Mytho-Logisch? - 7 Filmcharaktere und ihre antiken Vorbilder

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Special Annika Kaßler - Autorin
Mytho-Logisch? - 7 Filmcharaktere und ihre antiken Vorbilder
Quelle: Concorde; Warner; Paramount

Mit "Wonder Woman" und "Thor: Tag der Entscheidung" beehren dieses Jahr nicht nur zwei der heiß ersehntesten Superhelden das Kino, sie bringen auch noch die modernen Adaptionen griechischer und nordischer Gestalten mit sich. Doch was steckt eigentlich hinter Hippolyta, Herkules & Co?

Natürlich wird im Film niemals einfach nur die Vorlage übernommen - wäre sonst ja auch ziemlich langweilig. Die alten Mythen kennen heute zwar nur noch die wenigsten, interessant kann es aber schon sein, Original und Film-Versionen einander gegenüber zu stellen.. So hat Disneys "Hercules" eine ganz andere Version des Halbgottes zu bieten als der gleichnamige Paramount-Streifen, aus Zwangsehen wird die große Liebe und ein Sohn wird fix zur Tochter gemacht.

1. Herkules - "Hercules"

Dwayne 'The Rock' Johnson als Sohn des Zeus. Ob er da wohl noch stärker als sonst ist? Quelle: Paramount Dwayne "The Rock" Johnson als Sohn des Zeus. Ob er da wohl noch stärker als sonst ist? In Paramounts Action-Blockbuster beschäftigt sich zunächst mit den sagenhaften "12 Arbeiten des Herkules". Dabei handelt es sich dem antiken griechischen Glauben nach um zwölf, als unerfüllbar geltende Aufgaben, die der Sohn des Zeus erfüllen musste, um zu einem vollwertigen Gott des Olymp aufzusteigen. Der Film mit Dwayne "The Rock" Johnson schildert die Geschichte etwas anders. Hier wird Herkules aufgrund einer verbotenen Liebe versklavt und kommt erst nach Verrichtung der zwölf Arbeiten wieder frei.

Auch danach ist das Leben dieses Herkules voller Entbehrungen und Probleme. So verpflichten er und seine sechs treuen Kameraden sich letztendlich, für den Kampf gegen den Tyrannen Rhesus das thrakische Heer aufzustellen. Zu spät stellt sich heraus, dass ihr eigener Auftraggeber, König Eurystheus, hinter der Ermordung von Herkules Familie steckt, weil er den legendären Krieger als Bedrohung seiner Machtstellung wahrgenommen hatte.

Das wiederum ufert auf mythologisch belegten Verwandtschaftsverhältnissen: Hera, die Gattin des Zeus,missgönnte dem unehelichen Sohn ihres Mannes seinen angeborenen Machtanspruch und verhinderte, dass Herkules als Erstgeborener seiner Blutlinie das Licht der Welt erblickte. So verhalf sie stattdessen seinem Cousin Eurystheus auf den Thron. Das geht auch im Mythos nicht gut aus, denn niemand anders als der königliche Vetter ist es, der Herkcules die zwölf Arbeiten aufbürdet.

2. Horus - "Gods of Egypt"

Nikolaj Coster Waldau will sich in 'Gods of Egypt' seinen rechtmäßigen Thron von Onkel Seth zurückholen Quelle: Concorde Nikolaj Coster Waldau will sich in "Gods of Egypt" seinen rechtmäßigen Thron von Onkel Seth zurückholen Kaum eine Kultur setzt ihren Göttern so gerne Tierköpfen auf wie die antiken Ägypter. Horus, der meist als Falke oder Mann mit Falkenkopf dargestellt wird, bildet da keine Ausnahme.

Erst in den jüngeren Überlieferungen wird von ihm als Sohn des Osiris und der Isis berichtet. In einigen Varianten galten auch diese beiden, eine der zahlreichen Facetten des Horus sowie dessen ewiger Widersacher Seth und seine Gemahlin Nephthys als Kinder der Himmelsgöttin Nut und des Erdgottes Geb. Für den Fantasy-Blockbuster "Gods of Egypt" hat man sich lieber ersterer Variante bedient.

