Amerika und Kriegsfilme: Das Verhältnis der USA zu ihren Kriegen auf der Leinwand

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Special Matthias Brückle - Redakteur
Amerika und Kriegsfilme: Das Verhältnis der USA zu ihren Kriegen auf der Leinwand
Quelle: Paramount; Studiocanal; Universal

Das Thema Krieg ist fast so alt wie die Menschheit. Egal ob es um Glauben, Rohstoffe, Land oder andere Motive geht, in Hollywood ist es nicht mehr wegzudenken. Dominiert wird das Thema Krieg in der Moderne häufig von amerikanischen Produktionen mit amerikanischen Teilnehmern. Wir haben uns die letzten Jahrzehnte Filmgeschichte angesehen und untersucht, wie die Amerikaner das Thema behandeln.

Im Ersten Weltkrieg waren sie erst ein Spätzugang, doch spätestens seit dem Zweiten Weltkrieg sind die USA in Sachen Kriegsführung "Global Players" und fast immer dabei. Prägende Konflikte des 20. Jahrhunderts wie der größte Krieg unserer Zeit und die Stellvertreterkriege zwischen Kapitalismus und Kommunismus sind unter reger US-Beteiligung abgelaufen. Dementsprechend sind FIlme, die sich mit diesen Themen auseinander setzen, schon lange fest als Kassenmagneten verankert - denn was der Mensch kennt, das will er sich auch ansehen. Wir haben uns deswegen den bewaffneten Konflikten seit dem Zweiten Weltkrieg bis heute gewidmet, die in der Kinowelt aufgegriffen wurden - und erklären warum es so mancher Krieg (noch) nicht so oft auf die Leinwand schafft.

Der Zweite Weltkrieg

Besonders häufig wird der Zweite Weltkrieg behandelt. Durch seine weltumspannende Fülle, seine verheerenden Verluste und Gefechte bietet er alles, was Filme brauchen: Spannung, Tragik, Adrenalin, Freundschaft, Horror, und und und. Aber auch die Rolle der USA als "Befreier" hat ihn im Gedächtnis vieler Amerikaner mit großer Wichtigkeit zementiert. Immer wieder gibt es neue Geschichten über heldenhafte Aktionen, in denen den klar als böse erkannten Nazis oder den fanatischen Japanern ein Verlust bereitet wird. Doch wie diese unzähligen Aspekte des größten Krieges behandelt werden, das ist oft unterschiedlich. Die Eröffnungsszene von "Der Soldat James Ryan", die Landung in der Normandie. Quelle: Paramount Die Eröffnungsszene von "Der Soldat James Ryan", die Landung in der Normandie.

Der Initiator Pearl Harbor

Durch den Angriff der Japaner auf den Stützpunkt und Hafen Pearl Harbor auf Hawaii am 7. Dezember 1941 wurde der Kriegseintritt der Amerikaner besiegelt. Der Angriff selbst wurde prominent in "Pearl Harbor" (2001) behandelt, der zwar darunter litt, dass eine Liebesgeschichte in den Vordergrund gerückt wurde, aber trotzdem zu den erfolgreichsten Filmen des Jahres galt. Regisseur Michael Bay hat es auf jeden Fall geschafft, die Zerstörung und das Chaos gut darzustellen, die der Überraschungsangriff verursacht hatte. Wer also über die restlichen Aspekte des Films (Das Drehbuch, die Charaktere, das Pathos) hinwegkommt und sich einen modernen Eindruck dieses Ereignisses verschaffen will, der kann sich den Streifen ansehen - oder wenigstens mal reinsehen.

