Legenden am Leuchtfeuer - Prolog: So habt ihr die Geschichte von Dark Souls noch nie gehört!

Die From-Software-Spiele sind nicht nur bockschwer und gnadenlos, sondern auch ziemlich kryptisch. Eine klare Quest-Struktur und eine stringent erzählte Handlung? Fehlanzeige! Die Lore hinter der Spielwelt und den Geschehnissen gilt es selbst zu entziffern und sich so einen Reim daraus zu machen, was hinter den Kulissen geschehen ist.

Um euch die komplexen Geschichten näherzubringen, ist unser Autor Malik aus den Minen von Moria in die Welt von Dark Souls aufgebrochen und fasst für euch in mehreren Teilen zusammen, was genau dort eigentlich passiert ist. Also macht es euch am Leuchtfeuer gemütlich und taucht in die Welt von Lordran ein: Wir erzählen die Geschichte aus der Perspektive derer, die selbst vor Ort waren. Den Anfang macht Quelana, die beschreibt, wie das Zeitalter des Feuers begann ...

Ein schmerzliches Lebewohl

Mein Leben veränderte sich, als die erste Flamme eintraf. Die einzige, wahre Flamme. Sie veränderte alles.

Ich ging dicht an der Seite meiner Schwestern, als wir den Abstieg wagten. Tiefer, stetig tiefer, der Flamme entgegen. Der Veränderung entgegen. Sengende Hitze schälte die Haut von meinem Fleisch. Vergebens hielt ich mir die Hand vor das gerötete Gesicht. Schweiß hing in meinen Brauen. Blut trocknete zwischen meinen Fingern.

Mutter Izalith wandelte an vorderster Stelle. Das dunkle Gewand umschloss ihren hochgewachsenen Körper. Sie war es, die uns führte. Sie war es, die unser Schicksal formte.

"Die Ordnung dieser Welt währt nicht länger", flüsterte mir Quelaag während des Gehens zu. Sie berührte das geschwollene Fleisch in meinem Gesicht, als sei dies der Beweis dafür. Verworrene, schwarze Strähne schauten unter ihrer Kutte hervor. "Das Zeitalter der Drachen wird ein Ende finden. Die Welt nimmt Form an", fuhr sie fort.

Ich konnte Tränen in den Augen meiner Schwester erkennen. Daraufhin nickte ich bloß. Warmer Schmerz hielt die Stimme in meiner Kehle zurück. Brandblasen schlängelten sich meine Oberlippe entlang.

"Quelana ...", sie griff nach meiner Hand. "Die Zeit ist reif für Kühnheit." Quelaag drückte meine Hand, bis ich das Gefühl hatte, sie würde taub werden.

Quelle: From Software

Eine zerbrochene, dunkle Seele

Mein Leben veränderte sich, als wir auf die erste Flamme trafen. Die einzige, wahre Flamme. Sie veränderte alles.

Mutter Izalith wandte sich der ersten Flamme zu. Es war ein Anblick voller fremdartiger Kontraste, der sich in meinen Geist brannte: Eine tänzelnde Lichterflut. Ein waberndes Schattenmeer. Hitze. Kälte. Und inmitten dieser Unruhe meine geliebte Mutter, die aus dem Halbdunkel etwas barg. Etwas, das für alle Zeit ihr gehören sollte. Eine Seele.

Mutters blasse Finger wurden vom Feuer zerfressen. Ein unmerkliches Lächeln ließ sich auf ihren Lippen nieder. Sie löste sich von der ersten Flamme und trat an uns Töchter heran. Wir vereinten uns schweigend in einem Kreis.

Mutter hielt die Seele sorgsam in den zusammengelegten Händen, die mit jedem meiner knappen Atemzüge aufloderte. "Mit dieser Gabe erschaffen wir Leben." Dies waren ihre Worte, bevor sie Fragmente jener Seele uns anvertraute.

Das verbrannte Fleisch meines Körpers setzte sich zusammen, bis kein Blut mehr übrig war, nur noch glänzende, aschgraue Haut. Es war das erste Mal, dass ich wahrlich Leben spürte.

Leben. Ein neuer Kontrast in dieser Welt.

Mutter war nicht die Einzige, die eine Seele geborgen hatte. Mein Blick wanderte durch die zähe Dunkelheit. Dort erspähte ich die Umrisse einer grotesken Figur, die sich aus unzähligen Schädel- und Knochenresten zusammensetzte. Ein schwarzer Atem ging von ihr aus. Es war Nito, der Erste der Toten. Mit seiner Seele, die er in seiner knochigen Hand wahrte, erhob er sich zum Gevatter Tod.

Quelle: From Software Tod. Ein neuer Kontrast in dieser Welt.

Ein metallisches Dröhnen erfüllte die Luft. Wir wandten uns dem Ausgang zu. Eine Streitmacht durchquerte die von Stalaktiten durchzogene Höhlenpassage - der ersten Flamme entgegen. Silberklingen lagen schwer in ihren gepanzerten Händen.

