Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben in der Filmkritik: Ein diebisches Vergnügen

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Test Christian Fussy - Redakteur
Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben in der Filmkritik: Ein diebisches Vergnügen
Quelle: Paramount Pictures

In der Abenteuerkomödie "Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben" schart Chris Pine eine Truppe von Heldinnen und Helden um sich, um seine Tochter aus den Fängen einer bösen Zauberin und eines schurkischen Hugh Grant zu befreien. Ob Paramount und Hasbro der große Wurf geglückt ist, oder es sich bei der Verfilmung um einen kritischen Fehlschlag handelt, lest ihr in unserer Kritik.

Filme, die eine große Marke im Namen tragen, entstehen nur selten aus kreativen Ambitionen. Peter Jackson und Fran Walsh, die mit ihren Plänen für Der Herr der Ringe jahrelang von Studio zu Studio pilgerten, um ihre Vision von Mittelerde finanziert zu bekommen, waren die Ausnahme, als das Franchise lediglich aus Büchern und Zeichentrickfilmen bestand. Heute findet die Initialzündung für eine Adaption meist schon in Meetings mit Aktionären und Lizenzmanagern statt.

Auch bei "Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben" stehen die Pläne von Hasbro, das hauseigene Tabletop-Imperium zu einem Multimedia-Franchise auszuweiten, sicher an erster Stelle. Immerhin ist der Spielwarengigant verzweifelt auf der Suche nach Geld. Zuletzt sorgte das Unternehmen mit Plänen für Aufsehen, die offene Lizenz für D&D-Produkte zurückzuziehen, um auch von Inhalten zu profitieren, die von Drittparteien stammen. Die ganze Aktion kam weder bei der Kundschaft noch bei Lizenzpartnern gut an und das Vorhaben wurde auf Eis gelegt. Nebenbei will Hasbro aber auch sein Standbein im Entertainment-Sektor verbreitern und Marken wie Peppa Wutz, Transformers, Magic: The Gathering, Monopoly und G.I. Joe prominent in Kino und TV platzieren.

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Dungeons & Dragons: Featurette stellt die Monster des Films vor

Dass sich Dungeons and Dragons hervorragend als Grundlage für Filme und Serien eignet, ist keine Überraschung, immerhin ist das ganze Prinzip von Pen&Paper-Rollenspielen darauf ausgelegt, dass mit Leichtigkeit neue Geschichten in dem Universum entstehen können. Was allerdings überrascht ist, dass mit "Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben" nicht nur ein unterhaltsamer Film herausgekommen ist, sondern auch, dass dieser angenehm frei ist von nervigem Sequelbait und nutzlosem Fanservice - beides findet sich in anderen Franchises häufig.

Gruppenbild aus Dungeons and Dragons: Ehre unter Dieben. Von links: Justice Smith, Chris Pine, Sophia Lillis, Michelle Rodriguez Quelle: Paramount Pictures

Simpler Plot ohne Schrott: Darum geht's in "Dungeons & Dragons"

Barde Edgin (Chris Pine) und Barbarin Holga (Michelle Rodriguez) sitzen nach einem verhunzten Raubzug im Gefängnis. Nach einem spektakulären Ausbruch suchen sie ihren Partner Forge (Hugh Grant) auf, der das damals gestohlene Artefakt in seinem Besitz und in der Zwischenzeit die Sorge für Edgins Tochter Kira (Chloe Coleman) übernommen hat. Der Dieb ist mittlerweile zum Bürgermeister von Niewinter aufgestiegen und kollaboriert mit der bösen Magierin Sofina (Daisy Head), um seine Macht zu sichern. Edgin und Holga bemerken, dass Forge sie verraten hat und müssen aus seiner Festung fliehen. Zusammen mit ihrem alten Komplizen Simon (Justice Smith, "Detektiv Pikachu"), Druidin Doric (Sophia Lillis, "Es") und Paladin-Volksheld Xenk Yendar (Regé-Jean Page, "Bridgerton") schmieden sie einen tollkühnen Plan, Kira von Forges Einfluss zu befreien - und den frisch gebackenen Bürgermeister von seinen Reichtümern.

Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben in der Filmkritik: Ein diebisches Vergnügen Quelle: Paramount Pictures

Wie eine Kampagne mit Freunden

Das vielleicht Beeindruckendste an "Dungeons & Dragons" ist, wie detailgetreu der Film die Konventionen der Pen&Paper-Vorlage einfängt, ohne sein Publikum mit der Nase darauf zu stoßen oder gar in billigen Meta-Humor zu verfallen.

Ein Großteil der Handlung besteht aus Situationen, in denen unsere Hauptfiguren gezwungen sind, Probleme mit ihren einzigartigen Fähigkeiten und ihrem Wissen über die Welt zu lösen. Bereits in den ersten Szenen erklärt Chris Pines Edgin seine Hintergrundgeschichte, als würde er aus seinem Charakterbogen vorlesen, was aber auch im Kontext der Szene vollkommen Sinn ergibt. Es werden Monster bekämpft, Artefakte mit einzigartigen Kräften geborgen, Pläne geschmiedet und in Fallen getappt. Auch Klassen, Talente und Zaubersprüche der einzelnen Charaktere stammen aus dem offiziellen Regelwerk, dennoch wirkt der Film nie begrenzt durch seine Vorlagentreue.

Der Cast spielt seine Stärken in jeder Hinsicht aus. Chris Pine ist das charismatische Bindeglied, das die Gruppe zusammenhält und mit seiner persönlichen Verbindung zu den Geschehnissen die Sympathie des Publikums auf seiner Seite hat. Michelle Rodriguez ist eine toughe Michelle-Rodriguez-ähnliche-Figur, die ordentlich austeilt. Ihre Holga stellt sich aber, in einer der willkommensten Überraschungen des Films, zudem als das emotionale Zentrum und treue Herz der Truppe heraus. Lillis und Smith dürfen sich als zögerliche Mitstreiter ein bisschen kabbeln und Pages Xenk nimmt die Rolle eines bereits aufgelevelten Superkriegers ein, der unsere Helden ein Stück begleitet und sich zum Mentor für den widerwilligen Edgin erklärt. Seine stoische, aber heroische Performance gehört zu den klaren Highlights des Films. Hugh Grant als exzentrischer Schmierlappen ist dann genau die Art von Darbietung, die man von dem Briten spätestens seit Paddington 2 erwartet. Routuniert, aber durchaus mit Gusto.

Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben Quelle: Paramount Pictures Die Entscheidung, Dungeons and Dragons in Form einer Komödie zu adaptieren, hätte leicht nach hinten losgehen können, erweist sich aber als eine zentrale Stärke. Statt ständig auf die Absurdität gewisser Elemente des D&D-Universums hinzuweisen und sich dann darüber lustig zu machen, lassen die Filmemacher John Francis Daley und Jonathan Goldstein ("Game Night") die Situationen einfach für sich sprechen.

Es gibt augenzwinkernde Gags, die Charaktere rollen aber nicht permanent mit ihren Augen oder signalisieren dem Publikum, wie albern sie alles finden.Eine Welt, in der verschiedene Spezies Romanzen miteinander eingehen, Kreaturen sich von Intelligenz ernähren, Vogelmenschen und Reptiloiden existieren und ein Gelatinewürfel zur Todesfalle werden kann, bietet immerhin genügend natürlichen Nährboden für humorvolle Begegnungen. Trotz des passend verspielten Grundtons wirken die Jokes aber geplant und nicht wie am Set improvisiert, wie es bei US-Komödien manchmal der Fall ist. Die Autoren nehmen ihr Handwerk sichtlich ernst und ehren die klassische Comedy-Struktur aus Aufbau und Payoff.