Der Kampf auf europäischem Boden

Am 6. Juni 1944 beginnen die Landungen in der Normandie in Frankreich, die Alliierten gehen im Westen Europas damit in die Offensive. Besonders prominent gemacht wurde diese gefährliche Operation, bei der insgesamt 10.000 Alliierte ihr Leben ließen, durch die Eröffnungsszene in "Der Soldat James Ryan"(1998). Steven Spielberg hat mit seiner gewaltigen und schrecklichen Darstellung des Krieges nachhaltig geprägt, wie Kriegsfilme seitdem gesehen und gedreht werden. Die Ungewissheit des Überlebens und menschliche Charaktere, die sich nicht immer heroisch oder tapfer verhalten, sorgen dafür, dass das Geschehen teilweise wie eine Dokumentation wirkt. Das steht im Kontrast zu den bisherigen Filmen, die beispielsweise die Normandie-Landung darstellten, wie etwa "Der längste Tag"(1962), der darunter leidet, dass der Film zwar bombastisch für seine Zeit war, jedoch nicht den emotionalen Einschlag besaß, den die Geschehnisse aus heutiger Sicht verlangen.
Die Crew und ihr Panzer Fury in "Herz aus Stahl" Quelle: Sony Die Crew und ihr Panzer Fury in "Herz aus Stahl" "Fury - Herz aus Stahl" (2014) ist eines der neuesten Beispiele dieser Post-"James Ryan"-Filme, die sich auf die ungeschönten Gräuel des Krieges konzentrieren, die Erschöpfung von Soldaten, die schon zu lange im Einsatz sind. Zwar ist das Finale des Films durch überraschende Logiklücken im sonst überzeugenden Film überschattet, doch der selten gezeigte Blick in das Leben der Panzertruppen im zweiten Weltkrieg ist definitiv einen Blick wert.

Der Konflikt im Pazifik

Im Schatten der europäischen Gefechte stehen oft die pazifischen, die sich vor allem auf den Konflikt der japanischen Streitkräfte mit den alliierten, besonders den amerikanischen beziehen. Die Gefechte unterschieden sich stark von denen in Europa, allein durch die geografische Lage und Beschaffenheit. So fanden die wenigsten Kämpfe alliierter Truppen auf dem Festland statt, sondern auf den Inseln des Pazifiks, wie den Marianen, Salomonen und Gilbert-Inseln. Regenwald-Gebiete verhinderten auch den Einsatz sperriger und schwerer Geräte wie Panzer. Umso wichtiger waren dafür die See-Streitkräfte, die häufig in Reichweite der Gefechtsschauplätze waren.

Durch die Dekodierung der Nachrichten amerikanischer Truppen war es Japan möglich, immer einen Schritt voraus zu sein, was die Amerikaner mit einer ungewöhnlichen Idee konterten: Sie beauftragen Navajo-Eingeborene aus den USA mit der Kodierung ihrer Nachrichten. Die Japaner verfügten über keinerlei Kenntnisse hinsichtlich der Sprache der Navajo, wodurch sie für sie nicht zu entschlüsseln waren. Der Kriegsfilm "Windtalkers"(2002) widmet sich diesem Thema. Jedoch leidet er unter zu vielen Problemen, als dass hier eine Empfehlung ausgesprochen werden kann: Trotz der Wichtigkeit der "Windtalkers" (der Navajo-Begriff für Funker, die, die mit dem Wind reden) dreht sich der Film um einen weißen Marine, der einen dieser Code-Sprecher begleitet und beschützen soll. Zudem verhindern zu viele Klischees und Pathos ein lohnenswertes Filmerlebnis - eine wirklich tragische Verschwendung eines hochinteressanten Themas.

Die ikonische Aufnahme auf Iwo Jima, die Hissung der amerikanischen Flagge. Hier auf dem Plakat zu "Flags of our Fathers". Quelle: Warner Die ikonische Aufnahme auf Iwo Jima, die Hissung der amerikanischen Flagge. Hier auf dem Plakat zu "Flags of our Fathers". Im krassen qualitativen Kontrast steht dazu das Film-Doppelpack "Flags of our Fathers / Letters from Iwo Jima" (2006), die beide unter der Regie von Clint Eastwood entstanden sind. Die beiden Titel behandeln die verheerenden Gefechte auf der Insel Iwo Jima. Dort hatten sich 21.000 japanische Soldaten mithilfe von befestigten Stellungen zur Defensive bereit gemacht. "Flags of our Fathers" handelt von der Eroberung durch die amerikanischen Truppen und dem ikonischen Foto des Hissens der US-amerikanischen Flagge. Dabei geht der Film auch detailliert auf die einzelnen Personen ein, die beim Hissen beteiligt waren. Wie sie kurz darauf in Gefechten fielen, aber auch wie sie damit umgehen, dass sie aus dem Krieg nach Hause geholt werden, um Werbung für Kriegsanleihen zu machen, weil das Foto sich als moralischer Boost erwiesen hat. "Letters from Iwo Jima" schildert den Konflikt auf der Insel aus der Sicht der japanischen Truppen. Diese hatten neben schweren Verlusten durch Luftangriffe und angreifende Marines auch mit den miserablen Zuständen in ihren Lagern zu kämpfen. Unterernährt und kränklich fallen viele von den Soldaten ohne, dass sie auch nur eine Kugel oder Bombe trifft. In Japan wurde der Film und Clint Eastwood sehr positiv aufgenommen und gelobt. Kritiker heben dabei vor allem - neben der menschlichen und authentischen Darstellung der Soldaten - das Casting japanischer Darsteller hervor. Im Gegensatz zu vielen Hollywood-Filmen, die chinesisch-amerikanische oder andere asiatisch-amerikanische Schauspieler in Rollen japanischer Charaktere haben, sind die meisten Figuren in "Letters from Iwo Jima" von Japanern gespielt. Das in Kombination mit den Dialogen in japanischer Sprache und der akkuraten Darstellung der japanischen Gesellschaft dieser Zeit, macht den Film genau wie "Flags of our Fathers" zu einem Must-Watch für jeden, der auch annähernd Interesse an den Geschehnissen dieser Ereignisse hat.