An vorderster Front ging ihr König, Gwyn, der schließlich als dritter eine Seele für sich beanspruchte. Damit wurde er zum Herrn über das Sonnenlicht geboren.

Licht. Ein neuer Kontrast in dieser Welt.

Ein Stechen fuhr mir in den Nacken. Verdutzt fasste ich mir an den Hals, stierte in die erdrückende Finsternis, dorthin, wo leise Schritte erklungen waren. Für einen Moment hatte ich geglaubt, dass sich dort etwas regte. Etwas Kleines. Etwas Verstohlenes.

Dunkelheit. Nahezu menschlich. Ein letzter Kontrast in dieser neuen Welt.

Selbst, wenn ich es in diesem Moment noch nicht erahnen konnte: Aus jener dunklen Seele, zerbrochen in zahlreiche Fragmente, würde schon bald die Menschheit geboren werden.

Ein neues Zeitalter beginnt

Mein Leben veränderte sich, als wir der ersten Flamme den Rücken zukehrten. Die einzige, wahre Flamme. Sie veränderte alles.

Sieben Monde vergingen. Uns erreichte König Gwyns dringliche Bitte, ihm bei seinem Kriegszug gegen die Drachen beizustehen. Meine Schwester Quelaag hatte Recht behalten. Mit dem Eintreffen der ersten Flamme endete das Zeitalter der Drachen.

Denn von nun an hielten wir, in dieser neugeborenen Welt, die Macht in den Händen. In einer Welt, die durch die erste Flamme so kontrastreich geworden war.

Ich hielt Bruders Hand eng umschlossen, als wir zum zinnroten Horizont blickten. Ein grässlicher Donnerhall ging mit den Aufschreien der Drachen einher. Mit jedem grellen Lichtblitz, den Gwyn in die Lüfte schmetterte, färbten sich unsere ausdruckslosen Gesichter goldengrau.

Ich bedeutete meinem jüngeren Bruder nicht hinzusehen, als die Drachen unter dem reißenden Wind vom Himmel stürzten. Der Erdboden erbebte mit jedem geflügelten Leichnam. Zwischen Feuer und Blut trieb der letzte Nebel eines vergangenen Zeitalters.

Bruder und ich erreichten mit gehetzten Schritten Mutter, die sich in aufrechter Haltung an einen knorrig-weißen Baum lehnte. Von dort aus überblickte sie die steinige Steppe, in welcher die Schlacht tobte. Ein dunkler Holzstab lag zwischen ihren versteiften Fingern. Ein metallischer Geschmack strömte über meine Zunge.

"Unter den Drachen wurde einer Schuppenloser geboren. Er trägt den Namen Seath." Mutter wandte sich uns zu. Etwas Besorgniserregendes lag in ihren Augen. "Er hinterging seine eigenen, indem er König Gwyn anvertraute, was die Drachen zu töten vermag ..." Sie starrte auf ihre aschgrauen Hände herab. "Es sind Blitze."

Quelle: From Software Weitere Lichtblitze schälten einem Drachen die Schuppen vom Körper und sorgten dafür, dass er sich in der Dunkelheit verlor. Ein warmer Aufwind trieb mir den Rauch in die Augen. Der Gestank von verbranntem Fleisch stieg mir in die Nase.

Es war Reue, die sich in Mutters halbschattigem Gesicht abzeichnete. Dennoch begann sie damit, ihren Holzstab in gleichmäßigen Bewegungen zu schwenken. "Ich gab Gwyn mein Wort", hauchte sie. "Mein Wort, dass das kommende Zeitalter eine Zeit des Feuers sein wird. Eine Zeit des Lebens."

Meine übrigen Geschwister taten es Mutter Izalith gleich und führten ihre Holzstäbe durch die trübe Luft. Schweiß tropfte von meinem Kinn. Auch ich folgte ihren Bewegungen, mit Bruder in meinem Schatten.

Es dauerte nur wenige Atemzüge, bis wir Feuerstürme gewoben hatten, die sich bis zum Horizont erstreckten. Ein Feuer, welches über die weißen Bäume und stürzenden Drachen herfiel. Ein Feuer, welches alles fraß. Denn es lebte.

Mein Leben veränderte sich, als ich mein erstes Feuer wob. Die einzige, wahre Flamme. Sie veränderte alles.

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Wir hoffen, dass euch dieser etwas andere Rückblick gefallen hat! In Kürze findet ihr bei PC Games den nächsten Teil der Reihe, in dem ein Untoter am Rande der Welt in einer modrigen Kerkerzelle erwacht und sich zu Großem berufen fühlt. Bis dahin seid ihr herzlich eingeladen, bei uns am Leuchtfeuer sitzen zu bleiben. So kann euch das Unheil da draußen nichts anhaben.