Besonderen Raum nehmen im 2016er-Streifen auch die Augen des Horus -deren Symbol als eine der bekanntesten Hieroglyphen gilt - ein. Ohne sie ist Osiris Sohn wehrlos den Intrigen seines Onkels Seth ausgeliefert. Erst, als es dem jungen Dieb Bek gelingt, dem rechtmäßigen Pharao zumindest eines seiner Augenlichter zurück zu geben, findet dieser seinen Überlebenswillen und seine alte Stärke wieder.
Tatsächlich haben auch im mythologischen Sinn die Horusaugen große Bedeutung. Zwar gilt der Falkenmann meist als Hauptgott des altägyptischen Brauchtums und Beschützer der Pharaonen. Weit vorher allerdings war er der Herr der Lüfte und als solcher die Inkarnation des Himmels, sein Brustgefieder symbolisierte die Sterne und seine Augen waren die Symbole für Sonne und Mond.

3. Hades - "Hercules"

Beinahe schon beliebt, weil so witzig: Der Antagonist in Disney's 'Hercules' Quelle: Buena Vista Beinahe schon beliebt, weil so witzig: Der Antagonist in Disney's "Hercules" Da haben die Autoren schon zu sehr viel Weichzeichner gegriffen... Ist aber auch logisch: Schließlich ist das Ganze für Kinder gedacht und man sollte vorher kein Lexikon gelesen haben müssen, um die Handlung zu verstehen.In Disneys "Hercules" fühlt sich Hades von seinen Brüdern Poseidon und Zeus betrogen, da er bei der Aufteilung der Welt nur das Reich der Toten - ebenfalls genannt Hades - erhalten hat. An diesem düsteren, einsamen Ort fühlt sich der bläuliche Bösewicht absolut nicht wohl. Stattdessen intrigiert er gemeinsam mit seinen Sidekicks Pech und Schwefel, sowie der hübschen Megara, die dem Gott der Unterwelt ihre Seele verkauft hat, munter vor sich hin. Sein Ziel: Den mächtigen Zeus stürzen und selbst König des Olymps werden. Was ihm an Stärke fehlt, macht Hades durch gezielte Planung und die Unterstützung der archaischen Titanen wett. Durch sein feuriges Temperament und seien ständigen Anspielungen gilt Hades als einer der witzigsten Disney-Bösewichte.

Ganz im Gegensatz zu dieser Film-Version ist der griechische Totengott nicht unbedingt fies oder hinterhältig, führt seinen Job aber durchaus mit einer gewissen Unerbittlichkeit durch. Zwischen ihm und seinen Brüdern gibt es kein grundlegend böses Blut, das ihm allerdings in weit mehr als dieser Verfilmung angedichtet wird. Im Gegenteil: Seinem Bruder Zeus verdankt er nicht nur sein Leben, sondern steht ihm im Kampf gegen die Titanen unter Anführung des gemeinsamen Vaters Chronos treu zur Seite. Von den Göttern des Olymp grenzt Hades sich aber bewusst ab. Es ist überliefert, dass der König der Unterwelt sein Reich kaum jemals verlässt - sich dort also augenscheinlich am wohlsten fühlt.

Übrigens: In der Überlieferung war Megara zwar die Ehefrau des Hercules, das aber nicht wirklich freiwillig. Die Tochter des Königs von Theben wurde von ihrem Vater als Trophäe einer gewonnenen Schlacht mit dem Halbgott verheiratet. Später tötet Hercules Megara und ihre gemeinsamen Kinder im Wahnsinn. Da ist die Disney-Version dann schon kindgerechter ...

4. Hippolyta - "Wonder Woman"

Die Amazonenkönigin Hippolyta ist in 'Wonder Woman' Dianas Mutter Quelle: Warner Die Amazonenkönigin Hippolyta ist in "Wonder Woman" Dianas Mutter Da wird's jetzt ein bisschen schwieriger: Natürlich ist "Wonder Woman" noch nicht erschienen und was genau die Amazonenkönigin da im Einzelnen tun wird, bleibt ein Geheimnis. Klar ist aus Vorab-Infos und Trailer aber Folgendes:
Auf der Amazoneninsel Themyscira zieht Hippolyta ihre Tochter Diana groß. Fernab aller Männer wird das Mädchen von klein auf durch ihre Tante Antiope in die Kunst des Kampfes eingeführt. Das allerdings heimlich, denn die Königin von Themyscira will Diana möglichst von allen Gefahren fernhalten. Als diese dann durch den amerikanischen Piloten Steve auf die Idee kommt, in den Krieg zu ziehen, ist ihre Mutter verständlicherweise alles andere als begeistert.