War da nicht ein Krieg zwischen dem Zweiten Weltkrieg und Vietnam?

Der Korea-Krieg wird im amerikanischen Kino nicht annähernd so stark behandelt wie es bei Vietnam und dem zweiten Weltkrieg der Fall ist. In den USA wird er sogar als "The Forgotten War" bezeichnet. Das liegt daran, dass er so nahe am großen Krieg davor lag, nur fünf Jahre trennten sie. Dadurch war der Vergleich sehr naheliegend, was dazu führte, dass es nicht als "richtiger" Krieg angesehen wurde, auf jeden Fall im Vergleich zu dem vorherigen. Ein weiterer Aspekt, der hierbei nicht ignoriert werden darf, ist der Ausgang: Nord- und Süd-Korea haben bis heute keinen Frieden geschlossen, theoretisch befinden sich die beiden Länder genauso im Krieg wie sie es auch vor 50 Jahren waren. So ist es für Filmemacher schwierig, eine direkte Botschaft zu überbringen: Der 2. Weltkrieg hatte klare Fronten, gut gegen böse.

Und auf der anderen Seite war der Vietnam-Krieg mit massiven Verlusten auf amerikanischer Seite. Zudem war er erstmalig medial begleitet, wodurch politische Bewegungen und massive Proteste entstanden, die sich auf die Sinnlosigkeit des Konfliktes bezogen. Der Korea-Krieg weist keines dieser Merkmale auf. Es gibt jedoch auch Filme, die ihn behandeln: "Gran Torino" (2008) spielt nicht im Krieg selbst, sondern dreht sich um einen Veteranen (gespielt von Clint Eastwood), der auch Jahrzehnte später mit dem zu kämpfen hat, was dort passiert ist. Und die TV-Serie "M*A*S*H" (1970) behandelt den Korea-Krieg auf tragikomische Weise, indem es den Alltag in einem mobilen Feldlazarett behandelt.

Weiter geht es nach dem zweiten Weltkrieg mit Kommunismus vs. Kapitalismus und der Suche nach Massenvernichtungswaffen ...

Der sinnlose Krieg - Vietnam

Der Konflikt, den wir heute "Vietnamkrieg" nennen, war ein sogenannter "proxy war", im deutschen als Stellvertreterkrieg bekannt. Kennzeichnend ist die Unterstützung von einer oder mehr Fraktionen in einem größeren militärischen Konflikt durch ausländische Organisationen oder Länger. In diesem Fall wurden der kommunistisch eingestellte Norden Vietnams (und die Partei der Viet Cong zugleich) durch China und die Sovjet Union unterstützt, während der Süden Vietnams internationale Hilfe durch Länder wie die USA, Australien, Thailand und Südkorea erhalten hat. Der offizielle Einsatz endete für die USA schließlich im Jahr 1975 mit der Evakuierung von Amerikanern und verbündeten Vietnamesen aus der letzten Zuflucht, Saigon.

