Man sollte es Ang Lee vielleicht anerkennen, dass er mit seinem neuen Film auch etwas Neues probieren wollte: Das Kriegsdrama "Die irre Heldentour des Billy Lynn" ist mit einer High-Frame-Rate gedreht, was dem Film einen nie geahnten Realismus verleihen soll. Das tut es leider auch. Der heiß erwartete "Realismus" erinnert in seiner Ästhetik an Onkelchens Videoaufnahmen vom letzten Familientreffen.
Lees Film ist mit Cineasten-Auge scheußlich anzusehen, und bietet auch ansonsten wenig: Die Geschichte des aus dem Irak heimkehrenden US-Soldaten Billy (sehr gut gespielt von Newcomer Joe Alwyn) wird weitgehend in Rückblenden erzählt und bietet nichts, was man nicht schon gesehen hat. Kriegs ist unschön, das wissen wir, die Gesellschaft verlogen und die Soldaten innerlich zerrissen. Die Darsteller sind allesamt überzeugend, aber der Look und das Drehbuch sind für einen großen Kinofilm einfach nicht zu akzeptieren. Visuell will Lee die Zukunft erschließen, aber thematisch liegt er zehn Jahre hinter der Zeit.
Fazit
Außer guten Schauspielern bietet Ang Lees neuer Film nicht viel. Gerade der mit Spannung erwartete HFR-Look wirkt unprofessionell.