy Milligan, der ersten Person, die mit der dissoziativen Identitätsstörung diagnostiziert wurde.


"Get Out" (2017)

Szenenbild "Get Out" (2017) - Chris bei einer Hypnosesession Quelle: Universal Szenenbild "Get Out" (2017) - Chris bei einer Hypnosesession WIDESCREEN-Wertung: 5,0

Chris (Daniel Kaluuya) und Rose (Allison Williams) wollen den nächsten Schritt in ihrer Beziehung wagen und Chris Rose' Eltern vorstellen. Chris befürchtet zwar, dass die spießigen Eltern seiner Freundin ein Problem mit seiner Hautfarbe haben könnten, entschließt sich aber dennoch ihr zuliebe zu ihnen in den anderen Teil der USA zu fahren. Doch was den jungen Afro-Amerikaner in dem kleinen Vorort erwartet, hätte er sich nicht mal in seinem schlimmsten Albtraum vorstellen können.

Die Dreharbeiten zu "Get Out" dauerten genau 23 Tage. Mit Hilfe von Jason Blum verwirklichte Jordan Peele seinen Traum, auch einmal selbst hinter der Kamera in eigener Regie einen Film zu verwirklichen. Bei diesem Horrorthriller handelt es sich um einen weiteren Box-Office-Hit des Unternehmens Blumhouse Productions. Bei einem Produktionsbudget von 4,5 Millionen US-Dollar spielte "Get Out" alleine 34 Millionen US-Dollar am Startwochenende in den USA ein.


"Wahrheit oder Pflicht" (2018)

Szenenbild "Wahrheit oder Pflicht" (2018) - Carter ist abgehauen und die restlichen Jugendlichen schauen ihm aus der Höhle nach Quelle: Universal Szenenbild "Wahrheit oder Pflicht" (2018) - Carter ist abgehauen und die restlichen Jugendlichen schauen ihm aus der Höhle nach
Bei einem Mexiko-Trip werden Olivia (Lucy Hale) und ihre Clique von deren Urlaubsbekanntschaft Carter (Landon Liboiron) zu einem angeblich harmlosen Wahrheit-oder-Pflicht-Spiel überredet. Was sie anfänglich für einen Witz halten, hat brutale Folgen für die Jugendlichen, denn seit dieser Nacht in der Höhle mit Carter sind sie im Spiel gefangen und wer aussetzt, der stirbt.

Regisseur Jeff Wadlow ("Kick-Ass 2") schickte Jason Blum bloß den Filmtitel und die Eröffnungsszene zu "Wahrheit oder Pflicht", das reichte aus um den Produzenten zu überzeugen. Auch hier wurde mit schlankem Budget gearbeitet. "Wahrheit oder Pflicht" wurde für weniger als zehn Millionen US-Dollar produziert. Wadlows Teenager-Horror startet am 10. Mai 2018 in den deutschen Kinos.

Das war ein kleiner Einblick in die Welt der Blumhouse-Maschinerie. Da fragt man sich doch, warum andere Unternehmen so viel Geld in den Wind schießen, wenn es auch mit kleinem Budget funktioniert. War euch der Name Blumhouse Productions bereits bekannt? Was ist euer liebster Blumhouse-Film?

Schreibt uns doch gerne ein Kommentar.

Hier hier ist noch der Trailer zum kommenden Teil aus der Purge-Reihe:

"The First Purge"

02:36
The First Purge: Offizieller Trailer zeigt erste Bilder

Solltet ihr die eine oder andere der von uns aufgeführten Blumhouse-Produktionen der letzten Jahre verpasst haben, hier noch ein paar Trailer, die eure Neugier wecken sollen:

02:28
Split: James McAvoy mit 23 Persönlichkeiten im Trailer des Horror-Thrillers

01:58
The Visit - Erster Trailer zum neuen Horrorfilm von M. Night Shyamalan

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      • Von solidus246 Spiele-Enthusiast/in
        Intelligentes Kino ist sehr rar geworden. Schade. Heute kommt nur noch der größte Bullshit auf die Leinwand.
      • Von solidus246 Spiele-Enthusiast/in
        Intelligentes Kino ist sehr rar geworden. Schade. Heute kommt nur noch der größte Bullshit auf die Leinwand.
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