Der Krieg ist heute sinnbildlich für den modernen, asymmetrischen Krieg, der auch den Nahen Osten seit den 2000ern prägt. So waren die amerikanischen Truppen technologisch und militärisch bestens ausgestattet, doch das unbekannte Terrain, die Widrigkeiten des Dschungels und die Guerilla-Taktiken der Viet Cong sorgten für große Verluste und Verwundete bei den US-Truppen. Kriegsfilme wie Kubricks "Die durch die Hölle gehen" (1978), "Platoon"(1986) und "Full Metal Jacket" (1987) konzentrieren sich dabei nicht nur auf den Konflikt zwischen den Guerilla-Einheiten gegen die amerikanischen Soldaten, sondern auch auf die psychologische Kriegsführung beider Seiten. Wenn vietnamesische Scharfschützen bewusst nur verwunden, damit verzweifelte Kameraden ins Schussfeld rennen, um dem Getroffenen zu helfen. Oder die amerikanischen Soldaten in jedem Dorf, in jedem Bauern einen Spion und ein Risiko sehen - was zum Tod von unzähligen Zivilisten führt - nur um sicher zu gehen. Dabei werden leider die vietnamesischen Verluste (die sich manchen Hochrechnungen auf bis zu 3 Millionen belaufen) selten in einem gerechten Verhältnis zu toten Amerikanern dargestellt. Wenn einer dieser Soldaten stirbt, so ist es eine Tragödie und eine Geschichte - wenn hingegen ein Vietnamese das Zeitliche segnet, so ist es nur eine namenlose Randerscheinung. "Wir waren Helden" (2002) mit Mel Gibson erhielt diesbezüglich positive Kritiken, da die Geschichte über eingekesselte amerikanische Truppen in Vietnam ihre Gegner nicht als Dschungelmonster, die aus dem Dunkeln zuschlagen, darstellt. Stattdessen kämpfen auf der anderen Seite des Konflikts auch Menschen, die genauso Freunde, Familien und Frauen haben, die zuhause auf sie warten.
Apocalypse Now Quelle: STUDIOCANAL Der von "Der Ritt der Walküren" begleitete Angriff von US-Helikoptern auf vietnamesische Dörfer in "Apocalypse Now"

Der Irrsinn von Vietnam

Der psychologische Aspekt Vietnams ist auch ein häufig behandeltes Thema. Paradebeispiel hierfür ist "Apocalypse Now"(1979) von Francis Ford Coppola. In diesem begleitet der Zuschauer Captain Willard, Mitglied einer Spezialeinheit, die damit beauftragt wurde, einen verrückt gewordenen Colonel auszuschalten. Bis Willard jedoch dort ankommt, unternimmt er eine Reise durch die Wirren des Krieges, erlebt den Drogenrausch, dem viele Soldaten frönen, Gräueltaten gegen die Bevölkerung und die surrealen Einfälle der Soldaten - so auch das Surfen an einem Strand, der noch von Mörsern beschossen wird. Ein Mammut-Film, in seiner Redux-Version aus dem Jahr 2001 sogar 202 Minuten lang, aber definitiv eine Empfehlung, denn wie der Wahnsinn des Vietnamkrieges dargestellt wird, ist bis heute unerreicht.

Abseits der Front

Viele Filme widmen sich aber auch den politischen Unruhen in den USA selbst, den Protesten gegen den Kriegseinsatz und der Hilflosigkeit vieler junger Männer, die sich vor der Todesfalle Vietnam fürchten. So schildern die beiden Musicals "Hair"(1979) und "Across the Universe" (2007) die Anti-Kriegseinstellung vieler junger Menschen in den vereinigten Staaten, die sich der Hippie-Kultur anschließen, Frieden predigen und Wege suchen, dem Kriegsdienst zu entgehen. Der Action-Film "Rambo"(1982) widmet sich wiederum den Widrigkeiten, die viele heimkehrende Veteranen erlebten als sie aus dem Krieg zurückkamen. Niemand wollte mit den psychisch angeschlagenen Soldaten etwas zu tun haben, sie wurden als Mörder beschimpft. Im abschließenden Monolog des vom Krieg traumatisierten Rambo wird das klar wie sonst selten in Filmen: Er beklagt verzweifelt die Tatsache, dass man ihm im Krieg millionenschwere Gerätschaften wie Panzer und Hubschrauber anvertraut hat - und er jetzt nicht einmal einen Job kriege, bei dem er Autos parken soll. Wer den Film also nicht gesehen hat - nicht nur ein Action-Film, sondern auch eine sehr gute Kritik am Umgang mit den Veteranen des Vietnamkrieges.