Eine solche Haltung wäre für ihre altgriechische Vorlage undenkbar. Waren doch die Amazonen dafür bekannt, dass sie ausschließlich zum Zweck der Fortpflanzung alle paar Jahre mit Männern einließen und von den empfangenen Kindern nur die Töchter am Leben ließen. Denen schnitten sie vorsorglich schon im jungen Alter die rechte Brust ab, sodass diese die Mädchen nicht mehr beim Bogenschießen behindern konnte.

Die mythologische Königin der Amazonen selbst ist vor allem dafür bekannt, dass sie von gleich zwei der größten, griechischen Helden entführt wird: Theseus und Herkules. Während Ersterer sie zur Hochzeit zwingt, war der Zweite eigentlich nur an ihren Gürtel interessiert, der sie als Anführerin der Amazonen auszeichnete. Da sie aber durch die Macht der rachsüchtigen Göttin Hera zu einer wahnsinnigen Kampfmaschine mutiert, weiß Hercules sich nicht anders zu helfen, als Hippolyta an Bord seines Schiffes zu schleifen und zu töten. Eine Tochter hatte sie übrigens auch nicht, mit Ehemann Theseus dafür aber einen Sohn.

Witzig machen sich auch die Namenswahl von Wonder Womans Familie: Zwar sind sowohl Antiope als auch Hippolyta bekannte Amazonen, werden aufgrund ihrer ähnlichen Geschichten aber oft als ein und dieselbe Person gezählt.

5. Hela - "Thor: Ragnarok"

Die düstere Hela gibt in 'Thor: Tag der Entscheidung' ihr Debüt. Welche Kräfte hat die Frau, die im Trailer schon Thors Hammer zertrümmert? Quelle: Disney Die düstere Hela gibt in "Thor: Tag der Entscheidung" ihr Debüt. Welche Kräfte hat die Frau, die im Trailer schon Thors Hammer zertrümmert? Ähnliches Problem wie bei Königin Hippolyta: Noch ist nicht hundertprozentig klar, welche Rolle Cate Blanchetts Charakter in "Thor: Tag der Entscheidung" spielen wird. Ein paar Dinge kann man sich aber aus den bisherigen Informationen erschließen: Hela ist ganz klar keine Verbündete von Thor, Odin & Co. Im Trailer wird bereits eindrucksvoll präsentiert, wie sie zuerst den legendären Hammer Mjöllnir ohne mit der Wimper zu zucken in tausend Teile zerspringen lässt- und dass, obwohl eigentlich niemand außer Thor Mjöllnir auch nur heben kann. Ihre einzige Textzeile: "Asgard ist tot", lässt ebenso wenig Gutes verheißen.

Den Tod bringt die mythologische Hel allerdings. Als Herrscherin über die Unterwelt übertrifft sie ihre griechischen und römischen Pendants bei weitem an Grausamkeit. Die Totengöttin reitet auf einem dreibeinigen Pferd und ernährt sich aus dem Knochenmark der, zur ihr gebrachten, Leichen. Des Weiteren wird Hel als äußerst abstoßendes Geschöpf beschrieben. Zwar soll ihre obere Körperhälfte hübsch, weiblich, sogar verführerisch wirken, dafür befindet sich alles unterhalb ihrer Hüften in verschiedenen Stadien der Verwesung. Persönliche Ideale in allen Ehren, aber abstoßend ist Cate Blanchett nun wirklich nicht.

Einige Geschichten sind Hel gegenüber dann auch etwas gnädiger und beschreiben sie als hart, aber gerecht. Zur Götterdämmerung Ragnarök wird sie aber ihre Armee der Toten in den Kampf gegen Asgard führen. Bei einem Filmtitel wie "Thor: Ragnarok" (Im deutschen vor Kurzem geändert) braucht man dann nur noch eins und eins zusammen zählen.

Fun Fact: Mythologisch gesehen ist die Todesgöttin Hel Lokis Tochter. Dass die Filmemacher das ins MCU aufnehmen, ist das dann aber doch sehr unwahrscheinlich.

6. Calypso - "Fluch der Karibik"

Wenige ahnen, dass sich hinter Tia Dalma mehr versteckt, als eine Voodoo-Königin Quelle: Disney Wenige ahnen, dass sich hinter Tia Dalma mehr versteckt, als eine Voodoo-Königin Vielen Fans der Piratenreihe mag das vielleicht gar nicht aufgefallen sein, aber tatsächlich suchten sich auch die "Fluch der Karibik"-Macher Motive aus der griechischen Mythologie.