Ehre unter Filmemachern

Ähnlich diszipliniert geht es bei der generellen Story-Struktur zu. Statt sich am Schluss mit hunderten losen Enden zu verabschieden oder gar die Erschaffung eines verbundenen Franchise im Stil von Marvel und Co. anzudeuten, präsentiert uns "Dungeons & Dragons" eine singuläre, abgeschlossene Geschichte. Unsere Hauptfiguren lernen Dinge über sich selbst und einander, ihre Kameradschaft wächst und wir drücken ihnen die Daumen, den Schurken zu Fall zu bringen und siegreich in den Sonnenuntergang zu reiten. Wie bei einem richtigen Film!

Klar bedeutet das nicht, dass es keine Fortsetzungen geben wird. Vorstellbar wären sogar zahlreiche Spin-offs und Sequels zu den einzelnen Helden oder ihren gemeinsamen Abenteuern. Und nimmt man "Ehre unter Dieben" als Referenz, wäre eine weitere Kampagne mit den gleichen Charakteren sicher auch wieder großer Spaß. Falls wir hier allerdings zum ersten und letzten Mal mit Edgin, Holga und Co. unterwegs waren, hätte die Adaption jetzt schon den Ruf einer der besten Verfilmungen eines Spielefranchise sicher.

Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben in der Filmkritik: Ein diebisches Vergnügen Quelle: Paramount Pictures Das bedeutet nicht, dass es sich bei "Dungeons & Dragons" um transzendentes, das Genre neu definierendes Meisterwerk handelt. Der Film ist ein recht konventionelles, aber spaßiges und sorgfältig umgesetztes Action-Abenteuer mit Humor und liebenswürdigen Figuren. Klar gibt es immer auch Dinge zu kritisieren. So ist Sophia Lillis' Figur Doric etwas unterfüttert. Man merkt an manchen Stellen das für einen Blockbuster dieser Größenordnung vergleichsweise niedrige Budget von 150 Millionen Dollar (laut Variety). Im Finale strapaziert der Film etwas die Glaubwürdigkeit, wie sich eine Menschenmenge in einer unheimlichen Situation verhalten würde. Und unterm Strich sind auch Klischees, die mit Selbstbewusstsein und Charme präsentiert werden, immer noch Klischees. Aber dem Spaß tut das keinen Abbruch.

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Schade drum: Von diesem hochgelobten Film gibt es wohl keine Fortsetzung

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Von einem in diesem Jahr sowohl von Fans als auch Kritikern hochgelobten Film wird wohl keine Fortsetzung geben.

Wenn mal ein Gag nicht zündet, ist das egal, weil die Figuren, die Story und der allgemein spaßige Vibe den Film immer noch locker tragen. Dasselbe gilt für Actionsequenzen oder kleine Charaktermomente. "Ehre unter Dieben" bietet genug Abwechslung, sowohl inhaltlich als auch visuell, um die über zwei Stunden Laufzeit schnell vergehen zu lassen. Durch die Nähe zum Ausgangsmaterial könnte diese Zeit für einige im Publikum sogar den Anfang einer lebenslangen Liebesbeziehung mit Stift, Papier und Würfeln bedeuten. "Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben" erscheint am Donnerstag, den 30. März 2023 in den deutschen Kinos.

    • Kommentare (5)

      Zur Diskussion im Forum
      • Von McTrevor Hobby-Spieler/in
        Also meine Freundin (wollte ihn eigentlich nicht sehen) und ich fanden den überraschend gut. Nicht bahnbrechend, aber bei dem ganzen, oft auch noch handwerklich geschlampten, Einheitsbrei aus Hollywood war das mal erfrischend gute Unterhaltung. Um Längen besser als zum Beispiel John Wick 4.
      • Von McTrevor Hobby-Spieler/in
        Also meine Freundin (wollte ihn eigentlich nicht sehen) und ich fanden den überraschend gut. Nicht bahnbrechend, aber bei dem ganzen, oft auch noch handwerklich geschlampten, Einheitsbrei aus Hollywood war das mal erfrischend gute Unterhaltung. Um Längen besser als zum Beispiel John Wick 4.
      • Von Marc Schmidt Autor
        Ich komme grade frisch aus dem Kino und stimme der Review von dir in allen Punkten zu [Ins Forum, um diesen Inhalt zu sehen]. Besonders, dass Lilis keine Möglichkeit hatte wirklich zu glänzen, fand ich super schade. Ich fand ihren Charakter persönlich sehr spannend und hätte gerne mehr über sie erfahren, besonders nach ihrer gelungenen Einführung.