Moderne Kriege - Der nahe Osten und andere Schauplätze

Die letzten 15 Jahre sind für die USA militärisch besonders durch die Einsätze im Nahen Osten geprägt. Angeregt durch die Anschläge am 11. September 2001, besonders auf das World Trade Center, das in Bezug auf Tote, Sachschaden und emotionale Wucht am stärksten wirkte, wurde in den USA in Windeseile ein Einmarsch in den Irak bewilligt. Der angegebene Grund: Die Sicherstellung von Massenvernichtungswaffen und die Verfolgung der Verantwortlichen des 11. Septembers. Diese Beweggründe wurden damals wie heute vehement kritisiert, jedoch wurde damals durch die Vetomacht der USA und Großbritanniens eine Verurteilung durch den UN-Sicherheitsrat verhindert. Bis heute wurden keine Massenvernichtungswaffen gefunden, was als Irreführung der Öffentlichkeit gesehen werden kann. Der Krieg wurde zwar 2003 für beendet erklärt, jedoch sind die letzten amerikanischen Truppen erst 2011 abgezogen worden, da die Instabilität der Region bis heute anhält. Merkmal der modernen Kriegsführung: Bombenspezialisten müssen Sprengstoff in dicht besiedelten Gegenden entschärfen. Quelle: EuroVideo Merkmal der modernen Kriegsführung: Bombenspezialisten müssen Sprengstoff in dicht besiedelten Gegenden entschärfen. Prägend ist für die andauernden bewaffneten Konflikte dieser Zeit unter anderem der Einsatz von "embedded journalists", also Kriegsberichterstattern, die einer bestimmten Einheit folgen und so hautnah miterleben, was auch die Soldaten durchmachen. So ein Journalist war auch Mark Boal, der das Drehbuch für den Film "Tödliches Kommando - The Hurt Locker" (2008) geschrieben hat. Durch dieses Miterleben der Ereignisse hat der Film über Bombenentschärfer im Irak eine doku-ähnliche Note erhalten. Während der Film nahezu universal gefeiert wurde - er erhielt sechs Oscars - kritisierten aber viele Veteranen, für die solche Einsätze teilweise nur einige Jahre zurücklagen, oder sogar noch andauerten, die mangelnde Recherche-Arbeit. Falsche Uniformen, Vorgehensweisen und Attitüden reißen so viele, die sich mit dem Militär beschäftigen, aus dem Geschehen heraus. So wird auch klar: Ein guter Film muss nicht automatisch ein akkurater sein.
Josh Hartnett in "Black Hawk Down", beim Beschützen von Verwundeten in Mogadischu. Quelle: Universal Josh Hartnett in "Black Hawk Down", beim Beschützen von Verwundeten in Mogadischu.

Gute Filme, zweifelhafte Geschichtstreue

Ein weiterer Film, der sich einer solchen Kritik stellen muss, ist "Black Hawk Down"(2001), der als Filme über moderne Konflikte nicht den Irak, sondern den Bürgerkrieg in Somalia, besonders die Schlacht von Mogadischu behandelt. Auf der Jagd nach Vertrauten des Milizführers Mohamed Farrah Aidid werden amerikanische Truppen in der somalischen Stadt eingekesselt und müssen ausharren bis Hilfe kommt. Während der Film für sein Bestreben, die Geschehnisse militärisch korrekt darzustellen, samt menschlichen Fehlern und misslungenen Manövern, gelobt wird, ist seine Darstellung der kämpfenden Seiten umstritten. So sind die Somalier im Film nur eine große, gesichtslose Masse, ein Schwarm, ähnlich einem Zombie-Streifen, der über die US-Einheiten herfällt. Hunderte von ihnen sterben, doch der Tod von 18 US-Amerikanern ist jedes Mal eine gewaltige Tragödie. Ebenfalls wird die Feindseligkeit der Milizler fälschlich dargestellt - denn völlig aus der Luft gerissen war der Hass auf die amerikanischen Truppen nicht, da die US-Regierung ein korruptes Regime in der Gegend unterstützte. Zudem wichen die Amerikaner vom Plan der Nahrungsversorgung ab, um stattdessen Mohamed Farrah Aidid zu fassen. So ist am Black Hawk Down am Ende eine packende Schilderung moderner Kriegsführung in all ihrer Asymmetrie, mit hilflos beobachtenden Aufklärungsflugzeugen über eingeschlossenen Soldaten. Doch es ist nicht als neutrale Sicht auf die Ereignisse zu betrachten.