Naomie Harris Charakter tritt zunächst in Teil zwei als mysteriöse Hoodoo-Priesterin Tia Dalma auf, die Jack Sparrow und Will Turner den Weg zu Davy Jones Zerstörung weist. Erst einen Film später offenbart sich ihre wahre Bedeutung: Tia Dalma ist die menschliche Hülle, in die die launenhafte Meeresgöttin Calypso eingesperrt wurde. Im großen Finale von "Fluch der Karibik: Am Ende der Welt" gelingt es den Piraten, die Geliebte des Kapitäns Davy Jones freizusetzen, woraufhin sie zu monströser Größe anwächst und mit Hilfe ihrer übernatürlichen Verbindung zum Meer einen gigantischen Strudel erzeugt, in dem die Flying Dutchman und Black Pearl ihren letzten Kampf austragen.

Die unglückliche Liebesgeschichte der griechischen Calypso wird in Disneys Blockbuster somit doch eher lose interpretiert. Zunächst: In der Mythologie ist Calypso keine Göttin, sondern eine Nymphe und Tochter des Titanen Atlas, der die Welt auf seinen Schultern tragen muss. Als der Held von Troja, König Odysseus, während seiner Irrfahrt auf ihrer Insel strandet, verliebt sie sich sofort in den klugen Mann. Doch, obwohl sie ihm Unsterblichkeit und ewige Jugend schenken will, weigert Odysseus sich, bei ihr zu bleiben. Nach sieben Jahren muss sie tatenlos zusehen, wie ihr Geliebter seine Sachen packt und sich auf den Weg in seine Heimat macht.

7. Loki - "Thor"

Er ist der geheime Held des 'Thor'-Franchise: Tom Hiddleston als Loki Quelle: Disney Er ist der geheime Held des "Thor"-Franchise: Tom Hiddleston als Loki
Der Adoptivbruder des Donnergottes Thor ist Gegenspieler in gleich drei Marvel-Filmen ("Thor", "Marvel's The Avengers", "Thor: The Dark Kingdom"). Das schaffen nicht so viele lebend. Und auch über die Darstellung des listenreichen Feuergottest gibt es wenig zu meckern:

Besonders lobenswert ist, wie vielschichtig er vor allem in "Thor: The Dark Kingdom" präsentiert wird. Loki ist nicht im eigentlichen Sinne böse. Er gilt mythologisch als Trickster-Figur, also jemand mit einer sehr zwiegespaltenen Persönlichkeit, der die Regeln sowohl für seine guten, moralischen Überzeugungen, aber auch aus Provokation und Launenhaftigkeit bricht. Seine manipulative Ader entsprechen der typischen Trickster-Charakterisierung genauso wie seine gestaltwandlerischen Fähigkeiten.

Unterschiede zur Vorlage finden sich vor allem, was die Familienbeziehungen angeht. Marvels Loki stammt zwar ebenso wie seine Vorlage vom Eisriesen-König Farbauti ab, ist also kein reiner Ase, wurde aber in früher Kindheit vom Götterkönig Odin adoptiert. Erst im Erwachsenenalter erfährt er von seiner wahren Herkunft. Die Offenbarung wirft ihn so aus der Bahn, dass er sich aus Eifersucht

und Machtgier gegen seine vermeintliche Familie -insbesondere Bruder Thor, der ihm immer vorgezogen wurde - wendet. Besonders in "The Avengers" verhält er sich wie ein unreifes Kleinkind, das um sich schlägt, um die Anerkennung zu erhalten, die es von Papa nie bekommen hat. Trotzdem ist in "Thor: The Dark Kingdom" klar zu sehen, auf wessen Seite der Feuergott sich im Ernstfall stellt: Die seines Bruders nämlich. Das bedeutet aber keinesfalls, dass Loki seine Gier nach dem Thron aufgegeben hätte ... Das ist mythologisch nicht so ganz korrekt. Zwar hat auch der germanische Loki zu Odin und Thor eine besonders enge Bindung - allerdings in Form von Freundschaft und Blutsbruderschaft. Familienverbindungen werden ihm in der Edda nicht vorgegaukelt.

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Was haltet ihr davon? Findet ihr mythologische Filmmotive interessant oder entlockt euch das ganze alte Zeug nur noch ein müdes Gähnen?

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