        Dadurch, dass ich D&D kenne und sich der Film nicht zu ernst nimmt, aber zum Glück nicht zum ein Gag-Feuerwerk verkommt, kann ich über vieles hinwegsehen und so manches, was bei anderen Filmen zu einem Augenroller führen würde, verzeihen. Wie zum Beispiel: Als Simon den "Gehstock" in die Hand nimmt und es plötzlich ein Zauberstab ist, aber so ist das eben manchmal in Kampagnen. Wie von "Zauberhand" wendet sich alles zum Guten ;) Den Abschluss des Films ohne riesigen Cliffhanger, finde ich super. Es ist ein netter Film, besonders für D&D-Fans, aber leider halt auch nicht mehr.

        Was mich aber vielmehr stört, sind die Plotholes, über die ich nicht hinwegsehen kann, dabei möchte ich zwei insbesondere betonen.
        Wieso, verwandelt sich Doric nachdem sie beim Spionieren erwischt wurde, nicht einfach in ein weniger auffälligeres Tier, schließlich wissen wir, dass sie sich auch in kleine unscheinbare Tiere wie Würmer verwandeln kann oder fliegt den Wachen nicht einfach weit über den Köpfen davon. Klar die Verfolgung wird so deutlich szenastischer und ist schön anzusehen. Schwamm drüber. Während ich das noch ignorieren kann, stört mich der nächste Punkt IMMENS.

        Wieso nutzt Simon nicht den magischen Helm, um Sofina ihrer Kräfte zu berauben bzw. wieso kann er von ihr überhaupt gefangen genommen werden. Sollte der Helm nicht sämtliche Magie aufheben? Schließlich wissen wir, dass das Anti-Magie-Armband auch bei ihr wunderbar funktioniert. Wieso also nicht ein mächtiges, einzigartiges, uraltes Artefakt? Dazu kommt, dass wir nicht erfahren, was mit dem Helm passiert? Wurde er von Sofina zerstört? Ist er verschollen? Ich glaube kaum, dass Sofina ein so mächtiges Artefakt einfach zu den anderen Schätzen geworfen oder ignoriert hätte. An dieser Stelle frage ich mich auch, ob es möglich gewesen wäre Holga mit dem Helm zu retten, schließlich scheint die Waffe ja verzaubert zu sein. Aber vllt. wissen da Leute mit mehr Erfahrung bei der D&D-Lore mehr. Außerdem haben wir nie gesehen, dass Sofina wirklich gestorben ist, wieso hat man sie zum Beispiel nicht enthauptet, um auf Nummer sicher zu gehen? Ich hoffe, die Macher bringen sie in einer Fortsetzung nicht zurück, das wäre enttäuschend.
      • Von MarcHammel Spiele-Kenner/in
        Zitat von matrixfehler
        Nein im Ernst, ich freue mich auf den Film, ich werde ihn mir sehr wahrscheinlich anschauen, wenn auch vielleicht nicht im Kino.
        Hab ihn mir vorhin im Kino angesehen. Ohne zu spoilern: Der Film ist anspruchslos und albern. Aber genau deswegen hat er auch Spaß gemacht. Die Gags sind jetzt nicht innovativ, aber auch nicht aufgesetzt. Und bei einigen Szenen musste ich schon hart lachen.
      • Von matrixfehler Spiele-Enthusiast/in
        Lustig. D&D und Rollenspiel in einem Satz zu erwähnen, ist
        wie Diablo mit Charakterentwicklung in Verbindung zu bringen :)

        Nein im Ernst, ich freue mich auf den Film, ich werde ihn mir sehr wahrscheinlich anschauen, wenn auch vielleicht nicht im Kino.
      • Von MarcHammel Spiele-Kenner/in
        Irgendwie freue ich mich ja schon auf den Film. Werd den mir vlt. mal Samstag im Kino geben.
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