"Jarhead - Willkommen im Dreck" (2005) schildert den zweiten Golfkrieg (ausgelöst durch den Einmarsch irakischer Truppen in Kuwait) in den Jahren 1990/1991, den "Desert Storm" der US-Streitkräfte. Dabei wird ein starker Fokus auf den Alltag der dort stationierten Soldaten geschildert, die für Monate keinen Einsatzbefehl erhalten. So haben sie mit der Langweile trotz ständiger Gefechtsbereitschaft zu kämpfen, unterhalten sich über untreue Freundinnen in der Heimat und unnötige Drills. Diese Unausgewogenheit aus Untätigkeit und folterähnliche Frondienste treibt so manchen Soldaten an die Grenze des Erträglichen. Der ganze Film ist durchzogen von dem Streben "endlich loszulegen", welches jedoch immer wieder enttäuscht wird. So ist der Film auf jeden Fall einen Blick wert, denn er bietet ein würdiges Porträt von Soldaten, die es selten mit Gegnern zu tun hatten, sondern vielmehr mit sich selbst und ihrer Langeweile.

Fazit

So sind wir am Ende unseres Specials angekommen. Dabei sind wir durch die Ruinen Europas über die Inseln des Pazifiks, durch den Dschungel Vietnams bis zu den Wüstenregionen des Nahen Ostens gewandert. Und was nehmen wir dabei mit? Ebenso wie die Wahrnehmung des Krieges sich über die Jahrzehnte verändert hat, so hat sich auch die Sicht auf Filme zu diesen geändert. Denn durch immer stärkere mediale Aufmerksamkeit und Möglichkeiten, die Geschehnisse festzuhalten, ist auch das Streben nach Genaugikeit gestiegen. Wenn der behandelte Krieg nur Jahre zurück liegt oder noch im Gange ist, so ist eine Filmumsetzung einem Minenfeld gleich: An jeder Stelle ist ein Fehler möglich, den unzählige Soldaten beklagen können, die immer noch vor Augen haben wie es im Gefecht war. Im Gegensatz zum Vietnamkrieg tun sich Filme wie "The Hurt Locker" und "Jarhead" auch schwer mit einer politischen Botschaft. So wird in diesen höchstens der Alltag der Soldaten an den Pranger gestellt - nie jedoch ihr Auftrag selbst. Durch die historische Nähe von teilweise nur ein bis zwei Jahrzehnten fehlt hier noch die nötige Distanz, damit sich mehr Studios trauen, ein kritisches Erzählen der Ereignisse zu liefern. Vielleicht erhalten wir in zehn Jahren ein modernes "Apocalypse Now". Oder vielleicht ist das gar nicht möglich - sodass jeder Krieg seine eigene Note, seinen eigenen Umgang in den Hollywood-Filmen besitzt. Man kann gespannt sein wie die neuesten Trends wie zum Beispiel der Krieg mit Dronen die Filmwelt von morgen prägen werden.

Ehrenwerte Film-Erwähnungen:
Three Kings
Forrest Gump
Die Brücke am Kwai
Lone Survivor

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    • Kommentare (2)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von MatthiasBrueckle Anfänger/in
        Sehr gute Beobachtung. Er soll ihn natürlich primär beschützen und davor bewahren in Feindeshände geraten - aber ja, im "worst case" soll er ihn ausschalten, bevor er ihnen in die Hände fallen kann.
        Daraus entsteht auch das Dilemma der Geschichte, denn anfangs hält er noch Distanz, weil er weiß, dass er nicht Freundschaft mit jemandem schließen sollte, den er am nächsten Tag erschießen können müsste.
      • Von MatthiasBrueckle Anfänger/in
        Sehr gute Beobachtung. Er soll ihn natürlich primär beschützen und davor bewahren in Feindeshände geraten - aber ja, im "worst case" soll er ihn ausschalten, bevor er ihnen in die Hände fallen kann.
        Daraus entsteht auch das Dilemma der Geschichte, denn anfangs hält er noch Distanz, weil er weiß, dass er nicht Freundschaft mit jemandem schließen sollte, den er am nächsten Tag erschießen können müsste.
      • Von nuuub Spiele-Enthusiast/in
        http://www.spiegel.de/kul...

        http://www.businessinsider.com/phil-strub-controls-hollywoods-military-access-2014-3?IR=T

        Phil Strub wird in dem Spiegel Artikel erwähnt, als Chef der Film Liaison Unit im Pentagon.

        "Trotz der Wichtigkeit der "Windtalkers" (der Navajo-Begriff für Funker, die, die mit dem Wind reden) dreht sich der Film um einen weißen Marine, der einen dieser Code-Sprecher begleitet und beschützen soll"

        Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, soll er ihn nicht beschützen. Er soll ihn im Notfall liquidieren damit ihn die Japaner nicht lebend in die Finger bekommen.
      Direkt zum Diskussionsende
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